FAZ und Bild melden, dass die Leitwarte des AKW bereits geräumt wurde und nur noch etwas Notpersonal vor Ort ist. Wer soll da noch irgendwas unter Kontrolle bekommen? Sollte ein Wunder geschehen und die Katastrophe doch noch minimiert werden können, wird es statt einer Strahlenwolke trotzdem Umweltschäden geben, denn das ganze zur Kühlung verwendete Meerwasser wird bestimmt nicht fachgerecht entsorgt werden können, sondert gelangt verstrahlt zurück ins Meer.
Und jetzt gibt es auch noch einen dramatischen Wettlauf der verbrauchten Brennstäbe von Reaktor 4 und den aktiven Brennstäben in den ungekühlten Reaktoren 1 bis 3: Wird der aktive Brennstoff oder der Atommüll am Ende mehr Schaden anrichten?
Traurig die Meldung, dass das THW bereits auf dem Rückzug ist, während Japan die EU um Hilfe bittet, also gerade die jetzt heimfliegenden THWler wieder in Japan gebrauchen könnte? Da hat die japanische Regierung erst gemeint, keine Hilfe zu brauchen, dann fordert sie sie doch an. Möglicherweise ist viel umfangreichere Hilfe notwendig als ein bisschen technische Unterstützung, wie einst in Haiti, mit Trinkwasser- und Grundnahrungsmittel-Hilfe praktisch für alle Betroffenen.
In Wikipedia steht über das große Kaschmir-Erdbeben 2005, dass der beherzte Einsatz aberhunderter kubanischer Ärzte die Not echt zu lindern half, weil die sich als einzige überhaupt in die am schlimmsten betroffenen Gebiete getraut hatten. Am Ende wird die Moral der Geschicht lauten: Auch Regierungen hochentwickelter Länder können auf solche Hilfleistungen nicht großspurig verzichten, wenn sie angesichts einer ungeheuren Katastrophe soviel staatliche Fürsorge wie in der Not irgend geht bieten wollen. Genauso wie sie zur Atomunfall-Schadenbegrenzung alle Hilfe der IAEO annehmen und diese dafür mit allen nötigen Informationen ausstatten sollten. Stattdessen leitet der Regierungschef selber die Bewältigung der Atomkrise, sollte aber lieber besser die gesamte für das Land nötige Hilfe koordinieren und den Atomunfall Spezialisten überlassen.
Dass die Ölpreise in Folge der Katastrophe sinken ist immerhin für den Rest der Welt gut. Vielleicht sinken sie aber auch nur, weil Saudi-Arabien gegen Aufständische sogar in Nachbarländern militärisch vorgeht. Die von uns Europäern so heißgeliebte Stabilität im mittleren Osten - nach gewonnener Konterrevolution werden unsere Politiker auch bei Gaddafi wieder um Öl Schlange stehen, sie haben es so gewollt (keine Flugverbotszone). In ölfreien Ländern wie Ägypten und Tunesien lässt man den Umsturz zu, in Libyen geht es nur ums Öl, egal ob der Aufruhr für oder gegen das Volk ausgeht, Hauptsache Stabilität. Und die von uns so heißgeliebte Stabilität der Energieversorgung insgesamt läßt vermuten, dass die Energieunternehmen alles daran setzen werden, von den 7 stillgelegten Meilern hierzulande so schnell und soviele wie möglich bald wieder am Netz zu haben. Bundesphysikerin Merkel davon zu überzeugen ist ein leichtes für ihre Lieblingslobby, vor allem nach überstandenem Landtagswahlmarathon 3 Monate später. Allerdings brauchen die alternativen Konzepte auf Basis erneuerbarer Energien auch gewaltige Vorarbeiten. Nur müsste man die Regierung auf den Weg zwingen, diesen New Deal zu wagen, statt sich hinter dem doch nur scheinbar sicheren herkömmlichen Energie-Mix zu verschanzen und einzugraben. Sonst gibt es wieder nur einen Ausstieg zum Schein. Und wenn eine kombinierte Atomkraft- und Ölkrise zu Hilfe käme, um neues Nachdenken anzustossen? Die Kohlekumpel könnten sich freuen. Aber Kernkraft, Öl und Kohle scheinen langfristig nicht mehr als Hauptenergieträger zu taugen.