RE: Brennweitenfaktor bei Minolta RD-175?

#1 von M_Gustav , 18.06.2011 16:41

Hallo mitenand

Ist bei der RD-175 der Brennweiten-Faktor auch 1.5?
Im Voraus vielen Dank für Eure Bemühungen

es grüsst Euch Markus


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RE: Brennweitenfaktor bei Minolta RD-175?

#2 von jolini , 18.06.2011 21:20

ZITAt (MarkGust @ 2011-06-18, 15:41) Ist bei der RD-175 der Brennweiten-Faktor auch 1.5?[/quote]

Nein, ist er nicht. Die RD-175 benutzt 3 "half-inch video CCDs" von 6,4 x 4,8 mm.
"Relay optics are used to shrink down the image size produced by Minoltas's normal 35 mm SLR lenses to 16 x 12 mm." Das bedeutet eine Brennweitenverdoppelung (Faktor 2,0).

Gruß / jolini


"Toleranz ist der Verdacht, dass der andere Recht hat" [Kurt Tucholsky]


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RE: Brennweitenfaktor bei Minolta RD-175?

#3 von matthiaspaul , 18.06.2011 22:36

ZITAt (MarkGust @ 2011-06-18, 16:41) Ist bei der RD-175 der Brennweiten-Faktor auch 1.5?[/quote]
Die RD-175 ist völlig anders konstruiert als heutige DSLRs mit Sensoren im APS-C- oder Kleinbildformat, bei denen anstelle des Films ein Bildsensor liegt.

Stattdessen liegt dort bei der RD-175 eine Relay-Optik, die das virtuelle Bild seitlich umlenkt und in drei Bilder zerlegt, die jeweils von einem eigenen CCD-Sensor aufgenommen werden. Zwei dieser Sensoren sind für die Farbe grün zuständig (wegen der höheren Grünempfindlichkeit des Auges), der dritte für rot und blau. (Außerdem erfolgt dort auch der "Abgriff" für die herkömmliche TTL-OTF-Blitzbelichtungsmessung; das ist der Grund, warum diese Kamera im Gegensatz zu heutigen DSLRs noch TTL-OTF unterstützt.)

Die CCD-Sensoren stammen aus der Produktion für Videokameras und sind jeweils nur 1/2" (4,8 x 6,4mm) groß, also sehr viel kleiner als die heutigen Sensoren. Aber das war halt, was man damals kostengünstig zur Verfügung hatte. Würde man einen solchen Sensor direkt in der Filmebene plazieren, ergäbe sich ein Formatfaktor von 5,4x bezogen auf das Kleinbildformat gegenüber einem Formatfaktor von 1,5x beim APS-C-Format. (Wohl gemerkt: Formatfaktor, nicht Brennweitenverlängerungsfaktor, denn mit einer Verlängerung der Brennweite wie bei einem Telekonverter hat das soweit erstmal nichts zu tun, und vom Bildwinkel mal abgesehen sind die optischen Auswirkungen auch andere.)

Die Relay-Optik sorgt nicht nur dafür, daß das virtuelle Bild, das aus Sicht des Anwenders und der Kamera immer noch in der "ehemaligen" Filmebene fokussiert wird, umgelenkt und weiter nach "hinten" geworfen wird, um dann auf den Sensoren wieder ein scharfes Bild zu liefern, sondern es sorgt auch für die notwendige Verkleinerung des Bildes auf die Sensorgröße. Diese Optik besitzt dafür eine Vergrößerung von 0,4x. Allerdings wird bei der RD-175 nicht das komplette virtuelle Bild in der Filmebene umgelenkt, sondern nur ein Ausschnitt von ca. 12x16mm (andere Quellen schreiben 12x18mm), was einem Formatfaktor von etwa 2x gegenüber dem Kleinbildformat entspricht. Durch diese Kompression und damit Bündelung des Lichts einer größeren bestrahlten Fläche auf die viel kleinere Sensorfläche erhöht sich auch die effektive Empfindlichkeit der Kamera auf erstaunliche ISO 800 (nicht einstellbar). Die größte wählbare Blendeneinstellung ist hingegen die 6,7 und zwar unabhängig von der größten Blende des angesetzten Objektivs - warum das so ist, darüber muß ich selbst nochmal nachdenken, aber offenbar hängt es damit zusammen, daß der Sensor die Relay-Optik und nicht das angesetzte Objektiv "sieht". Und welche Auswirkungen das z.B. auf die Schärfentiefe hat, kann ich so ad-hoc auch nicht sagen. Leider habe ich eine RD-175 noch nie selbst in der Hand gehabt, insofern ist das hier in diesem Fall für mich alles nur "Theorie".

(Zum Vergleich: Andere DSLRs dieser Zeit, etwa die Nikon E-2, verfügten über ähnliche Relay-Optiken, allerdings mit noch ausgeprägterer Kompression, so daß das (nahezu) komplette Kleinbildformat auf diese winzigen CCD-Sensoren projiziert wurde - die hatten dann einen Crop von ca. 1,1x, waren also praktisch Vollformatkameras im Kleinbildformat, obwohl die Sensoren winzig im Vergleich selbst zu den heutigen APS-C-Format-Sensoren waren.)

Viele Grüße,

Matthias

PS. Die angehängten Bilder vom Innenleben einer Minolta RD-175 (aka Agfa ActionCam) habe ich vor langer Zeit mal irgendwo im Netz gefunden, weiß leider nicht mehr wo...


"All the important human advances that we know of since historical times began
have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition."
--Bertrand Russell

http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=13448 (Minolta Forum Thread Index)

Angefügte Bilder:
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RE: Brennweitenfaktor bei Minolta RD-175?

#4 von dct , 19.06.2011 11:36

ZITAt (matthiaspaul @ 2011-06-18, 22:36) ...Außerdem erfolgt dort auch der "Abgriff" für die herkömmliche TTL-OTF-Blitzbelichtungsmessung; das ist der Grund, warum diese Kamera im Gegensatz zu heutigen DSLRs noch TTL-OTF unterstützt...

...Die größte wählbare Blendeneinstellung ist hingegen die 6,7 und zwar unabhängig von der größten Blende des angesetzten Objektivs - warum das so ist, darüber muß ich selbst nochmal nachdenken, aber offenbar hängt es damit zusammen, daß der Sensor die Relay-Optik und nicht das angesetzte Objektiv "sieht"...[/quote]

Interessante Feststellungen. Anscheinend wurde doch einiges der RD-175 Technologie für die RD-3000 übernommen, denn beide Aussagen hier stimmen 1:1 für die RD-3000.

Um den tatsächlichen Crop-Faktor der RD-3000 empirisch zu ermitteln (ist nicht exakt APS ~ Diagonal 1,25), mache ich demnächst ein paar Bilderreihen mit mehreren Objektivwechseln mit der Vectis S-1 und der RD-3000.


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