Guten Abend,
wie hier im Forum, oder wie durch Herrn Pölking geschehen, wird recht häufig pauschalisiert. Die Frage ist allerdings, mit welchem Hintergrund? Mittel zum Zweck oder Unwissenheit?
Ich gehe davon aus, das der Film an sich für Herrn Pölking kein Gestaltungsmittel ist. Seine Kenntnisse bezüglich der Charateristika und Leistungsfähigkeit verschiedener Emulsionen ist mit gutem Gewissen als eher rudimentär zu bezeichnen. Einfach abgeleitet aus der Tatsache, daß er nach eigenem Bekunden keine signifikanten Unterschiede zwischen einem "Sensia 100" und einem "Provia 100F" erkennen kann.
Also, der Film selber ist für sein Arbeitsschaffen eher sekundär. Letztendlich zählt das Ergebnis in Form von beruflichen Erfolg und Anerkennung.
Fritz Pölking hat 1977 (?) als erster Deutscher den "Wildlife Photagrapher of the Year" gewonnen. Seine Arbeiten haben auf die deutsche Szene ihren Einfluß gehabt, inspiriert und motiviert.
Schaut man sich die stilistischen Entwicklungen der letzten Jahre in diesem Bildsegment an und vergleicht diese mit seinen Aufnahmen, so kann man durchaus sagen, daß seine Zeit in der "Top-Liga" vorbei ist.
Als freischaffender Fotograf ist man den Gesetzen des Marktes unterworfen.
Im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten versucht ein jeder seinen Erfolg (azu sichern. Ich finde es durchaus normal, wenn ein alternder Fotograf feststellt, daß die Knochen nicht mehr wie vor 20 Jahren funktionieren, vielleicht auch der Elan und Enthusiasmus nicht mehr wie früher sind. Letztendlich die Leistungsfähigkeit, um in diesem Geschäft ganz oben mitzuspielen, nicht mehr gegeben ist.
Natürlich ist es legitim sein Wissen und Können anderen gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen. Daher darf man gerne mit einem Lächeln im Gesicht zwischen den Zeilen seiner Aussagen lesen...
Was die grundsätzliche Aussage angeht, vielleicht schaffe ich das entegegen einiger Vorredner etwas differenzierter:
- Wer die fotografische Prozeßkette beherrscht, den Dia-Film mit allen Stärken und Schwächen hauptsächlich für die Projektion nutzt, wird derzeit kaum eine (doch sehr pauschalisiert) interessante Alternative im Bereich der digitalen Projektion finden.
- Wer hauptsächlich Bilder für die verschiedensten Medienwiedergaben und deren digitalen Workflow benötigt, wird nur schwerlich an digitalen Aufnahmetechniken vorbeikommen.
Den Dia-Film grundsätzlich schlecht zu reden, halte ich für nicht differenziert genug. Zumal man fast immer nur liest, daß der Velvia 50 der "einzig brauchbare Film" ist, um mit "digital" konkurrieren zu können. Zumindest der Velvia 100F und der Velvia 100 haben die selben Leistungsdaten wie der Velvia 50, bei weniger "Korn".
Auch darf man die Frage stellen, ob die derzeitige digitale Aufbereitungstechnik für Emulsionen überhaupt die letztendlich sinnvolle im qualitativen Sinne ist?
Wer einen Provia 400F auf 800 ASA belichtet als Trommelscan auf Ilfochrome (jeweils ca. 40 x 60 cm) geprintet und das selbe Dia als klassische Handvergrößerung auf Ilfochrome sieht, fragt sich vielleicht schon, warum ersteres eine "Kornwüste" ist und letzteres nicht unbedingt?
Das Problem außerhalb der Projektion ist weniger der Film, sondern die digitale Aufbereitung - und ja, da ist der Film fast chancenlos.
Schaut man gerade in den fotografischen Bereich der Tier/Natur-Fotografie, so hat dort die Umstellung auf "Digital" gerade erst angefangen. Häufigster Grund, die hier notwendige Leistungsfähigkeit für Tieraufnahmen wird z. B. Canon nur durch die 1D Mk II gewährleistet.
Zumal der Abnehmermarkt für solche Aufnahmen doch eher übersichtlich ist, was den Griff zu hochpreisigen Gehäusen wohl überlegt sein will.
Nach meinen persönlichen Gesprächen mit einer Reihe von professionellen Fotografen dieses Genres war die Aussage ganz klar:
Digital muß qualitativ nicht besser sein, es muß unterm Strich wirtschaftlicher sein.
Nach meinen Erfahrungen mit beiden Gehäusen kann ich für mich nur sagen, beides wunderbare Arbeitsgeräte, wenn man den richtigen Anwendungszweck dafür hat.
Wenn ich für mich den subjektiven Vergleich ziehe, Ilfochrome vom Film als Handabzug vom Profi gegenüber Lambda-Prints von der Datei (1Ds Mk II) auf Ilfochrome, dann mag da ein gefühlter Unterschied was die Plastizität der Aufnahmen angeht sein, das war es dann auch schon. Merke, ich bin Liebhaber, Wirtschaftlichkeit spielt bei mir eine untergeordnete Rolle.
Was mich allerdings hier immer wieder verwundert, wie überzeugt hier die jeweiligen Anhänger von ihrem Medium sind. Warum aber Berufsfotografen dies alles durchaus differenzierter sehen können?
Einen schönen Abend noch.
Gruß Frank