Der Anti-Shake funktioniert nicht mit allen Objektiven gleich gut. Am besten -- d. h. am genauesten -- arbeitet er mit Objektiven mit (D)-Funktionialität zusammen. Doch in der Praxis ist die Funktion mit alten Minolta-AF-Objektiven der ersten und zweiten AF-Generation in den meisten Fällen genau genug, vor allem bei mittleren und großen Aufnahmeentfernungen.
Problematisch wird es im Nah- und Makrobereich. Denn die meisten AF-Objektive, insbesondere alle Zooms und die Makro-Objektive, verändern durch Frontteil-, Rückteil- oder Innenfokussierung ihre effektive Brennweite, wenn auf kürzere Entfernungen fokussiert wird -- und diese Brennweitenänderung wird der Kamera gewöhnlich nicht mitgeteilt. Somit geht der AS bei kurzen Distanzen von einer falschen (in der Regel zu langen) Brennweite aus, und das Korrekturergebnis wird ungenau. Und ganz wichtig -- ein evtl. vorhandener Fokus-Limiter muß an Nicht-(D)-Objektiven unbedingt ausgeschaltet bleiben (d. h. Einstellung auf "FULL", wenn das AS wenigstens halbwegs korrekt arbeiten soll!
(D)-Objektive vermeiden meines Wissens diese Ungenauigkeit, indem sie nicht nur die nominelle, sondern auch die durch die Fokussierung veränderte, effektive Brennweite an die Kamera melden. Daher arbeitet der AS auch im Nahbereich mit unverminderter Präzision. Die Information über die eingestellte Entfernung bekommt die Kamera mit jedem Objektiv geliefert, einerlei ob mit oder ohne (D) -- sofern der AF eingeschaltet ist. Bei manueller Fokussierung funktioniert der AS mit (D)-Objektiven immer, mit Nicht-(D)-Objektiven nur dann, wenn die AF-Welle eingekuppelt bleibt.
Mit völlig ungekuppelten Objektiven wie etwa Teleskopen, der Beroflex-"Wundertüte" oder einem Novoflex-Schnellschußobjektiv kann der AS prinzipbedingt nicht richtig funktionieren. Schaltet man ihn ein, so nimmt er zwar seine Arbeit auf, doch das Korrekturergebnis wird nicht oder nur in Einzelfällen zufriedenstellen. Man sollte vor wichtigen Aufnahmen mit derartigen Objektiven die Funktion des AS sorgfältig prüfen und ihn ggf. ausschalten, weil u. U. eine fehlerhaft korrigierte Aufnahme unschärfer ausfallen kann als eine ganz ohne AS.
Generell ist das Tückische am AS, daß er immer versucht zu arbeiten, wenn er eingeschaltet ist -- doch ob er auch richtig funktioniert, bekommt der Fotograf nicht mitgeteilt. Er ist stets selber dafür verantwortlich, den AS in solchen Fällen abzuschalten, in denen dieser mehr schadet als nützt.
-- Olaf