Zur Monitor-Kalibrierung werden verschiedene Software- und Hardware-Tools angeboten. Zu den Software-Tools zählen u.a. Adobe Gamma und DQ-Tool (Digital Quality, beim Fotohändler). Mit diesen Tools kann man eine rein manuelle Grobkalibrierung nach "Augenmaß" vornehmen. Ein ICC-Monitor-Profil hat man damit allerdings nicht. Wer sich damit zufrieden gibt und mit den Ausdrucken seines Ausbelichters einigermaßen übereinstimmende Farbdarstellungen erhält, wird sich nicht mehr um eine feinere Farbabstimmung und für ein Neutral-Grau interessieren.
Ich habe längere Zeit mit dem DQ-Tool gearbeitet, war jedoch mit der Farbwiedergabe meines Röhrenmonitors trotz aller Versuche mit den getrennten Einstellungen der drei RGB-Kanonen nie zufrieden. Auch die Ausdrucke meines Vorzugsausbelichters stimmten absolut nicht. Habe ich eine Farbe geringfügig in die richtige Richtung verschoben, verschoben sich prompt die beiden anderen Farben in die falsche Richtung. Es war schlicht ein uferloses Unterfangen!
Wer höhere Ansprüche an die farbneutrale Monitor-Wiedergabe stellt und eventuell noch selber mit dem eigenen Drucker druckt, kommt um eine hardwaregestützte, messende, durchgehende und sorgfältige Kalibrierung und Profilierung seiner gesamten Kette nicht herum. Für die Monitor-Kalibrierung und –Profilierung ist hierfür ein Spektralfotometer samt zugehöriger Software nötig. Solche Geräte werden neuerdings für vergleichsweise wenig Geld (€ 80.- bis € 300.-) angeboten. Wer tausende Euros für sein Foto-Equipment ausgibt, sollte diesen kleinen Betrag für das wichtigste Betrachtungsgerät – Monitor – nicht scheuen.
Diese Messgeräte (durchweg via USB) werden vor den Monitor gehängt (TFT) oder mit Saugnäpfen auf dem Monitor befestigt (Röhre). Die zugehörige Software führt den Benutzer durch die Menüs für eventuelle Eingriffe durch den Benutzer (Knöpfchen am Monitor drehen…. Die eigentliche Farbmessungen und Generierung des ICC-Monitorprofils geschieht ohne Zutun des Benutzers automatisch.
Vergleichend besprechen kann ich aus dem Angebot nur
1) GretagMacBeth Eye One Display 2, baugleich mit Squid2
2) ColorVision Spyder2Pro
Andere Geräte besitze ich nicht und habe lediglich noch Erfahrungen mit dem inzwischen verkauften Vorgängermodell Spyder.
1) GretagMacBeth Eye One Display 2:
Wer sich nicht tiefer und weiter mit Farbmanagement, Farbtemperatur, Weißpunkt, Schwarzpunkt, etc. beschäftigen will (oder kann), ist mit dem sehr einfach zu bedienenden GretagMacBeth Eye One Display 2 gut beraten. Der Benutzer muss fast keine Einstellungen am Monitor vornehmen und kann das Gerät an beliebiger Stelle des Monitors befestigen. Die Software arbeitet fast vollständig automatisch, sucht sich selber die Position des Gerätes und beginnt dann mit den Messungen, zunächst einzustellender Kontrast (100%), dann einzustellende Helligkeit.
Hier beginnen leider einige Probleme! Die Anzeige der einzustellenden Helligkeit springt auch ohne jegliche Veränderung am Monitor von einem Extremwert zum anderen, und man weiß nicht, welches der optimale Wert nun sein soll. Man tappt im Helligkeits-"Nebel"… Jede kleinste Helligkeitsveränderung am Monitor bewirkt ein wildes und ständiges Springen der Messanzeige, ohne dass man sich einer optimalen Einstellung nähern kann.
Beim Abgleich der RGB-Kanonen dasselbe Spielchen: Hat man eine Einstellung nach der leider nicht ganz konstanten, sondern sich ständig ändernden Anzeige gefunden, ist sie nicht reproduzierbar und verlangt nach nur wenigen Minuten wiederholten neuen Kalibrierversuchs eine extrem andere Einstellung der einzelnen RGB-Kanonen. Plötzlich stimmt das Blau überhaupt nicht mehr und verlangt einen ganz extremen Wert! Völlig unverständlich und nicht akzeptabel! Auch ohne irgendeine Änderung der RGB-Kanonen ist die Messanzeige nicht stabil, sonder springt für jede Farbe anders ständig zwischen verschiedenen Werten hin und her.
Zum Schluss wird das ICC-Profil mit dem aktuellen Systemdatum im Profilnamen im Ordner C:\Windows\system32\spool\drivers\color gespeichert. Einen eigenen Namen kann man nicht vergeben. Einen Zugriff auf ältere Profile hat man nicht.
Unbefriedigend finde ich das erzeugte Profil vor allem in der Wiedergabe von Neutral-Grau. In Testbildern mit Graukeil erscheint Grau nicht neutral, sondern mit einem deutlichen Farbstich in Richtung Braun-Grün. Gewundert habe ich mich auch, warum nicht die drei Grundfarben in allen ihren Intensitätststufen gemessen werden. Wie mit einem Zufallsgenerator huschen alle möglichen Mischfarben in nur sehr wenigen Helligkeitsabstufungen kunterbunt gewürfelt über den Bildschirm. Eine getrennte Messung der drei Grundfarben in voller Intensität konnte ich nicht beobachten. Insgesamt erscheint mir das Profil im visuellen Vergleich zum Spyder2Pro-Profil fade, zu hell, mit Farbstich im Grau und in der nicht stimmigen Farbtemperatur viel zu kühl.
Vorsicht beim Anbringen auf dem Röhrenmonitor! Die Saugnäpfe taugen nichts! Mir ist das Gerät schon mal abgefallen! Man muss das Gerät also während des gesamten Kalibriervorgangs festhalten!
Wer mit diesen Defiziten leben kann, hat für den allerersten und unkomplizierten Einstieg eine durchaus brauchbare und von der unkalibrierten Standard-Einstellung angenehm und recht positiv abweichende Monitor-Farbdarstellung.
2) ColorVision Spyder2Pro:
Wer seinen Monitor sorgfältiger, feiner und wirklich neutral-grau kalibrieren und profilieren will, ist mit dem gleichteuren ColorVision Spyder2Pro deutlich besser bedient! Der Spyder2Pro hat gegenüber seinem Vorgängermodell Spyder erheblich gewonnen und liefert jetzt eine in Bezug auf Kontrast, Helligkeit und Farbe hervorragende Monitordarstellung mit wirklich farbstichfreiem Neutral-Grau.
Der Spyder2Pro haftet mit seinen 3 großflächigen Saugfüßen zuverlässig fest auf dem Röhrenmonitor. Man muss nicht befürchten, dass er abfällt!
Zunächst erwartet das Programm die gewünschten Grundeinstellungen wie Farbtemperatur, Gamma und Luminanzwert und ob Helligkeit und Kontrast visuell eingestellt werden sollen oder gemessen auf Grund früherer Einstellungen. Danach können die drei RGB-Kanonen mit messender Unterstützung auf deren Übereinstimmung und auf Übereinstimmung mit dem gewünschten Luminanzwert einzeln schnell und zuverlässig eingeregelt werden. Diese Einstellungen sind auch nach mehreren Wochen voll reproduzierbar stabil!
Nach dieser, noch vom Benutzer auszuführenden Tätigkeiten erfolgt ab jetzt die automatische Messung der fein abgestuften Farbintensitäten der drei Grundfarben, der Farbtemperatur und des Neutral-Grau mit Generierung des ICC-Monitorprofils ohne weiteres Zutun des Benutzers. Zum Abschluss steht eine Ansicht "vorher – nachher" mit für den Neuling verblüffendem WOW-Effekt zur Verfügung. Für den Profilnamen kann ein beliebiger Name gewählt werden. Dieses Profil wird der Grafikkarte mitgeteilt und bei jedem System-Neustart aktiviert. Gespeichert wird das Profil – wie beim Eye One – im Ordner C:\Windows\system32\spool\drivers\color.
Die Gesamtdarstellung auf dem Monitor erscheint nach der Kalibrierung und Profilierung farblich sehr natürlich, brillant, ausgeglichen und mit einem farbstichfreien Neutral-Grau. Auch die jetzt korrekten Helligkeit und Kontrast zeigen Fotos in vorher nicht gesehener natürlicher Farbenpracht bei höchster Brillanz und Farbübereinstimmung mit den Ausdrucken des eigenen, profilierten Druckers.
Mit dem Programmteil "ProfileChooser" kann man jederzeit ein früher mit dem Spyder2Pro erstelltes ICC-Profil anwählen und der Grafikkarte zuordnen. Die Grafikkarte übernimmt die Anzeige dann sofort. Die Abweichungen von früher erstellten Profilen sind sehr gering bis Null. Eine abschaltbare Erinnerungsfunktion erinnert den Benutzer nach festgelegten Zeitabschnitten an eine erneute Kalibrierung und Profilierung.