ZITAT(stevemark @ 2010-04-27, 10:41) Sigma kaufe ich aus Prinzip nicht, weil man dort nach wie vor nicht-lizensierte ROMs verwendet. Das mag bei Objektiven für EUR 100 angehen, bei Linsen der Oberklasse jedoch sicher NICHT. Auch wenn Sigma bei allfälligen ROM-Problemen noch einige Jahre lang kulant ist - nach zehn oder gar zwanzig Jahren heisst es natürlich bei allfälligen Kompatibiltätsproblemen: "leider nix zu machen... kaufen Sie ein neues".[/quote]
Wobei ich das nicht an "lizenziert oder nicht" festmachen würde, sondern daran, ob die Implementierung stimmt oder nicht.
Würden Sigma-Objektive 100% kompatible Lens-Chips haben, hätte ich überhaupt keine Probleme damit, Sigma-Objektive zu empfehlen (zumindest die Perlen im Programm, die auch Sigma durchaus hat). Aber leider hat Sigma im Laufe der Jahrzehnte immer wieder "bewiesen", daß sie es eben leider nicht auf die Reihe bekommen, 100% kompatible Chips zu produzieren.
Ganz am Anfang war das noch zu verzeihen, da Minolta selbst offenbar nur einen kleinen Teil der angedachten Möglichkeiten verwendet hat und man Dinge, die weder in Objektiven noch in Kameras realisiert sind, nur schwer erraten kann. Aber dann muß man sich eben streng an das halten, was da ist und sich keine kreativen Freiräume erlauben.
Aber das war 1985/1986 und heute haben wir 2010! Für jemand, der sich jahrelang mit dem Thema beschäftigt, sollte es da nichts Neues mehr zu entdecken geben, und aus schlechten Erfahrungen sollte Sigma inzwischen auch gelernt haben, wie man Clean-Room-Spezifikationen aufsetzt, die auf durch Reverse Engineering gewonnenen Beobachtungen basieren, und wie man entlang dieser implementiert, so daß nachher garantiert eine lauffähige Lösung dabei herauskommt. Aber offenbar hat man diesbezüglich nichts dazugelernt und macht immer wieder die gleichen Fehler.
Schon bei den Basics hapert es, denn ob etwas (HSM) an einer aktuellen Kamera funktioniert oder nicht, sagt rein gar nichts darüber aus, ob man das Protokoll wirklich verstanden und korrekt implementiert hat. Daß HSM-Objektive an (zumindest manchen) Filmkameras Probleme bereiten, hätte Sigma im Rahmen der Tests auffallen müssen. Auch, wenn Filmgehäuse überhaupt nicht mehr im Fokus liegen, allein die Tatsache, daß es dort Probleme gibt, sagt ganz klar aus, daß die HSM-Implementierung noch nicht kompatibel mit dem SSM-Protokoll ist. Das kann man nicht einfach ignorieren. Im Gegenteil, das müßte Sigma hochgradig interessieren, wenn sie ihre Objektive auch mit zukünftigen Sony DSLRs einsetzbar halten wollen. Nur, offenbar verfolgt Sigma so kurzfristige Ziele, daß es ihnen egal ist, wenn sie heutige Kunden in der Zukunft vergraulen, wenn deren Objektive dann plötzlich nicht mehr funktionieren werden.
Ich hatte Sigma ja mehrmals mit dem Problem konfrontiert, aber man scheint noch nichtmal interessiert daran zu sein, es zu lösen. Erst hieß es, man wüßte von keinem Problem, und als ich es dann vorgeführt hatte, hieß es, man kenne das Problem, aber es gäbe keine Lösung. Die Dynax 9 SSM wäre halt nicht kompatibel, mit DSLRs gäbe es ja keine Probleme, fertig.
Dazu kann ich nur sagen: Natürlich gibt es eine Lösung! Nicht die Dynax 9 SSM ist inkompatibel mit dem A-Bajonett, sondern Sigmas HSM-Objektive sind es! Also muß man entweder Rat bei Sony einholen oder mehr Energie in das Reverse Engineering stecken, um auch wirklich alle relevanten Details über das Protokoll herauszubekommen. Gerade weil die Dynax 9 SSM offenbar im Detail einiges anders macht als die DSLRs, wäre das für Sigma ein optimaler Streßtest für die eigene Implementierung. Wer aber solche seltenen Chancen, die Robustheit der eigenen Implementierung über eine möglichst breit gestreute Grundgesamtheit zu testen, noch nicht mal erkennt, dem kann man nicht mehr helfen.
Ich weiß nicht, wer bei Sigma für diese Attitüde verantwortlich ist, aber egal ob es im Management oder in der Entwicklung ist, solange dort nicht gehörig aufgeräumt wird, ist aus meiner Sicht keine Besserung in Sicht - da sind offenbar Leute am Ruder, die sich durch prinzipielles Unvermögen, das Problem zu erkennen und beseitigen zu wollen, auszeichnen und die obendrein auch noch völlig beratungsresistent sind.
Da wären direkt drei oder vier hochkarätige Objektive in Sigmas Programm, die mich interessieren würden, aber solange die Protokollprobleme nicht gelöst sind, wäre es IMHO zum Fenster herausgeschmissenes Geld, darein zu investieren... Ganz wie Stephan schon geschrieben hat, es kommt nicht nur darauf an, ob das Objektiv heute funktioniert, sondern ob es das auch noch in fünf, zehn oder zwanzig Jahren (zumindest potentiell) tun wird (Verschleiß mal ausgenommen).
Viele Grüße,
Matthias