ZITAT(stani2107 @ 2009-12-21, 13:10) Mit der Blendeeinstellung habe ich gemeint, wenn die Blende offen ist, dass die Kamera auch das weist wenn auch zwischen beiden keine Verbindung besteht.[/quote]
Ach so meintest Du das, jetzt verstehe ich Deine Frage.
Wie Uwe schon schrieb, ohne elektrische Kopplung kann die Kamera nicht wissen, was für ein "Teil" da überhaupt vorne ans Bajonett geflanscht wurde, und ohne mechanische Kupplung könnte sie es auch nicht steuern, selbst wenn sie wüßte, um was es sich handelte.
Aber eigentlich macht die Kamera trotzdem nichts anderes als sonst auch; sie mißt einfach das Licht, das durch das "Loch" vorne fällt. Diese Betriebsart nennt sich Arbeitsblendenmessung oder stopped down metering mode. Den eingestellten Blendenwert oder die Lichtstärke des Objektivs muß die Kamera dafür nicht kennen, der ist im Grunde nur für kosmetische Zwecke (Display-Anzeigen) ganz nett zu wissen.
Überleg mal: Du lädst die Kamera mit einem Film einer bestimmten Empfindlichkeit. Daraus ergibt sich eine bestimmte Menge Licht, die auf den Film fallen muß, um zu einer korrekten Belichtung zu kommen - nicht zu hell und nicht zu dunkel. (Was genau eine korrekte Belichtung ist, lassen wir jetzt mal außen vor, denn sonst wird es kompliziert.) Von Deinem Motiv fällt ebenfalls eine bestimmte Menge Licht in Richtung Objektiv und Kamera. Um jetzt eine korrekte Belichtung zu bekommen, mußt Du diese Lichtmenge ins Gleichgewicht mit der vom Film benötigten Menge Licht bringen. Dazu mußt Du die einfallende Lichtmenge entsprechend drosseln (oder erhöhen - aber zumindest Blitzlicht lassen wir der Einfachheit halber auch außen vor). Eine Spiegelreflexkamera wie Deine bietet Dir dazu zwei Stellschrauben, an denen Du "drehen" kannst, mit denen Du sozusagen das Ventil des Lichtstroms mehr oder weniger weit zudrehen kannst: Bei diesen beiden Parametern handelt es sich um die Verschlußzeit und die Blendenöffnung.
Je länger die Verschlußzeit ist, desto mehr Licht fällt auf den Film, und umgekehrt. Und je größer Du die Blendenöffnung machst (Blende öffnen, kleine Blendenzahlen), desto mehr Licht pro Zeit kommt durch, und umgekehrt.
Die beiden Größen Verschlußzeit und Blendenöffnung gehen aber nur relativ in die Beziehung zwischen dem einfallenden Licht und dem vom Film benötigten Licht ein, nicht als Absolutwerte. Deshalb muß die Kamera auch nicht die Absolutwerte von Zeit und Blende kennen, um richtig belichten zu können. Angenommen, Deine Kamera hätte nur eine Verschlußzeit, dann müßtest Du den Ausgleich halt über die Blende allein schaffen. Und wenn Deine Kamera nur eine Blende hat, bleibt Dir nur die Verschlußzeit als Einstellgröße. Wenn Du ein Objektiv an die Kamera anschließt, mit dem die Kamera nicht kommunizieren kann, dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als die ihr unbekannte Blende als fest und nicht (von ihr) veränderbar anzunehmen. Das ist der Grund, warum Dir die Kamera dann auch "--" anzeigt und Du die Blende nicht mehr einstellen kannst, die Verschlußzeit aber trotzdem noch.
Angenommen, Du hättest jetzt kein AF-Objektiv montiert (das bekanntlich keinen Blendenring hat), sondern ein altes Objektiv mit Blendenring, dann könntest Du natürlich über eine Drehung am Blendenring immer noch die Lichtmenge regulieren, die durch das Objektiv kommt. Die Kamera bekäme davon aber nichts mit, sondern sie würde nur merken, daß sich die Lichtmenge entsprechend reduziert und kann diese Änderung dann über eine Anpassung der Verschlußzeit kompensieren (in Zeitautomatik).
Das ist der Grund, warum man das Arbeitsblendenmessung nennt; Du arbeitest mit irgendeiner Blende (die nicht notwendigerweise die Offenblende sein muß, und die Kamera mißt einfach das durchkommende Licht.
Im Grunde ist das ein trivial einfaches Prinzip, und ganz frühe Spiegelreflexkameras (in den 1950er Jahren) haben tatsächlich noch nach diesem Prinzip gearbeitet. Unübersichtlich und etwas schwerer faßbar wird die Sache eigentlich erst dadurch, daß Spiegelreflexkameras seit Jahrzehnten eben normalerweise nicht mehr mit Arbeitblendenmessung sondern mit Offenblendmessung arbeiten.
Wenn Du Dein AF-Objektiv direkt an die Kamera anschließt, dann ist das Objektiv ja normalerweise komplett aufgeblendet, damit Du ein helles, klares Sucherbild bekommst, auf das sich gut fokussieren läßt. Angenommen, Du würdest später auch mit ebendieser Offenblende fotografieren wollen, dann würde sich gegenüber der Beschreibung für die Arbeitsblendenmessung gar nichts ändern, die Offenblende wäre dann gleich der Arbeitsblende.
Anders sieht es aber aus, wenn Du beispielsweise ein 1,4/50mm Objektiv angeschlossen hast, mit dem Du aber auf Blende 2,0 abgeblendet fotografieren möchtest. Der Belichtungsmesser der Kamera mißt nun bei Offenblende das Licht, das bei Blende 1,4 durch das Objektiv fällt. Würde die Kamera auf der Basis dieser Lichtmenge die notwendige Verschlußzeit berechnen, die nötig ist, um zu einer richtigen Belichtung zu kommen, dann würde die Aufnahme unterbelichtet werden, wenn Du nachher nicht mit Blende 1,4, sondern nur mit Blende 2,0 fotografierst (denn mit Blende 2,0 kommt ja weniger Licht durch das Objektiv als mit Blende 1,4).
Deshalb kommt jetzt eine zusätzliche Größe in die Gleichung, nämlich die Differenz zwischen der Offenblende und der später gewünschten Blende (der Arbeitsblende), denn das ist genau der Betrag, um den der Belichtungsmesser der Kamera bei Offenblende "falsch" gegenüber der bei Arbeitsblende geforderten richtigen Belichtung mißt. Kennt die Kamera den Fehler, kann sie ihn schon vorher herausrechnen. Ich habe das Beispiel oben so gewählt, daß bei Blende 2,0 exakt die halbe Lichtmenge durch das Objektiv kommt, wie bei Blende 1,4 (die Differenz beträgt dann genau eine Blendenstufe, das entspricht 1 EV).
Mit dem Wissen, daß die Lichtmenge später um 1 EV zu wenig betragen wird, die vormals ermittelte Verschlußzeit also zu kurz für eine richtige Belichtung sein wird (-1EV), kann die Kamera die Verschlußzeit nun so wählen, daß genau die doppelte Lichtmenge durch den Verschluß kommt (+1 EV). Hätte die Kamera also z.B. vorher für Offenblende eine Verschlußzeit von 1/60s ermittelt, so könnte sie in Zeitautomatik die Verschlußzeit auf 1/30s verlängern, um den Lichtverlust durch das Abblenden von 1,4 auf 2,0 auszugleichen und letztlich wieder zu einer korrekten Belichtung zu kommen.
Natürlich zeigt Dir die Kamera die internen Werte (1,4 -> 1/60s) gar nicht erst an, wenn Du Blende 2,0 eingestellst hast. Obwohl die Blende ja erst im Moment der Aufnahme auf diesen Wert schließen würde, zeigt Dir die Kamera auch schon vorher den in diesem Beispiel zugehörigen Wert von 1/30s als Verschlußzeit an.
Du siehst, das ist ein einfaches Nullsummenspiel und der Kamera ist es im Grunde völlig egal, welche Blendenwerte angezeigt werden, Hauptsache, sie kennt die Differenz zwischen der Offenblende und der späteren Arbeitsblende.
Auch die Blendensteuerung selbst erfolgt nicht etwa absolut, sondern relativ in Bruchteilen von EV-Schritten. Die Ruheposition des Blendenübertragungshebels im Bajonett entspricht der Offenblende. In diesem Beispiel kann die Kamera dem Objektiv-ROM entnehmen, daß die Offenblende des Objektivs mit der Blendenzahl 1,4 korrespondiert (bei einem anderen Objektiv kann das eine andere Blendenzahl sein). Soll nun an diesem Objektiv die Blende 2,0 eingestellt werden, braucht die Kamera von der Offenblendposition ausgehend den Blendenhebel einfach nur um die 1 EV entsprechende Wegstrecke bewegen, um das Objektiv entsprechend weit abzublenden.
Noch etwas genauer und im historischen Entwicklungskontext habe ich das in folgendem Artikel erklärt:
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=121234 APEX-System
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=122551 Blendenreihe
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=122683 Zeitenreihe
Viele Grüße,
Matthias