Ich möchte die Diskussion um die Qualitäten der verschiedenen Digitalkameratypen auf einen Wert hin lenken, der oft zu kurz kommt: Das endgültige Bild und seine Qualität.
Und ich möchte das Ganze aus der Sicht eines Benutzers aufzeigen, der nebenberuflich mit Fotos Geld verdient und ein Ex-Bildjournalist ist.
Und da fällt das Urteil über Moniltas Produktpolitik ganz schlecht aus - so gerne ich diese Marke habe. Minolta hat die letzten professionellen Fotografen vergrault. Es gibt praktisch keinen Fotojournalisten mehr, der Minolta nutzt. Und der ganze Grund: Die fehlende DSLR und somit keine Möglichkeit, wirklich konkurrenzfähige Bilder zu produzieren.
Ich spreche nicht über Motive, die man verkaufen kann. Ich meine reine Bildqualität, die Pixelqualität. Das gleiche Motiv, positioniert bei einer mit Digitalbildern handelnden Bildagentur, hat mit Minolta Equipment produziert weniger Chancen als das gleiche Bild von der Konkurrenz produziert. Ob ein Scan einer Dynax-9-Analogaufnahme oder das Foto eine 7Hi. Die Qualitätsunterschiede zu einer Aufnahme von Canon, Nikon, ImageOne- oder Kodak-Digitalplattform ist sichtbar. Es gewinnt am Ende (bei gleichem Motiv) immer das optisch bessere Bild beim Kunden.
Wenn man so will verhält sich Minolta Profis gegenüber sogar geschäftsschädigend. Wer vor Jahren die strategische Entscheidung auf Minolta gesetzt hat, musste bereits die Marke wechseln.
Das Beispiel der Canon 300D und die hitzige Diskussion bringt dies an den Tag. Die Kamera ist von Materialwahl und Features her ein Amateurmodell, aber die reine Pixelqualität liegt auf viel höherem Niveau.
Das Besondere - und hier ist Digital und Analog nicht zu vergleichen - liegt in der fabrikseitigen Festlegung der Bildqualität bei Digitalkameras.
Back to the roots: Eigentlich bestimmen 4 Faktoren das letztendliche Bild. Die Objektivqualität, der Film, Zeit und Blende. Alles andere drumherum muss nur funktionieren und dient der Bequemlichkeit des Fotografen.
Bei Analogkameras kann der Fotograf alle 4 Parameter selbst bestimmen. Durch Auswahl des Filmes beispielsweise die Körnung, das Objektiv setzt die Auflösungsgrenze.
Bei Digitalkameras sind es nur noch 3 Parameter, die der Fotograf beeinflussen kann. Der Sensor und seine maximalen Leistungsdaten sind festgelegt. Wer hier den besseren Sensor hat, in einem noch so billigen Gehäuse, hat in einer Disziplin schon mal die Nase vorn.
Nächster Parameter die Blende: die 7Hi geht bis maximal 8 bzw. 9,5. Die A1 geht bis 11. Die 300D kann alles bis Blende 91 abhängig vom Objektiv. Die Minolta Digitalen sind bereits dadurch für ordentliche Studioblitze nicht zu gebrauchen, da man sie einfach nicht weit genug abblenden kann.
Parameter Objektiv: bei der 300D frei wählbar, bei der 7Hi und A1 'angeklebt'. Die Verzeichnung bei dem GT-Objektiv ist ebenfalls heikel.
Ein Minolta-Fotograf, der Bilder verkaufen muss, ist also in 3 von 4 Parametern gegenüber dem Billigmodell von Canon ins Hintertreffen geraten.
Das Paradoxon, womit sich einige im Forum nicht abfinden können: Die Plastikkamera 300D liefert am Ende die besseren Ergebnisse als jedes Minolta Dimage oder sogar Dynax Modell. Rein sachlich betrachtet wäre die 300D für mich eigentlich eine Profikamera, denn ich würde mit ihr besser Geld verdienen können als mit der 7Hi (und evtl. der A1). Sie kann noch so billig wirken und mit Plastikimage statt mit Profianmutung daherkommen - sie produziert die bessere Pixelqualität.
Da kann Minolta Profi-Features aussenrum bauen, was das Zeug hält. Der Sensor und seine Fehler bleiben. Die Flucht zurück zum Analogen hilft einem Profi heute übrigens auch nichts. Geschwindigkeit, Arbeitszeit und Kosten sprechen eindeutig für Digital.
Die 300D und ähnliche Modelle, die kommen werden, sind erfreulich (für die Branche und die Kunden) und ärgerlich zugleich (für Minolta Kunden).
Und am Ende kann Minolta wirklich nur mit eine DSLR kontern. Oder den reinen Consumermarkt bedienen.
Gruß, Hans