ZITAT(matthiaspaul @ 2012-09-12, 10:45) Das dürfte mit dem folgenden Sony-Patent korrespondieren (womit sich der Zeiss-Schriftzug als Mogelpackung erweisen würde):
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=29865[/quote]
Wie inzwischen klar ist, hat das angekündigte Sony Carl Zeiss Planar T* 1,4/50mm ZA SSM nichts mit dem genannten Patent zu tun; es ist tatsächlich ein eher "klassisch" gebautes Objektiv, also keine Retrofokuskonstruktion wie die beiden im obigen Patent beschriebenen Objektive.
Auf der photokina zur für ein "klassisch" gebautes Objektiv doch sehr voluminösen Baugröße befragt, wurde dies von Zeiss mit dem großen Linsendurchmesser begründet. Der allgemeine Hintergrund zu diesem überall zu beobachtbaren Größenwachstum in jüngerer Zeit sei, daß auf diese Weise weniger stark gekrümmte Linsen verbaut werden könnten, was für die Erzielung sehr guter Abbildungseigenschaften vorteilhaft wäre. Auf mein Einwurf, daß doch aber zumindest beim Prototypen eine Frontlinse verbaut wäre, die kaum größer als bei einem herkömmlichen 50mm-Objektiv wäre, lediglich der Rand drumherum würde deutlich mehr auftragen, wurde dies mit notwendigem Platz für den Motor begründet. Vermutlich ist's von beidem etwas, allerdings hatte ich im Verlauf des Gespräches auch immer wieder den Eindruck, daß es hier zu einer Verwechslung mit dem ebenfalls gerade vorgestellten Carl Zeiss Distagon T* 1,4/55mm ZF.2 kam, denn bei diesem Punkt mußte ich mehrfach nachhaken, ohne eine unmißverständlich klare Aussage zu bekommen. Auf das Carl Zeiss Distagon T* 1,4/55mm ZF.2 kam das Gespräch explizit aber erst viel später.
Wenn das mit dem notwendigen Raum für den Motor stimmt, hätten wir durch Gegenüberstellung des auf das Minolta-AF-Design zurückgehende Sony 1,4/50mm (SAL-50F14) und des Sony Carl Zeiss Planar T* 1,4/50mm ZA SSM (SAL-50F14Z) ein gutes Anschauungsbeispiel dafür, welcher Preis (neben dem Kaufpreis) für einen von vielen so gewünschten SSM-Antrieb gezahlt werden muß. Das Minolta-AF-Design hatte Filtergewinde E49, die späteren Minolta- und Sony-Designs E55 (ohne Veränderung der Linsengröße oder äußeren Bauform), das Sony/Zeiss-Design wartet mit E72 auf.
Wer speziell noch ein 50er mit Minolta-Charakteristik im Portfolio behalten möchte (vielleicht auch neben dem neuen Objektiv), dem kann ich nur ans Herz legen, sich das aktuelle Sony 1,4/50mm jetzt noch zu besorgen. Das bekommt man vereinzelt schon ab ca. 250 Euro neu und es ist mit Stangen-AF, Distance-Encoder und weich laufendem, glatt gummiertem Fokusring äußerst kompakt, schnell, prima verarbeitet und sehr angenehm zu benutzen.
Das neue Objektiv wird höchstwahrscheinlich eine deutlich andere Charakteristik als das bisherige 1,4/50mm aufweisen, wobei der Zeiss-Mitarbeiter das relativierte und meinte, es gäbe halt unterschiedliche Geschmäcker. Viele Fotografen würden gerade die klassischen Zeiss-Planare ob ihrer optischen Eigenschaften in hohen Tönen loben und nachfragen, wohingegen andere mit dem Bokeh nicht zufrieden wären und anderen Rechnungen den Vorzug geben würden.
Was die Rechnung des Sony Carl Zeiss Planar T* 1,4/50mm ZA SSM angeht, so wird diese allerdings auch keinem klassischen Zeiss-Planar entsprechen. Konkret nach der Arbeitsteilung und dem Workflow zwischen Zeiss und Sony befragt, traf der Zeiss-Mann die Aussage, daß das Objektiv nicht von Zeiss gefertigt würde, sondern von Sony in Japan. Meine gezielte Frage, ob denn die optische Rechnung von Zeiss sei, wurde verneint, die Zusammenarbeit müsse man sich vielmehr so vorstellen, daß Sony bestimmte Objektivtypen rechnet und dann von Zeiss begutachten läßt. Wenn diese die Kriterien erfüllen würden, die auch ein von Zeiss selbst gerechnetes Objektiv erfüllen muß, es also auf gleichem Niveau rangieren würde und somit im Grunde auch ein echtes Zeiss hätte sein können, dann würde Zeiss auch die Verwendung seines Namens dafür lizenzieren. Der Mitarbeiter betonte, Sony würde ja mit der Übernahme vieler ehemaliger Minolta-Leute auch selbst über fähige Optikdesigner verfügen - eine zweifellos richtige Aussage, die mich, aus dem Mund eines Zeiss-Mitarbeiters zu hören, dennoch in ihrer Offenheit überrascht hat. Der Mitarbeiter suchte im Verlauf des Gesprächs mehrfach nach einer einfachen "Formel", die die Zusammenarbeit zwischen Zeiss und Sony charakterisieren würde, letztlich dürfe man das Zeiss-Label auf einem Sony-Objektiv nicht als Herkunftsbezeichnung (im Sinne von "gerechnet und/oder produziert von Zeiss" verstehen, sondern müsse es einfach als Gütesiegel für bestimmte Qualitäten begreifen. Das bezoh sich übrigens nicht nur auf das neue Planar, sondern auf die ganze ZA-Serie und sei z.B. auch bei der Zusammenarbeit mit Nokia nicht wesentlich anders.
Viele Grüße,
Matthias
PS. Zum Thema Herkunft siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=26432
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=27402
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=32005
http://www.dyxum.com/dforum/are-sony-zeiss...84.html#1134984