ZITAT(u. kulick @ 2010-12-22, 11:59) ... ob diese "Test-Industrie" Ergebnisse zeitigt, die wissenschaftlichen Kriterien überhaupt standhalten ...[/quote]
Vermutlich schon.
ZITAT(u. kulick @ 2010-12-22, 11:59) oder überhaupt von Nutzen sind.[/quote]
Das ist eine gute Frage!
ZITAT(u. kulick @ 2010-12-22, 11:59) Aber Koren stellt weiter unten auf der Seite seine selbst entwickelte Objektiv-Test-Chart zur Verfügung und noch weiter unten eine Methode, Messaufnahmen des Charts mit einer kostenlosen Public-Domain-Software ImageJ zu untersuchen.
...[/quote]
Für mich persönlich sind Testcharts ungeeignet, um das Leistungsvermögen eines Objektivs sinnvoll zu beurteilen. Schlussendlich entscheidet bei mir das Bild -
1) Kommen die Details? In der Mitte, am Rand, in den Ecken? ... und wie hängen sie von der Blende ab? Stören Farbfehler?
2) Wie kommen die Details für den jeweiligen Einsatzzweck: zu flau, richtig, oder zu kontrastreich?
3) Wie sieh die Hintergrund (un)schärfe aus (Bokeh)?
4) Stören Reflexe und Überstrahlungen?
5) Stört die Vignettierung beim jeweiligen Einsatzzweck? Oder verbessert sie die Bildwirkung?
6) Stört die Verzeichnung beim jeweiligen Einsatzzweck - oder ist sie irrelevant?
7) Sind Gewicht und Grösse angenehm?
8) Wie läuft die Fokussierung, und zwar per AF und manuell?
9) und nicht zuletzt - wie fühlt sich das Fotografieren mit dem jeweiligen Objektiv an (Wertigkeit, Haptik, ... vielleicht auch Farbe usw.)?
Ich habe ja nicht zuletzt deswegen begonnen, Bilder zu vergleichen, weil die von der Testindustrie erzeugten Punktebewertungen schlussendlich immer wieder dermassen unsinnig (d. h. meiner praktischen Erfahrungen widersprechend) waren, dass ich sie einfach als wenig oder gar irrelevant als für den Fotografen ansehen musste - und gelegentlich sogar offenkundig als falsch.
Will man ein Objektiv umfassend werten, so muss man längere Zeit mit ihm gearbeitet haben. Ich bin gerade dabei, für eine neue Serie im Fotospiegel historische Zeiss-Objektive näher anzuschauen. Diese Objektive würden wohl bei jedem Industrie-Test komplett durchfallen - und doch eignen sie sich bestens, um wunderbare Bilder aufzunehmen.
Die Fach-Tests sind so "wissenschaftlich" geworden, dass sie nicht mehr viel aussagen; im Gegenteil - sie verhindern, dass "charaktervolle" Objektive (und damit meine ich nicht "schlechte"!! vom geneigten Fotografen zur Kenntnis genommen, ausprobiert, geschätzt und kreativ genutzt werden. Damit fördert die Testindustrie eine uniforme und schlussendlich langweilige Auslegung der Objektive.
Hier neben mir steht ein Takumar 4/100mm Macro mit M42 Anschluss, das ich an die A900 adaptieren kann. Die Bildwirkung ist komplett verschieden von derjenigen des MinAF 2.8/100mm Macro: viel feiner, sanfter, kontrastärmer - aber mit eher mehr Details als beim Minolta. Das Pentax Takumar 4/100mm ist ein Heliar, also ein modifiziertes Triplet; also ganz anders aufgebaut als das MinAF 2.8/100mm. Gerade eingetrudelt ist ein frühes Pentax Takumar 2.3/35mm, das wunderschön zu leichten Übertrahlungen neigt, und - man höre und staune - wesentlich weniger CAs als das MinAF 2/35mm oder gar das Sony 1.4/35mm hat. Auch das Bokeh ist sehr gut. Im Labor oder mit Testtafeln würde es wohl durchfallen.
Genau aus diesen Gründen habe ich für das Alpha-Systembuch auch keine einzige Testtafel fotografiert, aber (bis auf eine Handvoll Ausnahmen) mit jedem einzelnen Objektiv zahlreiche Aufnahme in der Praxis gemacht. Wenn dann zwischen zwei Objektiven fast keine oder gar keine Unterschiede auszumachen sind, so steht das auch so in der Beurteilung - obwohl der Testtafelmarathon sicherlich einen Sieger kreiert hätte...
Gr Steve