ZITAT(Giovanni @ 2009-10-29, 17:27) Bei all den berechtigten Diskussionen über eine höhere Fokussiergeschwindigkeit der Dynax 9 und 7 im Vergleich zu den aktuellen DSLRs sollten wir nicht vergessen, dass von DSLRs im Allgemeinen eine höhere Fokussiergenauigkeit erwartet wird als von einer analogen Kamera. Würde Sony einfach das AF-Modul einer Dynax 7 in eine DSLR montieren, wäre der Aufschrei über bei 100%-Betrachtung sichtbare Toleranzen sicher sehr groß. Bei Film war eben i.d.R. nicht die gleiche Präzision der Scharfstellung nötig wie bei einem hochauflösenden Sensor.[/quote]
Ich glaube eigentlich nicht, daß das AF-Modul einer Dynax 9 oder Dynax 7 ungenauer fokussiert, als das in einer DSLR-A700 oder DSLR-A900.
Wenn das AF-Modus der DSLR-A900 ein Motiv "erkennt", fokussiert die Kamera durchaus auch noch schneller als in der Suchlaufgeschwindigkeit. Das kann man z.B. manchmal am Ende eines Suchlaufs beobachten, wo der AF-Motor auf den letzten paar Millimetern nicht abbremst, sondern sogar nochmal aufdreht, um erst dann abzubremsen.
In dem Moment, wo der Autofokus etwas erkennt, verfügt die Kamera über Größen, die das Maß und die Richtung der Fokusabweichung angeben, und kann dann sozusagen "blind" in den Fokuspunkt fahren. Natürlich wird während dieser Zeit fleißig weitergemessen und die "Flugbahn" noch korrigiert - in seltenen Fällen kann es ja auch vorkommen, daß der Autofokus durch regelmäßige Muster getäuscht wurde, und das Objekt kann sich auch noch bewegen. In jedem Fall kann die Kamera mit dem Wissen um den Zielpunkt u.U. schneller fokussieren, als wenn sie jederzeit davon "überrascht" werden kann, gerade dann, wenn man verhindern will, daß die Kamera das Ziel überfährt und dann erst wieder etwas "zurückrudern" muß.
Mit steigender Brennweite wird nun die Schärfentiefe (*) immer kleiner und damit die Zeitspanne zwischen dem Ersterkennen eines Zielpunktes und dem Durchlaufen des Schärfepunktes. Da die Signalverarbeitung nicht unendlich schnell arbeitet, gibt es vermutlich eine kameraabhängig konstante Latenzzeit zwischen dem optischen Erkennen und dem Reagieren. Möchte man verhindern, daß die Kamera das Ziel überfährt, so sollte diese Zeit immer kürzer als die Zeitspanne zwischen dem Erkennen und dem Durchlaufen des Zielpunktes sein. Da letztere Zeit bei konstanter Suchlaufgeschwindigkeit mit zunehmender Brennweite immer kürzer werden würde, wird die Suchlaufgeschwindigkeit vermutlich entsprechend immer weiter reduziert, so daß die Bedingung erhalten bleibt.
Das Problem könnte man dadurch lösen, daß man die Siginalverarbeitungsgeschwindigkeit erhöht. Vielleicht stößt hier im Moment die Rechenkapazität des AF-Moduls an ihre Grenzen, die Dynax 9 verfügt schließlich über sehr viel weniger AF-Felder als die DSLR-A900.
Eine andere mögliche Lösung bestünde wohl darin, ein kurzes Überfahren des Ziels zu erlauben (eine Strategie, die vermutlich die Dynax 9 verfolgt). Da die AF-Geschwindigkeitsunterschiede zwischen der Dynax 9 und DSLR-A900 bei längeren Suchlaufetappen und Brennweiten durchaus signifikant sind, könnte sich das lohnen, schließlich kostet das Nachgreifen nur einen Bruchteil der Zeit, die durch die reduzierte Suchlaufgeschwindigkeit verloren geht. Oder man macht es abhängig vom AF-C- bzw. AF-S-Modus, im ersten Fall könnte manchmal das DSLR-A900-Verhalten vorteilhaft sein, im AF-S-Fall aber wohl immer das Verhalten der Dynax 9...
Viele Grüße,
Matthias
PS. (*) Mit der Schärfentiefe bin ich mir nicht ganz sicher, vgl. Schnittbildindikator. Allerdings ändert das nichts an der grundsätzlichen Überlegung, daß ein Motiv mit zunehmender Brennweite schneller in den "Fangbereich" kommt, und auch schneller wieder draußen ist.
http://www.dyxum.com/dforum/dynax-9-ssm-up...314.html#606314
http://www.dyxum.com/dforum/a900-one-year-...268.html#628268