ZITAt (mattes67 @ 2012-03-15, 22:44) Ich kann ja die Minolta AF-Objetive verwenden. Muss ich die Brennweite mit 1,5 umrechen oder bleibt die Brennweite an der Sony die gleiche?[/quote]
Die Brennweite ist eine Eigenschaft des Objektivs und ändert sich deshalb nicht, wenn Du sie an ein anderes Gehäuse anschließt, egal, ob es sich nun um eine analoge SLR, eine DSLR mit APS-C- oder Vollformatsensor oder um eine Videokamera handelt.
Da aber das Aufnahmeformat der verschiedenen Gehäuse nicht identisch ist (unterschiedliche Sensorgröße bzw. Kleinbildvollformat), ändert sich der Bildausschnitt, der von der jeweiligen Kamera aufgezeichnet wird. Ein vollformattaugliches Objektiv wirft zwar das gleiche Bild ins Innere einer Kamera mit APS-C-Sensor, das sie auch bei einer Vollformatkamera werfen würde (Stichwort: Bildkreis), der kleine Sensor einer APS-C-Format-Kamera (wie der SLT-A33 oder DSLR-A580) sieht aber nur den Kernbereich dieses Bildes. Mit dem kleineren Bildformat wird also der Bildwinkel enger.
Jetzt ist es so, daß man bei gleichbleibendem Aufnahmeformat einen engeren Öffnungswinkel auch durch den Einsatz einer längeren Brennweite erreichen kann. Da viele Fotografen nur mit Kameras eines einzigen Aufnahmeformats arbeiten (das Format für sie also immer konstant bleibt) kommt es vor, daß sie fälschlicherweise direkt "in Brennweiten" denken, wenn sie eigentlich nur "in Bildwinkeln" denken sollten. So kommt es, daß viele von einem 50mm-Objektiv als von einem Normalobjektiv sprechen, obwohl es das nur im Kleinbildformat ist. Im APS-C-Format ist ein 50mm-Objektiv ein leichtes Tele und im Mittelformat gar ein Weitwinkel, das hängt eben ganz vom Aufnahmeformat ab.
Um es diesen Fotografen leichter zu machen, hat man als Hilfsgröße eine sog. "bezogene Brennweite" eingeführt. Bei Kameras mit kleineren Sensoren und fest eingebauten Objektiven findet man dann Angaben wie "so-und-so-viel mm Brennweite bezogen auf das Kleinbildformat". Damit ist gemeint, daß das Objektiv, das in Wahrheit eine ganz andere Brennweite aufweist (die eigentlich auch noch irgendwo angegeben werden sollte), beim vorliegenden Aufnahmeformat gerade einen solchen Bildwinkel liefert, den man an einer Kleinbildformatkamera mit einem Objektiv der Brennweite xy erreichen würde. Solange man das "bezogen auf so-wie-so-Format" immer dazuschreibt, ist an solchen Formulierungen nichts auszusetzen, erst recht gerade bei den Kompaktknipsen mit fest eingebauten Objektiven, deren Aufnahmeformate den Fotografen als "innere" Größe im Grunde egal sein können. Das Problem ist aber, daß die meisten Leute nie gelernt haben, bewußt in bezogenen Größen zu denken (und diese höchstens implizit anwenden) und daß sie deshalb dieses "bezogen auf" weglassen und nur noch von Brennweiten sprechen. So kommt es dann, daß man im Internet oft lesen kann, die Brennweite eines Vollformatobjektivs würde sich ändern, wenn man es an eine Kamera mit APS-C-Format anschließt. Wer früher ein bißchen in Physik aufgepaßt hat, wird dabei zwar ziemlich schlucken und sich fragen, wie es sein kann, daß sich die Brennweite (als optische Eigenschaft des Objektivs) ändern soll, nur weil man das Aufnahmeformat (als Parameter der Kamera) verändert, aber da es überall so geschrieben steht, muß es wohl stimmen, oder? ... Nein, tut es nicht! ;-) Es ist, wie gesagt, nicht die Brennweite, die sich ändert, sondern der Bildwinkel. Die Wahl eines kleineren Aufnahmeformats kommt, wenn man alle anderen Parameter gleich läßt (also insbesondere auch nicht die Pixeldichte des Sensors ändert), einer Ausschnittvergrößerung gleich. Wenn man in diesem Zusammenhang also von einem "Brennweitenverlängerungsfaktor" liest, dann ist das schlichtweg falsch, gemeint ist vielmehr der Formatfaktor.
Natürlich gibt es auch einen Brennweitenverlängerungsfaktor, aber diesen Begriff darf man nur verwenden, wenn sich auch wirklich die Brennweite der optischen Konstruktion ändert, etwa in Verbindung mit einem Telekonverter.
Es ist sehr wichtig, zwischen diesen beiden Begriffen zu unterschieden, denn auch, wenn sowohl ein Formatfaktor von 1,5x und ein Brennweitenverlängerungsfaktor von 1,5x die gleiche Verengung des Bildwinkels bewirken, bei ersterem ändert sich die Brennweite nicht und damit bleiben alle anderen optischen Eigenschaften des Objektivs unberührt, wohingegen sich im zweiten Fall tatsächlich die Brennweite ändert und damit auch alle von der Brennweite abhängigen optischen Eigenschaften des Objektivs. Und die spielen natürlich in die Wahl eines bestimmten Objektivs mit rein.
Beispiel:
Du willst ein kleinbildvollformattaugliches Objektiv wie ein 2,0/35mm an einer APS-C-formatigen Kamera (Formatfaktor ca. 1,5x gegenüber dem Kleinbildformat) betreiben, dann würde dieses Objektiv an dieser Kamera den gleichen Bildwinkel erreichen, den ein anderes Objektiv mit der Brennweite 35mm * 1,5 an einer Kamera mit Vollformatsensor hätte, also dem eines 50mm-Objektivs entsprechen. Würde jemand dies in bezogenen Größen angeben wollen, könnte er schreiben, das Objektiv hätte eine "Brennweite von 50mm bezogen auf das Kleinbildformat". Die Lichtstärke von 1:2,0 bleibt in diesem Fall konstant, ebenso wie die Ausdehnung der Schärfentiefe die eines 35mm-Objektivs bleibt.
An eine Vollformatkamera montiert würde das gleiche 2,0/35mm Objektiv mit einem dazwischengesetzen 1,4x-Telekonverter in Kombination so wirken, wie ein 2,8/50mm Objektiv. In diesem Fall würden sich also nicht nur der Bildwinkel, sondern auch die Lichtstärke ändern und die Schärfentiefe entspräche der eines 50mm-Objektivs.
Viele Grüße,
Matthias