Andreas Feininger hat die Frage "Wodurch wird eine Fotografie gut?" im Jahr 1969 wie folgt beantwortet:
Andreas Feininger - Wodurch wird eine Fotografie gut?
Wodurch unterscheiden sich eure guten Fotos von den mittelmäßigen Fotos?
Andreas Feininger hat die Frage "Wodurch wird eine Fotografie gut?" im Jahr 1969 wie folgt beantwortet:
Andreas Feininger - Wodurch wird eine Fotografie gut?
Wodurch unterscheiden sich eure guten Fotos von den mittelmäßigen Fotos?
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Auch nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit der Fotografie tut es gut, sich wieder einmal so etwas zu Gemüte zu führen. Danke für diesen wertvollen Beitrag!
Peter
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Danke für den interessanten Link! Aus dem langen Text möchte ich den folgenden Abschnitt herausgreifen, weil wir heute dieser Gefahr wohl noch viel mehr erliegen können als vor 40 Jahren:
ZITATUnd im Laufe dieser Analyse stieß ich auf eine bemerkenswerte Tatsache:
Viele dieser Fotos waren technisch unvollkommen, grau, unscharf, verschleiert. Aber weit entfernt davon, daß diese Eigenschaften vom Foto ablenkten, erhöhten sie den Eindruck von Echtheit und Wirklichkeit im Bild und wurden so geradezu zum Mittel des schöpferischen Ausdrucks. Besonders in Fotos, die Gewalttätigkeit, Elend, Krieg, Demonstration, Aufruhr, Slumverhältnisse und unterdrücktes Menschentum betreffen, ergab sich daraus ein Gefühl der Unmittelbarkeit, das in anderen ähnlichen, aber technisch besseren Bildern fehlte. Diese technischen Unzulänglichkeiten gaben ihnen den Stempel echter Wirklichkeit, ein Gefühl von Erregung, das den Ausbruch dieses Ereignisses und die Schwierigkeit oder Gefahr der Lage noch unterstreicht. In gewissem Sinn erinnerten mich diese technisch etwas mangelhaften Fotos an handgefertigte Dinge mit ihren interessanten und individuellen Unregelmäßigkeiten - Gegenstände, die gerade wegen dieser "Fehler" ausdrucksvoll wirken und deshalb oft bevorzugt und mehr geschätzt werden als ihre mit der Maschine hergestellten, technisch vollkommenen Gegenstücke. Die Tatsache, daß eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird wahrscheinlich auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind, zu glauben, daß technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmache.[/quote]
Gruß, clintup
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Ich denke auch, daß wir im Rausch der Pixel-Manie Gefahr laufen, die Authentizität (unserer Bilder und unser selbst) einzubüßen. Zu groß ist die Versuchung nachzuschärfen oder zu beschneiden etc.
Im Ergebnis werden die Bilder gleichförmiger, "perfekter", ohne jedoch den Betrachter zu bewegen, weil im Bildtitel schon die Frage nach der Bildbearbeitung enthalten ist.
Das ist das Schöne an der analogen bzw. ursprünglichen Fotografie.
In diesem Sinne: Lang lebe Minolta!
Tele-M
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Hat man den workflow über die Rohdatenfotografie eingeschlagen, geht man automatisch durch die Mühle des Nachschärfens, der Tonwertanpassung und weiterer Bildbearbeitungsschritte.
Liegen erstmal hunderte RAW Aufnahmen in der lightroom- oder ähnlichen Datenbanken, dann 'erdrückt' der 'Zwang' der Nachbearbeitung und das Gefühl vom authentischen Bild geht ein Stück weit verloren.
Ein Stück weit könnte man sich dem Diafilm-Gefühl des bei der Aufnahme fertig konzipierten Bildes durch jpg-Fotografie wieder annähern, sähe man von der unglaublichen Zahl der Bildparameter-Einstellungen in der Kamera ab, die man schon richtig treffen möchte, um nicht zuviel an technischer Bildqualität zu verlieren. Letzteres Problem führt dann doch wieder zur Wahl des RAW workflows.
Könnte man sich diesem Mechanismus so leicht entziehen, dann könnte man sicher auch so manchem Kameraneukauf entsagen, die fürs Fotohobby aufgewendete Zeit würde würde zu einem höheren Anteil beim Fotografieren und dem Beschäftigen mit dem Motiv liegen, weniger bei der Computerarbeit. Vermutlich würde auch der Spassfaktor steigen. Am Computer sitzt man in vielen Fällen ohnehin den ganzen Tag.
ZITAT(Eugene @ 2009-11-02, 19:48) Vermutlich würde auch der Spassfaktor steigen. Am Computer sitzt man in vielen Fällen ohnehin den ganzen Tag.[/quote]
Die Zeit vorm Computer ist für mich der Hauptgrund, daß ich fast nur jpg mache. Da ist zum einen oft der Zeitdruck, aber auch sonst fehlt mir die Lust zum Nachbearbeiten. Das ist für mich wirklich keine Erholung.
Gruß, clintup
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Gute Fotos sind die, die man gerne anschaut und natürlich wirken. Leider sehe ich häufig Bilder die extrem nachgeschärft wurden und nicht mehr viel mit der eigentlichen Aufnahmesituation zu tun haben.
Um genau auf die Frage zu antworten, wodurch sich gute von mittelmäßigen Fotos unterscheiden: Ich stelle fest, das meine guten Fotos meist die sind, wo ich mir vorher einige Sekunden Zeit für genommen habe. Also vielleicht eine Blende mehr oder doch lieber offene Blende usw. Auch schaue ich öfters erst durch den Sucher, ohne das ich abdrücke.
Es gibt aber auch genau das Gegenteil davon. Es hängt ganz von der Situation ab. Bei einer "Festivität" sind Schnappschüsse einfach gut, da die Fotos wie aus dem Leben gegriffen sind.
Und ich mache generell gute Fotos mit meinen analogen Kameras, weniger mit den digitalen... (duck und weg)
Grüße,
Oliver
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Danke für diesen Link, ein wahrhaftig toller Beitrag!
Man kommt schon ins Denken bei dem Beitrag von Andreas Feininger. Unweigerlich überlegt man: wei fotografierst du eigentlich? Tatsächlich so, wie in dem Link beschrieben oder etwa viel oberflächlicher? Ein Blick auf die Ergebnisse geben einem schon recht schnell die Antwort.
Fotos oder Dias, die ich früher als ganz toll fand (aus emotionalen oder anderen Gründen), betrachte ich heute viel kritischer. Viele davon gefallen mir jetzt nicht mehr besonders.
Das soll nicht heißen, ich fotografiere heute besser als früher. Ich gebe mir jedenfalls Mühe, nach den im Beitrag aufgeführten Kriterien ein "ordentliches" Foto hinzubekommen. Und das genau unterscheidet die guten Fotos von den mittelmäßigen Fotos. Von den letzteren bin ich ein wahrer Meister!
Na ja, genug Spaß, aber Selbstkritik muss sein. In Zukunft werde ich mich an diesen Link erinnern und "mit anderen Augen" an das Motiv herangehen.
Es grüßt
Michael
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Es ist recht deutlich:
In (fast) jedem Technik-Thread loben die Freaks die digitale Fotografie, die ja soooo viel bessere Bildergebnisse liefert als Dia oder Negativfilm. Für reine Pixelzähler mag das ja sogar manchmal zutreffen.
Geht es aber um die eigentliche Fotografie, um eine Auseinandersetzung mit dem Bild als solches - zumal dann Größen wie Feininger Anstöße zum Nachdenken geben - kehrt sich alles um, die manchmal schon sehnsüchtigen Rufe nach der "guten alten Zeit" werden wieder laut.
Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis man vielleicht erkennt, dass man erstens nicht alles, was schick ist, mitmachen muss und dass zweitens die verwendete Technik vollkommen egal ist, nachhaltige Bilder entstehen im Kopf.
Grüße
Erhard
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ZITAT(ebarwick @ 2009-11-04, 8:37) ... und dass zweitens die verwendete Technik vollkommen egal ist, nachhaltige Bilder entstehen im Kopf.[/quote]
Das ist bei mir auch so. Nach der Lektüre dieser interessanten Abhandlung hab i'ch mir auch mal Gedanken gemacht. Die Bilder, die mir besonders gut gefallen, waren eigentlich schon vorher im Kopf fertig. Vieles, was ich erst durch den Sucher analysieren musste, ist hinterher eher Mittelmaß. Wobei ich nicht behaupten kann, dass ich mir generell vor einem Bild viel Gedanken mache. Oft ist das Bild einfach -schwupp- ardon: im Kopf (und im Besten Fall auch genau so in der Kamera).
Vieles aus Feiningers Abhandlung finde ich völlig selbstverständlich. Manches werde ich zusätzlich im Hinterkopf behalten.
Natürlich ist die Technik egal. Was aber im digitalen Bereich einfach besser (oder sagen wir, für mich dunkelkammerlosen Hobbyfotografen erheblich praktischer) ist, ist die Freiheit, das Bild das die Kamera ausgespuckt hat, ohne unüberwindlichen Aufwand an das Bild in meinem Kopf anzupassen. Den das Bild im Kopf berücksichtigt die Kamera nicht immer zu 100%. Und wenn es nur Nuancen im Farbbereich oder im Beschnitt sind.
Aber die Diskussion um digital oder analog ist hier eigentlich o.T. und verblasst ja insgesamt zum Glück immer mehr.
Gruß,
Itscha
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ZITAT(Itscha @ 2009-11-04, 9:07) [...]
Natürlich ist die Technik egal. Was aber im digitalen Bereich einfach besser (oder sagen wir, für mich dunkelkammerlosen Hobbyfotografen erheblich praktischer) ist, ist die Freiheit, das Bild das die Kamera ausgespuckt hat, ohne unüberwindlichen Aufwand an das Bild in meinem Kopf anzupassen. Den das Bild im Kopf berücksichtigt die Kamera nicht immer zu 100%. Und wenn es nur Nuancen im Farbbereich oder im Beschnitt sind.
Aber die Diskussion um digital oder analog ist hier eigentlich o.T. und verblasst ja insgesamt zum Glück immer mehr.[/quote]
Da stimme ich Dir zu, es ist wesentlich komfortabler geworden, dem Bild seinen subjektiven Stempel aufzudrücken. Mit dem Komfort geht leider einher, daß die Effekthascherei leider auch etwas ausgeartet ist. Ich denke da nur an bis an den Rande der Unnatürlichkeit abgewendetes HDRI oder gnadenloses Schärfen bis dem Bild jegliche 'Seele' genommen ist und einfach nur noch technisch glatt daher kommt. Gerade digitalen S/W-Bildern fehlt dann oft der 'Flair', den eine gelungene S/W-Fotografie m.E. ausmacht.
Gruß
Matthias
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ZITAT(anna_log @ 2009-11-04, 12:15) Da stimme ich Dir zu, es ist wesentlich komfortabler geworden, dem Bild seinen subjektiven Stempel aufzudrücken. Mit dem Komfort geht leider einher, daß die Effekthascherei leider auch etwas ausgeartet ist. Ich denke da nur an bis an den Rande der Unnatürlichkeit abgewendetes HDRI oder gnadenloses Schärfen bis dem Bild jegliche 'Seele' genommen ist und einfach nur noch technisch glatt daher kommt.[/quote]
Natürlich. Aber da liegt doch heute -wie früher- der Unterschied. Ein guter "Fotograf" (wenn das Wort das Tätigkeitsfeld noch hinreichend beschreibt) wird eben bei der Nachbearbeitung nicht gnadenlos übersteuern, sondern mit dem notwendigen Gefühl an die Sache rangehen.
Photoshop ist ein Werkzeug wie eine eigene Dunkelkammer auch, lediglich weniger aufwändig und vielseitiger. Man muss halt damit umgehen können. Regler überziehen kann jeder, der weiß wo der Regler ist. Das Gefühl fürs Bild bzw. der gewünschten Wirkung macht doch das gute Foto. Kamera und Photoshop sind nur die Gehilfen. Von daher ist es m.E. grundsätzlich völlig egal, ob digital oder nicht.
Nur mir ist es nicht egal. Den Aufwand für eine eigene Entwicklung hab ich zwar schon mal betrieben, aber nur selten. Photoshop macht kein Dreck, braucht keinen abgedunkelten Raum, keine begrenzt haltbaren Chemikalien - die man auch noch vor seinen Kindern in Sicherheit bringen muss ... ich liebe es
Knowhow und "Gefühl fürs Bild" [womit ich im Prinzip die vorgenannte Feininger-Palette meine und die Treffsicherheit bei der Nachbearbeitung] braucht es in beiden Welten. Und das macht die gute Fotografie. Wobei die Frage, was gute Fotografie ist, sicherlich verschiedenen Auslegungen zugänglich ist. Auch grasse Entwicklungen können u.U. sicherlich auch gute Fotografie sein. Da kommt dann der Geschmack ins Spiel. Und spätestens darüber lässt sich bekanntlich nicht mehr streiten.
ZITATGerade digitalen S/W-Bildern fehlt dann oft der 'Flair', den eine gelungene S/W-Fotografie m.E. ausmacht.[/quote]
Da kann und will ich Dir nicht widersprechen.
Gruß,
Itscha
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klasse Beitrag, sehr lehrreich - danke für den Link.
Regt zum Nachdenken über die eigenen Fotografiergewohnheiten an und gibt einem eine Orientierung hinsichtlich des eigenen Anspruchs und Levels. Werde meine bisherigen und meine zukünftigen Bilder nun vermehrt unter den genannten 4 Aspekten betrachten.
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ZITAT(Itscha @ 2009-11-04, 14:50) Photoshop macht kein Dreck, braucht keinen abgedunkelten Raum, keine begrenzt haltbaren Chemikalien ...[/quote]
Ist mir auch lieber als das Gepansche... Und im privaten Bereich beschränke ich es aufs Nötigste - wie früher.
Grüße
Erhard
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ZITAT(Itscha @ 2009-11-04, 14:50) [...]Aber da liegt doch heute -wie früher- der Unterschied. Ein guter "Fotograf" (wenn das Wort das Tätigkeitsfeld noch hinreichend beschreibt) wird eben bei der Nachbearbeitung nicht gnadenlos übersteuern, sondern mit dem notwendigen Gefühl an die Sache rangehen.
[...] Von daher ist es m.E. grundsätzlich völlig egal, ob digital oder nicht. [...][/quote]
Da stimme ich Dir voll zu.
Gruß
Matthias
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