Hoi Tetra,
ich habe solche Übungen in der Wissenschaft des Objektivtestens selbst versucht durchzuführen. Und ich glaube,
ich bin darin gescheitert - schon alleine, weil mir die Sucherlupe die 50 oder 60 Euro nicht wert war. Aber mir geht
es inzwischen besser! Mir fallen nämlich beim Betrachten meiner Bilder diejenigen auf, die sich durch besonders detail-
reiche Abbildung auszeichnen.
Dabei sind insbesondere die Normalobjektive durch die Bank aller erste Sahne. Wenn ich weiß, daß ich Blende 2
brauche, weil es wegen der Tiefenschärfe nötig ist, nehme ich den 1.2/58 Klotz mit (oder wenn ich vermute, daß
es ein einmaliger Ausflug durchs Appenzell o.ä. werden könnte). Das 1.2/58 ist ein Traumobjektiv. Mich verwundert,
daß dir das nicht schon nach den ersten paar Bildern, die du damit gemacht hast, aufgefallen ist.
Ja, es wird oft behauptet, es sei offen weich. Mir scheint aber eher, daß es einfach ganz schön schwierig ist, ein
Objekt zu finden, dessen Oberfläche so gebogen ist, wie die Fokalebene des Objektivs. Dann ist es oft zu dunkel,
als daß man wirklich scharf stellen könnte. Ab Blende 2 geht es aber schon viel besser. Was bei den hohen Öffnungen
schon ein wenig schwächer wird, ist der Kontrast. Aber das kann je nach Situation auch schon mal gut sein.
Auch wenn es für ein Objektiv schwieriger ist, einen hohen Kontrast her zu zaubern.
Nach meiner Meinung ist das MD Rokkor 1.7/50 (das MC gilt aber als gleich gut, was nicht verwundert, da die
Konstruktion offenbar die selbe ist) der ideale Begleiter zum MC 1.2/58, denn es ist viel weniger empfindlich in Bezug
auf Gegenlicht.
Normalerweise habe ich aber trotzdem eher das MC 1.4/50 dabei, wobei ich dann allerdings heikle unscharfe
Hintergründe vermeide. Ansonsten ist ein MD Rokkor 1.4/50 mit 49mm Filterdurchmesser das einzige Normalobjektiv
von Minolta, das mich je enttäuscht hat (OK, mit dem MD 1.2/50 bin ich noch nicht fertig mit dem Testen).
Aber zurück zur Praxis: ich habe ein paar Lieblingsobjektive, die mich immer wieder begeistern. Daß das MC 1.2/58
ganz vorne mit dabei ist, ist wahrscheinlich schon aufgefallen. Als nächstes kommen dann die 24iger. Ich hab drei
Stück: ein frühes MC, das ich habe vom Pilz befreien lassen, ein frühes MD und ein ebenfalls frühes (aber abgeschabtes)
MD W.Rokkor VFC. Alle drei liefern in meiner Hand gleiche Ergebnisse.
Wenn du magst, kannst du ja mal hier schauen.
Die verschiedenen 35iger sind auch sehr gut. Aber in meinen Augen nicht so herausragend wie die besten 50iger und die
24iger. Auch das MD W.Rokkor 2.8/28 (ab Blende 4..5.6) und das MD W.Rokkor 2/28 sind ganz toll. Aber sie passen nicht
in mein Standardset, das eigentlich immer ein 24iger enthält. Ich hab noch das MC 4/17 und das frühe MD 2.8/20. Die
sind beide nicht schlecht, haben aber bei weitem nicht die Klasse der 24iger. Das 17er hat in den Ecken schon heftig mit
Verzerrungen und mit Farbsäumen zu tun. Und dem 2.8/20 fehlt die Brillianz des 24iger, ohne dass es erheblich mehr
Bildwinkel liefern würde. Aber ich bin wahrscheinlich eh nicht der begnadete Weitwinkelphotograph, so daß mein Urteil
hier mit Vorbehalt stehen soll.
Bei den Teleobjektiven hab ich normalerweise ein MC Tele Rokkor 2.8/135 und ein Tokina AT-X 2.5/90 dabei.
Die 135iger sind in meinen Augen alle ganz prima. Das alte MC Tele Rokkor scheint mir etwas weniger schaft zu sein -
allerdings stellt es die Unschärfe herausragend dar. In der Disziplin empfiehlt Olaf das ältere MC 2.5/100 (da will ich
nicht widersprechen) und es gehören für mich das MC 1.7/85 (mein Liebling: Berg und Tal! und das MC 3.5/200.
Das MC 1.7/85 kann ganz bezaubernde Farben auf den Film bannen.
Das 100er für mich ist ein sehr schönes Objektiv, das aber ich aber doch selten dabei hab. Wenn ich mit 24/35/50(58)/85/100/135/200
unterwegs bin, dann ist das 100er normalerweise das MD Macro Rokkor 4/100. Das ist ebenfalls ein Überflieger! Nur, wenn das
Tokina (wahrscheinlich wegen der Lichtstärke) nicht so sensibel auf Gegenlicht reagieren würde (und eine etwas befremdliche
Farbenbalance hätte) dann würde das Tokina in der selben Liga spielen - in der ersten.
Ich versuche mir öfters Notizen über Objektiv, Kameraeinstellung und Situation zu machen. Das hat mir schon sehr geholfen,
Zutrauen zu meinen Objektiven zu finden. Und dann ebenfalls die Erkenntnis zuzulassen, daß ich mit dem 135iger aus der
Hand eben keine absolut scharfen Bilder hinbekomme (von den längeren Tüten ganz zu schweigen). Ich sehe mir die Bilder
normalerweise anhand der Scans an (bei 4000 dpi mit einem guten Filmscanner, früher von 5600 dpi heruntergerechnet).
Auflösung die den Minoltaobjektiven gleicht, hab ich z.B. in den Planaren 2.8/80 und 3,5/100 gefunden (für die Hassie). Das sind
im optimalen Fall dann Bilder, wie von einer anderen Welt!
In jedem Fall hat mir die wunderbare Haptik und die exzellenten Ergebnisse der Rokkore die Lust, ein anderes System
auszuprobieren (die Versuchung ist im digitalen am größten) total verdorben.
Viele Grüße
Peter
PS: es sind natürlich noch einige sehr gute Objektive unerwähnt geblieben. Das MC/MD 4/200 z.B. (gutes allround 200er), oder das
MC 1.4/58 (gehört in die zweite Reihe bei den 50iger - die anderen sind halt so irrsinnig gut - aber ist auch nicht schlecht). Noch nicht so richtig ausprobiert hab ich
auch das 3.5/50 Macro. Das sollte im Gegenlicht eigentlich super toll funktionieren. Nun ich freue mich schon auf die Entdeckungen,
die ich da in meiner Sammlung noch machen kann...