ZITATeinstweilen trenne ich (noch) nicht, zwischen Titanfolien- und Metallamellen-Verschlüssen.[/quote]
Roland, das solltest Du aber, das sind vollkommen unterschiedliche Dinge. Ich glaube, ich gebe hier mal einen chronologischen Kurzabriss:
Nikon brachte 1959 mit der Nikon F die erste SLR des Hauses heraus, eine kompromißlose Profi-Maschine mit Titanrollo (hor.), die natürlich auch entsprechend teuer war. In den folgenden Jahren blieb der Body fast unverändert, lediglich neue Sucher kamen hinzu und definierten die Modelle: Photomic, Photomic T, Photomic Tn und Photomic FTn waren Nikon F mit dem jeweiligen Sucher. 1971 kam die F2 als Ablösung, eine direkte Weiterentwicklung der F. Auch sie hatte ein Titanrollo (hor.).
Die F war, wie gesagt, ein Profi-Modell und dementsprechend teuer. Um sich im Amateur-Markt zu etablieren, entwickelte man die Nikkormat FT (bzw. FS), die 1965 erschien. Sie hatte einen Metall-Lamellen-Verschluss (vert.) und legte den Grundstein für die weiteren Modelle, bis hin zur FM und weiter. Eigentlich begann es schon etwas früher, nämlich mit der Nikkorex F: Auch sie hatte einen Metall-Lamellen-Verschluss (vert.), wurde aber von Mamiya gebaut, und war so eine Art Stiefkind.
Bei Canon erschien auch im Jahre 1959 die erste SLR namens Canonflex. Sie war eine sehr eigenwillige Konstruktion und erschien fast zeitgleich mit der Nikon F. Beide waren sehr robust gebaut und verfügten über viele Ähnlichkeiten. Daß die Nikon F das Rennen machte, lag wohl hauptsächlich am Marketing: Während Canon still und leise vor sich dahindümpelte, wurde Nikon lautstark als DIE Profikamera gepusht.
Die Canonflex war also eigentlich auch eher im Profisegment angesiedelt, verfügte aber nur über einen konventionellen Tuch-Schlitzverschluss (hor.). Auch die weiteren Modelle hatten diesen einfachen Verschluß, bis 1965 die legendäre Pellix herauskam. Sie hatte einen Titanfolien-Verschluss (hor.), obwohl sie nicht unbedingt im Profisegment angesiedelt war (in dem Canon damals ohnehin nichts zu melden hatte). Danach folgten wieder einfachere Kameras mit Tuchschlitz-Verschluss, bis dann 1971 das erste richtige Profimodell geboren wurde, die F-1. Standesgemäß verfügte sie über ein Titanrollo (hor.). 1973 kam dann die EF raus, unterhalb der F-1 im gehobenen Amateurbereich positioniert, nie so recht erfolgreich, aber im Nachhinein der heimliche Star des Canon-Programmes. Sie hatte dann erstmals einen Metall-Lamellen-Verschluss (vert.) eingebaut.
Minolta begann zwar ein jahr früher als Canon und Nikon, 1958, aber doch vergleichsweise konventionell und bescheiden, mit einer einfachen aber guten Kamera namens SR-2. Sie verfügte über einen einfachen Tuch-Schlitzverschluß, und war gänzlich anders, als Canonflex und Nikon F, überhaupt nicht im Profi-Segment plaziert. Sie war auch bei weitem nicht so martialisch und grob gebaut, sondern prägte schon sehr früh den Minolta-typischen Stil einer "handlichen" Kamera. Die Canons und Nikons seiner Zeit waren sehr grobe und rauhe Kameras, erst spät in den 70ern kamen Modelle, die haptisch, ergonomisch und feinmechanisch da waren, wo Minolta angefangen hatte. Minolta machte zunächst keine Anstalten, den Profi-Bereich zu betreten, war im Amateur-Sektor aber bald Technologieführer. 1972, ein Jahr nach Canon's F-1, präsentierte man mit der XM das erste Profi-Modell, standesgemäß mit Titan-Rollo (hor.). Zwei Jahre darauf, 1974, kam analog zu Canon's EF ein unterhalb des Spitzenmodells plaziertes "Semi-Profi"-Modell heraus, die XE. Wie die Canon EF verfügte sie über einen Metall-Lamellen-Verschluss (vert.).
Die Titanrollo's kamen eigentlich von den Sucherkameras, denn wenn man keine Objektivkappe drauf hatte, das Objektiv auf Unendlich fokussiert war, und das Sonnenlicht ungeschickt in die Optik fiel, brannte sich ruckzuck ein Loch in das Verschlußtuch. Bei den Titanrollo's gab es das Problem dann natürlich nicht mehr. Warum Titanrollo's bei den Profi-SLR's erste Wahl waren, kann ich nur raten: Höhere Reißfestigkeit, widerstandsfähiger, dünner, leichter als Tuch-Verschlüsse. Metall-Lamellen-Verschlüsse sind ohne Frage wesentlich aufwändiger zu fertigen, und bestimmt auch anfälliger für Fehler. Die höheren Kosten der Konstruktion wurden bestimmt durch die Kosten der Titanfolie wieder ausgeglichen. Aber beid Verschlüsse gab es nur in der Spitzenklasse der Kameras.