FAQ:
Zitat von xTerm
Ich habe eine Minolta Ausrüstung geschenkt bekommen und frage mich ob es Möglichkeiten gibt die alten Objektive, etwa Minolta 1:1,4 50mm, an meiner Dynax 700 zu betreiben. Passen tun sie ja erstmal nicht. Möglicherweise gibt es da aber Adpater oder ähnliches. Die Dynax arbeitet ja auch mit manuellem Fokus.
Das Minolta SR-Bajonett hat ein Auflagemaß von 43,50mm, das Minolta A-Bajonett hingegen 44,50mm. Insofern ist für die Adaption von Minolta SR/MC/MD-Objektiven an Minolta AF-Gehäusen zwingend eine Zwischenoptik notwendig, wenn man nicht die Fokussiermöglichkeit auf Unendlich verlieren will (das ginge dann mit T2/T2-Reverser oder MINLEI-AF/LEIMIN-Ringen z.B. an einem Balgengerät, siehe z.B. hier: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=4898).
Für ersteren Fall sind mir insgesamt drei verschiedene Lösungen bekannt:
I. "NoName"-Mount-Adapter
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Mount-Adapter mit negativ brechender Korrekturlinse, die eine noch moderate Brennweitenverlängerung von ca. 1,2x-1,3x bewirken. Diese wurden und werden von diversen Zubehörfirmen wie Beroflex, Hama, Soligor, Rowi, Kalt, Kood oder einfach "General Brand/NoName" (z.B. bei B&H, http://www.bhphotovideo.com) angeboten. Neu damals für um die 50 - 70 DM, heute für ca. 30 - 50 EUR, gebraucht auf eBay für ca. 5 - 15 EUR zu haben.
Ich kenne die Teile von Beroflex, Hama und Soligor, diese sind absolut baugleich. Wahrscheinlich gilt das auch für die anderen Adapter (bis evtl. auf den Kalt-Adapter). Einige Fotos dieser Adapter finden sich weiter unten in diesem Thread.
Die Teile sind ordentlich verarbeitet (schmiermittelimprägniertes Edelstahlbajonett und so), aber sie haben keinerlei mechanische oder elektronische Kopplung. Damit ist also nur Arbeitsblendenbetrieb und manuelle Fokussierung möglich. Manche Kameras müssen umkonfiguriert werden, um mit solchen nicht systemkonformen Objektiven bzw. optischen Aufsätzen zu arbeiten, aber meines Wissens sind bis auf die drei Einsteigermodelle 2xi/SPxi/3xi alle Gehäuse über entsprechende Tastenkombinationen oder Custom-Funktionen zur Zusammenarbeit zu überreden, siehe z.B. hier:
http://www.drymounting.de/dreamagon/dynax.htm
http://jwhub.xtdnet.nl/mug/af-tips.html
Das Problem bei diesen Adaptern ist die Qualität der Optik:
Die Linse (Singular! ist zwar vergütet, aber die Qualität des Objektivs leidet doch mehr oder weniger stark durch diesen "Eingriff" in den doch so sorgfältig berechneten Strahlengang. Bei manchen Objektiven kommt es auch zu Vignettierung; bei extrem lichtstarken Objektiven sind die größten Blenden nicht nutzbar, da die Konvertierlinse einen zu kleinen Durchmesser hat, und bei manchen älteren Weitwinkeln, deren Linsen aus dem Bajonett herausragen, stößt die Hinterlinse bei bestimmten Entfernungs-/Zoomeinstellungen an die Konverterlinse, was u.U. schwere Schäden an der Optik verursachen kann.
Weil die Teile so günstig zu haben sind, ist's in jedem Fall einen Versuch wert, aber zu viel sollte man nicht erwarten. In der Regel lohnt sich so ein Konverter ja nur, wenn das Grundobjektiv besonders hochwertig ist oder besondere optische Eigenschaften aufweist, für die es im AF-System einfach kein Äquivalent gibt. Insofern sollte m.E. gerade dann eine Konvertieroptik so hochwertig wie möglich sein, aber gerade das sind diese Linsen leider nicht.
Interessant ist vielleicht noch, daß es diese Teile nicht nur für Minolta MD auf AF gibt, sondern daß konstruktiv gleichwertige Adapter existieren (wenn auch etwas seltener), die Nikon Ai-, Olympus OM-, Pentax K- und Canon FD-Objektive an Minolta AF-Kameras mounten. Ich besitze alle diese Adapter in der Ausführung von Beroflex, benutze sie aber nur äußerst selten "für Experimente".
II. Minolta Mount-Adapter
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In gewisser Weise das andere Extrem sind die beiden Minolta 2x M/A Converter-S (2583-107) und 2x M/A Converter-L (2584-107). Diese Adapter verfügen ebenfalls über keinerlei mechanische oder elektronische Kopplungselemente, insofern gilt alles oben Gesagte auch hier. Allerdings besitzen diese Teile hochwertig vergütete und korrigierte, speziell für die Brennweitenbereiche oberhalb und unterhalb von 300mm gerechnete Linsensysteme (mit 5 bzw. 7 Linsen), die mit den alten Minolta MD Telekonvertern 300-S und 300-L optisch identisch sind. Ich besitze auch diese beiden Adapter und kann sagen, daß die Qualität in einer ganz anderen Klasse spielt, als bei den oben erwähnten einfachen Mount-Adaptern.
Die Linsendurchmesser sind geradezu riesig im direkten Vergleich. Die Kompatibilität bzw. Einschränkungen sind zumindest für allen Original-Minolta-Objektive feinsäuberlich dokumentiert, z.B. hier:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=4511.
Nachteil ist natürlich, daß die Brennweite verdoppelt, die Lichtstärke halbiert wird. Damit bleibt etwa von einem hochlichtstarken 1:1,2 Grundobjektiv oder von einem Superweitwinkel nicht mehr viel "Effekt" übrig, was natürlich nicht heißt, daß die Kombination nicht auch wieder selbst neu etwas Sinnvolles ergeben kann.
Diese beiden Minolta-Adapter wurden nur in der Einführungsphase des AF-Systems vermarktet und sind von daher relativ selten, wenn auch nicht gerade absolut rar. Ursprünglich lag der Preis bei ca. 400 - 700 DM (ca. 350 USD), heute sind die Teile für ca. 40 - 150 EUR zu bekommen.
III. Sigma Mount-Adapter
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Als besten Kompromiß und darüber hinaus technisch pfiffige Lösung empfinde ich jedoch die dritte Variante eines solchen Adapters, die es leider nur für sehr kurze Zeit in den Achtziger Jahren von Sigma gab. Dieser Mount-Adapter hieß "Sigma M-AF 1,6x Multi Converter MD/MA". (Vergleiche auch: http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=48996,
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=7511)
Kostenpunkt damals neu ca. 350 - 450 DM, gebraucht heute ca. 80 - 160 EUR.
Meines Wissens wurden von diesem Adapter weltweit nur ein paar Hundert Stück produziert, dementsprechend rar ist das Teil. (Es gab auch eine technisch absolut gleichwertige Variante dieses Adapters, um Nikon Ai-Objektive an Minolta AF-Kameras zu mounten - diese ist noch viel seltener, da sie offensichtlich nur wenige Monate auf dem Markt war. Vgl. auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=141959)
Auch bei dieser Lösung kam ein hochvergütetes 5-linsiges System zum Einsatz, außerdem bot der Adapter im Gegensatz zu den oben beschriebenen Adaptern volle Blendenübertragung an Minolta MC/MD-Objektive. Die Blendensteuerung der Kamera wird über eine ausgetüftelte "Umlenkung" auf die völlig anders geartete Blendenkupplung des alten Objektivs übertragen, d.h. Offenblendenbetrieb ist möglich, die Abblendtaste funktioniert wie gewohnt, usw.
Der Clou: Mit diesem Adapter ist sogar Autofokus (! von Manuell-Fokus-Objektiven möglich, allerdings wird das nur für Objektive mit Lichtstärken 1:3,5 oder besser garantiert (da der Autofokus normalerweise wenigstens eine Lichtstärke von 1:5,6 zum Arbeiten braucht - Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn das Objektiv in der Mitte eine höhere Lichstärke als am Rand aufweist).
Der Brennweitenverlängerungsfaktor dieses Adapters beträgt 1,6x, ansonsten kann man mit diesem Adapter Minolta MC- oder MD- (oder eben Nikon Ai)-Objektive benutzen, als wären es vollwertige Minolta AF-Objektive. Um diesen "smoothless"-Betrieb zu ermöglichen, muß der Adapter natürlich auch die in AF-Objektiven eingebaute Elektronik simulieren. Und um die korrekten Werte zu liefern, hat der Adapter an der Seite einen kleinen Schiebeschalter (1,8 - 2 - 2,5 - 2,8 - 3,5), mit dem man dem Adapter die maximale Öffnung des angesetzten Objektivs "mitteilen" kann (*). Objektive bis zu einer Lichtstärke von 1:1,7 werden offiziell unterstützt, darüber hinaus muß man stattdessen die Filmempfindlichkeit verstellen, da der Einstellbereich am Adapter damit erschöpft ist - das wird so auch in der Anleitung beschrieben.
Bei so lichtstarken Objektiven können (müssen aber nicht) Vignettierungen auftreten, im Prinzip gelten auch hier die optischen Einschränkungen wie bei den anderen beiden Adaptertypen weiter oben erwähnt. Der einzige Wermutstropfen: Leider funktioniert dieser Adapter nur an der Minolta AF-Serie einwandfrei - ich habe ihn selbst an der 9000 AF, 7000 AF und 5000 AF getestet. Bei neueren Kameras (getestet Dynax 3000i, 8000i, 9xi, 9, 7, 5, 40, 60, 7D) zeigt die Kamera "--" statt der Blende an und der AF arbeitet nicht. Mit einigen Tricks (oder nach Umbau des Adapters durch Entfernen der Elektronik, des objektivseitigen Mitnehmers für die Blendenübertragungs und Modifikation der beweglichen Linsenaufhängung im Adapter, siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=61936) könnte man den Adapter an allen neueren Gehäusen wenigstens genauso wie die beiden anderen Adaptertypen verwenden (d.h. Arbeitsblendenbetrieb und manueller Fokus) - das hätte immer noch den Vorteil eine höherwertige Konvertieroptik bei noch vergleichsweiser moderater Brennweitenverlängerung zu bekommen.
Ich selbst benutze diesen Adapter z.B. in Verbindung mit meinem "neuen" MD 2,8/24mm VFC und dem 210°-Birdeye (siehe http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=44740) an der Minolta 9000 AF, eine praktische Kombination, die sonst einfach nicht machbar wäre.
EDIT: Vgl. aber auch: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=208587
Ich hoffe, diese Aufstellung hilft Dir schon mal weiter.
Viele Grüße,
Matthias
PS. (*) Ein wenig Hintergrund, warum das so überhaupt funktionieren kann (absolute vs. relative Blendeneinstellung), findet sich in diesen beiden Postings:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=121234 (APEX System)
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=122551 (Blendenreihe)
Hier noch ein bißchen mehr zum Thema allgemein:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=87456