Wie wohl jeder weiß, gibt's (bzw. gab's /sad.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="sad.gif" /> ) im Minolta-Programm auch eine Sucherlupe ... genauer: ein Sucher-Fernrohr. Denn optisch funktioniert das Ding genau wie ein Fernrohr; man kann es auch prima z. B. als Miniatur-Opernglas zweckentfremden. Beim bestimmungsgemäßen Gebrauch vergrößert es die Mitte des Sucherbildes gut zweifach. Dazu wird es auf eine virtuelle Entfernung von 1 m fokussiert, denn in dieser (scheinbaren) Entfernung erscheint das Sucherbild im Okular. Deshalb strenggenommen "Fernrohr" und nicht "Lupe" ... das aber nur nebenbei; jeder normale Mensch wird das Ding selbstverständlich weiterhin Sucherlupe nennen.
Ich weiß gar nicht, ob es für die alten Minolta-Kameras der SR-Reihe aus den frühen '60er Jahren, mit runder Okularfassung, schon Sucherlupen gab ... aber seit etwa Mitte der '60er sind die Okularfassungen viereckig, und die Sucherlupe für diese Okularfassung heißt "Sucherlupe V". Ob es Vorgängermodelle mit Namen "I" bis "IV" gab, entzieht sich meiner Kenntnis ... jedenfalls habe ich solche noch nie gesehen.
Wahrscheinlich aber ist das V gar nicht als römische Ziffer 5 zu verstehen, denn sonst hätte das Nachfolgemodell ja "VI" heißen müssen. Tut's aber nicht, stattdessen heißt's "Sucherlupe VN". Es kam Ende der '70er auf den Markt und ersetzte seinen Vorgänger. Das "N" steht vermutlich für "neu" bzw. "new". Somit gibt es aus heutiger Sicht auf dem Gebrauchtmarkt zwei Minolta-Sucherlupen zur Auswahl, die V und die VN.
Um 1984 herum kaufte ich bei einem Fotohändler in Hamburg für stolze 64 DM eine Sucherlupe VN, die ich seitdem regelmäßig benutze. Vor ungefähr zwei Jahren erstand ich aus einer Jäger-und-Sammler-Laune heraus eine praktisch neuwertige Sucherlupe V für 'n Appel und 'n Ei bei eBay, die seitdem unbenutzt herumliegt. Heute kam ich auf die Idee, die beiden einmal zu vergleichen.
Die V hat eine schlichte Fassung aus schwerem Metall (vermutlich Messing), und auch der Aufsteckflasch, der auf den Okularrahmen der Kamera geschoben wird, ist aus Metall (augenscheinlich Aluminium). Dem Minolta-Buch II von Josef Scheibel kann entnommen werden, daß die Optik immerhin vier Linsen in drei Gruppen besitzt. Der Dioptrienausgleich reicht von -5,4 bis +4,2 dpt.
Die Fassung der VN hingegen besteht einschließlich des Aufsteckflansches fast komplett aus Kunststoff; nur die Achse des Klappscharniers ist ein Metallstift. Die VN kann nämlich hochgeklappt werden, wenn sie auf's Okular gesteckt ist -- eine Eigenschaft, die nützlich erscheint, aber nicht ist, weil das Abziehen und wieder Aufstecken paradoxerweise leichter und schneller geht als das Hoch- und Runterklappen. Trotz der im Vergleich zur V etwas billig wirkenden Kunststoffassung sieht meine VN nach über 20 Jahren regelmäßigen (wenn auch schonenden) Gebrauchs fast aus wie neu; auch der Sitz am Okular ist immer noch satt und spielfrei. Einen Mangel an Robustheit kann man ihr also nicht nachsagen. Die Metallfassung der V wirkt wertiger, doch der Kunststoff der VN stellt keinen praktischen Nachteil dar. Der Dioptrienausgleich reicht von -7,5 bis +3,1 dpt. Über den optischen Aufbau der VN konnte ich keine Angaben finden. Auf jeden Fall ist es nicht dieselbe Optik.
Denn sowohl Front- als auch Hinterlinse der VN sind größer als die der V, und dasselbe gilt für die Ein- und Austrittspupillen. Daraus darf geschlossen werden, daß das Sehfeld der VN etwas größer ist -- und so ist es tatsächlich. Von den 24 × 36 Millimetern der Einstellscheibe zeigt die V einen runden Ausschnitt von ca. 10 - 11 mm Durchmesser. Bei der VN ist der Auschnitt geschätzt etwa 13 - 15 mm groß -- ein klarer Pluspunkt für die VN.
Überraschend aber ist für mich der Unterschied in der Qualität des Lupenbildes. Denn erstens vergrößert die V um eine Winzigkeit stärker als die VN -- nämlich 2,5fach statt 2,3fach. Gut, das ist nur ein kleiner Unterschied, der nur im direkten Vergleich und nur bei sehr genauem Hinsehen auffällt und durch das größere Blickfeld der VN wettgemacht wird. Aber zweitens ist das Bild der alten V auch noch etwas schärfer und erheblich kontrastreicher! Fast will es scheinen, als sei bei der VN nicht nur die Fassung, sondern auch die Optik aus Kunststoff. Keine Ahnung, ob es wirklich so ist, aber der Unterschied in der Abbildungsqualität ist eklatant. Das Reflexbild der Optik der VN scheint auf drei Linsen in zwei Gruppen hinzudeuten ... aber da bin ich nicht ganz sicher, denn so etwas kann irreführend sein. Andererseits ist der [4/3]-Aufbau der V anhand des Reflexbildes klar nachvollziehbar ...
Natürlich vermag ich nicht zu sagen, ob die schwächere Abbildungsleistung typisch für alle Exemplare der VN ist oder nur für meines ... aber ich für meinen Teil werde ab sofort meine Sucherlupe VN einmotten und die alte Lupe V verwenden.
-- Olaf