Heute habe ich einmal meine beiden 1,4×-Telekonverter verglichen. Das Resultat fällt wie erwartet aus und überrascht zugleich. Als Basisobjektiv diente das Minolta AF Apo HS 1:4,5/400 mm G an einer Dynax 7D. Um das Ergebnis gleich mal vorwegzunehmen: Der Minolta-Konverter ist erwartungsgemäß besser. Doch der Vorsprung gegenüber dem Kenko-Konverter ist verblüffend klein.
Die Testkandidaten: Zum einen der Kenko M-AF 1.4X Teleplus, fünf Kontakte, neu gekauft im Jahre 1986 für etwas unter 200 DM (wenn ich recht erinnere). Zum anderen der Minolta AF 1.4× Tele Converter-II Apo, vor wenigen Monaten gebraucht, aber in praktisch neuwertigem Zustand gekauft hier von einem Forumsmitglied. Der Kenko ist spürbar leichter als der Minolta, sein Linsendurchmesser ist kleiner und auch die Länge des Linsenkörpers, also der Abstand von Frontlinsenscheitel zu Hinterlinsenscheitel, ist beim Kenko wesentlich kleiner. Der Kenko paßt an alle Objektive, der Minolta nur an wenige ausgewählte.
Mit dem AF Apo 400 G auf einem stabilen Holzstativ wurde die Fassade eines ca. 250 m entfernten Hochhauses ins Visier genommen. Die Spiegelvorauslösung der Dynax 7D wurde aktiviert, das Anti-Shake deaktiviert. Zum Auslösen wurde ein Kabelauslöser verwendet. Es wurden mit jedem Konverter zwei Aufnahmen gemacht, je eine mit voller Öffnung, d. h. f/6,3, und je eine um 2/3 Blenden abgeblendet, also f/8.
Bei voller Öffnung ist der Minolta-Konverter geringfügig, aber eindeutig besser als der Kenko. In der Bildmitte ist der Unterschied kleiner, zum Bildrand hin wird der Unterschied immer deutlicher. Sowohl Schärfe als auch Kontrast sind beim Kenko ein wenig schwächer. Die chromatische Aberration des Kenko ist stärker als die des Minolta, aber um ein so geringes Maß, daß es nur mal so gerade eben erkennbar ist. Bei keinem der beiden Konverter gibt es eine sichtbare Vignettierung. Verzeichnung habe ich nicht getestet, weil das Testmotiv hierfür ungeeignet ist.
Bei Blende 8 ist der Kenko besser als der Minolta bei Blende 6,3. Doch blendet man auch den Minolta auf f/8 ab, so ist dieser wiederum besser. Der Unterschied zwischen Minolta und Kenko ist bei f/8 allerdings erheblich geringer als bei f/6,3 und in der Bildmitte fast gar nicht mehr auszumachen. Auch der Kontrast, der beim Kenko bei f/6,3 noch etwas nachhinkte, ist nun praktisch gleich bei beiden Konvertern.
Mit "geringfügig" meine ich genau das: geringfügig. Sehr geringfügig! Das heißt, um die Unterschiede klar auszumachen, müssen die Testbilder nebeneinander am Monitor auf 200-%-Ansicht vergrößert und sehr genau verglichen werden. In 50-%-Ansicht (welche auf meinem Monitor einer Vergrößerung des gesamten Bildes auf das Format 30 × 45 cm entspricht) sind praktisch keine Schärfeunterschiede mehr sichtbar ... oder höchstens, wenn man aus 20 cm Abstand genau hinschaut und die Stellen, auf die man achten muß, vorher in 200-%-Ansicht gesucht hat. In 50-%-Ansicht ist eigentlich nur der minimal geringere Kontrast des Kenko bei voller Öffnung zu sehen ... und selbst das fällt nur im direkten Vergleich auf, wenn man beide Testbilder nebeneinander auf dem Monitor hat. Übrigens, die 200-%-Ansicht entspricht auf meinem 19"-Monitor einer Vergrößerung des ganzen Bildes auf etwa 120 × 180 cm.
Ich halte diese Leistung des 20 Jahre alten, vergleichsweise billigen Kenko-Konverters gegen den edlen, aufwendigen und teuren Minolta-Konverter für nichts weniger als gigantisch. Schon bei leichter Abblendung ist der Unterschied nur noch rein akademisch und auf Fotos praktisch gar nicht mehr sichtbar. Die Anschaffung des Minolta-Konverters lohnt sich wirklich nur für Leute, denen es auf das allerletzte Quentchen Abbildungsleistung ankommt und die dafür gern einen überproportional hohen Preis zu zahlen bereit sind. Ich hatte eigentlich mit einem wesentlich größeren Leistungsunterschied gerechnet.
Doch Vorsicht! Diese Ergebnisse ist nicht notwendigerweise auf neuere/andere Exemplare des Kenko-Konverters übertragbar -- und erst recht nicht auf Zweifach-Konverter. Letztere sind hinsichtlich der Leistungsbeeinträchtigung des Basisobjektives kritischer als 1,4×-Konverter, und so muß mit größeren Leistungsunterschieden gerechnet werden. Und selbstverständlich gilt mein Ergebnis nur für APS-C-Format und ist nicht auf Kleinbild-Vollformat übertragbar. Ich selber kann aber einen Vergleich von Zweifach-Konvertern nicht durchführen, da ich für Minolta-A-Bajonett nur einen habe (einen Soligor C/D7 Mx/AF).
Übrigens unterscheiden sich die beiden getesteten Konverter noch in ihrem Vergrößerungsfaktor -- der Kenko vergrößert ca. 2,5 % stärker als der Minolta. Durch Abmessen der Größe des Bildes im Vergleich zu einer Aufnahme ohne Konverter ergibt sich für den Minolta ein Verlängerungsfaktor von 1,419× (was sehr nah am Ideal von Wurzel (2) = 1,414× liegt), und für den Kenko habe ich 1,455× ermittelt.
-- Olaf