QUOTE (stevemark @ 19. 5. 2008, 23.11 h) Detaillierte Vergleiche zwischen Minolat AF 2/100 mm und Minolta AF 1,4/85 mm finden sich hier: [...][/quote]
Auffällig beim 85er ist das Nachlassen der Schärfe beim Abblenden von f/2 auf f/2,8. Für so ein Phänomen gibt es zwei mögliche Gründe: 1) Beugung, und 2) Blendenfehler. Grund Nr. 1 -- der bedeuten würde, daß das Objektiv schon ab f/2 beugungsbegrenzt wäre -- kommt hier nicht in Frage, weil erstens die Leistung bei f/2 nicht hoch genug ist und zweitens die Leistung bei noch weiterer Abblendung wieder zunimmt. Bleibt Grund Nr. 2: Blendenfehler.
Damit wird der Effekt bezeichnet, daß der ideale Ort für die Blende im Objektiv abhängig ist von der Größe der Blende. Durch Abblendung verschiebt sich also die Blendenebene. Da aber die Blendenlamellen selbst am selben Ort bleiben, führt dies effektiv zu einer Fokusverschiebung und damit zu einer Reduzierung der Schärfe in der beabsichtigten Schärfeebene. Bei den meisten Objektiven ist diese Fokusverschiebung so winzig, daß sie niemals auffällt und von der zunehmenden Schärfentiefe mehr als ausgeglichen wird. Doch bei manchen hochlichtstarken Objektiven ist die Verschiebung so ausgeprägt, daß es bei Abblendung um ein bis zwei Stufen zu einem sichtbaren Schärfeabfall führt, der erst bei noch kleineren Blenden durch die größere Schärfentiefe wieder aufgefangen wird. Das Leica Noctilux-M 1/50 mm z. B. ist berüchtigt für diesen Effekt, und beim AF 1,4/85 mm tritt er offensichtlich auch auf.
Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist, betrifft den Text zum AF 2/100. Da heißt es im Kommentar zur Aufnahme bei voller Öffnung: "No CA's at all, and even the colour fringing (CF) is remarkably low for an f2.0 lens."
Doch Colour fringing (= Farbsäume) sind in diesem Falle chromatische Aberration, was man daran erkennt, daß sie bei Abblendung verschwinden. Es handelt sich um den Farblängsfehler, welcher im Gegensatz zum Farbquerfehler über das gesamte Bildfeld gleichmäßig auftritt und sich durch Abblendung reduzieren bzw. beseitigen läßt. Farbquerfehler hingegen werden von der Bildmitte zum Rande hin immer stärker und lassen sich durch Abblendung nicht beeinflussen. Farbsäume, die an den Rändern von Spitzlichtern auftreten und bei Abblendung (bei Konstanthaltung der Belichtung) nicht verschwinden, sind kein Objektivfehler, sondern ein Übersättigungseffekt am Bildsensor. Sie lassen sich durch Reduzierung der Belichtung vermindern.
Ach ja ... und der Apostroph bei "CA's" ist im Englischen ebenso fehl am Platz wie im Deutschen. Laß ihn weg.
-- Olaf
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.