Bin mir nicht ganz sicher, ob das hier im Forum von Interesse ist… aber da wir Fotos ja nicht nur machen, sondern auch anschauen und dann evtl. auch drucken/ausbelichten wollen, poste ich hier mal was zu meinem neuen Monitor. Vielleicht ja doch interessant für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, sich einen Wide Gamut Monitor zuzulegen.
St. ziemlich genau einem Monat nutzte ich den Eizo CG241W.
Das ganze fing etwas hakelig an. Lieferung kam umgehend, alles super.
Aber das Panel hatte eine deutlich hell leuchtende Ecke (sah fast nach einem Transportschaden aus... als wäre im Panel was verrutscht). Sonst alles okay.
Dann kam (umgehend) ein Austauschgerät (direkt von Eizo), das hatte 9 Fehlerpixel (hatte aber ein sehr homogen ausgeleuchtetes Panel... schade eigentlich).
Dann kam der dritte (auch direkt von Eizo) ... und seitdem ist's gut.
Bißchen blöd. Aber Eizo hat hier völlig unkompliziert und vor allem super schnell reagiert, das finde ich dann wieder sehr gut. Und - wenn auch hier unter möglicherweise unangenehmen Voraussetzungen - das finde ich auch nicht so unwichtig bei der Entscheidung für einen Hersteller; Eizo’s Ausstauschservice funktioniert offenbar bestens und man hat bei Eizo eben 5 Jahre Garantie statt der üblichen 3 Jahre. Wobei eine Helligkeit des Panels von mind. 120cd/qm auch nur für 3 Jahre garantiert wird.
Eckdaten: Hardwarekalibration/Farbraum-Emulation, S-PVA-Panel, interne 12bit LUT, 16bit Processing, Helligkeit 300cd/qm (Schwarz nativ bei voller Helligkeit ~0.23cd/qm).
Im Lieferumfang ist neben Dokumentation, CD, Kabeln usw. ein individueller Messbericht des Panels und eine Lichtschutzblende.
Anschlüssse 2x DVI, 1 USB upstream, 2x USB downstream.
Das Menü hat neben den üblichen Einstellmöglichkeiten einen frei zu konfigurierenden Custom-Preset (ohne messtechnische Hardwarekalibration), einen Speicherplatz für eine (Hardware-) EMU-Kalibration und einen Speicherplatz für eine eigene Hardware-Kalibration. Darüber hinaus auch einen Preset für sRGB. Der funktioniert sogar gar nicht mal so schlecht. Schließlich muss der große Farbraum des Monitors über eine Reduzierung der Sättigung der 6 Farben R, G, B, C, Y, M auf sRGB "gedrosselt" werden und das geht wohl auch so einigermaßen. Allerdings ist der sRGB-Preset - wie üblich - auf Gamma 2,2 kalibriert, was ich ziemlich dämlich finde; sRGB hat eine eigene Gammakurve und gerade auf PC wäre es ja schön, wenn dann dieser Preset auch tatsächlich eine sRGB-Kurve hätte. Also ist auf dem Desktop (oder im Webbrowser) in den tiefen Tönen alles etwas zu satt. Da ich die Umschalterei (samt Profilen) aber eher nervig finde, nehme ich für Office und Web meinen alten Monitor… funktioniert für mich insgesamt irgendwie besser.
Das Panel hat m.E. eine gute Ausleuchtung. Messtechnisch nicht ganz perfekt, aber optisch ist es sehr gleichmäßig. Inbes. eine schön große Fläche in der Mitte des Displays ist sehr gleichmäßig, wo man ja hauptsächlich kritisch arbeitet.
lt. Eizo hat das Panel einen max. Blickwinkel von 178°. Gut, auch aus ganz spitzem Winkel kann man noch was sehen, soweit korrekt. Aber bei seitlicher Sicht auf's Panel (auch abhängig davon, wie nah man davor sitzt) werden die außen liegenden Bereiche heller und warmtoniger. Wenn man aber mittig davor sitzt, ist das Bild sehr homogen.
Der Monitor sollte eine ganze Weile laufen, bevor man ihn kalibriert... bestimmt 2 Stunden (besser länger; ich kalibriere erst nach mehreren Stunden Betrieb). Das zeigt sich auch, wenn man ab und an die Messwerte gegenprüft... je länger er läuft, desto näher am Ziel. Allerdings macht die Abweichung der Farbtemperatur - macht man eine Kontrollmessung z.B. schon nach einer halben Stunde Betrieb - auch nicht mehr als etwa 100 Kelvin aus...
Da der Monitor überhaupt wärmer wird, als z.B. mein alter TFT, lasse ich das Messgerät auch bestimmt 20-30Min auf dem Schirm aufwärmen, bevor ich messe; die Unterschiede gegenüber sofortiger Messung (oder nur kurzer Aufwärmzeit) sind ziemlich gewaltig (das Messgerät wird vernünftig aufgewärmt sensibler für dunkle Werte und Farbtemperaturunterschiede um die 50K können auch nerven… vor allem während des Kalibrationsvorgangs, der ja ein paar Minuten dauert).
Die mitgelieferte Kalibrationssoftware ist Color Navigator CE. Da sind gegenüber der "Vollversion" Color Navigator leider nur sehr rudimentäre Einstellungen möglich und es gibt auch keine Möglichkeit, die Messwerte zu überprüfen. Allerdings schätze ich die Software "Basiccolor display 4" sehr und die spricht den Monitor auch für eine vollständige Hardwarekalibration an (letztes update Version 4.1.6).
Zwar kalibriert BC display 4 den Monitor von den Werten her sehr gut. Aber optisch sieht's dann bei mir (in technischen Testbildern, aber auch nur dort) nicht ganz so gut aus. Aus einem Grund, der mir nicht wirklich klar ist, produziert BC display 4 bei Kalibration auf Gamma 2,2 (und Gamma 1,8) in meinem Fall leichte Treppchen und Farbschimmer in den tiefen Tönen eines stufenlosen Grauverlaufs (Test in Photoshop).
Dagegen führt die Kalibration mit Color Navigator CE zu einem astreinen Grauverlauf. Aber mit Col.Nav.CE stelle ich bei manchen Bildern wiederum einen ganz leichten Grünstich fest und mir scheint das Profil auch zu überdimensional ("CE" misst nur die 3 Farben R, G und B, was theoretisch zwar reichen sollte, aber optisch scheint es mir doch eher mehr Abweichungen zu geben…allerdings auch nur in Nuancen). Daher habe ich bislang mit Col.Nav.CE kalibriert und anschließend mit BC display 4 profiliert. Das schien mir das beste Ergebnis zu liefern (obwohl dann da kalte Blautöne eine Spur zu gesättigt auf dem Schirm erschienen).
Klingt ein wenig komplizierter, als es ist... denn schlussendlich haben beide Softwares sehr gute Ergebnisse gebracht.
Was allerdings mit Color Navigator CE nicht geht (dann aber mit der für Dezember angekündigten Software Color Navigator 5.0, die dann auch den CG241W unterstützt) und dafür mit BC display 4 umso besser, ist eine Kalibration nach L* (was mir ohnehin sehr recht ist, da ich im wesentlichen, aber eben nicht ausschließlich, einen workflow mit Gamma 1.rofilen habe). Da produziert BC display 4 auch einen ganz sauberen Grauverlauf.
Die Werte der letzten Kalibration sehen so aus (links in DeltaE94, rechts in DeltaE): klick
Interessanterweise sehen die Abweichungen bei Kalibration nach Gamma 2,2 ziemlich "umgekehrt" aus: in den Grauwerten verschwindend gering, dafür in den Farben ein wenig mehr. Aber so lange sich das in solchen Regionen abspielt (Abweichungen alle unter 1 DeltaE), ist es eh egal. Vergleiche mit diversen Prints zeigen jedenfalls eine hervorragende Übereinstimmung.
Lt. Eizo deckt der Farbraum des Monitors Adobe RGB zu 96% ab. Bei meinem Profil mit 5800K ist das irgendwas um 93% (reines Gamut-Volumen). klick
Bei einer Kalibration auf den nativen Weißpunkt des Monitors (bei mir ca. 6300K) kann ich mir aber schon vorstellen, dass der Monitor die 96% Adobe RGB dann erreicht.
Interessanter für mich ist aber, dass der Monitor (bei 5800K) auch ca. 92% ECI-RGB (also NTSC) abdeckt: klick
Und dass er ISOcoated V2 komplett abdeckt (außer das Zipfelchen 100% Cyan) und selbst die Profile von Fotopapieren noch recht gut.
Wenn man mal vor hochpreisigen Highend-Monitoren gesessen hat, dann ist da in der Homogenität des Panels, Blickwinkelstabilität und vermutlich auch in der Abweichung der Messwerte (vor allem über die Dauer) noch mal ein Unterschied.
Aber im Verhältnis zum Preis finde ich, dass das wirklich ein ziemlich ordentliches Gerät ist. Und es ist natürlich großartig, alle Farben (oder fast alle), die dann später auf Fotopapier belichtet werden, sowie die Gradation am Monitor bereits präzise zu sehen.
Eine günstigere (inzwischen sogar wesentlich) Alternative stellt der NEC LCD2690WUXi dar. Auch der ist vollständig hardwarekalibrierbar - auch wenn es heißt, das ginge nur mit einer ausschließlich in den USA vertriebenen Version der Herstellersoftware. Es gibt aber die Möglichkeit, den Monitor formal zum "Spectra View" umzudefinieren und dann kann man ihn mit Basiccolor Display4 vollständig hardwarekalibrieren. Ohne diesen Eingriff unterstützt ihn Basiccolor Display4 in einer kombinierten Hardware/Softwarekalibration.
Der NEC hat ein IPS-Panel, das eigentlich etwas besser hinsichtlich Blickwinkelstabilität sein sollte, als das S-PVA des Eizo. Entschieden hatte ich mich für den Eizo zum einen wg. der schon genannten 5 Jahre Garantie. Und über den NEC hatte ich teilweise gelesen, dass er wohl nicht ganz so gut linearisiert ist (was bei Eizo durch die Werkskalibration tatsächlich extrem gut funktionierend sichergestellt wird) und dass es wohl eine relativ hohe Qualitätsstreuung geben muss (ungleichmäßige Ausleuchtung). Umgekehrt liest man aber auch so viele begeisterte Berichte über ihn, dass es sich bei Interesse ganz bestimmt lohnt, den mal anzusehen. Und ob da nun irgendwo eine Abweichung ein bisschen geringer oder höher ist… der Unterschied wird so irre groß vielleicht auch nicht sein. Außer dann eben zu Eizo CG221, NEC Reference und den Highend Quatos… die aber weit mehr als das doppelte kosten (sicher nicht unbegründet).
Inzwischen gibt es ja offenbar auch Wide Gamut Displays noch günstiger und in einfacheren Ausführungen, also ohne Hardwarekalibration bzw. sinnvolle manuelle Eingriffsmöglichkeiten in die Hardware. Wie das dann gehen soll, wenn man die über die Grafikkarte kalibriert, das ist mir nicht ganz klar. Nach meinem Verständnis müssten dann Abweichungen bzw. fehlende Linearität viel stärker ins Gewicht fallen, so dass man außer extrem gesättigten Farben eigentlich nichts gewonnen hat. Aber vielleicht funktioniert es ja doch ganz gut, keine Ahnung…
Beste Grüße.