RE: Verteilung der Schärfentiefe bei Objektiven

#1 von Hawk321 ( gelöscht ) , 21.03.2011 09:41

Hi,

ich habe mir vor kurzem ein Tamron 17-50 2,8 zugelegt und wegen eines Back-Focus gleich wieder eingeschickt.

Nun ist es wieder da und die Bilder sind auch halbwegs scharf, der Fokus passt so weit, aber die Verteilung der Schärfentiefe an diesem Objektiv kommt mir etwas komisch vor.

Nehmen wir an, ich würde auf einem Metermaß die Zahl 5 fokussieren mit einer Blende von 2,8, die 5 wäre scharf, die 6 ebenfalls, die 7 auch, dann würde es leicht unscharf.

Bei 4 wäre es auch noch scharf, aber bei 3 schon leicht unscharf.

Dies ist das Verhalten, das ich bei meinem Objektiv beobachtet habe. Der Verkäufer meinte dazu, das wäre normal, um eine gleichbleibende Tiefenschärfe über das gesamte Bild zu haben, bzw. gleich abfallend, müsse man spezielle Objektive nehmen, diese würden auch u.a. von Nikon angeboten.


Kann das jemand bestätigen?

Danke vorab.


Hawk321

RE: Verteilung der Schärfentiefe bei Objektiven

#2 von stevemark , 21.03.2011 10:43

Der Verkäufer hat recht. Je nachdem, wie die restlichen sphärischen Aberrationen eines Objektivs "gelagert" sind, gibt es entweder nach "hinten" oder nach "vorne" eine etwas untypische Art der Unschärfe. Deutlich sichtbar ist dies z. B. beim MinAF 1.4/50mm oder beim MinAF 1.4/85mm (das von Dir erwähnte Tamron kenne ich nicht). Das Verhalten hat damit zu tun, dass bei nicht perfekt korrigierter sphärischer Aberration entweder vor oder aber hinter dem Schärfepunkt die Unschärfe kringelförmig ausfällt. Im realen Bild ergeben sich daraus die von Dir geschilderten Effekte.

Gr Steve


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RE: Verteilung der Schärfentiefe bei Objektiven

#3 von matthiaspaul , 21.03.2011 11:17

ZITAT(Hawk321 @ 2011-03-21, 9:41) [...] die Verteilung der Schärfentiefe an diesem Objektiv kommt mir etwas komisch vor.

Nehmen wir an, ich würde auf einem Metermaß die Zahl 5 fokussieren mit einer Blende von 2,8, die 5 wäre scharf, die 6 ebenfalls, die 7 auch, dann würde es leicht unscharf.

Bei 4 wäre es auch noch scharf, aber bei 3 schon leicht unscharf.[/quote]
Es ist absolut normal, daß bei mittleren und großen Entfernungen die Ausdehnung der Schärfentiefe in Richtung Kamera kleiner ist als in Richtung Unendlich. Im Nahbereich nähert sich das Verhältnis der Schärfentiefenausdehnung vor und hinter der Schärfenebene jedoch dem Verhältnis 1:1 an, ist also gleichverteilt. Dazwischen gibt es einen kontinuierlichen Übergang.
ZITATDies ist das Verhalten, das ich bei meinem Objektiv beobachtet habe. Der Verkäufer meinte dazu, das wäre normal,[/quote]
Soweit richtig.
ZITATum eine gleichbleibende Tiefenschärfe über das gesamte Bild zu haben, bzw. gleich abfallend, müsse man spezielle Objektive nehmen, diese würden auch u.a. von Nikon angeboten.[/quote]
Eine gleichbleibende Schärfentiefe (nicht Tiefenschärfe) über das gesamte Bild ist unmöglich zu erzeugen, außer vielleicht mit plenoptischen Kameras bzw. Mehrfachbelichtungen mit focus stacking und entsprechender Bildverarbeitung.

Eine vor und hinter der Schärfenebene gleich abfallende Schärfentiefe bekommst Du nur im Nahbereich.

Richtig ist, daß es ein paar Spezialobjektive gibt, mit denen man die Ausdehnung und Charakteristik der Schärfentiefe verändern kann, allerdings geht es dabei weniger um eine gleich abfallende Schärfentiefe, sondern eher um eine "Formung" des Unschärfescheibchens, die Einfluß auf das Bokeh hat - aber das ist eine Wissenschaft für sich. Hier ein paar Beispiele für solche Objektive mit gänzlich unterschiedlicher Bildwirkung:

- Rodenstock Imagon 4,5/120mm NF ("Tiefenbildner" mit Siebblende) und ähnliche Konstruktionen von Fuji und Sima (nicht Sigma!
- Seibold'sches Dreamagon 4/90mm (mit Spaltsegmentblende)
- Minolta/Sony STF 2,8/135mm [T4.5] ("Smooth Trans Focus" mit Apodisationsfilter)
- Nikon DC 2,0/105mm ("Defocus Control" zur Einstellung der sphärischen Über- oder Unterkorrektur)
- Nikon DC 2,0/135mm ("Defocus Control" zur Einstellung der sphärischen Über- oder Unterkorrektur)
- diverse Spiegelteleobjektive (katoptrische und katadioptrische Konstruktionen)

(Gelistet sind nur Objektive für das Kleinbildformat. Es gab aber auch Imagone anderer Brennweiten für diverse größere Formate, ein Dreamagon mit 210mm Brennweite sowie diverse Spiegeltele fürs Mittelformat.)

Viele Grüße,

Matthias


"All the important human advances that we know of since historical times began
have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition."
--Bertrand Russell

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RE: Verteilung der Schärfentiefe bei Objektiven

#4 von matthiaspaul , 10.12.2014 14:44

ZITAT(matthiaspaul @ 2011-03-21, 11:17) Hier ein paar Beispiele für solche Objektive mit gänzlich unterschiedlicher Bildwirkung:

- Rodenstock Imagon 4,5/120mm NF ("Tiefenbildner" mit Siebblende) und ähnliche Konstruktionen von Fuji und Sima (nicht Sigma!
- Seibold'sches Dreamagon 4/90mm (mit Spaltsegmentblende)
- Minolta/Sony STF 2,8/135mm [T4.5] ("Smooth Trans Focus" mit Apodisationsfilter)
- Nikon DC 2,0/105mm ("Defocus Control" zur Einstellung der sphärischen Über- oder Unterkorrektur)
- Nikon DC 2,0/135mm ("Defocus Control" zur Einstellung der sphärischen Über- oder Unterkorrektur)
- diverse Spiegelteleobjektive (katoptrische und katadioptrische Konstruktionen)

(Gelistet sind nur Objektive für das Kleinbildformat. Es gab aber auch Imagone anderer Brennweiten für diverse größere Formate, ein Dreamagon mit 210mm Brennweite sowie diverse Spiegeltele fürs Mittelformat.)[/quote]
Inzwischen gibt es ein weiteres solches Spezialobjektiv, allerdings nur fürs APS-C-Format:

Fujinon XF 1,2/56 mm R APD

http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=35644

Viele Grüße,

Matthias


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RE: Verteilung der Schärfentiefe bei Objektiven

#5 von Minolta2175 , 11.01.2018 12:33

Habe den Simulator bei einem Beitrag im SUF gesehen.
https://dofsimulator.net/en/
Gruß Ewald


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