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Thema heute: Anflanschen
Der Pixco MD-auf-NEX-Adapter, bereits erfolgreich getestet mit Seagull 17mm 1:4, dient bei mir auch zum Anflanschen klassischer Messing-Objektive. Wie das?
Ganz einfach, man nehme ein pfiffiges Zubehör wie das billigste Makrotubus-System für das MD-Bajonett. Z.B. von ebayer Werbung: Adplo
Dieses "Ofenrohr"-Makrotubussystem ist ganz simpel aus aufeinander zu schraubenden Rohrteilen gemacht, drei in unterschiedlicher Länge sind kombinierbar. "Männliches" und "weibliches" Bajonettteil werden dann durch Anschrauben hinzugefügt. Dadurch hat man anders als bei einer handelsüblichen MD-Makro-Verlängerung keine drei Teile mit jeweils eigenen Bajonetten, sondern die Bajos nur einmal, als Abschluss für die beiden Öffnungen dieses Makro-"Ofenrohres" eben.
Ich habe bei dem Makrotubus einfach das vordere Bajonett weggelassen, von einem ähnlichen Adapter weitere "Ofenrohrteile" hinzugefügt, und siehe da, ein bisher ungenutztes Objektiv ließ sich vorn am Makrotubus anbringen, und zwar ein klassisches Extra Rapid Aplanat 13x18 f8 aus dem Hause Grass und Worff. Dabei half, dass ich den passenden Flansch zum Objektiv besitze. Diesen konnte ich mit Tesaband einigermaßen mittig vorn auf dem Objektivtubus festzurren, denn ohne das MD-Bajonett ist die Ofenrohröffnung weit genug für das durch den Flansch hindurchragende Objektivhinterteil.
Zwischen Makrotubus mit montiertem Objektiv und Pixco-Adapter setzte ich nun noch meinen Novoflex-Balgen für MD, als notwendige Verlängerung und Fokussier-Teil.
Die ersten Bildergebnisse waren nicht in allen Punkten überzeugend, d.h. vielleicht war das früher nur ein einfacheres Amateur-Objektiv. Ich werd die Kombination aber noch mal mit schwerem Dreibeinstativ ausprobieren. Dann kann ich weiter Abblenden.
Was tun mit einem einsamen herumliegenden Makroringvorderteil-MD-Bajonett? Habe einen Ofenrohrring aus besagter Konstruktion entnommen und das Bajonett drauf geschraubt, und dann geschaut ob das passt für ein edleres altes Messingobjektiv, ein EM. Target Rectiligne Rapide, und siehe da, es passt. Hierzu fehlt mir aber der Flansch, weshalb das Festzurren des Objektives auf dem MD-Bajonett mittels Tesaband nicht ganz unverrückbar gelingt. Dieses Ofenrohrteil mit Objektiv konnte ich nun austauschen mit dem Ofenrorteil, auf dem das Aplanat-Objektiv festgezurrt ist.
Mit dem Rectiligne Rapide gelangen mir auf Anhieb auch Aufnahmen, die feinste Details zeigen. Allerdings ist die Fokussierung mit der Bildschirmlupe aus der Hand oder auf dem Einbeinstativ mit der NEX und so einem langen Vorbau nicht geeignet, gezielt solche Schärfe einzustellen. Auch für diese Kombination werde ich also in Zukunft ein Dreibeinbeinstativ verwenden.
Wozu dieser Bericht? Ich bin nicht der einizge, der solche Adaptionen macht, siehe die Bilder in Artikel Antikkamerasimulator
Bevor ihr also jetzt über die Flohmärkte streift und solche Objektive sucht, wenn ihr das ernsthaft selbst probieren wollt, besagte Ofenrohrteile haben einen Innendurchmesser von über 53mm, am besten nehmt ihr ein Objektiv mit Flansch, was aber längere Suche erfordert, und noch dazu sollte der Außendurchmesser des Objektivhinterteils höchstens 52mm sein. Die Beschränkung auf dieses makroofenrohrkompatible Format erübrigt die Probleme mit der schwierigeren Adaption größerer schwererer Objektive.
Bekannte Marken für alte Messing-Objektive sind Zeiss, Voigtländer und E.Suter, britische Marken wie Ross und Cooke, und viele mehr. Manche Objektive sind vielleicht Werke des einen oder anderen Optikers, der ein einziges Mal eine Kleinserie Fotoobjektive gemacht hat, manche waren auch schon früher Handelsmarken mit bekanntem oder unbekanntem Hersteller. Der Zauber liegt darin, dass die meisten Objektive im 19. Jhdt für Portraitfotografie gemacht wurden, und das waren oft Objektivkonstruktionen, die im Bildzentrum äußerst scharf zeichnen, sofern das Glas klar geblieben ist. Ein 4/3-Sensor oder APS-C-Sensor oder Kleinbildfilm holt sich also bei Belichtung den scharfen Teil des Großformatbildes, welches das Großformatobjektiv zeichnet. Natürlich gehen auch ähnliche Messing-Objektive, die erst im und vor allem Anfang des 20. Jhdt. hergestellt wurden für traditionelle Großformatkameras, die findet man auch eher, und sind oft immerhin 90-100 Jahre alt.
Fazit: Bei einem guten Messingobjektiv-Verkaufsangebot ist der Flansch mit dabei. Und der hilft in der Regel beim Adaptieren via Makroringe oder ähnlich.
Fazit 2: Die Bildergebnisse sind mit etwas Glück bei der Objektivauswahl und guter Fokussierung das genaue Gegenteil von "Lomographie": Statt scheußlicher Farben, Verzerrung, Vignettierung und Unschärfe bekommt man scharfe Bilder in wundervollen naturnahen Farben gezeichnet. Manchmal ist man aber schon froh, wenn überhaupt ein Bild hinten bei rauskommt, so war es bei mir mit der Adaption eines uralten lichtschwachen Zeiss Protar. Aber 5 andere Objektive haben bis jetzt immer zufriedenstellende bis gute Resultat gebracht.