Zitat von Dennis
Zitat von "01af"
Dennis, an dieser Stelle ist dein Denkrahmen zu klein. Du setzt (beim Zweifach-Konverter) stillschweigend Brennweitenveränderung mit Brennweitenverdoppelung gleich.
Olaf, genau das ist meine Frage. Ich gehe bei Verdoppelung des Abbildungsmaßstabes von genauer Brennweitenverdoppelung aus. Das hat nix mit kleinem Denkrahmen zu tun, sondern mit konstanter Gegenstandsweite, konstanter Bildweite und somit nach meinem Verständnis folglicher doppelter Brennweite.
Ach so. Und ich hatte dir unterstellt, du wüßtest, daß der Abbildungsmaßstab nicht exakt linear zur Brennweite ist; das gilt nur näherungsweise bei großen Gegenstandsweiten. Wenn du aber diesem Irrtum unterliegst, dann ist deine Auffassung verständlich.
Um das zu untermauern, habe ich jetzt endlich einmal in einem meiner schlauen Bücher nachgeschlagen, um nicht länger immer nur nach dem Bauchgefühl zu argumentieren. Es gilt nämlich (unter Vernachlässigung des Hauptebenenabstandes) folgende Formel:
1
2
3
4
5
beta = f / (a - f)
beziehungsweise
beta = (a' - f) / f
beta = Abbbildungsmaßstab
a = Gegenstandsweite
a' = Bildweite
f = Brennweite
Wie man sofort sieht, wird bei einer Verdoppelung von f und konstantem a bzw. konstantem a' der Abbbildungsmaßstab nicht verdoppelt. Eine Verdoppelung liegt nur dann näherungsweise vor, wenn a >> f oder a' ~ f ist (">>" heißt "viel größer als", und "~" soll heißen: "ungefähr gleich" -- also bei großen Gegenstandsweiten. Bei a = unendlich ist a' = f und beta = 1 : unendlich bzw. beta = null.
Zitat von Dennis
Zitat von "01af"
Und tausche dann einmal eine 12,5-mm-Lupe gegen eine 25-mm-Lupe ... oder ein 24er Weitwinkel in Retrostellung gegen ein 50er in Retrostellung! Das wäre nämlich eine wirkliche Brennweitenverdoppelung! Du wirst sehen, daß da gar nichts konstant bleibt ...
Das ist aber auch etwas ganz anderes. Der Tausch eines optischen Systems ist etwas völlig anderes als die Veränderung eines Systems.
Keineswegs. Gut, das Beispiel eines 24ers und eines 50ers, beide in Retrostellung, ist wirklich unglücklich, weil das 50er annähernd symmetrisch, das Retrofokus-Weitwinkel aber hochgradig asymmetrisch ist und somit deren Hauptebenenlagen und -abstände sehr verschieden und definitiv nicht vernachlässigbar sind. Doch bei den Lupenfotoobjektiven 12,5 mm und 25 mm ist das anders. Die sind beide in praktisch gleicher Weise aufgebaut und haben sehr ähnliche Hauptebenen. Man kann das 25er wirklich als direkte Verdoppelung eines 12,5ers auffassen. Und eins ist klar: ist der Balgenauszug groß und wird dann die Brennweite von 12,5 mm auf 25 mm verdoppelt, dann halbiert sich der Abbildungsmaßstab! Annähernd jedenfalls. Und das bei annähernd gleicher Gegenstandsweite. Von einer Verdoppelung wie durch einen Zweifach-Konverter kann definitiv überhaupt gar keine Rede sein.
Je tiefer wir also in den Makrobereich gehen, desto weiter klaffen die Konzepte "Brennweitenverdoppelung" und "Abbildungsmaßstabsverdoppelung" auseinander.
Zitat von Dennis
Die Filmebene bewegt sich aber eigentlich auch gar nicht, nicht von Sicht des optischen Systems aus. Das gesamte System ist zwar länger geworden, aber die Bildebene ist exakt in der gleichen Entfernung von der hinteren Hauptebene des optischen Gesamtsystems, wie vorher. Ob sie jetzt von außen gesehen ihre Lage verändert hat, ist uninteressant.
Mensch, Dennis! Genau! Das isses! Die ganze Zeit hatte ich mich gefragt, ob die Bildweite beim Einsatz eines Konverters gleich bleibt oder sich vergrößert. Aus Sicht des Objektives vergrößert sie sich um die Baulänge des Konverters. Aus Sicht des gesamten Optik (d. i. Objektiv plus Konverter) bzw. aus Sicht der Kamera bleibt sie konstant. Wie kann das angehen? Wieso ist das abhängig vom Bezugspunkt? Irgend etwas stimmt da nicht, denn es verlängert sich doch etwas ganz ohne Zweifel, schließlich hat so ein Konverter nun einmal seine Baulänge.
Du hast diese Frage nunmehr geklärt. Die Gegenstandsweite bleibt gleich, und die Bildweite bleibt auch gleich. Es ist der Hauptebenenabstand des gesamten optischen Systems, der sich um die Baulänge des Konverters vergrößert.
Also, ich bleibe bei meiner Ansicht zu unserer Frage. Noch einmal zur Erinnerung -- die Frage lautet im Kern wie folgt: Ist die Verdoppelung des Abbildungsmaßstabes durch einen Zweifach-Konverter stets und immer exakt gleichbedeutend mit einer Verdoppelung der Brennweite? Ich behaupte nach wie vor und jetzt erst recht: Bei unendlicher Gegenstandsweite ja, sonst nein. Ein Zweifach-Konverter verdoppelt nicht die Brennweite, sondern den Abbildungsmaßstab.
-- Olaf