Über das Rauschen von RAW-Konvertern
DiMAGE Viewer, Adobe Camera RAW und und RawShooterEssentials im Test
Hallo zusammen!
Zunächst einmal eine Klarstellung vorweg: Mir ist durchaus bekannt, daß als Ursache des Bildrauschens primär der in der Kamera verbaute Sensor zu gelten hat. Da ich dessen Eigenschaften jedoch nun einmal nicht ändern kann (und ich die Anschaffung einer neuen (DSLR-) Kamera auch nicht unbedingt als geeignete Problemlösung betrachten möchte), beschäftige ich mich also mit einer für mich beeinflußbareren Komponente: Dem RAW-Konverter und dessen Einfluß auf das Bildrauschen. Als (durchaus zufriedener) Besitzer einer DiMAGE-A1 erscheint mir die Beschäftigung mit diesem Thema besondere Aufmerksamkeit wert. Anlaß meines "Tests" ist der bevorstehende Ablauf meiner Photoshop-Tryout-Zeit. Dabei bin ich, auf der Suche nach einer Alternative zum DiMAGE-Viewer, auf RawShooterEssentials gestoßen, der ja auch hier im Forum genutzt und empfohlen wird.
Um dem Bildrauschen auf die Spur zu kommen, habe ich die RAW-Konverter auf etwas ungewöhnliche Weise miteinander verglichen. Als Grundlage meines "Tests" habe ich kein normales Foto verwendet, sondern die Aufnahme des "Noise Calibration Chart" der Software Noise-Ninja (Version 2.1.0.) von PictureCode LLC. Anleitungsgemäß habe ich also mit meiner Dimage A1 (und Stativ) vier "out-of-focus"-Aufnahmen des Monitorbildes gemacht (ISO 100 bei Exp. 1/20s, ISO 200 bei Exp.1/40s, ISO 400 bei Exp. 1/80s und ISO 800 bei Exp. 1/100s). Aus den 4 RAW-Dateien habe ich dann jeweils mit DiMAGE-Viewer (v2.37), AdobeCameraRaw (v2.4) und RawShooterEssentials 2005 (v1.13) 16bit-TIFF-Bilder
generiert und dann mit Noise-Ninja das enthaltene "Rauschen" untersucht.
Bei allen Konvertern habe ich zunächst die Einstellung des (vor der Aufnahme kalibrierten) Weißabgleichs unverändert gelassen und erlebte meine erste Überraschung: Der DiMAGE-Viewer gab die Farbtemperatur der "Kameraeinstellung" mit "12265" Kelvin (!?) an, der RAW-Shooter zeigte eine "as Shot"-White-Balance von "10500", und Adobe interpretierte dergleichen als "8900". Die Bilder unterscheiden sich sowohl der Histogramm-Kurve als auch dem subjektiven (Farb)Empfinden nach sehr deutlich voneinander. Da die manuelle Einstellung der Farbtemperatur auf einen willkürlich festgelegten gemeinsamen Wert die farblichen Unterschiede gar vergrößerte, habe ich den Test zunächst mit den (vorgeblichen) Kameraeinstellungen durchgeführt. Des weiteren habe ich beim RAW-Shooter und beim Adobe CamerRaw sowohl die Einstellungen für die Schärfung als auch der Entfernung von Helligkeits- und Farbrauschen auf "0" gesetzt, beim DiMAGE-Viewer die Schärfung auf dem Standardwert "mittel" belassen und im übrigen bei keinem der Konverter weitere Korrekturen (Belichtung etc.) durchgeführt. Die generierten TIFF-Testbilder habe ich dann mit Noise-Ninja geladen und mittels "Profile chart" analysieren lassen.
Die von PictureCode für Noise-Ninja veröffentlichten Profile für die Dimage-A1 sehen übrigens so aus:
Exp. 1/1000s ISO 100: Noise index: 28 (09 lum, 19 chroma)
Exp. 1/1000s ISO 200: Noise index: 37 (11 lum 26 chroma)
Exp. 1/2000s ISO 400: Noise index: 60 (18 lum 41 chroma)
Exp. 1/4000s ISO 800: Noise index: 103 (35 lum 68 chroma)
Ich komme (bei allerdings deutlich längeren Belichtungszeiten) zu folgenden Resultaten:
DiMAGE-Viwer; WB=12265
ISO 100: Noise index: 26 (12 lum, 14 chroma)
ISO 200: Noise index: 36 (16 lum 20 chroma)
ISO 400: Noise index: 47 (17 lum 30 chroma)
ISO 800: Noise index: 87 (41 lum 46 chroma)
AdobeCameraRaw; WB=8900
ISO 100: Noise index: 27 (10 lum 17 chroma)
ISO 200: Noise index: 39 (14 lum 25 chroma)
ISO 400: Noise index: 67 (23 lum 44 chroma)
ISO 800: Noise index: 92 (34 lum 58 chroma)
RAW-Shooter; WB=10500
ISO 100: Noise index: 37 (16 lum 21 chroma)
ISO 200: Noise index: 49 (23 lum 26 chroma)
ISO 400: Noise index: 72 (36 lum 36 chroma)
ISO 800: Noise index: 93 (51 lum 42 chroma)
Bilder des DiMAGE-Viewer bei manueller Farbtemperatur-Einstellung WB=8900:
ISO 100: Noise index: 26 (12 lum, 15 chroma)
ISO 200: Noise index: 38 (17 lum 21 chroma)
ISO 400: Noise index: 50 (18 lum 32 chroma)
ISO 800: Noise index: 90 (42 lum 48 chroma)
Bilder von RawShooter bei manueller Farbtemperatur-Einstellung WB=8900:
ISO 100: Noise index: 37 (15 lum, 22 chroma)
ISO 200: Noise index: 57 (23 lum 33 chroma)
ISO 400: Noise index: 76 (35 lum 41 chroma)
ISO 800: Noise index: 94 (49 lum 45 chroma)
Noch einmal RawShooter mit "Shot-as"-WB=10500 und - um die hohen Noise-Index-Werte zu drücken - mit "Sharpness" = -20 und "Detail extraction" = -10:
ISO 100: Noise index: 35 (15 lum, 20 chroma)
ISO 200: Noise index: 50 (22 lum 28 chroma)
ISO 400: Noise index: 66 (33 lum 33 chroma)
ISO 800: Noise index: 88 (47 lum 41 chroma)
Ein weiteres mal RawShooter, erneut mit WB=10500, dafür ohne Sharpness-und Detailkorrektur, aber mit "Noise suppresion" = 15 und "Color noise suppression" = 15 (Bandbreite 0-100)
ISO 100: Noise index: 26 (10 lum, 16 chroma)
ISO 200: Noise index: 42 (17 lum 25 chroma)
ISO 400: Noise index: 63 (30 lum 32 chroma)
ISO 800: Noise index: 88 (47 lum 41 chroma)
AdobeCameraRaw mit "Luminance Smoothing" = 15 und "Color noise reduction" = 15 (Bandbreite 0-100). WB=8900
ISO 100: Noise index: 20 (10 lum 11 chroma)
ISO 200: Noise index: 30 (14 lum 16 chroma)
ISO 400: Noise index: 49 (22 lum 27 chroma)
ISO 800: Noise index: 73 (32 lum 41 chroma)
Fazit: Oh je oh je: Vor lauter Zahlen fällt es schwer, ein wirklich überzeugendes Urteil zu fällen. Allerdings sieht es so aus, als ob man hinsichtlich der "Belastung" seiner Bilder durch Farb- und Helligkeitsrauschen bei Verwendung von RawShooter mit größeren Schwierigkeiten zu rechnen hat als beim AdobeRawConverter oder dem guten alten DiMAGE-Viewer (dessen Rauschunterdrückungsalgorithmen
nicht beeinflußbar sind). Jedenfalls scheint das Rausch-Niveau beim RawShooter erst nach deutlichem Filtereingriff auf der Höhe des "ungefilterten" Bildes des AdobeRawConverters zu liegen, dessen Bilder allerdings auch stets heller wirken (und sich das Rauschen bekanntlich in den Tiefen versteckt). Die Reduzierung von "Sharpness" und "Detail extraction" dagegen wirkt sich nur geringfügig auf das Rauschniveau aus. Übrigens erscheinen mir diese beiden Regler des RawShooter auch bei "normalen" Fotos relativ "wirkungslos"; sie sind selbst bei drastischer Verringerung nicht in der Lage, den permanenten Eindruck, überschärfte Bilder zu haben, zu vermindern.
Letztendlich ist zu sagen, daß dieser "Test" natürlich nicht den Anspruch erhebt, die "Qualität" der Konvertierung eines RAW-Bildes umfassend und valide abzubilden. Allein das verwendete Testbild (ein unscharfes Mosaik bunter Quadrate) spricht dagegen. Dafür dürften Testreihen mit "richtigen" Fotos und visuellen Vergleichen sehr viel aussagekräftiger sein. Dennoch, so habe ich "gelernt", ist der Einfluß des verwendeten RAW-Konverters auf die Höhe des Bildrauschens ein nicht zu vernachlässigender Faktor.
Vielleicht hat ja irgendwer hier im Forum ähnliche Erfahrungen gemacht und (konverterspezifische?) Rauschprofile für seine DiMAGE-A1 angefertigt? Ich fände es interessant, davon zu hören ...
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