OK, dann mach ich auch mal weiter ... einiges hat Oli ja schon angesprochen - insbesondere die Tatsache, dass ich beim Ausschreiben der Assisi-Woche natürlich nicht im Traum daran dachte, dass (erstmals seit 2002) ausgerechnet während dieser Woche ein Papst im Kloster des Franziskus sein würde. Und nicht nur er, sondern eine ganze Reihe wichtiger Würdenträger aller Weltreligionen ...
Doch zurück zum Donnerstagmorgen. Ich rechnete nicht damit, auch nur ansatzweise in die Nähe der Würdenträger zu kommen, und wollte mich deshalb auf Schnappschüsse von Pilgern, Teilnehmern und Neugierigen beschränken. Den Morgen, noch recht nebelverhangen und trüb, wollte ich zum "Warmschiessen" nutzen, mit dem von Oli schon erwähnten Zeiss Sonnar 2.8/180mm in der ursprünglichen Rechnung von 1938.
Das Olympia-Sonnar lässt sich an der A900 sehr gut nutzen; trotz des hohen Gewichts (vergleichbar dem MinAF 2.8/80-200 APO) liegt es deutlich besser in der Hand als etwa das SAL 70-200 SSM, dies wegen der kurzen Baulänge und der sehr präzisen manuellen Fokussierung. Im Vergleich zum MinAF 2.8/200mm ist die Abbildungsleistung leicht schwächer (v. a. Bildfeldwölbung, die beim Abblenden auf f5.6 ausgeglichen wird). Da man das alte Sonnar aber deutlich präziser manuell fokussieren kann als das AF 2.8/200, ist das Zeiss gerade bei schlechten Lichtverhältnisses ("Blaue Stunde" mit langen Belichtungszeiten! in der Praxis oft gleichauf mit dem AF 2.8/200mm.
Zurück zum Papstbesuch. Bereits morgens früh liegt eine feierliche Stille über der Stadt. Dies liegt nicht nur an den Gullideckeln, die an den Vortagen von Anti-Terror-Spezialisten fein säuberlich und leuchtend gelb versiegelt worden waren. Es ist noch nichts los, und doch kann man ja nicht richtig arbeiten - also schlendern viele Einheimische ebenso wie die Angereisten in den Gassen umher und - warten. Allerdings ist auffällig, wie sehr die Energie seit Benedetto XVI abgenommen hat, im Vergleich zu Giovanni Paolo II (dessen Souvenirs sich nach wie vor deutlich besser verkaufen). Ein paar dieser "Aufwärmbilder" finden sich unten in der Bilderreihe 15.
Am frühen Nachmittag treffen dann die verschiedenen Delegationen ein - oft in lockerem Gespräch, teils auch höchst vergnüglich die Menge segnend. Aber davon haben andere die besseren Aufnahmen ... weil sie unten, bei den eintreffenden Fahrzeugen, standen. Ich habe mir einen leicht erhöhten Platz gesucht, von dem aus ich die (den Teilnehmern vorbehaltene) Piazza S. Francesco überblicken kann. Vielleicht gibt die Bildreihe 16 einen kleinen Einblick in das Geschehen.
Kurze Zeit später steigt dann die Spannung (Bildreihe 17). Der Abt des Klosters, Padre Giuseppe Piemontese, der eben noch intensiv diskutiert hatte, schaut dezidiert auf die Uhr: Wo steckt der Papst nur? Dann ist eigentlich alles bereit (drittes Bild der Reihe) - man beachte den Blick des Kameramannes zu mir hinauf: Er hat natürlich bemerkt, dass er fotografiert wird, und wie so oft in Italien wendet er sich keineswegs ab, sondern blickt direkt und mit klarem Blick in meine Kamera. Als dann der Bus des Papstes - ein einfacher Linienbus der regionalen Busgesellschaft - auftaucht, geht ein Raunen durch die Menge (Farbbild rechts). Es lohnt sich, die Gesichter der Jugendlichen etwas zu studieren.
Bildreihe 18: Ankunft von Benedikt XVI - Es ist wohl das letzte Mal in seinem Leben, dass er diesen Ort besuchen kann. Wie man sich dabei fühlen mag? Ein, zwei Stunden müssen genügen. - Bemerkenswert die entspannte Atmosphäre. Benedikt wird allenfalls als erster deutscher Papst seit langem in die Geschichtsbücher eingehen - anders als seinem Vorgänger fehlt ihm aber die unerbittlich fordernde und mahnende spirituellen Energie, aber das ist ein anderes Thema.
Als nächstes dann eine Übersichtsaufnahme über das, was eigentlich abging - ein Stitch aus vier Aufnahmen mit dem 180er (ich hatte ja bewusst nichts anderes mitgenommen). Und zum Schluss zwei Aufnahmen "danach", in wunderschönem Abendlicht mit einem (ausgeliehenen) 1.7/50mm aufgenommen. Was dann noch fehlte? Richtig, ein teuflisch schwarzer Espresso in der "Bar Duomo". Und wenn jetzt jemand fragt, was es mit dem linken Bild hier auf der letzten Bildstrecke des Tages auf sich hat - den müsste ich eigentlich direkt an Werner verweisen . Er hatte nämlich recht vernehmlich den ganzen Tag lang spöttisch über den durchaus begrenzten Sinn solcher Veranstaltungen im speziellen und der Religionen im allgemeinen gelästert, immer mit einer gehörigen Portion Schalk in den Augen - und dann am Abend im Gewühl der Bushaltestelle seine ganze Fototasche inkl. A900, Edellinsen und einigem Bargeld einfach stehen gelassen: Nicht irgendwo, sondern dort, wo alle möglichst schnell und effizient wegkommen wollen (einige tausend Jugendliche, und nochmals einige Tausend ältere).
Das bemerkte er dann zwar recht rasch, aber wir sind schon im Bus und gut einen Kilometer vom "Tatort" entfernt. Was nun? Nun, zurückrennen (macht selbstredend die Kursleitung, damit die Teilnehmer sich schonen können, nach dem ersten Schock) und schauen, wie weit die ganzen ethischen Appelle des heutigen Tages etwas genützt haben. Wenige Minuten später bin ich zurück an der ominösen Haltestelle - und Werners Tasche steht unberührt in der Menge! Unauffällig lasse ich sie mitlaufen (gottseidank protestiert niemand), und per Taxi erreichen wir beide - die Tasche und ich - bald das wärmende Hotel.
Ende gut, alles gut könnte man da fast sagen
So, und nun sind wir endgültig in Assisi "angekommen". Am folgenden Tag kehrt erstmals eine meditative Ruhe in die Gruppe ein - stundenlang und fokussiert arbeiten wir in einem nebligen Olivenhain, der uns die Zeit vergessen lässt. Doch davon mehr dann morgen
Gr Steve