ZITAT(minoltaman @ 2003-07-02, 16:05) Hallo,
Minolta hat nun im Laufe der Zeit zahlreiche Versionen der einzelnen manuell-Fokus Objektive ausgeliefert.
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Gibt es ... essentielle Qualitätsunterschiede?
Wer hat da Erfahrungen mit den unterschiedlichen Baureihen gesammelt?
...[/quote]
Zwar ein etwas verstaubter Thread - siebe Jahre alt und keine einzige Antwort! - aber da mich gerade die Schreiblust gepackt hat ...
Hier mal ein Bild mit acht verschiedenen 135er Objektiven aus einer Zeitspanne von 20 Jahren. Von links nach rechts ...
1) Erste Serie zur SR-1/SR-2/SR-3: Ein dreilinsiger Triplet, nicht in Telebauweise - deswegen auch nicht "Tele Rokkor" sondern einfach "Rokkor"; Vorwahlblende, mechanisch exzellent gearbeitet; Fokusring läuft sehr geschmeidig (vermutlich die auch von Leitz verwendete Kombination von Aluminium auf Messing
2) Erste "Meter Coupled" Serie (MC I): Sechslinsige Konstruktion, metallener Fokusring ohne vertiefte Aussparungen, relativ schlank gebaut, keine eingebaute Gegenlichtblende, Springblende, Blendenring immer noch vorne am Objektiv.
3) Zweite "Meter Coupled" Serie (MC II): Sechslinsige Konstruktion, metallener Fokusring mit vertieften Aussparungen ("Berg-und-Tal", Blendenring zum Bajonett hin verschoben
4) Dritte "Meter Coupled" Serie (MC-X): Sechlinsige Konstruktion, Fokusring mit Gummiwaffeln belegt, ansonsten wie MC II; Fokusring läuft sehr geschmeidig (vermutlich die auch von Leitz verwendete Kombination von Aluminium auf Messing)
5) Dritte "Meter Coupled" Serie (MC-X): Vierlinsige Neurechnung, mechanisch wie 4)
6) Erste MD-Generation (MD I): Vierlinsige Konstruktion, gleiche Rechnung wie 5), Blendenring zunächst noch aus Metall, dann bald aus Kunststoff
7) Dritte MD-Generation (MD III): Fünflinsige, wesentlich leichtere Neurechnung mit beträchtlich kleineren Ausmassen
8) Dritte MD-Generation, hochlichtstarke Variante (1:2)
Interessant ist, dass sich die optischen und mechanischen Generationen oftmals überschneiden - das heisst, eine optische Rechnung findet sich in verschiedenen Fassungen (z. B. MC II und MC-X oder MC X und MD I; siehe zweites angehängtes Bild). Was die optische Konstruktion angeht, kann man im Wesentlichen die folgenden Generationen unterscheiden:
Ab 1959
Oftmals recht konventionell aufgebaute Objektive, die aber bereits Sondergläser (Lanthaniden) enthielten. Triplet-Typ (4/135mm), Doppel-Gauss (1.7/55 und 1.4/58mm), Weitwinkel mit Tessar-Grundkonstruktion und vorgeschaltetem 1- bis 3-linsigem WW-Konverter, sowie Telekonstruktionen aus Triplet mit nachgeschalteter Zerstreuungslinse (300mm, 600mm) geben den Ton an. Bereits etwas komplexer aufgebaut sind die für die damalige Zeit lichtstarken sechslinsigen Objektive 2/100mm, 2.8/135mm und 3.5/200mm.
21mm 1:4.5 => annähernd symmetrische Konstruktion in Anlehnung an das Zeiss Biogon; erfordert ein Hochklappen des Spiegels (keine Retrofokus-Konstruktion)
28mm 1:3.5 => Tessar-ähnliche Grundoptik mit vorgeschaltetem dreilinsigen Weitwinkel-Konverter (Retrofokus-Typ)
35mm 1:4 => Tessar-ähnliche Grundoptik mit vorgeschaltetem einlinsigem Weitwinkel-Konverter (Retrofokus-Typ)
35mm 1:2.8 => Tessar-ähnliche Grundoptik mit vorgeschaltetem dreilinsigen Weitwinkel-Konverter (Retrofokus-Typ)
50mm 1:3.5 Macro => sechslinsiges Spezialobjektiv, das optisch unverändert bis in die 1990er Jahre produziert wird
55mm 1:1.7 => sechslinsige Doppelgauss-Konstruktion
58mm 1:1.4 => sechslinsige Doppelgauss-Konstruktion
100mm 1:2
135mm 1:4 => simples Triplet, keine Tele-Konstruktion!
135mm 1:2.8
200mm 1:4.5
200mm 1:3.5
300mm 1:4.5 => dreilinsiges Grundobjektiv (Triplet) mit nachgeschalteter Zerstreuungslinse (Tele-Typ)
300mm 1:5.6 => dreilinsiges Grundobjektiv (Triplet) mit nachgeschalteter Zerstreuungslinse (Tele-Typ)
600mm 1:5.6 => dreilinsiges Grundobjektiv (Triplet) mit nachgeschalteter Zerstreuungslinse (Tele-Typ)
Fast alle genannten Objektive werden ab 1966 sukzessive auf "Meter Coupled" umgerüstet und in der "MC I" Fassung ausgeliefert.
Eine Reihe von frühen Zooms vermag noch nicht wirklich zu befriedigen; sie verschwindet ohne direkte Nachfolger wieder vom Markt:
50-100mm 1:3.5
80-160mm 1:3.5
100-200mm 1:5.6
16-500mm 1:8
1968
Eine Reihe lichtstarker Hochleistungsobjektive wird auf der Photokina 1968 angekündigt. Die Objektive wurden erstmals mit dem "hauseigenen Grosscomputer" gerechnet, und sie nutzen fünf im eigenen Hause entwickelte, neue Glassorten. Diese Gläser haben entweder eine sehr hohe Brechkraft (Lanthan- und Thoriumgläser, nützlich zur Korrektion der sphärischen Aberrationen), eine niedrige Teildispersion (nützlich zur Korrektion der Farbfehler v. a. bei langen Brennweiten), oder beides. Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Objektive:
MC 16mm 1:2,8 Fisheye => damals lichstärkstes Fisheye; im Wesentlichen als Sony 2.8/16mm Fisheye nach wie vor in Produktion
MC 21mm 1:2.8 => damals lichtstärkstes 21mm-Objektiv; gilt zusammen mit dem Zeiss Distagon 2.8/21mm als eines der besten Superweitwinkel überhaupt; erst 1971 eingeführt
MC 28mm 1:2.5 => damals lichtstärkstes 28mm-Objektiv; enthält im Hinterglied eine radioaktive Linse mit Thoriumgläsern
MC 35mm 1:1.8 => damals lichtstärkstes KB-SLR-Objektiv mit 35mm Brennweite
MC 58mm 1:1.2 => damals leistungsstärkstes f1.2-Objektiv; enthält im Hinterglied eine radioaktive Linse mit Thoriumgläsern; wird umgebaut heute noch gerne an DSLRs verwendet
MC 85mm 1:1.7 => erst 1970 eingeführt
MC 100mm 1:2.5
MC 300mm 1:4.5 => neu gerechneter Sechlinser, mit Gläsern niedriger Teildispersion zur Korrektion der Farbfehler ausgestattet
Die meisten genannten Objektive kommen zunächst in der "MC I" Fassung zur Auslieferung. Alle genannten Objektive sowie einige weitere Konstruktionen werden ab ca. 1969 sukzessive auf die "MC II" "(Berg-und-Tal" Fassung umgestellt.
Etwas später folgten:
MC 24mm 1:2.8
MC 100mm 1:3.5 Macro
Alle genannten Objektive werden ab 1973 sukzessive in der neuen "MC X" Fassung mit Gummiwaffel-Fokusring ausgeliefert!
Ab ca. 1973 und 1975
Die "alten" Rechnungen aus der SR-Zeit (z. B. das 3.5/28mm, 2.8/35mm, das 1.7/55mm, das 1.4/58mm, das 2.8/135mm, das 4.5/200mm und das 3.4/200mm) werden durch Neurechnungen - oft mit Linsen aus teuren Sondergläsern - ersetzt. Wichtige Neukonstruktionen aus dieser Zeit sind:
MC 17mm 1:4
MC 28mm 1:2 => ersetzt das mit radioaktiven Gläsern ausgestattete 28mm 1:2.5 von 1968
MC 28mm 1:2.8 => ergänzt das Line-up
MC 28mm 1:3.5 => neugerechneter Fünflinser; ersetzt die beiden älteren Siebenlinser von 1963 bzw. 1968
MC 35mm 1:2.8 => neugerechneter Fünflinser; ersetzt die älteren Siebenlinser aus den 1960er Jahren
MC 50mm 1:2 und 1:1.7 => Sechslinser mit hoher Leistung
MC 50mm 1:1.4 => Siebenlinser mit sehr hoher Abbildungsleistung
MC 100mm 1:2.5 => neugerechneter Fünflinser; ersetzt den Sechslinser von 1968
MC 135mm 1:2.8 => neugerechneter Vierlinser mit einer grossen Linse aus niedrig dispergierendem Sonderglas; sehr hoher Abbildungsleistung
MC 200mm 1:4 => neuer Fünflinser mit einer grossen Linse aus niedrig dispergierendem Sonderglas; sehr hoher Abbildungsleistung; ersetzt das 1:4.5 und das 1:3.5
MC 400mm 1:5.6 => erstmaliger Einsatz von Fluorit (mit anomaler Teildispersion zur Korrektion der Farbfehler) bei einem Minolta-Objektiv für SLRs
Ein erstes hochwertiges Telezoom wird gebaut:
MC 80-200mm 1:4.5 => Ur-Typ der klassischen Hochleistungs-Telezooms von Minolta
Alle genannten Objektive (einschliesslich der unter "1968" genannten! werden zunächst in der MC-X-Fassung produziert, die unter Liebhabern als die beste Minolta-MF-Fasung gilt. Der Einfluss des damals neuen Kooperationspartners Leitz ist deutlich spürbar; auch "Billigobjektive" wie das MC 3.5/135mm oder das MC 4.5/200mm sind ungewöhnlich wertig gebaut: Nach fast 40 Jahren laufen die Schneckengänge immer noch seidenweich, da sie in Leitz'scher Manier ("Aluminium auf Messing" gefertigt sind. Durch dicke Linsen aus schweren Sondergläsern und die Aluminium-Messing-Bauweise sind die Objektive ungewöhnlich schwer.
Ab 1977-1978
Die älteren Rechnungen aus der Zeit von 1968-1975 werden - einem von Olympus vorgegebenen Trend der Zeit folgend - sukzessive "kleingerechnet". Je nach Objektivtyp wird das Gewicht auf 45-75% des ursprünglichen Wertes reduziert. Teils reicht eine Überarbeitung der Fassung (teils mit Reduktion des Filterdurchmessers auf 49mm), teils wird auch die Optik neu gerechnet. Das schwere Messing verschwindet aus den Objektivschnecken; die "Alu-auf-Alu"-Bauweise fühlt sich beim Fokussieren weniger edel an.
MD 20mm 1:2.8 => Neurechnung; 240 g (statt 510 g beim 2.8/21mm)
MD 24mm 1:2.8 => neue Fassung, optisch unverändert
MD 28mm 1:2.8 => neue Fassung, optisch unverändert
MD 35mm 1:1.8 => Neurechnung; 245 g (statt 410 g beim MC 1.8/35mm)
MD 50mm 1:1.4 => zweimalige Neurechnung; 240 g, dann 220 g (statt 305 g beim MC 1.4/50mm)
MD 85mm 1:2 => Neurechnung; 280 g (statt 455 g beim MC 1.7/85mm)
MD 100mm 1:4 Macro => Neurechnung; 380 g (statt 600 g beim MC 3.5/100mm Macro)
MD 135mm 1:2.8 => Neurechnung; 385 g (statt 520 g beim MC 2.8/135mm)
MD 200mm 1:4 => Neurechnung; 400g statt 520 g
MD 200mm 1:2.8 => neues lichtstarkes Tele-Objektiv
MD 300mm 1:4.5 => Neurechnung mit Innenfokussierung; 720 g statt 1155 g
Weitere teils inzwischen legendäre Zooms folgen:
MD 24-50mm 1:4 => Hochleistungszoom mit Festbrennweiten-Niveau
MD 35-70mm 1:3.5 => von Minolta auch in Leica-Fassung gebaut
MD 75-200mm 1:4.5 => von Minolta auch in Leica-Fassung gebaut
Ab 1981
Im Bereich der Festbrennweite geschieht kaum mehr etwas; einzig ein 2/135 ergänzt das Portfolio. Wichtige lichtstarke Objektive (so das 2.8/20mm, das 2.8/24mm, und das 2/28mm) hinterlassen durch "Floating Focusing" bzw. eine doppelte Einstellschnecke (das 2/135mm und das 2.8/200mm) und die "Alu-auf-Alu"-Bauweise bei den Einstellschnecken ein "harziges" Fokussiergefühl, das nicht so recht zu der guten optischen Leistung dieser Objektive passen will.
MD 28mm 1:2 => Neurechnung, später auch als AF 28mm 1:2.8 geliefert
MD 135mm 1:2 => einzige wirklich neue Festbrennweite im "MD III"-Zeitraum
Zahlreiche Zoom-Objektive kommen neu auf den Markt und verdrängen sukzessive die Festbrennweiten:
MD 24-35mm 1:3.5
MD 28-85mm 1:3.5-4.5 => später als AF 28-85mm 1:3.5-4.5 weitergeführt
MD 35-70mm 1:3.5 => optisch unveröndert, neu mit Macro-Modus
MD 35-105mm 1:3.5-4.5 => in zwei optischunterschiedlichen Varianten gebaut; die letzte später als AF 35-105mm 1:3.5-4.5 weitergeführt
MD 35-135mm 1:3.5-4.5
MD 50-135mm 1:3.5
MD 75-150mm 1:4 => kleines Universalzoom
MD 70-210mm 1:4 => legendäres klassisches Dreifach-Telezoom; später als AF 70-210mm 1:4 weitergeführt
MD 100-300mm 1:5.6
Ab 1990
Einige kleine, leichte, billige und optisch schwache "Minolta"-Zooms aus Fremdfertigung markieren das Ende des SR-Systems.
EDIT: Korrekturen von Hans-j. und jolini eingearbeitet => Danke für die Hinweise!