Zum Jahresende eine kleine Geschichte von mir (zitiert), die einerseits die Sanftmütigen unter Euch besser nicht lesen sollten, die andererseits nicht völlig ernst zu nehmen ist, aber dennoch eines gewissen Realitäsbezuges nicht entbehrt.
! HABEN SIE SPASs!
<<SARKASMUS AN>>
zitiert aus:
Dietmar Wischmeyer: Eine Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Taschenbuchnummer: 36203
Originalausgabe, 4. Auflage Juni 1998
ISBN 3 548 36203 6
ZITATWAS SICH DER JAPANER ALLES SO AUSDENKT
Autofocus-Kameras
Vor über 150 Jahren wurde die Fotografie erfunden. Hundert Jahre lang blieb sie ein Hobby der Privilegierten und eine handwerkliche Kunst des Spezialisten. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde sie für jeden erschwinglich - der Fotoamateur entstand. Das war jemand, der wußte, in welcher Weise Verschlußzeit, Blende und Filmempfindlichkeit die Qualität eines Bildes beeinflussen - und er hatte Spaß an seinem Wissen und am souveränen Umgang mit der Technik.
Doch der Fotoamateur ist tot, heute knipst der Blödmann. Der Blödmann ist derart entfremdet von der Technik, daß man ihm jeden Dreck verkaufen kann. Z. B. Fotoapparate, bei denen der Film mit einem Motor zurückgespult wird. Das ist fast so sinnvoll wie ein elektrischer Eierkratzer oder ein Popelautomat. Der Blödmann ist der ideale Konsument, seine Hobbys sind natürlich blöd sein und nichts dazulernen und auf dem Sofa liegen und furzen. Beides unabdingbare Voraussetzungen für den Erwerb einer vollautomatischen Autofocuskamera mit integriertem Blitz und Vor- und Zurückwinder. Jedesmal wenn dieser auf seine Grundfunktionen degenerierte Menschdarsteller den Apparat in die Hand nimmt, sagt ihm dieser: "Hallo Blödmann, wie geht's? Ich, der hochintelligente japanoide Fotoautomat, halte dich für dermaßen bescheuert, daß ich nicht glaube, du könntest deinen rechten Daumen fünf Zentimeter nach rechts bewegen, um den Film ein Bild weiterzuspulen. Also nimm die Griffel weg von mir. Ich mach's mir selbst." Sprach's, und ein leises Motorsirren zeugt vom Vollzug. Seit der Erfindung des opponierbaren Daumens in der Welt des Halbaffen vor Millionen Jahren sind wir Primaten noch nicht so beleidigt worden. Doch der Blödmann merkt es nicht, er hält es für selbstverständlich, von der Apparatewelt zum Volltrottel abgestempelt zu werden. Und so freut er sich, daß sein Kamera-Automat ihm sagt, wie und was er zu knipsen hat. Freut sich, daß sein grottenlangweiliges Familienfest auf dreihundert Bildern für die Ewigkeit festgehalten wurde, seine fette Oma nach dem Dahinscheiden nicht in die verdiente Vergessenheit abdriftet, sondern in Tausenden schlechter Knipsbilder dem Jüngsten Gericht entgegenmodert und daß die Kamera endlich automatisch festhält, wie Papa des nachts über die käsige Ehesexanbieterin ruckelt, ohne daß das Bild verwackelt. Ist das nicht alles toll, Herr und Frau Blödmann?
Doch heute ist es erst dein Fotoapparat, der dir sagt, was du tun sollst, morgen kann es schon deine Toilette sein. Daran solltest du immer denken, wenn du dein sauer verdientes Geld für überflüssigen Müll rauswirfst. Heute gehört dem Japaner dein Gehirn, sei's drum, doch schon morgen gehört ihm dein Arsch.[/quote]
Und noch ein lustiges Geschichtelchen, weil es gerade so schön war:
ZITATGERÄTE, DIE SCHLAUER SIND ALS WIR
Der Fotokopierer
Spätsommer 1945. Japanische Kriegsgeneräle stehen auf dem Dach ihres Führerbunkers in den unzugänglichen Bergwäldern des Fudschijama und sehen zwei riesige Rauchpilze am Himmel. Sie blicken sich an und wissen: Der Krieg ist verloren. Noch in dieser Nacht fassen sie einen Entschluß: Sie und die Generation ihrer Söhne werden sich rächen an der westlichen Zivilisation, sie werden Millionen von Menschen zu willenlosen Sklaven ihrer Vergeltungswaffen machen.
Fast 50 Jahre später. Ich stehe an einem elektronischen Müllberg aus gelblich-weißem Plastik, der den Namen eines japanischen Berges trägt. Irgendeine außerirdische Stimme hatte vor Jahren allen Büromenschen eingeredet, daß jeder überflüssige Verlautbarungsfurz fotokopiert werden muß, bevor Original und Kopie zusammen in den Aktenvernichter wandern. So stehe ich also willenlos vor der japanischen V 2, um das alltägliche Ritual der Bekloppten und Bescheuerten der Büroetagen am Gerät zu vollziehen. Doch anstatt in geziemender Unterwürfigkeit die Kopie anzufertigen, grinst eine LCD-Hieroglyphe aus dem feisten Display des Japaners. Was will mir die rätselhafte Botschaft aus dem Land des Lächelns mitteilen? "Fick dich ins Knie, du europäisches Loser-Arschloch." Ich habe keine Ahnung, denn im Umkreis von 100km ist keine Dechiffriertabelle für Fotokopierhieroglyphen auffindbar. Wahrscheinlich wird die einzig vorhandene im Tresor des japanischen Kopierministeriums aufbewahrt oder hängt als flüchtig getuschtes Aquarell im Shintoschrein von Kyoto. Nun gut. Ich tue das, was jeder andere zivilisierte Europäer an meiner Stelle auch getan hätte: Ich trete mit dem rechten Fuß in die weiche Plastikflanke der widerborstigen Kanaille. Ergebnis: Natürlich keine Kopie, sondern das Erscheinen eines weiteren Blinkbefehls: Ein Dreieck mit einem winzigen Spermatropfen. Japaner. Du bist eine perverse Sau. Dennoch, was soll das Porno-Piktogramm an einem Fotokopiergerät. Glauben
die Nipponkerle, deutsche Bürohengste onanieren sich das Hirn aus dem Schädel, wenn ein versautes Lämpchen blinkt? Ich will zum zweiten Mal zutreten. Aus einem Büro nebenan höre ich: "Das ist Fehler 107, das hat der öfter, da müssen Sie mit dem Fuß gegen den Papiereinzug treten." Sieh an! Na, dann komm her, du mieser kleiner Papiereinzug, der Onkel verpaßt dir jetzt mal eine gehörige Abreibung. Krach Zabong. Zersplittertes Rauchplastik bohrt sich durch meine Arztsocke und wird Ausgangspunkt eines lustigen Eiterherdes, der mir in den kommenden Wochen noch viel Freude bereiten soll. Fehler 107 hingegen erfreut sich weiterhin bester Gesundheit. Die renitente Kopierer-Drecksau grinst mir aus mittlerweile fünf Blinklichtern entgegen. Nach der stilisierten Onaniervorlage für impotente Computerkids leuchten jetzt zusätzlich: B4, eine Art Kühlergrill und ein amputierter Violinschlüssel. Schluß jetzt. Wird eben nicht kopiert. Ich bücke mich, um das eiternde Schienbein notdürftig mit etwas DIN A 4 zu verarzten, und verlasse den fernöstlichen Kriegsschauplatz als gebrochener Mann. Später stellte sich heraus, daß der vereiterte Wundverband am Bein die beabsichtigte Fotokopie war, die das Miststück irgendwann heimlich ausgeschissen haben mußte, und daß ich das Original - einen funkelnagelneuen Tausendmarkschein - im Fotokopierer vergessen hatte. Ich fühlte mich wie ein Delphin in der Bucht von Tokio.[/quote]
<<SARKASMUS AUS>>