RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#1 von stevemark , 08.03.2016 23:14

Dank Guido Ehlers (alias "boxer62" konnte ich auf ein seltenes, neuwertiges Auto Rokkor 2/100mm zurückgreifen, um einen schon lange geplanten Bokeh- und Schärfevergleich der wichtigen Minolta-Portraitlinsen zu realisieren.

Es hat sich klar bestätigt, dass die beiden Klassiker 2/100mm und 1.7/85mm das ruhigere Bokeh haben. Ebenso bestötigt hat sich, dass die neusten Linsen (MD 2/85mm und das fünflinsige 2.5/100mm) die schärfsten Objektive dieses Vergleichs sind. Allerdings sind - zumindest bei den hier gezeigten Ausschnitten aus dem Bildzentrum! - die Unterschiede bezüglich Auflösung und Mikrokontrast eher geringer als erwartet. Sprich: Auch das 2/100mm und das 1.7/85mm sind in der Bildmitte schon bei Offenblende leidlich scharf. Am Bildrand sieht's anders aus; zumindest das 2/100mm kann da nicht mit den späteren 2.5/100er mithalten. Für Portrait-Anwendungen ist das aber egal; hier zählt v. a. das Bokeh und die Detailauflösung im Zentrum ...

Man beachte, dass beim Schärfe-Vergleich der 100mm Objektive beim mittleren Bild (MC 2.5/100mm) die Schärfe-Ebene leicht anders liegt als bei den beiden andern Ausschnitten!

Gruß, Stephan


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#2 von Minomanu , 09.03.2016 08:19

Dieser Vergleich ist sehr interessant und praxisgerecht.

Deutlich wird (85mm), dass die schwächere Abbildungsleistung am Bildrand und das ruhigere Bokeh bei einem vorwiegend im Portraitbereich eingesetzten Objektiv sehr reizvoll ist.

Möglicherweise verbessert sich das MC 1,7 85mm im Unendlichbereich noch etwas ...

Vielen Dank und viele Grüße!
Herbert


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#3 von roseblood11 , 09.03.2016 10:20

Interessant, dass sich die beiden Versionen des 1.7/85 sichtbar unterscheiden. Ich hatte bisher gedacht, die seien optisch alle gleich. Möglicherweise bessere Vergütung?
Wobei sich auf deiner Seite auch schon ein Zitat von "Hans-J." findet, der auch Unterschiede beschreibt.


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#4 von Phillip , 09.03.2016 21:24

Schöner Vergleich, danke fürs Teilen!

Bei einem Punkt bin ich aber nicht bei dir.
ZITAT(stevemark @ 2016-03-08, 23:14) Es hat sich klar bestätigt, dass die beiden Klassiker 2/100mm und 1.7/85mm das ruhigere Bokeh haben.[/quote]
Ich finde das Bokeh des 1.7/85 bei f/1.7 unruhiger als das des MC 2.5/100 bei f/2.5 und verstehe dich so, dass für dich das 1.7/85 mit ein Sieger ist. Bei deinem Test kommt es nicht so sehr zu tragen, aber ich habe sie eben nochmal verglichen und das hat meine Einschätzung verstärkt. Groß ist der Unterschied nicht aber beim MC 2.5/100 laufen die Spitzlichter etwas weicher aus.
MC 2.5/100
[attachment=15578SC00102.jpg]
MC 1.7/85
[attachment=15579SC00103.jpg]

Just for fun:
Olympus 2/100 (kann sich durchaus mit dem AF 2/100 messen ist aber sehr angenehm manuell zu fokussieren)
[attachment=15580SC00100.jpg]

Tokina 2.5/90
[attachment=15583SC00107.jpg]

Zeiss Sonnar 2.8/90
[attachment=15581SC00105.jpg]

Meyer Trioplan 2.8/100
[attachment=15582SC00106.jpg]

Grüße,
Phillip


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#5 von rschroed , 09.03.2016 21:38

Hochinteressant, diese Vergleiche!

Cheers,
Robert


 
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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#6 von stevemark , 09.03.2016 23:29

@ Philipp: Oops, jetzt muss ich noch anfangen, Olympus zu sammeln ... das Oly 2/100mm macht schon einen sehr guten Eindruck !

Zu meinen eigenen Vergleichen: Was wohl klar ist, dass bei den beiden Paaren innerhalb des Minolta-SR-Systems (1.7/85mm vs 2/85mm und 2/100 vs 2.5/100) die beiden lichtstärkeren Objektive nicht nur einfach eine kleinere Tiefenschärfe haben, sondern auch wirklich das bessere Bokeh (dh sanftere "Unschärfe-Scheiben". Das ist hier, glaube ich, deutlich sichtbar.

Bei der Detailauflösung im Bildzentrum sehe ich keine allzu grossen Unterschiede bei allen fünf Typen, zumindest was die Praxis anbelangt (am Bildrand hingegen schon; noch nicht publizierte Resultate zeigen, dass das 2/100mm deutlich weniger Details abbildet als das MD 2.5/100mm, und das sechslinsige MC 2.5/100 liegt dazuwischen). Gleichermassen haben ausführliche und mehrmals wiederholte Tests gezeigt, dass das MD 2/85mm bei Offenblende sichtbar mehr Mikrokontrast aufweist als die MC/MD 1.7/85mm. Den bei obigen 100% crops - vielleicht - spürbaren Unterschied zwischen MC-II und MD-II 1.7/85mm würde ich nicht überbewerten, auch wenn er wohl real (dh durch bessere Vergütungen bedingt) ist.

Bereits im Sommer '15 hatte ich zudem eine Reihe weiterer 85er mit den Minoltas verglichen (u. a. Nikkor AiS 1.8/85mm, Canon FD 1.8/85mm SSC und new FD 1.8/85mm). Dabei zeigte sich, dass alle genannten Marken-Objektive im Wesentlichen auf gleicher Höhe agieren; einzig das MD 2/85mm dürfte bezüglich Schärfe & Kontrast leicht besser sein als der Rest.

Klar gibt es spezifische Unterschiede. Zum Beispiel sehe ich nach ca 20 getesteten Canon FD Festbrennweiten (und unzähligen Rokkoren), dass die Canon FD-Linsen eher zu etwas höherer Auflösung, aber schlechteren Farbe neigen - doch diese Unterschiede sind für sich genommen nicht allzu gravierend. Es sei aber klar bemerkt, dass das nicht in allen Fällen gilt! Gerade bei den 300mm-Teles schneiden die Rokkore bezüglich Farbe deutlich schlechter ab als die zeitgleichen Canon UD- oder Fluoritlinsen. Bei den lichtstarken 200ern (2.8/200) hatte um 1980 herum wiederum Nikon den eindeutigen Spitzenplatz, mit dem 2.8/180mm ED, das deutlich weniger Farbfehler als die beiden Canon FD 2.8/200er (ohne bzw mit IF) oder das Minolta MD 2.8/200 aufweist.

Es bleibt spannend, und 2016 werde ich zahlreiche systemübergreifende Vergleiche publizieren können (die ganzen Linsen mussten ja zuerst mal gesammelt werden )

Gruß, Steve


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#7 von Phillip , 10.03.2016 09:23

ZITAT(stevemark @ 2016-03-09, 23:29) @ Philipp: Oops, jetzt muss ich noch anfangen, Olympus zu sammeln ... das Oly 2/100mm macht schon einen sehr guten Eindruck![/quote]
Olympus hat einige Optiken gebaut die wirklich hervor stechen, darunter das 2/100. Aber auch das unscheinbare OM 3.5/28 überflügelt all meine Minolta 28er (MC 2/28, MC 2.5/28, MD Rokkor 2.8/28 E55, MD-III 2.8/28) deutlich wenn es um die Schärfe geht wobei ich mit meinem einen Exemplar deine sehr positive Einschätzung des Siebenlinsers nicht nachvollziehen kann, bin auf deine Testreihen gespannt. Aber auch hinter dem Zeiss Distagon 2.8/28 muss es sich nicht verstecken.

ZITAT(stevemark @ 2016-03-09, 23:29) Zu meinen eigenen Vergleichen: Was wohl klar ist, dass bei den beiden Paaren innerhalb des Minolta-SR-Systems (1.7/85mm vs 2/85mm und 2/100 vs 2.5/100) die beiden lichtstärkeren Objektive nicht nur einfach eine kleinere Tiefenschärfe haben, sondern auch wirklich das bessere Bokeh (dh sanftere "Unschärfe-Scheiben". Das ist hier, glaube ich, deutlich sichtbar.[/quote]
Wenn es so gemeint war, dann sind wir beeinander.

ZITAT(stevemark @ 2016-03-09, 23:29) Bereits im Sommer '15 hatte ich zudem eine Reihe weiterer 85er mit den Minoltas verglichen (u. a. Nikkor AiS 1.8/85mm, Canon FD 1.8/85mm SSC und new FD 1.8/85mm). Dabei zeigte sich, dass alle genannten Marken-Objektive im Wesentlichen auf gleicher Höhe agieren; einzig das MD 2/85mm dürfte bezüglich Schärfe & Kontrast leicht besser sein als der Rest.[/quote]
Bei den klassischen 85ern fiehle mir sonst auch nur das FD 1.2/85 L ein welches sich vom Rest absetzen kann. Bei Canon ist noch das nFD 2/100 interessant das dürfte auf Augenhöhe mit dem MD 2/85 spielen hat aber ein angenehmes Bokeh. Neulich wurde bei mir im blog ein Summicron-M 2/90 pre-Asph besprochen welches sich als Portraitlinse hervorragend schlägt. Erwähnenswert ist vielleicht noch das Samyang 1.4/85 welches bei Offenblende schärfer als das MC 1.7/85 ist und auch ruhiger im Bokeh ist. Dafür ist die Verarbeitungsqualität mies.

ZITAT(stevemark @ 2016-03-09, 23:29) Gerade bei den 300mm-Teles schneiden die Rokkore bezüglich Farbe deutlich schlechter ab als die zeitgleichen Canon UD- oder Fluoritlinsen. Bei den lichtstarken 200ern (2.8/200) hatte um 1980 herum wiederum Nikon den eindeutigen Spitzenplatz, mit dem 2.8/180mm ED, das deutlich weniger Farbfehler als die beiden Canon FD 2.8/200er (ohne bzw mit IF) oder das Minolta MD 2.8/200 aufweist.[/quote]
Falls es dir mal über den Weg läuft guck dir mal das FD 4/80-200 L an, das ist hervorragend auf Farbfehler korrigiert und demonstriert die damalige Technologieführerschaft Canons beeindruckend.
[attachment=15584:closeDistance.jpg]

ZITAT(stevemark @ 2016-03-09, 23:29) Es bleibt spannend, und 2016 werde ich zahlreiche systemübergreifende Vergleiche publizieren können (die ganzen Linsen mussten ja zuerst mal gesammelt werden )[/quote]
Mein Schrank ist aktuell gefühlt zu voll und immer wenn ich eins abgearbeitet habe kommen gefühlt zwei neue dazu

Grüße,
Phillip


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#8 von stevemark , 10.03.2016 21:41

ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 9:23) ...
Falls es dir mal über den Weg läuft guck dir mal das FD 4/80-200 L an, das ist hervorragend auf Farbfehler korrigiert und demonstriert die damalige Technologieführerschaft Canons beeindruckend.
...[/quote]

Hm - das möchte ich so nicht stehen lassen. Ich hatte das Canon FD 80-200L durchaus schon in den Händen (und hätte es auch kaufen können). Es stammt aus der Mitte der 1980er Jahre, und es mag das damals beste 80-200er Zoom gewesen sein, ja.

Kurze Zeit später brachte Minolta aber ein 2.8/200er, dass besser war als das beste 180er von Nikon - und deutlich besser als das beste 200er von Canon (das FD 1.8/200mm L kam erst nach 1990). Einen technologischen Vorsprung würde ich daraus nicht ableiten - schon gar nicht, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich die Situation an der AF-Front ansieht: Minolta war zur Zeit der Einführung des 80-200L absoluter Technologie-Führer nicht nur beim AF, sondern generell bei der Integration von Elektronik ins SLR-Segment (voll ins System integrierte Blitze, Motoren und ab 1987 sogar Digitales Back für die 7000 / 9000!! Canon konnte von all dem nur träumen ...

Oder ein anderes Beispiel: Nikon hatte schon Anfang der 1980er Jahre (1981) bei den 200ern und den 300ern die Vorherrschaft an sich gerissen. Das Nikkor 300mm 1:2.0 hat drei riesige ED-Elemente, und es ist eine ganze Blende lichtstärker als alles, was Canon hier je produziert hat. Das zeitgleich eingeführte AiS 200mm 1:2.0 ED war rund zehn Jahre lang ebenfalls Weltrekord, bis Canon dann das EF 1.8/200 (und später das FD 1.8/200mm ...) brachte.

Ganz klar ist, dass Canon lange Zeit bei den Fluorit-Linsen die Nase vorne hatte (und bis vor kurzem immer noch hatte - inzwischen setzt auch Nikon auf teils Fluorit). Trotzdem verzichtete Canon bei absoluten Renommier-Linsen wie dem FD 2.8/400mm auf Fluorit und setzte auf UD-Glas, das auch andern Objektivherstellern zugänglich war. Auch klar ist, das Canon FD/nFD 2.8/300mm lange Zeit als das beste 2.8/300er galt.

Ich wollte hier einfach ein paar Beispiele aufzählen. Deine (nachvollziehbare) Begeisterung über das FD 80-200L solltest Du nicht überbewerten. Ein kleines Fluorit- oder UD-Glaselement in ihr 70-210mm einbauen - dass hätte damals sogar Minolta gekonnt*. Dass man es nicht gemacht hat, hat mit marktwirtschaftlichen Überlegungen zu tun gehabt, und nicht mit fehlender Technologie.

Stephan

* Minolta hatte seit 1976 Flourit-Objektive auf dem Markt

PS: Ja, ich hatte das Nikkor AiS 2/300mm ED mal in den Händen *grins*


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#9 von Phillip , 10.03.2016 22:37

ZITAT(stevemark @ 2016-03-10, 21:41) ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 9:23) ...
Falls es dir mal über den Weg läuft guck dir mal das FD 4/80-200 L an, das ist hervorragend auf Farbfehler korrigiert und demonstriert die damalige Technologieführerschaft Canons beeindruckend.
...[/quote]

Hm - das möchte ich so nicht stehen lassen. Ich hatte das Canon FD 80-200L durchaus schon in den Händen (und hätte es auch kaufen können). Es stammt aus der Mitte der 1980er Jahre, und es mag das damals beste 80-200er Zoom gewesen sein, ja.

Kurze Zeit später brachte Minolta aber ein 2.8/200er, dass besser war als das beste 180er von Nikon - und deutlich besser als das beste 200er von Canon (das FD 1.8/200mm L kam erst nach 1990). Einen technologischen Vorsprung würde ich daraus nicht ableiten - schon gar nicht, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich die Situation an der AF-Front ansieht: Minolta war zur Zeit der Einführung des 80-200L absoluter Technologie-Führer nicht nur beim AF, sondern generell bei der Integration von Elektronik ins SLR-Segment (voll ins System integrierte Blitze, Motoren und ab 1987 sogar Digitales Back für die 7000 / 9000!! Canon konnte von all dem nur träumen ...[/quote]
Okay, die Formulierung schoss etwas übers Ziel hinaus und war missverständlich. Mir gings um die Optiken der späteren manuellen Ära, mit den frühen AF Optiken habe ich nur wenig bis keine Erfahrung.

Hast du ein gesichertes Einführungsdatum fürs 80-200? Ich war bisher ehr von Anfang der 80er ausgegangen habe aber auch keinen Beleg dafür. Mein Eindruck basiert keinesfalls nur auf dem 80-200 FD L. Es gibt eine Reihe von Beispielen wo Canon damals (Mitte 70er bis Mitte 80er) die Nase vorn hatte, bei den Normalobjektiven (1.2/55 Aspherical und 1.2/50 FD L) und auch beim 1.2/85er bot die Konkurrenz nichts vergleichbares, dass das 2.8/300 das entsprechende Nikon gerade bei der CA Korrektur schlug hast du schon angedeutet, gleiches gilt auch für die 500er. Minolta mag ja mit Flourit gearbeitet haben aber wirklich für seine Leistung abheben kann sich keines von Minoltas manuellen Teles. Du hattest neulich mal Bilder mit dem MD 4.5/300 gepostet die vor Farbfehlern nur so strotzten während Canon die schon Ende der 70er gut unter Kontrolle hatte.

Und wenn ich mir die MTF Kurven des 1989 eingeführten 1.8/200 angucke so sind die bei f/1.8 (! ne ganze Ecke besser, als die des Minolta bei f/2.8. Ich muss natürlich anerkennen, dass der Abstand des ED AI-S 2.8/180 zum Minolta beeindruckend ist.

ZITAT(stevemark @ 2016-03-10, 21:41) Oder ein anderes Beispiel: Nikon hatte schon Anfang der 1980er Jahre (1981) bei den 200ern und den 300ern die Vorherrschaft an sich gerissen. Das Nikkor 300mm 1:2.0 hat drei riesige ED-Elemente, und es ist eine ganze Blende lichtstärker als alles, was Canon hier je produziert hat. Das zeitgleich eingeführte AiS 200mm 1:2.0 ED war rund zehn Jahre lang ebenfalls Weltrekord, bis Canon dann das EF 1.8/200 (und später das FD 1.8/200mm ...) brachte.[/quote]
Und wie gut sind diese Nikons auskorrigiert? Beim 2.8/300 und 4/500 sehe ich bei Beispielbildern häufig störende CA die es so ausgeprägt bei den Canons nicht gibt.

Grüße,
Phillip


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#10 von stevemark , 11.03.2016 00:11

ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 22:37) ...
Hast du ein gesichertes Einführungsdatum fürs 80-200? Ich war bisher ehr von Anfang der 80er ausgegangen habe aber auch keinen Beleg dafür.[/quote]
Alles was ich sagen kann ist nach 1985: In "Die Welt der Canon Objektive" (Ausgabe 1985) ist es noch nicht drin! Es kann also frühestens ab 1986 in den Katalogen gewesen sein. Es soll eines der letzten FD-Objektive gewesen sein, und an mir ist es "vorbeigegangen", da ich mich ab 1985 für die Minolta 9000 entschieden hatte (zuvor stand eine Canon new F1 auf der Einkaufsliste, und kannte deshalb das damalige FD-Objektivsystem theoretisch sehr gut ). Technologisch führend war aber bei den 80-200er Zoom auch zu jener Zeit wohl Nikon mit dem 1982 eingeführten AiS 2.8/80-200mm ED.

ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 22:37) Mein Eindruck basiert keinesfalls nur auf dem 80-200 FD L. Es gibt eine Reihe von Beispielen wo Canon damals (Mitte 70er bis Mitte 80er) die Nase vorn hatte, bei den Normalobjektiven (1.2/55 Aspherical und 1.2/50 FD L) und auch beim 1.2/85er bot die Konkurrenz nichts vergleichbares[/quote]
Hast Du mal das FD 1.2/55 Asph oder das FD 1.2/50mm L mit dem Noct-Nikkor verglichen? Ich leider nicht, aber gemäs sorgfältig gemachten zeitgenössische Tests geben die sauteuren Asphären kaum Vorteile gegenüber den "normalen" f1.2 Linsen. Was mich, ehrlich gesagt, bislang vom Kauf eines 50L abgehalten hat (vom Noct-Nikkor ganz zu schweigen). Dass Canon bei den 24er und bei den 85er der Konkurrenz um eine Blende Voraus war, ist Tatsache - ebenso wie es Tatsache ist, dass Nikon bei den 200ern und 300ern eine Blende voraus war! Also kaum eine erdrückende Vormachtsstellung von Canon ...


ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 22:37) , dass das 2.8/300 das entsprechende Nikon gerade bei der CA Korrektur schlug hast du schon angedeutet, gleiches gilt auch für die 500er.[/quote]
Kann ich nicht aus eigener Erfahrung beurteilen (ich habe nur das Canon); die zeitgenössiche Meinung ging aber in die Richtung => das müsste man mal genauer anschauen. Wobei das auch Canon-intern gilt: das FD / EF 2.8/400L wird als schwächer als das nFD/EF 2.8/300L beurteilt.


ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 22:37) Minolta mag ja mit Flourit gearbeitet haben aber wirklich für seine Leistung abheben kann sich keines von Minoltas manuellen Teles. Du hattest neulich mal Bilder mit dem MD 4.5/300 gepostet die vor Farbfehlern nur so strotzten während Canon die schon Ende der 70er gut unter Kontrolle hatte.[/quote]
Ja klar, in der Periode 1975-85 lieferte Canon (zusätzlich zu den "normalen" 300ern, die auf dem Level des Minolta 4.5 oder 5.6/300 sind) eben auch professionelle 300er - was Minolta nach dem Debakel mit der professionellen XM offensichtlich nicht wollte / konnte. Wiederum muss man da differenzieren: Minolta lieferte schon 1978 ein apochromatisches 600er mit Fluoritlinsen, während das Canon FD 600er von 1985 (! immer noch weder UD- noch Fluoritlinsen hatte. Dafür hatte Canon ein 500er mit Fluorit ... usw usf.


ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 22:37) Und wenn ich mir die MTF Kurven des 1989 eingeführten 1.8/200 angucke so sind die bei f/1.8 (! ne ganze Ecke besser, als die des Minolta bei f/2.8. Ich muss natürlich anerkennen, dass der Abstand des ED AI-S 2.8/180 zum Minolta beeindruckend ist.[/quote]
Das ist genau das, was ich sinngemäss zeigen/sagen wollte: Fast immer war das gerade neuste Produkt einer Klasse das beste, unabhängig vom jeweiligen Hersteller. Einmal Canon, dann Nikon, gelegentlich Minolta oder Leitz oder Zeiss. Was ich im vorhergehenden Posting unterschlagen hatte: Bei den 180er/200ern galt Leitz zwischen 1977-85 mit dem 3.4/180 APO Telyt ebenso unangefochten als Leader wie Canon bei den 300ern mit dem 2.8/300L Fluorite. Und bei den Superwides hatte Zeiss lange Zeit die Nase vorn ...


ZITAT(Phillip @ 2016-03-10, 22:37) Und wie gut sind diese Nikons auskorrigiert? Beim 2.8/300 und 4/500 sehe ich bei Beispielbildern häufig störende CA die es so ausgeprägt bei den Canons nicht gibt.[/quote]
Kann ich nicht sagen; dazu müsste man die Linsen wirklich 1:1 und am gleichen Sensor vergleichen - alles andere ist (bei den sehr geringen Unterschieden zwischen solchen Hochleistungsobjektiven!! schlicht unseriös. Ein Canon 2.8/300er steht hier herum, ein Nikkor aus derselben Zeit kann man sicher irgendwo auftreiben. Mal schauen


Was wir hier bislang unterschalgen haben, ist die Tatsache, dass die allerbesten Objektive überhaupt in der Sensorherstellung gebraucht werden:

* höchste Auflöung pro mm (> 5000 LP / mm)
* bei gleichzeitig exorbitanter Lichtstärke (f0.7!
* und einem sehr grossen Bildkreisduchmesser (Grössenordnung 20 cm!

Das sind Monsterobjektive mit 20-30 Linsen (alle aus Quarz oder Fluorit!, mit einem Meter Länge und 20-30 cm Linsendurchmesser.

In diesem Bereich hatten Nikon in Japan und Zeiss in Deutschland immer eine absolut führende Stellung. Genau das ist der Grund, dass die bekannten "SoNikon"-Sensoren (entwickelt von Sony, belichtet mit Nikkoren) bezüglich Dynamik so gut sind. Sony/Nikon konnten zB vor zwei Jahren schon 180 nm schmale Leiterbahnen belichten, Canon musste immer noch mit 500nm vorlieb nehmen. Wenn Du also fragst, wer bezüglich Optik wirklich an vorderster Spitze lag, muss man ganz klar sagen "Zeiss und Nikon", weil diese beiden Firmen während Jahrzehnten die absolut höchstauflösenden Objektive fertigen konnten.

Nochmals - ich will damit keineswegs sagen, dass Canon nicht sehr gut war.
Aber andere waren es eben, realistisch und über einen etwas längeren Zeitraum betrachtet, genauso

Gr Steve


PS Hast Du mal einen Test FD 1.2/85L gegen Summilux 1.4/85mm gemacht? Ich leider nicht, es gibt aber ernstzunehmen Stimmen, die sagen, dass das Summilux ab f2 und speziell um f4 herum deutlich besser auflöst als das 85L. Ich halte das für möglich, denn wir wissen zB vom MinAF 2.8/28-70, dass es (ebenfalls wegen der grossen geschliffenen Asphäre) auch abgeblendet nie so scharf wird wie entsprechende sphärische Objektive... ich halte die 1970er Asphären sogar eher für einen Marketing-Instrument, aber das würde ich gerne mit entsprechenden Tests verifizieren / falsifizieren!


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#11 von Minomanu , 11.03.2016 13:17

Das ist eine sehr interessante Diskussion hier.

Vergessen darf man natürlich nicht, dass marktwirtschaftliche Überlegungen eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben dürften.

Controller haben schon manchem Ingenieur den Spaß verdorben, davon kann ich ein Lied singen.

Jeder Hersteller plaziert sich im Markt nach eigenen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen, muss Entscheidungen treffen, welcher Aufwand wird vom Kunden honoriert, welcher nicht. Und das bei einer riesigen Brennweitenvielfalt, dann noch der Wechsel von MF nach AF Mitte der 80er Jahre.

Die großen Stückzahlen kommen über Otto-Normalverbraucher, eher weniger über Profis. Minolta hatte gegenüber Nikon hier und da die Nase vorn, nur hat's der Massenmarkt überhaupt bemerkt?

Haben der damals marktübliche Film und die sich anschließenden Prozesse bis zum Papierabzug im Massenmarkt die Unterschiede überhaupt darstellen können?

Diese ganzen Faktoren und vermutlich noch viele mehr dürften dafür verantwortlich sein, dass die Produkte der verschiedenen Hersteller heute in der (digitalen) Nachbetrachtung zu manchen Überraschungen führen.

Grüße!
Herbert


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#12 von stevemark , 11.03.2016 14:35

Danke für die Infos!

Ich habe die Frage, warum Minolta nie so richtig die "professionelle Schiene" gefahren sei, auch mit Leuten diskutiert, die das Gesicht von Minolta Schweiz während 30 Jahren geprägt haben. Der Tenor war, dass das wohl "von ganz oben", dh. vomGründer & Chef persönlich, gekommen sei.

Zur Erinnerung: Tashima (der Gründer von Minolta), war Ökonom.

Canons Gründer hingegen war Mediziner mit einer Neigung zur Naturwissenschaft.

Gr Steve


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#13 von ChristophPeterS , 18.03.2016 22:43

Servus Steve,

Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, den Vergleich auch bei F/2.8 zu schiessen. Zumindest für mich, ist das in der Praxis wichtiger, weil ich zum ersten weiss, dass das Bokeh dort normalerweise "runder" ist als bei Offenblende. Und zum zweiten, schaffe ich es kaum, die Schärfenebene bei Offenblende richtig zu treffen...

VG
Peter

PS: kann sein, dass ich irgentwann im April mal in Richtung Südwesten unterwegs bin...


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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#14 von stevemark , 23.03.2016 21:26

ZITAT(ChristophPeterS @ 2016-03-18, 22:43) Servus Steve,

Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, den Vergleich auch bei F/2.8 zu schiessen.[/quote]
Ja - das wäre wohl praxisgerechter. Ich vermute allerdings, dass dann die Unterschiede praktisch nicht mehr relevant wären (abgesehen von der Perspektive natürlich, die sich zwischen 85mm und 100mm nach wie vor sichtbar unterscheiden würde). Ich hab Deine Anregung mal "gespeichert" und werde beim nächsten 100er Vergleich daran denken!

ZITAT(ChristophPeterS @ 2016-03-18, 22:43) Und zum zweiten, schaffe ich es kaum, die Schärfenebene bei Offenblende richtig zu treffen...[/quote]
Analog war das für mich auch immer ein Problem (das MinAF 1.4/85 konnte ich bei Offenblende praktisch nicht nutzen); digital - und hier speziell mit Live View - geht das recht gut. Zwar nicht mit 100% Erfolgsquote, aber so um die 50% dürfte die Trefferquote schon liegen, oft sogar eher höher.

VG
Peter
ZITAT(ChristophPeterS @ 2016-03-18, 22:43) PS: kann sein, dass ich irgentwann im April mal in Richtung Südwesten unterwegs bin...[/quote]

Sehr gut - dann sollten wir uns unbedingt kurz treffen (ich bin jetzt wieder in der Zentralschweiz, also NICHT mehr im Tessin!!. Details per PM!

Gr Steve


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stevemark
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RE: Bokeh & Auflösung von sechs Minolta SR Portraitobj.

#15 von Palph , 06.04.2016 22:11

ZITAT(Phillip @ 2016-03-09, 21:24) Schöner Vergleich, danke fürs Teilen!

Bei einem Punkt bin ich aber nicht bei dir.
ZITAT(stevemark @ 2016-03-08, 23:14) Es hat sich klar bestätigt, dass die beiden Klassiker 2/100mm und 1.7/85mm das ruhigere Bokeh haben.[/quote]
Ich finde das Bokeh des 1.7/85 bei f/1.7 unruhiger als das des MC 2.5/100 bei f/2.5 und verstehe dich so, dass für dich das 1.7/85 mit ein Sieger ist. Bei deinem Test kommt es nicht so sehr zu tragen, aber ich habe sie eben nochmal verglichen und das hat meine Einschätzung verstärkt. Groß ist der Unterschied nicht aber beim MC 2.5/100 laufen die Spitzlichter etwas weicher aus.
MC 2.5/100
[attachment=15578SC00102.jpg]
MC 1.7/85
[attachment=15579SC00103.jpg]

Just for fun:
Olympus 2/100 (kann sich durchaus mit dem AF 2/100 messen ist aber sehr angenehm manuell zu fokussieren)
[attachment=15580SC00100.jpg]

Tokina 2.5/90
[attachment=15583SC00107.jpg]

Zeiss Sonnar 2.8/90
[attachment=15581SC00105.jpg]

Meyer Trioplan 2.8/100
[attachment=15582SC00106.jpg]

Grüße,
Phillip
[/quote]
Das ist mal ein schöner Vergleich. Das Bokeh kommt mir hier im Forum oft zu kurz. Gerade bei kleinen Fotos auf Papier wird es im Vergleich zur Schärfediskussion vernachlässigt.

Vom Tokina hätte ich mir etwas mehr erhofft.

Gruß Vogelgucker


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