Forum Übersicht - Fotografische Schwerpunkte » Sonnenuntergang in der Wüste fotografieren

Hallo,
welche Einstellungen muss ich an meiner A1 vornehmen, um im Urlaub einen Sonnenuntergang (in der Wüste!!! aufzunehmen: ISO-Einstellung? Weißabgleich?
Wer hat ggfs. solche Aufnahmen schon gemacht und kann mir seine Erfahrungen weitergeben?

Gruß
Mago

Ich habe keine A1 und war noch nie in der Wueste, wuerde dir aber empfehlen ISO 100 einstellen und eine Belichtungsreihe zu machen.

Nimm doch einfach das Sonnenuntergangsprogramm. Handbuch Seite 58

Nimm ein stabiles Stativ mit, dann hast du die Chance in unverwackeltes Bild zu erhalten.

Bildwirksame Sonnenuntergänge sind selten und schwierig! Dabei ist die Sonne als Ball ziemlich uninteressant. Einzig, wenn sie auf Grund von unterschiedlich warmen Luftschichten ganz tiefstehend fast wie in zwei oder mehrere Teile zerrissen aussieht. Das klappt allerdings eher mit einem sehr starken Tele (ab 400 mm aufwärts...).

Ein paar Tipps, auch in der Wüste (ich kenne die marokkanische und tunesische Wüste aus unzähligen Besuchen):

- Die Sonne muss so tief stehen und durch staubige oder feuchte Luft so schwach strahlen, dass man längere Zeit ohne Schmerzen in sie schauen kann. Anderenfalls hat man eine total überbelichtete Sonne und einen total unterbelichteten Vordergrund. Sonne und Umgebung sollten annähernd gleich hell sein!!!

- Entscheidend ist ein sich klar silhouttenhaft/scherenschnittartig vor dem Horizont abhebendes Objekt im Mittel- oder Vordergrund als fesselnder "Augenpunkt". Zum Beispiel ein abgestorbener Baum (Gibt es auch in der Vollwüste!. Es kann auch ein ganz naher Zweig sein, auf den man fokussiert. Der Sonnenball muss dabei nicht unbedingt scharf sein. Er darf sogar ganz verwaschen/unklar strahlen. Er kann auch hinter dem dicken Baumstamm strahlen und selber verdeckt sein. Die Strahlen um den Baumstamm herum erscheinen als unwirklich goldene Aura.

- Deshalb offene Blende, damit die Telewirkung mit geringer Schärfentiefe zur Geltung kommt. Aber unbedingt lieber auf nahe Objekte fokussieren als auf die Sonne.

- Weitaus interessanter als die Sonne selbst sind genau senkrecht zu ihrer Richtung fotografierte Schatten auf Sanddünen oder Felspartien. Mit einem Weitwinkel auf den Knien ganz nah ran ans Wüstengrasbüschel fast wie bei einem Makro und auf dieses Büschel fokussieren. Im Hintergrund verschwommen, aber gut erkennbar die Rippelmarken der Düne und ihre Schatten. Ein Polfilter verstärkt hier die grandiose Stimmung! Damit ernten Sie viel interessantere, ja spektakuläre Fotos als die einfach und unbedarft in die (knalle) Sonne haltenden Mitreisenden...

- Weiter entscheidend ist der Zeitpunkt! Am besten war für mich immer der Morgen, also SonnenAUFGANG. Der optimale Zeitpunkt ist äußerst kurz!!! Er beträgt nach meinen vielen Erfahrungen mit missglückten Versuchen meist weniger als 1 Minute! Manchmal sind es sogar nur Sekunden! Dann ist der "Spuk" vorbei.

- Sehr oft ist es VOR Sonnenaufgang oder NACH Sonnenuntergang noch viel interessanter als mit bereits über dem Horizont stehender Sonne. Gerade in der Wüste habe ich vor Sonnenaufgang bessere Fotos gemacht als nach Sonnenuntergang.

- In unseren Breiten kann man jedoch kaum abschätzen, ob der Aufgang was wird. Gar oft musste ich wieder unverrichter Dinge einpacken. Das Frühaufstehen hatte sich nicht gelohnt. Also: Einen guten Sonnenaufgang kann man kaum vorhersagen. Allerdings wird man in der Wüste morgens meistens belohnt...

- Anders beim Sonnenuntergang (bei uns)! Den kann man schon lange vor Untergang abschätzen: Wird's was, oder wird's nichts. Und dann gibt es die kurzen, spannenden Momente nach Untergang: Bringt die hohe Bewölkung noch Effekte durch Beleuchtung "von unten"? Ganz toll auch das farbige Wellenspiel auf einem See oder Tümpel, der das wechselnde Licht der Wolken reflektiert... Aber bitte nur auf diese Wellen halten; auf keinen Fall Boote oder Ufer im Bild zulassen!

- Stativ? Nicht unbedingt, da man ja mit offener Blende kurze Belichtungszeiten hat. Ich nehme in der Wüste höchstens ein Einbeinstativ mit. Das reicht für meine Zwecke völlig aus. Denn bis ich ein sperrigres Dreibein aufgestellt und eingerichtet habe (was dann im entscheidenden Moment im Sand versinkt...), sind die schönsten Momente weg! Denken Sie stets daran: Die optimalen Momente sind sehr kurz!!! Super Fotos kriegen Sie durchweg nicht mehr als 3 bis 5 verschiedene pro Auf-/Untergang in den Kasten! Der Rest ist schon wieder Ausschuss...

- Machen Sie unbedingt Belichtungsreihen! Gerade bei Sonnen-Auf- und -Untergang kann man mit der Belichtung böse daneben liegen.

- Fotografieren Sie zusätzlich unbedingt in RAW!!! So können Sie farblich oder belichtungsmäßig total daneben liegende Fotos im Nachhinein fast verlustlos retten! In JPEG sind bereits viele Türen zu! Da gibts fast nichts mehr zu retten!

Hi,

hier ein Beispiel eines Sonnenuntergangs in der Steppe, bei dem ich mich teilweise an die von WinSoft gerade beschriebenen Regeln gehalten habe. Auch wenn das Motiv nicht unbedingt spektakulär ist, so denke ich es ist mir zumindest belichtungstechnisch einigermaßen gelungen.
Sonnenuntergang


Kur zu den technischen Daten: Dimage A200, A-Modus, Bel-Korr. -1.3 (das kann je nach Situation variieren, in diesem Fall wollte die Automatik partout heller belichten) und Einbeinstativ. Details stehen in exif.
Und der geeignete Moment hat tatsächlich nicht lange gedauert.

Gruß

a m

@Mago
Die Bildgestaltungstips von WinSoft sind klasse. Das er öfter in Marokko unterwegs war/ist, ist ja bekannt, die Tips stammen daher von einem wirklichen Profi!

Robert hat aber auch recht: Auch wenn es "unsportlich" scheint, die Sonnenuntergangsautomatik der A1 hat m.E. nach ihre Berechtigung!