Zitat von Dirk
Was würdet Ihr dafür ausgeben? Zustand 3
ZITATMINOLTA 9000 AF Geh. mit Winder MD-90
Gehäuse vom Amateur, nur geringe Gebrauchsspuren. Am Display ein winziger Schönheitsfehler - beeinträchtigt weder Funktion noch Ablesbarkeit. Kommt mit Winder und Batteriefach. Als Zugabe gibt es noch ein passenden Akku. Das Ladegerät ist aber nicht dabei!
Gebraucht. Zustand: leichte äußerliche Gebrauchsspuren
[/quote]
Der Winder hat zwar ein Batteriefach, aber das ist eingebaut. Es handelt sich also
nicht um den Winder AW-90, sondern um den Motor MD-90 mit Batteriefach BP-90M
plus Akkupack NP-90M (aber ohne Ladegerät NC-90M).
Das ausblutende LCD ist sehr häufig, mehr als die Hälfte aller Exemplare haben
inzwischen diesen Defekt. Solange es nicht zu schlimm ist (Ablesbarkeit), ist das
nur ein Schönheitsfehler.
Viel kritischer bei der Minolta 9000 AF ist die 100%ige Funktion der Blenden-
ansteuerung und des Verschlusses. Ein defekter Verschluß geht meist - aber
nicht immer - mit fettigen Schlieren auf den Lamellen oder öligen Ansätzen
an der Unterseite der Lamellen eines der beiden Verschlußvorhänge einher
(also beide Vorhänge prüfen und von beiden Seiten).
Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen möchte ich mal behaupten, daß leider
mindestens 70% - 80% aller auf dem Gebrauchtmarkt kursierenden Minolta
9000 AF Gehäuse einen dieser beiden Fehler entwickelt haben - teilweise,
ohne, daß die Besitzer das bereits gemerkt haben, da der Fehler sich
schleichend entwickelt und anfangs nur bei der ersten Aufnahme nach
längeren Fotopausen auftritt, teilweise aber - aufgrund der Aufklärung,
die wir diesbezüglich im letzten Jahr betrieben haben - auch mit vollem
Bewußtsein des Fehlers.
Eine defekte Blendenansteuerung äußert sich in sporadischen Überbelichtungen,
ein defekter Verschluß meist mit sporadisch unterbelichteten oder nicht
belichteten Aufnahmen.
Nichtdestotrotz ist so eine Kamera praktisch unbrauchbar - da irreparabel
(die Reparatur könnte nur von inoffiziellen Werkstätten vorgenommen werden,
da Minolta die Reparatur der Kamera kategorisch ablehnt, und selbst wenn
die noch Ersatzteile hätten, läge das pro einer dieser beiden Fehler bei
ca. 150 - 250 EUR, also weit über dem Marktwert.)
Da der Verkäufer (zumindest in dem Anzeigentext) nicht explizit garantiert,
daß die Kamera diese beiden Fehler nicht aufweist und Dir ein Umtauschrecht
für den Fall der Fälle einräumt, wäre ich vorsichtig.
Um die Kamera zu testen, mußt Du erst mal sicherstellen, daß sie mit bereits
gespanntem (! Verschluß und Abblendhebel einige Tage bis eine Woche in der
Ecke lag - wenn jemand damit "gespielt" hat, kannst Du den Test vergessen, und
mußt wieder neu warten. Dann Objektiv abnehmen, Kamera am Hauptschalter
einschalten und direkt als allererstes (ohne den Auslöser zu berühren) den
Abblendhebel ausklappen und leicht antippen (ca. 1mm). Dann muß es
kurz ticken, die Belichtungsmesssysteme müssen angehen und der Blenden-
übertragungshebel im Bajonett muß in die entgegengesetzte Position fahren.
Wenn das nicht passiert, oder erst, nachdem man einige Male den Abblend-
hebel gedrückt hat, ist die Blendenansteuerung defekt. Nach dem Auslösen
und Neuspannen des Verschlusses kannst Du diesen Effekt u.U. erstmal
eine Weile nicht mehr beobachten - die Blendenansteuerung scheint wieder
einwandfrei zu arbeiten, aber das ist nur ein Trugbild. Wenn's beim *ersten*
Antippen nach langer Pause nicht klappt, ist de Kamera defekt.
Wenn Du auf einer der Verschlußlamellen die oben beschriebenen
Verschmutzungen findest, würde ich die Finger von der Kamera lassen.
Wahrscheinlich wird sie dann in Kürze mit einem defekten Verschluß ausfallen.
Das überprüft man am Besten ohne Motor, weil Du so den Verschluß
per Hand spannen und Dir dabei die Lamellen genau anschauen kannst.
Die Zuverlässigkeit des Verschlusses kann man erstmal ohne Motor in
BULB überprüfen: Hält man den Auslöser gedrückt und schaut vorne
in den Spiegelkasten, so muß man die kleinen Noppen der Andruckplatte
sehen. Wenn da ab und zu nur der Verschlußvorhang zu sehen ist, ist
der Verschluß defekt. Sollte der Fehler nur selten auftreten (alle paar
hundert Aufnahmen einmal) ist das so zu mühselig. Dann schraubt man
den Motor unter die Kamera, macht die Rückwand auf (oder nimmt
sie ab), stellt die Kamera der Reihe nach mindestens auf 1/30s, 1/125s,
1/250s, 1/1000s und 1/4000s, hält jedesmal mit einer Büroklammer
den Rückwand-Taster in der "Geschlossen"-Position und "feuert" nach
zwei Blindaufnahmen eine Serie von einigen hundert Aufnahmen
durch. Dabei hält man die Kamera ohne Objektiv gegen helles Licht
und beobachtet den Lichtimpuls, der im Filmfenster erscheint. Wenn
der zwischendurch auch nur /einmal/ ausbleibt oder mit anderer
Intensität kommt als bei den anderen Aufnahmen der Serie, so
ist der Verschluß defekt. Manchmal verbessert sich das Verhalten
nach einer Weile, deshalb zählen auch hier schon die ersten Schüsse.
Natürlich ist die Kamera nach dieser Serie für einige Tage auch nicht mehr
für den Blendenansteuerungstest zu gebrauchen.
Siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=3495
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=741
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=191251
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=260053
Ohne diese Tests würde ich jedenfalls keine Minolta 9000 AF mehr ankaufen.
Zum Preis: Das hängt von Zustand ab, für ein voll funktionierendes Gehäuse liegt
er je nach sonstigen Gebrauchsspruren zwischen 70 - 120 Euro. Ein defektes
Gehäuse bringt vielleicht noch 5 - 15 Euro als Ersatzteilspender, je nachdem,
was dran ist.
Der Motor mit Zubehör geht bei eBay oft für ca. 50 Euro weg.
Viel Glück,
Matthias