RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#1 von anna_log , 26.09.2005 12:11

Hallo

Bei allem was ich von Hr. Pölking gelesen und gesehen habe, war ich immer recht angetan, da fachlich und praxisbezogen argumentiert wurde. In der letzten Naturfotografie lag eine Beilage von Pölking und Company. In diesem werden Seminare zur digitalen Bildaufbereitung und Fotosafaris angeboten. Was ich doch als etwas fragwürdig finde: Hr. Pölking kündigt das Ende der Diafotografie an! In einem Stil, der einer früher diskutierten Anzeige nichts nachsteht (http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=2628&st=0). Das hätte ich nun nicht erwartet. Auch seine fachliche Argumentation, endlich ohne Farbverfälschung fotografieren, da Fuji immer kalt und Kodak immer warm ist, kann ich nicht ganz folgen. In Meinen Augen sind das kreative Stilemittel. Daraus folgt lt. Hr. Pölking, nur digital kann man die Welt so fotografieren wie sie tatsächlich ist. Damit man das auch beherrscht, sollte man gleich einen Kurs der Tochter Pölkings besuchen. Hier werden einem die Feinheiten der digitalen Bildbearbeitung beigebracht. Wahrscheinlich auch, wie man den Farbton des Bildes ändern kann /sad.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="sad.gif" />
Summasumarum die Beilage ist in einem Stil verfasst, den ich eigentlich Hr. Pölking nicht würdig empfinde. Mich beschleicht das Gefühl, da will einer Panik machen und so noch ein paar Euro für den Ruhestand einfahren und seine 'Erben' in der Szene stärker etablieren. Einfach peinlich.


Matthias



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#2 von Dennis , 26.09.2005 13:19

Zitat von anna_log
Hr. Pölking kündigt das Ende der Diafotografie an!


Das Bessere ist eben des Guten Feind. Ein Velvia 50 hat es heute schon schwer gegen die digitale Konkurrenz, und das Verhältnis wird sich bestimmt nicht zurückentwickeln. Und für Wildlife ist ASA 50 (bzw 40) ja nicht gerade die erste Wahl. Bei höherempfindlichen Emulsionen ist die digitale Überlegenheit ja wohl völlig unstrittig.

ZITATAuch seine fachliche Argumentation, endlich ohne Farbverfälschung fotografieren, da Fuji immer kalt und Kodak immer warm ist, kann ich nicht ganz folgen.    In Meinen Augen sind das kreative Stilemittel.[/quote]

It's not a bug, it's a feature! /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Als Stilmittel würde ich bezeichnen, was ich nach Belieben einsetzen kann, und nicht, was mir von einem Film unabänderlich diktiert wird. Die freie Gestaltung der Farben bei digital ist ein Stilmittel, die Charaktere der unterschiedlichen Filme wohl kaum.

ZITATHier werden einem die Feinheiten der digitalen Bildbearbeitung beigebracht. Wahrscheinlich auch, wie man den Farbton des Bildes ändern kann /sad.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="sad.gif" />[/quote]

Der Farbton wird auch zwangsläufig in der analogen Fotografie "geändert". Oder sitzt Du etwa dem Irrglauben auf, daß man mit Film "die Dinge so fotografiert, wie sie in Wirklichkeit sind"?
Stichworte: Farbcharakteristik eines Filmes, Lichttemperatur, individuelle Farbwahrnehmung, "creative" (jawoll, mit "c"! Farbfilterung

ZITATMich beschleicht das Gefühl, da will einer Panik machen und so noch ein paar Euro für den Ruhestand einfahren und seine 'Erben' in der Szene stärker etablieren. Einfach peinlich.[/quote]

Das kann ich nicht beurteilen, weil ich den Artikel nicht gelesen habe. Aber bedenke, daß er davon lebt, sein "Ding" zu verkaufen. Jeder verkauft seine Philosophie. Und die Tatsache, daß Dia-Film (abseits der Projektion und im KB-Sektor) als High-End-Medium ausgedient hat, ist ja keine Lüge.



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#3 von andy_s , 26.09.2005 13:28

Zitat von Dennis
Aber bedenke, daß er davon lebt, sein "Ding" zu verkaufen.


Das ist genau der Punkt.
Er kann es sich nicht leisten auf eine "alte Technik" zu setzen.
Ich finde nicht das er Panik macht, denn ob es Diafilme weiter gibt oder nicht entscheidet alleine der Markt.
Solange es Menschen gibt, die der analog Fotografie treu bleiben, solange wird es sie geben.



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#4 von Rhamsis , 26.09.2005 13:58

Hallo Matthias,

meinst Du diesen Artikel bzw. einen ähnlichen in Printformat?

Ich finde auch, dass der Artikel eher realistisch ist und wie schon geschrieben wurde, Herr Pölking und seine Familie lebt davon.
Er ist erfolgreich und möchte es bleiben, deshalb muß er sein Handeln und sein Angebot anpassen und auch vermarkten.

Ob die Farbcharakteristik eines Diafilms eher ein Manko ist oder als künsterisches Gestaltungsmittel dient, liegt eher am Nutzer. Wer es liebt, bleibt beim Diafilm, wem der Charakter digitaler Aufnahmen gefällt, wird dieses Medium nutzen.

Gruß
Jürgen B.



 
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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#5 von anna_log , 26.09.2005 14:04

Zitat von Dennis
Oder sitzt Du etwa dem Irrglauben auf, daß man mit Film "die Dinge so fotografiert, wie sie in Wirklichkeit sind"?


Nö. Aber ich genau deswegen kann nicht nachvollziehen, daß im gleichen Absatz die typischen Töne für Diafilme praktisch als Frevel dargestellt werden.

Das der Diafilm an Bedeutung verliert, will ich nicht bezweifeln. Aber der Stil, der in die Broschüre geschrieben ist, ist es, was mich verwundert. Das liest sich so, als könnte der, der jetzt nicht umsteigt, nächstes Jahr keine Bilder mehr machen.

Matthias



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#6 von Dennis , 26.09.2005 14:43

Zitat von Rhamsis
Ob die Farbcharakteristik eines Diafilms eher ein Manko ist oder als künsterisches Gestaltungsmittel dient,


ZITATNö. Aber ich genau deswegen kann nicht nachvollziehen, daß im gleichen Absatz die typischen Töne für Diafilme praktisch als Frevel dargestellt werden.[/quote]

Das ist an sich kein Frevel oder Manko, nur daß man es nicht beeinflussen kann ist das Manko. Somit habe ich digital die Freiheit, später am Rechner alle möglichen Emulsionen und ihre Töne nachzuahmen, dann kann ich es auch als Stilmittel einsetzen. Beim Film muß ich mich auf dieses Stilmittel bei der Wahl des Filmes festlegen, und kann es dann nicht mehr ändern. Vor allem ist dieses Stilmittel digital als absolut freier Parameter wählbar, während es man sich bei Film immer zwangsläufig mit anderen Eigenschaften (Korn, Schärfe, Kontrast, Kontrastumfang,...) erkaufen muß.

Mein Punkt war, daß auf der einen Seite die Farb-Charaktere als Stilmittel gelobt wurden, aber auf der anderen Seite die Möglichkeiten der Farbgestaltung bei der digital Fotografie eher negativ beäugt wurden. Aber ich glaube, das habe ich falsch interpretiert.



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#7 von anna_log , 26.09.2005 14:52

Zitat von Dennis
Beim Film muß ich mich auf dieses Stilmittel bei der Wahl des Filmes festlegen, und kann es dann nicht mehr ändern.


Da hast Du Recht. Aber dafür gibt's ja noch Filter: Ich habe meistens den kühleren Fuji eingelegt und wenn es sein muss halte ich einen Warmton-Filter vor die Linse. So kann ich ganz gut leben.
Oder ich nehme die Mid-Reload-Funktion und lege einen anderen Film ein...
Matthias



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#8 von Dynax 79 , 26.09.2005 17:44

@Matthias,

Was wundert dich an dem Ton in der Broschüre? Daß Dia-Film stark auf dem Rückzug odre gar nicht mehr vorhanden ist bei Profis?
Ich kenne kaum noch einen Profi, der bei KB einen Dia-Film verwendet, auch Fritz Pölking verwendet seit geraumer Zeit nur noch Digital. Die Vorteile von Digital sind doch für jeden Profi bares Geld wert. Er kann das Ergebnis gleich kontrollieren und wenn nötig den Schuß wiederholen.



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#9 von eugene g. ( gelöscht ) , 26.09.2005 18:59

Was ich nie verstanden habe ist, warum der Herr Pölking im Minolta-Forum so berühmt und fotografisch anerkannt ist. Ich habe mir einmal ein Buch von ihm gekauft, die Aufnahmen haben mich nicht wirklich begeistern können. /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Was mich etwas verwundert ist, dass ich vestanden habe, dass Pölking wohl aus qualitativen Gründen behauptet, der Zug der Dia Fotografie sei abgelaufen.
Prozesstechnsich ist klar, dass ein Profifotograf digital bevorzugt.
Dass er deshalb nicht zwingend auf das Führen der digital-analogen Auflösungsdiskussion angewiesen ist, ist ebenso klar, denn Diafilme haben ihm in der Vergangenheit wohl doch genügend Auflösung bieten können, um erfolgreich (?) seinen Beruf ausüben zu können.

Was mich ausserdem verwundert ist, dass in der Diskussion über digitale Tier/Landschaftsfotografie bisher noch nicht das Thema Farben etwas kritischer angesprochen wurde. Dahingehend finde ich, dass der hybride workflow doch etwas einfacher ist als der rein digitale.
Zumindest wenn man kräftig gesättigte Farben bevorzugt oder/und hohe Helligkeitsunterschiede zu bewältigen hat.
Beispiele Rottöne in Pflanzen oder Tieren auf grünen Graslandschaften. Rehe im Wald, um nur einige Beispiele zu nennen. Früh zufressendes Rot, unangenehmes gelb-grün bei Farbsättigung alternativ zu Magentastich, matschig grauer überregelter Waldboden bei gleichzeitig korrekter Belichtung des Rehes. Das will alles EBV-technisch richtig behandelt werden, sofern überhaupt möglich.
Die richtigen Ergebnisse lassen sich bei einem gescannten Film mit geringerem EBV Aufwand oder teilweise sogar absolut besser erreichen.
Mag sein, dass Canon Kameras, die ein Vielfaches der Dynax 7D oder Dynax 5D kosten, hier eindeutig besser sind als die aktuellen Minolta DSLRs. Dann dürfte es pro-Film im Bereich Natur-/Tieraufnahmen tatsächlich wenige Agumente geben. Da in der Regel jedoch solch teure Geräte von Amateuren dieses Forums (noch) nicht eingesetzt werden, ist der Film qualitativ betrachtet (derzeit) faktisch oft die bessere Wahl (in den genannten Aufnahmebereichen).



eugene g.

RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#10 von ChrisA , 26.09.2005 19:22

Hallo,

Zitat von eugene g.
Was mich etwas verwundert ist, dass ich vestanden habe, dass Pölking wohl aus qualitativen Gründen behauptet, der Zug der Dia Fotografie sei abgelaufen.
Prozesstechnsich ist klar, dass ein Profifotograf digital bevorzugt.
Dass er deshalb nicht zwingend auf das Führen der digital-analogen Auflösungsdiskussion angewiesen ist, ist ebenso klar, denn Diafilme haben ihm in der Vergangenheit wohl doch genügend Auflösung bieten können, um erfolgreich (?) seinen Beruf ausüben zu können.
[...]
Was mich ausserdem verwundert ist, dass in der Diskussion über digitale Tier/Landschaftsfotografie bisher noch nicht das Thema Farben etwas kritischer angesprochen wurde. Dahingehend finde ich, dass der hybride workflow doch etwas einfacher ist als der rein digitale.
[...]
Die richtigen Ergebnisse lassen sich bei einem gescannten Film mit geringerem EBV Aufwand oder teilweise sogar absolut besser erreichen.


dem kann ich mir nur anschließen. Seit etwa zwei Wochen besitze ich einen 5400 II, und es ist die reinste Freude. Nacharbeit ist praktisch nicht notwendig. Ich musste noch kein einziges Staubkorn entfernen, und die Farben gescannter Sensias sind genau so, wie ich sie mir vorstelle. Kurz um: ich habe es nicht bereut auf analog und Scanner zu setzen, zudem meine 800si vor Kurzem zu Bruch gegangen ist. Nicht auszudenken, wenn es stattdessen eine 7D gewesen wäre. Den Sturz auf die Metalltreppe und das Herunterpurzeln einiger Stufen hätte auch diese nicht überlebt. Mein Scanner steht dagegen sicher zu Hause. /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Viele Grüße,
Chris

PS.: Das einzige Ärgernis ist mein Laptop, denn er tut sich mit den 42 Mio. Pixeln doch recht schwer. /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#11 von Dynax 79 , 26.09.2005 19:44

@eugene,

ZITATDa in der Regel jedoch solch teure Geräte von Amateuren dieses Forums (noch) nicht eingesetzt werden, ist der Film qualitativ betrachtet (derzeit) faktisch oft die bessere Wahl (in den genannten Aufnahmebereichen).[/quote]

Solch teure Geräte können auch von Mitgliedern dieses Forums nicht benutzt werden, da KoMi sowas nicht anbietet. /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />
Und für die Amateure ist Dia durchaus eine Alternative, aber die Filmauswahl für Positiv geht seit zwei Jahren kontinuierlich zurück. Agfa entwickelt z.B. seit einem Jahr die RSX nicht mehr weiter und ob dort überhaupt noch Diafilme produziert werden wird die Zukunft zeigen.



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#12 von Dennis , 26.09.2005 20:13

Zitat von eugene g.
Dahingehend finde ich, dass der hybride workflow doch etwas einfacher ist als der rein digitale.
Zumindest wenn man kräftig gesättigte Farben bevorzugt oder/und hohe Helligkeitsunterschiede zu bewältigen hat.


Der hybride Workflow ist aber gegenüber dem rein digitalen zweifach gehandicapt:

1. Durch die Überlegenheit der Bildqualität einer modernen Profi-DSLR in Bezug auf Auflösung, Kontrastumfang, Korn/Rauschen.

2. Der Scan-Vorgang ist verlustbehaftet.

Was heißt "einfacher"?

ZITATFrüh zufressendes Rot[/quote]

Belichtungsfehler.

ZITATunangenehmes gelb-grün bei Farbsättigung alternativ zu Magentastich, matschig grauer überregelter Waldboden bei gleichzeitig korrekter Belichtung des Rehes.[/quote]

Das klingt nach einem höchst individuellem Anwenderproblem. Glaubst Du, wenn es wirklich ein systematischer digitaler Fehler wäre, würde jemand wie Pölking oder Reichmann (oder andere), der damit sein Geld verdient, freiwillig umsteigen? Lieber schlechtere Bilder abliefern?

ZITATDie richtigen Ergebnisse lassen sich bei einem gescannten Film mit geringerem EBV Aufwand oder teilweise sogar absolut besser erreichen.[/quote]

Wenn ersteres der Fall ist, dann sollte man mal tunlichst seinen digitalen Workflow checken, da ist irgendwo der Wurm drin. Und letzteres halte ich für ein Gerücht. Vielleicht, wenn man eine 3MP-Digi-Aufnahme mit einem Trommelscan eines hochwertigen Dias vergleicht. Aber 6MP-Diascan gegen 6MP-DSLR möchte ich das mal sehen.

Auf der Glanzlichter 2005-Austellung kann man über 80 Naturfotos vergleichen, analog und digital gemischt. Die analogen kommen mE von den Farben her schlechter weg.



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#13 von WinSoft , 26.09.2005 20:51

Interessante Diskussion!

Ohne auf das Für und Wider "analog - digital" weiter eingehen zu wollen (das wurde schon zur Genüge duchgekaut), scheint mir ebenso interessant der Blick in den (eigenen) Spiegel zu werfen:

Habe ich erst kürzlich den neue Fuji Velia 100 (ohner F) zu den alten Velvia 50 in den Tiefkühlschrank gelegt und nur einige wenige neugierig ausprobiert, so sehe ich nach dem noch jungen, noch keine 2 Wochen alten Leica Digital-Modul-R FÜR MICH das Ende der Dia-Fotografie. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass ich noch einmal Filme aus dem Tiefkühlschrank hole und sie nach einer Woche Entwicklung bei Studio13 in Stuttgart mit dem Nikon Super Coolscan 5000 ED zeitintensiv und mühevoll einscanne.

Nein, das ist vorbei! Dazu brauche ich auch keinen Pölking, so sehr ich ihn seit Jahren als Naturfotograf schätze. Ich wundere mich auch nicht über Pölkings Kehrtwendung von analog zu digital. Das ist nur zu verständlich, wenn man einmal mit wirklich professionellen DSLRs und exzellenten Optiken fotografiert hat. Seit einer gemieteten Canon 1Ds Mark II mit Leica-Festbrennweiten stellt sich FÜR MICH die Frage nach "analog ODER digital" nicht mehr. Und seit dem Leica DMR jetzt auch nicht mehr...



 
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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#14 von Smile , 26.09.2005 21:14

Frage eines "Neulings":
Spielt denn Projektion bei keinem hier eine Rolle?
Ich habe mal einen direkten Vergleich zwischen
stinknormalem Rollei-Twin und teurem high-end Beamer
gesehen, da hatte der Beamer aber garkeine Chance.
Ich bin halt ab und an im südlichen Afrika unterwegs
und kann mir nicht vorstellen, die Bilder statt 1,5m x 2m
auf nem 19"-Monitor zu sehen.
Oder hat von euch jemand Erfahrung mit Ausbelichtungen
auf Diafilm?
Gruß,
/smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />



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RE: Das Ende der Diafotografie kommt

#15 von Frank H. , 26.09.2005 21:26

Guten Abend,

wie hier im Forum, oder wie durch Herrn Pölking geschehen, wird recht häufig pauschalisiert. Die Frage ist allerdings, mit welchem Hintergrund? Mittel zum Zweck oder Unwissenheit?

Ich gehe davon aus, das der Film an sich für Herrn Pölking kein Gestaltungsmittel ist. Seine Kenntnisse bezüglich der Charateristika und Leistungsfähigkeit verschiedener Emulsionen ist mit gutem Gewissen als eher rudimentär zu bezeichnen. Einfach abgeleitet aus der Tatsache, daß er nach eigenem Bekunden keine signifikanten Unterschiede zwischen einem "Sensia 100" und einem "Provia 100F" erkennen kann.
Also, der Film selber ist für sein Arbeitsschaffen eher sekundär. Letztendlich zählt das Ergebnis in Form von beruflichen Erfolg und Anerkennung.

Fritz Pölking hat 1977 (?) als erster Deutscher den "Wildlife Photagrapher of the Year" gewonnen. Seine Arbeiten haben auf die deutsche Szene ihren Einfluß gehabt, inspiriert und motiviert.
Schaut man sich die stilistischen Entwicklungen der letzten Jahre in diesem Bildsegment an und vergleicht diese mit seinen Aufnahmen, so kann man durchaus sagen, daß seine Zeit in der "Top-Liga" vorbei ist.

Als freischaffender Fotograf ist man den Gesetzen des Marktes unterworfen.
Im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten versucht ein jeder seinen Erfolg (azu sichern. Ich finde es durchaus normal, wenn ein alternder Fotograf feststellt, daß die Knochen nicht mehr wie vor 20 Jahren funktionieren, vielleicht auch der Elan und Enthusiasmus nicht mehr wie früher sind. Letztendlich die Leistungsfähigkeit, um in diesem Geschäft ganz oben mitzuspielen, nicht mehr gegeben ist.
Natürlich ist es legitim sein Wissen und Können anderen gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen. Daher darf man gerne mit einem Lächeln im Gesicht zwischen den Zeilen seiner Aussagen lesen...

Was die grundsätzliche Aussage angeht, vielleicht schaffe ich das entegegen einiger Vorredner etwas differenzierter:
- Wer die fotografische Prozeßkette beherrscht, den Dia-Film mit allen Stärken und Schwächen hauptsächlich für die Projektion nutzt, wird derzeit kaum eine (doch sehr pauschalisiert) interessante Alternative im Bereich der digitalen Projektion finden.
- Wer hauptsächlich Bilder für die verschiedensten Medienwiedergaben und deren digitalen Workflow benötigt, wird nur schwerlich an digitalen Aufnahmetechniken vorbeikommen.

Den Dia-Film grundsätzlich schlecht zu reden, halte ich für nicht differenziert genug. Zumal man fast immer nur liest, daß der Velvia 50 der "einzig brauchbare Film" ist, um mit "digital" konkurrieren zu können. Zumindest der Velvia 100F und der Velvia 100 haben die selben Leistungsdaten wie der Velvia 50, bei weniger "Korn".
Auch darf man die Frage stellen, ob die derzeitige digitale Aufbereitungstechnik für Emulsionen überhaupt die letztendlich sinnvolle im qualitativen Sinne ist?
Wer einen Provia 400F auf 800 ASA belichtet als Trommelscan auf Ilfochrome (jeweils ca. 40 x 60 cm) geprintet und das selbe Dia als klassische Handvergrößerung auf Ilfochrome sieht, fragt sich vielleicht schon, warum ersteres eine "Kornwüste" ist und letzteres nicht unbedingt?
Das Problem außerhalb der Projektion ist weniger der Film, sondern die digitale Aufbereitung - und ja, da ist der Film fast chancenlos.

Schaut man gerade in den fotografischen Bereich der Tier/Natur-Fotografie, so hat dort die Umstellung auf "Digital" gerade erst angefangen. Häufigster Grund, die hier notwendige Leistungsfähigkeit für Tieraufnahmen wird z. B. Canon nur durch die 1D Mk II gewährleistet.
Zumal der Abnehmermarkt für solche Aufnahmen doch eher übersichtlich ist, was den Griff zu hochpreisigen Gehäusen wohl überlegt sein will.
Nach meinen persönlichen Gesprächen mit einer Reihe von professionellen Fotografen dieses Genres war die Aussage ganz klar:
Digital muß qualitativ nicht besser sein, es muß unterm Strich wirtschaftlicher sein.

Nach meinen Erfahrungen mit beiden Gehäusen kann ich für mich nur sagen, beides wunderbare Arbeitsgeräte, wenn man den richtigen Anwendungszweck dafür hat.
Wenn ich für mich den subjektiven Vergleich ziehe, Ilfochrome vom Film als Handabzug vom Profi gegenüber Lambda-Prints von der Datei (1Ds Mk II) auf Ilfochrome, dann mag da ein gefühlter Unterschied was die Plastizität der Aufnahmen angeht sein, das war es dann auch schon. Merke, ich bin Liebhaber, Wirtschaftlichkeit spielt bei mir eine untergeordnete Rolle.

Was mich allerdings hier immer wieder verwundert, wie überzeugt hier die jeweiligen Anhänger von ihrem Medium sind. Warum aber Berufsfotografen dies alles durchaus differenzierter sehen können?

Einen schönen Abend noch.

Gruß Frank



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