ZITAT(koeroe @ 2007-10-14, 12:44) Denn , sind wir mal ehrlich, die anderen Methoden wie Vorblitz und ADI sind ja letztendlich nur Krampflösungen.[/quote]
Oh, das sehe ich anders. Jede Methode hat Vor- und Nachteile (siehe meine oben verlinkte Gegenüberstellung).
ADI hat eigentlich das Potential, genau das zu erreichen, was Du mit Deiner Leitzahlrechnung auf Entfernungs- und Blendenbasis auch machst, eine von der Oberflächenbeschaffenheit des Objekts unabhängige technisch richtige Blitzbelichtung hinzubekommen, und zwar ohne, daß es zu Unterbelichtung durch eine extrem stark reflektierende Oberfläche oder zu Überbelichtung durch eine stark lichtschluckende Oberfläche kommen kann. Dies bieten weder TTL-OTF noch P-TTL, da ihnen die Entfernungsinformation fehlt, um sowas überhaupt "beurteilen "zu können. Andererseits ist die technisch richtige Belichtung nicht immer auch die fotografisch richtige Belichtung und kann u.U. auch den Kontrastumfang des Films/Sensors überfordern.
Beispiel: Wenn Du mit TTL-Blitzmessung (egal ob TTL-OTF oder P-TTL) in einen Spiegel fotografierst, bekommst Du zwar ein insgesamt unterbelichtetes Bild, aber dafür ist "der Blitz selbst" richtig belichtet. Es hängt halt davon ab, ob der Fotograf jetzt den Blitzreflektor richtig belichten oder ein Selbstportrait schießen wollte. ADI würde in diesem Fall den Fotografen richtig belichten. (Da der Phasendetektions-Autofokus der Kamera auch nicht auf den Spiegel, sondern auf das Motiv scharfstellen würde, würde die an die Entfernung gekoppelte ADI-Steuerung sich ebenfalls am Motiv, nicht am Spiegel orientieren.) In der gleichen Situation würde TTL einen richtig belichteten Blitzreflektor in einem sonst fast schwarzen Bild produzieren. ;-)
In der Praxis arbeitet ADI wohl nicht nur entfernungsbasiert, sondern bezieht TTL mit ein, führt also zu besonders ausgewogenen Blitzbelichtungen.
Die beiden TTL-Meßmethoden haben auch jeweils spezifische Vor- und Nachteile:
TTL-OTF kann noch auf Änderungen in der Beleuchtung nach dem Druck auf den Auslöser reagieren. Andererseits ist damit nur eine vergleichsweise rudimentäre Form der Mehrfeldblitzmessung möglich (immerhin 4 Meßwaben bei der Dynax 9 und Dynax 7).
P-TTL benötigt durch den Vorblitz zwar etwas Vorlauf, dafür kann die Blitzbelichtung aber auf die volle Wabenfeldmessung (14 Meßwaben bei der Dynax 9 und Dynax 7, 40 bei der Alpha 100) zurückgreifen und so eine motivabhängig viel treffsicherere Wichtung der Meßzellen erreichen. Darüberhinaus ermöglicht erst P-TTL eine Kurzzeitsynchronisation mit Schlitzverschlußkameras; für TTL-OTF ist bei Erreichen der Synchronzeit (1/125 - 1/300s) Schluß, P-TTL und ADI arbeiten hingegen auch noch mit 1/12.000s.
Das blitztechnische Optimum wurde sicherlich bei der Dynax 7 und einer mit SSM/ADI-Upgrade ausgestatteten Dynax 9 erreicht: Was die Möglichkeiten der Blitzmessung selbst angeht, liegt das Optimum klar bei der Dynax 9, die sogar eine Spot-TTL-OTF-Messung bietet. Was hingegen die Flexibilität bei der ADI-Messung angeht, ist die Dynax 7 mit ihrem zusätzlich eingebauten Entfernungsencoder potentiell im Vorteil, denn bei der Dynax 9 funktioniert das prinzipiell nur mit (D)-Objektiven. (Ob die Dynax 7 diesen Vorteil auch nutzt, ist mir nicht bekannt.) Grundsätzlich sind die analogen Gehäuse den DSLRs gegenüber im Vorteil, da sie eben TTL-OTF mit P-TTL und ADI kombinieren können, wohingegen TTL-OTF bei den DSLRs bisher nicht möglich ist, ADI dort also nur mit P-TTL kombiniert werden kann. Aber das heißt natürlich nicht, daß man mit zukünftigen Sensoren nicht auch bei DSLRs etwas der klassischen TTL-OTF-Messung Entsprechendes erreichen könnte. Potentiell böten sich hier sogar noch weiterreichendere Möglichkeiten als beim klassischen Ansatz, denn man könnte eine Kombination aus "P-TTL" und "TTL-OTF" auch bei bereits geöffnetem Verschluß realisieren - Minolta hält darauf sogar Patente, wie ich bei meiner eigenen Patentrecherche zu diesem Thema feststellen mußte... ;-)
Viele Grüße,
Matthias