ZITAT(MarkusE @ 2013-01-04, 18:10) Es ist eine Nex-5 und Blitzsynchronzeit ist 1/160s = 6.25 ms. Ich verstehe es aber trotzdem nicht richtig. Wenn der Blitz ca. 1 ms leuchtet, müsste die Kamera doch mit 1/1000 oder 1/2000 die ausgeleuchtete Szene abbilden können.[/quote]
Bei einer Kamera, deren Verschluß eine Blitzsynchronzeit von einer 1/1000s oder 1/2000s hat, geht das auch. Das funktioniert aber nur mit Zentralverschlüssen, bei denen Blitzaufnahmen mit jeder möglichen Verschlußzeit möglich sind - das Problem dabei ist aber, daß es fast keine Zentralverschlüsse mit Verschlußzeiten kürzer 1/1000s gibt (bei Verschlüssen für das Kleinbildformat, wohlgemerkt) - und das gilt natürlich auch bei Dauerlicht. Schlitzverschlüsse erlauben wesentlich kürzere Verschlußzeiten, 1/4000s oder 1/8000s sind keine Seltenheit mehr, und einige wenige Minolta-Gehäuse schafften sogar ultraschnelle 1/12000s. Dabei bedient man sich aber eines Tricks, und genau der vermasselt einem jeden Versuch, bei solch kurzen Verschlußzeiten auf herkömmliche Art und Weise zu blitzen, wohingegen das mit Dauerlicht ganz wunderbar funktioniert. Um das zu verstehen, muß man sich vergegenwärtigen, wie ein Schlitzverschluß funktioniert:
Zunächst mal sind beide Verschlußvorhänge durch ein Federwerk vorgespannt, wobei einer den Verschluß geschlossen hält. Dann geht der erste Verschlußvorhang in einer sehr kurzen Zeit auf, worauf eine mehr oder weniger lange Zeitspanne folgt, in der Licht auf den Sensor oder Film fallen kann, und dann fällt der zweite Verschlußvorhang in einer sehr kurzen Zeit zu und beendet damit die Belichtung.
Um kürzere Belichtungszeiten zu erreichen kann man bis zu einer gewissen Verschlußzeit einfach die Zeitspanne, in der der Verschluß komplett offen ist, reduzieren, bis im Extremfall der zweite Verschlußvorhang gerade anfängt den Verschluß wieder zu schließen, wenn der erste ihn geöffnet hat. Diese Verschlußzeit nennt sich Synchronzeit (genauer eigentlich X-Blitzsynchronzeit, denn es gibt auch noch andere Synchronzeiten). Leider liegt diese Verschlußzeit aber nicht bei 1/1000s oder 1/2000s, wie in Deinem Beispiel oben, sondern typischerweise zwischen 1/60s und 1/160s. Bei Hochleistungs-Schlitzverschlüssen, die extrem schnell ablaufende Verschlußvorhänge haben, kommt man auf 1/250s oder gar 1/300s. Mehr ist mechanisch aufgrund der extrem hohen notwendigen Beschleunigungen eines so empfindlichen Teils wie eines Verschlußvorhangs technisch einfach nicht machbar, und genau daher rührt dann letztlich auch diese technisch bedingte Schranke für Blitzaufnahmen.
Jetzt wunderst Du Dich, wie Schlitzverschlüsse dann überhaupt Belichtungszeiten von weniger als einer 1/300s hinbekommen, nicht wahr?
Der oben schon angesprochene Trick besteht darin, daß der zweite Verschlußvorhang für kürzere Belichtungszeiten schon anfängt zuzufallen, bevor der erste überhaupt komplett offen ist. Es gibt also keinen Moment mehr, in dem der Verschluß komplett offen ist. Stattdessen läuft dann nur noch ein mehr oder weniger breiter Streifen über das Filmfeld bzw. den Sensor, und zwar immer mit der gleichen Geschwindigkeit.
Solange sich das Motiv währendessen nicht nennenswert verändert, also grob als "konstant" angesehen werden kann, hat das (fast) keine sichtbaren Auswirkungen, denn aus der Sicht eines jeden Punktes des Films bzw. Sensors wird die Belichtungszeit ja auch bei einem immer schmaler werdenden Schlitz immer kürzer. So kommt man dann herab bis zu Belichtungszeiten von 1/4000s oder 1/8000s.
Probleme treten dann auf, wenn sich das Motiv in Relation zu dieser Belichtungszeit signifikant verändert:
So etwa führen bei Aufnahmen unterhalb der Synchronzeit extrem schnelle Bewegungen zu seltsamen Verzerrungen im resultierenden Bild. Stell Dir vor, ein Auto fährt schnell durchs Bild, dann ist das Auto am Ort X, wenn der offene Schlitz noch oben ist und am Ort Y, wenn der Schlitz unten angekommen ist. Da jeweils nur ein Teil des Bildes belichtet wird, könnte das Auto auf der Abbildung etwas "windschief" aussehen. Zum Glück sind Autos in Bezug auf die Geschwindigkeit, mit der Verschlüsse ablaufen, sehr langsam, so daß diese Verzerrungen selbst mit einem Rennwagen kaum sichtbar werden. Deshalb fallen diese Effekte nur bei viel schnelleren Objekten auf.
Die gleiche Überlegung kannst Du nicht nur in Bezug auf eine Ortsveränderung des Motivs während der Belichtung machen, sondern auch in Bezug auf eine Änderung der Helligkeit. Stell Dir vor, die Helligkeit würde während der Aufnahme steigen, dann wäre der Teil der Aufnahme, der durch den Streifen ganz zu anfangs des Verschlußablaufs belichtet wird, am Ende weniger stark belichtet als der Teil, der am Ende belichtet wird. Mit Dauerlicht (=konstantes Licht) gibt es hier keine Probleme, deshalb funktioniert das auch wunderbar bis runter zu 1/8000s und noch weiter.
Ganz anders mit Blitzlicht: Die Dauer des Blitzlichts ist normalerweise viel kürzer als die Verschlußzeit der Kamera und der Blitz wird so gezündet, daß er gerade in dem Moment leuchtet, in dem der Verschluß komplett offen ist. Wenn der Verschluß nun aber unterhalb seiner Synchronzeit arbeitet, gibt es einen solchen Moment nicht mehr, und dementsprechend würde ein Blitz einfach nur den Teil des Bildes belichten, wo gerade der Streifen vorbeiläuft, nicht aber mehr das gesamte Bild. Der Rest wäre unterbelichtet, da dort nur ein schwacher Rest Dauerlicht zur Belichtung beiträgt.
Da man mit solchen Aufnahmen nichts anfangen kann, erlaubt eine moderne Kamera mit Schlitzverschluß und angeschlossenem Systemblitzgerät es nicht, kürzere Zeiten als die Synchronzeit einzustellen, wenn sie einen feuerbereiten Blitz erkennt.
Der einzige Weg, das Problem zu umgehen, besteht darin, einen Verschluß einzusetzen, der keine Synchronzeit hat (wie z.B. einen Zentralverschluß oder das Blitzlicht wie Dauerlicht aussehen zu lassen. Das funktioniert aber nur mit speziellen Blitzgeräten, die dafür Salven von Miniblitzen so schnell hintereinander abfeuern, daß sie wie ein Blitz erscheinen, der länger leuchtet, als ein normaler Blitz. Wenn die so erreichte Leuchtdauer länger ist als die Verschlußzeit und man den Blitz dann schon zündet, bevor der Verschluß überhaupt öffnet, sieht der Blitz aus der Sicht der Aufnahme wie Dauerlicht aus. Bei Sony bzw. Minolta nennt sich das High Speed Sync (HSS) und hat natürlich neben diesem Vorteil auch wieder einen Strauß Nachteile, weshalb man die Funktion nur nutzt, wenn sie notwendig wird. Ein Punkt dabei ist, daß ein HSS-fähiger Blitz sehr hohe Leistungsreserven haben muß und deutlich mehr Energie verbraucht, als "normale" Blitzgeräte. Deshalb ist HSS nur in "großen" Geräten mit eigenen Batterien realisierbar, und sowas gibt es allenfalls für die NEX-6 und NEX-7 mit Blitzschuh - ist aber auch dort nicht realisiert.
Viele Grüße,
Matthias