RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#1 von sven_hiller , 21.11.2009 19:44

Ein Hallo in die Runde!

Nachdem ich vor einiger Zeit bei einem bekannten Online-Auktionshaus eine gut erhaltene XE-1 mit defektem Filmtransport als Ersatzteilspender für EUR 32,00 inkl. Versand erwarb, packte mich aktuell mal wieder die Bastelwut.
Ich trug mich eigentlich mit dem Gedanken, mir eine zweite XE-1 zur Absicherung zuzulegen, als ich seinerzeit über das besagte Angebot stolperte.
Ursprünglich ging es mir bei der Gelegenheit nur um die Beschaffung eines "Teilelagers". Obwohl ich mit meiner ersten XE-1 niemals ein Problem hatte, hielt ich es für eine gute Idee und schlug zu.

*
Wie immer:
Die nachstehenden Informationen sind keine Referenz für eine fachgerechte Reparatur. Es handelt sich ausschließlich um meine persönlichen Erfahrungen. Für direkte, kurz- oder langfrisitge Schäden an seinem Equipment aufgrund der Verwendung von Schilderungen aus diesem Beitrag ist jeder selbst verantwortlich.
*

Da der Filmtransporthebel nach näherer Untersuchung zwar die Filmspule transportierte aber nicht von allein in die Ausgangslage zurücksprang und der Doppelbelichtungshebel sich nur sehr zäh bewegte, entschloß ich mich zur Zerlegung.
Diese gelang recht unkompliziert. Mit einem Radiergummi ließ sich die Deckplatte des Hebels und dieser selbst lösen und abnehmen. Direkt darunter befanden sich eine kupferne Unterlegscheibe und ein Ring, welcher das Eindringen von Schmutz verhindert. Der freigelegte Mechanismus ist auf dem Bild gut zu erkennen. Jetzt konnten die beiden metallenen Kleinteile und die darunter befindliche transparente Kunststoffscheibe abgehoben werden. Der Doppelbelichtungsschalter ließ sich mit sanfter Gewalt nach oben ziehen.
Reihenfolge merken!

Die Ursache war schnell gefunden - verhärtetes Schmiermittel behinderte die eigentlich intakte Mechanik. Nach der Behandlung mit Isopropanol und vorsichtiger Neufettung funktionierten Transporthebel und Doppelbelichtungsschalter wieder wie neu.
Verdammt!

*

Da nun diese erste, sehr einfache Reparatur extrem erfolgreich endete, war ich einfach gezwungen, mir den Rest auch anzusehen ...

Dieses Forum war mir im weiteren Verlauf der Bemühungen eine erstklassige Informationsquelle. Ich möchte an dieser Stelle einfach ein paar Lösungsansätze dokumentieren um etwas zurückzugeben.

Danke!

Gruß Sven

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251806n1.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#2 von sven_hiller , 22.11.2009 09:45

Die nächste Auffälligkeit war, daß das Objektiv, ein MD 50/1.4 sehr locker auf dem Bajonett saß. Beim Fokussieren bewegte es sich innerhalb eines gewissen Spiels, was sehr störend war. Auch ließ es sich leicht verkippeln.

Ich hatte mir ein Reparaturhandbuch besorgt, welches eine Explosionszeichnung des Bajonetts enthielt. Es war ersichtlich, daß unter dem obersten Anschlußring kleine Unterlegscheiben vorhanden sein mußten. Diese gab es lt. Handbuch in 4 unterschiedlichen Stärken, vermutlich um das Auflagemaß zu justieren. Meine XE-1 hatte dort jedoch keine Scheibchen, was den Schluß zuließ, daß entweder keine erforderlich waren oder jemand bereits irgendwann Hand angelegt und die Scheibchen weggelassen oder vergessen hatte.
Auf den ersten Blick also ein Grund, warum das Objektiv locker saß. Um die Theorie zu bestätigen, mußten zwei Dinge getan werden - Scheibchenersatz und anschließender Fokustest auf unendlich, da sich dadurch ja das Auflagemaß ändern würde.
Als Unterlegscheibenersatz diente relativ starke Klebefolie, welche in kleine Quadrate geschnitten rund um die Unterseite des obersten Anschlußringes platziert wurden.

Um es kurz zu machen - das Objektiv saß satt und stramm, jedoch die Fokussierung auf unendlich war danach nicht mehr möglich.

Das war der Auslöser für Plan B.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251821n1.jpg   f217t25337p251821n2.jpg   f217t25337p251821n3.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#3 von J.L. , 22.11.2009 10:34

ZITAT(sven_hiller @ 2009-11-22, 9:45) Um es kurz zu machen - das Objektiv saß satt und stramm, jedoch die Fokussierung auf unendlich war danach nicht mehr möglich.[/quote]

... dann sind die Unterlegscheiben wohl Fehl am Platze. Hättest Du aber auch vorher drauf kommen können - wenn zuvor Fokussierung auf Unendlich möglich war (und nicht über Unendlich hinaus), dann stimmte das Auflagenmaß vorher.

Die kupfernen Unterlegscheiben sind in fabrikfrischen Serienmodellen nicht drin. Diese sollen eine Reparaturoption sein - irgendwie falls das Bajonett nachgeschliffen werden muß oder so. Hab ich auf irgendeiner Internetseite gefunden, find diese aber jetzt nicht. Ich hatte ein einziges Modell gehabt, wo solche Blättchen drin waren.

Wenn das Bajonett wackelt: Hinter dem silbernen Ring ist doch eine schwarze (Ring-)Feder. Ist diese nicht zu locker? Wen Du diese etwas nachdrückst, kannst Du die Spannung am bajonett etwas erhöhen, ohne das Auflagenmaß zu verändern.

Gruß,
Jochen


J.L.  
J.L.
Beiträge: 258
Registriert am: 22.04.2006


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#4 von sven_hiller , 22.11.2009 10:53

ZITAT(Guthorst @ 2009-11-22, 10:34) ... dann sind die Unterlegscheiben wohl Fehl am Platze. Hättest Du aber auch vorher drauf kommen können - wenn zuvor Fokussierung auf Unendlich möglich war (und nicht über Unendlich hinaus), dann stimmte das Auflagenmaß vorher.[/quote]
Hallo Jochen, hast natürlich recht. Das hätte ich mir sparen können.

ZITAT(Guthorst @ 2009-11-22, 10:34) Die kupfernen Unterlegscheiben sind in fabrikfrischen Serienmodellen nicht drin. Diese sollen eine Reparaturoption sein - irgendwie falls das Bajonett nachgeschliffen werden muß oder so.[/quote]
Danke für die Aufklärung!

ZITAT(Guthorst @ 2009-11-22, 10:34) Wenn das Bajonett wackelt: Hinter dem silbernen Ring ist doch eine schwarze (Ring-)Feder. Ist diese nicht zu locker? Wen Du diese etwas nachdrückst, kannst Du die Spannung am bajonett etwas erhöhen, ohne das Auflagenmaß zu verändern.[/quote]
Das wäre eine Option gewesen und ich habe es im weiteren Verlauf auch versucht. Jedoch ist der Platz denkbar knapp und ich hatte Bedenken, abzurutschen, das Material zu zerkratzen bzw. etwas zu verbiegen oder die 3 Halteschräubchen der Ringfeder dabei auszureißen. Mir fehlt da auf jeden Fall die Routine, sodaß ich das nicht wagen wollte.
Für eine minimale Korrektur der Feder kann das bestimmt genügen! In meinem Fall war die gelieferte Vorspannung der Ringfeder jedoch praktisch nicht vorhanden.

PS: Momentan sieht es so aus, als ob ich immer wieder aus meiner "Autorentätigkeit" herausgerissen werde, sodaß der Fortschritt hier etwas Geduld erfordert. Danke für Euer Verständnis!

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251826n1.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#5 von sven_hiller , 22.11.2009 11:34

... Also entschied ich mich, irgendwie an die Rückseite der Ringfeder zu gelangen, um sie aus dem Bajonett herauszulösen und etwas "nachzubiegen". Das Problem dabei war, die komplette Frontguppe zu entfernen, welche mit 5 Schrauben am Gehäuse fixiert ist. Dummerweise ist dafür eine ganze Menge zu zerlegen und schmerzhafterweise die Belederung zu entfernen.

Es kann sein, daß der geübte Schrauber hier auf den einen oder anderen Teilschritt verzichten kann, mir ist das nur auf die hier dargestellte Art gelungen. Bitte ergänzt gerne den einen oder anderen Hinweis, das kann allen helfen.

*

Bin von oben nach unten vorgegangen.

1. Vordere Abdeckung des Prismengehäuses und selbiges. Die Abdeckung kann nach dem Lösen der 2 seitlichen Schrauben abgenommen werden. Der Prismendeckel hat auf der Kameravorderseite seitlich 2 Schrauben und auf der Rückseite auch 2, links und rechts vom Suchereinblick. Desweiteren muß das Hebelchen für den Sucherverschluß herunter. Die dafür zu lösende Schlitzschraube befindet sich unter einer kleinen selbstklebenden Kunststoffkappe, welche mit einer scharfen Klinge vorsichtig angehoben und entfernt werden kann.
Danach kann das Prismengehäuse nach oben abgehoben werden. Es sind keine elektrischen Drähte daran verlötet.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251829n1.jpg   f217t25337p251829n10.jpg   f217t25337p251829n2.jpg   f217t25337p251829n3.jpg   f217t25337p251829n4.jpg   f217t25337p251829n5.jpg   f217t25337p251829n6.jpg   f217t25337p251829n7.jpg   f217t25337p251829n8.jpg   f217t25337p251829n9.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#6 von weberhj , 22.11.2009 19:04

Eine sehr schöne XE-1 hast du da - (Neid), ich hab drei XE-5, XE-1, XE aber
alle ziemlich gut benutzt.

Bei den XE kommt es gelegentlich (nach nun bald 40 Jahren ja auch kein Wunder)
zu Störungen beim Filmtransport durch eintrocknende Schmiermittel. Kameras die
reglmässig benutzt werden (z.B. meine drei) haben damit sehr selten Probleme.

Speziell bei der XE bleibt der Schnellspannhebel dann gerne in der aufgezogenen
Stellung stehen und schwingt nicht zurück, ja blockiert sogar das Rückschwingen.
Man darf dann natürlich keinesfalls durch drücken das Rückschwingen erzwingen.

Ich habe schon einige XE allein dadurch "repariert", dass ich den Hebel einfach ganz leicht
noch mal zum Endanschlag aufgezogen habe und danach ganz langsam wieder selbst zurückschwingen
lies. Dann hat die Feder mehr Zeit den Widerhaken gegen das zähe Fett auszuhaken.
Die Prozedur ggf. einige Male wiederholen bis der Schnellspannhebel wieder von
selbst zurückschwingt.

Wenn der Film dann durch ist, die Kamera ca. 50-70 mal auslösen, das tut den
beweglichen Teilen bei Kameras die lange nicht benutzt wurden immer gut.

Einen Versuch ist das allemal Wert.

BG Hans


In the mind of Minolta...


weberhj  
weberhj
Beiträge: 1.117
Registriert am: 30.03.2006


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#7 von sven_hiller , 22.11.2009 19:13

2. Zur Demontage der linken Schulter der Kamera ist zunächst die Kurbel abzunehmen. Diese ist nur geschraubt und kann mit leichtem anfänglichen Kraftaufwand heruntergedreht werden. Dazu ist die Filmrollenhalterung zu arretieren, indem man zwischen ihre "Zinken" (in der Filmkammer) eine Stück Kunsstoff oder Holz schiebt.

Danach kommt eine kleine Herausforderung. Es handelt sich um die darunter befindliche Befestigungsscheibe für die ASA-Skala / Belichtungskorrektur. Diese ist insgesamt relativ flach und absolut rund mit zwei gegenüberliegenden Einkerbungen um einen Schlüssel anzusetzen den man nicht hat.
Habe zuerst an Microtools gedacht und wollte schon zuschlagen, als mir die Idee kam, den Schlüssel selbst zu bauen. Letztendlich hat mir ein stabiler Stahldraht, eine Schlüsselfeile und etwas Schmirgelleinen geholfen um etwas herzustellen, was wie eine Krampe mit gebogenen Enden aussieht. Diese Enden müssen, um einwandfrei in die Kerben der Befestigungsscheibe zu passen, viereckig geschliffen sein, je genauer desto besser, um ausreichend Kraft übertragen zu können, ohne abzurutschen.

Jetzt lassen sich die Einstellscheibe für ASA und Belichtungskorrektur, die darunter befindliche Platte mit der Entriegelung und das linke Schulterstück einfach abheben.

Im nächsten Beitrag geht's weiter mit der rechten Seite.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251860n1.jpg   f217t25337p251860n2.jpg   f217t25337p251860n3.jpg   f217t25337p251860n4.jpg   f217t25337p251860n5.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#8 von sven_hiller , 22.11.2009 19:39

Hallo Hans,

danke.
Die Kamera sieht tatsächlich noch ganz ordentlich aus. Was man auf en Fotos irgendwie nicht so richtig sieht, sind die doch recht zahlreichen kleinen Minischlieren und Kratzerchen auf den Oberflächen der Metallverkleidung und der Logo-Abdeckung. Jedoch das Messing schaut noch an keiner Stelle durch. Aber es macht eigentlich keinen Unterschied.
Man sollte sich von dem Staub auf der Flasche nicht über deren Inhalt hinwegtäuschen lassen ;-)
Die Inneren Werte zählen. Die Mechanik dieser Geräte wurde geschaffen um zu überdauern. Das ist in der heutigen Zeit ein Anachronismus.

Gruß Sven


sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#9 von sven_hiller , 22.11.2009 19:55

3. Die Demontage der rechten Schulter ist fast ein Spaziergang. Zunächst den Filmtransport-(Spann-)Hebel demontieren.

ZITAT(sven_hiller @ 2009-11-21, 19:44) ... Mit einem Radiergummi ließ sich die Deckplatte des Hebels und dieser selbst lösen und abnehmen. Direkt darunter befanden sich eine kupferne Unterlegscheibe und ein Ring, welcher das Eindringen von Schmutz verhindert. Der freigelegte Mechanismus ist auf dem Bild gut zu erkennen. Jetzt konnten die beiden metallenen Kleinteile und die darunter befindliche transparente Kunststoffscheibe abgehoben werden. Der Doppelbelichtungsschalter ließ sich mit sanfter Gewalt nach oben ziehen.
Reihenfolge merken![/quote]

Danach das Stellrad für die Belichtungszeiten. Es ist mit drei kleinen Schlitzschrauben befestigt, die nur in gleichem Maße gelöst werden müssen, bis sie das Rad freigeben. Da in der Auto-Stellung ein Schräubchen nicht erreichbar ist, habe ich das Rad in die 4sec.-Stellung gebracht. Diese bitte nach Beginn der Demontage nicht mehr verändern. Eigentlich kann nichts schief gehen, da die Aufnahme für die Welle durch eine kleine Feder ansatzweise formschlüssig anmutet. Jedoch ist diese zu schwach, um nach Ansetzen des Stellrades einen eindeutigen Impuls zu vermitteln, daß es jetzt sitzt.

Nun nur noch die Gehäuseschraube an der Außenseite lösen, den Ein-/Ausschalter mit einer krampenähnlich umgebogenen Büroklammer oder einem Radiergummi abschrauben und die rechte Schulter kann abgenommen werden.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251865n1.jpg   f217t25337p251865n2.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#10 von sven_hiller , 22.11.2009 21:02

4. Was jetzt kommt ist eine ganz fiese Nummer. Ich habe darüber gerätselt, ob ich daran vorbeikomme aber leider keinen Weg gefunden. Man könnte es schönreden, aber dem Teil sprichwörtlich das Fell über die Ohren zu ziehen ist kein feiner Zug. Es scheint jedoch unumgänglich, wenn man an die Bajonettrückseite kommen möchte.

Gesagt, getan.

Zuerst der Selbstauslöser. Das geht wieder mit Radiergummie oder gebogener Büroklammer. Die darunterliegende markierte Scheibe ist mit Kleber am Gehäuse fixiert und kann vorsichtig mit einer dünnen Klinge rundherum abgehebelt werden. Den kleinen blanken Auslöseknopf unter dem Selbstauslöser konnte ich mit dem selbstgebauten Werkzeug für die ASA-Skala problemlos abschrauben.
In meinem Fall ließ sich die Belederung am einfachsten zuerst an den Außenseiten anlösen. Danach langsam und vorsichtig weitermachen ohne das Material einzureißen. Leichte Wärme (Fön) kann helfen. Ich habe die leicht deformierten Stücke anschließend zwischen Papier unter einer schweren Werkzeugkiste wieder in Form gepreßt um sie als Schablonen für selbstgeschnittenes Ersatzleder zu verwenden. Dazu später mehr.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251870n1.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#11 von sven_hiller , 22.11.2009 21:46

5. Die Demontage des Bajonetts erklärt sich beinahe von selbst. Die hier gezeigten Bilder sind teilweise vor der "Häutung" entstanden, also bitte nicht verwirren lassen.

Reihenfolge:

- Auflagering mit 4 Schrauben

- Blendenring herausnehmen. Seilzug abnehmen. Nachdem der Seilzug gelöst ist, hat er keine Spannung mehr. Dadurch rutscht er gern von der kleinen, von vorne sichtbaren Rolle. Es gibt eine zweite Rolle, über welche er in Richtung ASA-Einstellrad geführt wird. Diese "liegt" nur auf ihrer kleinen Achse und fällt ab, wenn man die Kamera weit genug kippt - also aufpassen!

- Unter dem Blendenring ist eine großer umflaufender flacher Ring, vorsichtig entnehmen bzw. herauskippen lassen um ihn nicht zu verbiegen.

- Jetzt die Bajonettverkleidung. Sie ist unten mit 2 Schrauben und oben mit der Schraube unter dem roten Punkt fixiert. Der Haken an der Sache ist der rote Punkt. Ich habe keine Lösung gefunden, wie er unversehrt entfernt werden kann. Er besteht aus einer normalen Kreuzschlitzschraube, die in einem kleinen runden Rahmen sitzt. In diesen Rahmen ist ein kleiner Leichtmetallpunkt mit rot gefärbter Oberfläche eingeklebt. Meine Versuche führten zur seiner Zerstörung.
Vielleicht kennt jemand eine Quelle für ein passendes, vielleicht sogar originales Ersatzteil. Ich habe mir beim Zusammenbau ein Schräubchen aus einer alten Festplatte geborgt, um einen temporären Ersatz zu haben.

- Einheit mit der Blendeneinspiegelung und Zeitvorwahlanzeige (2 Schrauben). Auch hier ein Seilzug. Diesen einfach aushängen und dabei die Skala festhalten, da diese mit einer Feder vorgespannt ist. Merkt Euch die Position der kleinen messingfarbenen Ausgleichsscheibchen. Beim Zusammenbau darauf achten und einen Probeblick durch den Sucher werfen, ob alles richtig eingespiegelt wird.

- Es bleiben 5 Schrauben am Kameragehäuse (3 links und 2 rechts) und sowie 4 Schrauben rund um die Öffnung, um das Bajonett vom Spiegelkasten zu lösen.

Danach ist der Spiegelkasten "haltlos", d. h. er sitzt lose in seiner Nische und das Bajonett läßt sich nach oben abnehmen. 2 angelötete Drähte (Blitz) behindern die vollständige Entnahme des Bajonetts. Es empfiehlt sich, bei einem Minimum an Löterfahrung, diese abzulöten oder eben sehr vorsichtig zu agieren, um sie nicht abzureißen.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251872n1.jpg   f217t25337p251872n2.jpg   f217t25337p251872n3.jpg   f217t25337p251872n4.jpg   f217t25337p251872n5.jpg   f217t25337p251872n6.jpg   f217t25337p251872n7.jpg   f217t25337p251872n8.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#12 von sven_hiller , 22.11.2009 22:54

Die Rückseite des Bajonetts liegt nun vor uns. Wie zu sehen ist, kann die Feder nach dem Lösen der 3 Halteschrauben abgenommen und korrigiert werden. Es ist ratsam, sie immer nur ganz vorsichtig in kleinen Schritten zu verformen, wieder zu verbauen, den Bajonett-Auflagering auf der Vorderseite wieder zu montieren und unbedingt einen Versuch zu starten, ein Objektiv anzusetzen.
Die Ringfeder ist in "Berg-und-Tal"-Bauweise mit 3 Wellenbergen und 3 Tälern. Für die Überlegungen zur anstehenden Korrektur sollte man sich einen Kaffee lang Zeit nehmen.

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251875n1.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#13 von sven_hiller , 23.11.2009 19:55

Dies ist auch ein guter Zeitpunkt, den Spiegeldämpfer zu erneuern. Eine einmalige Gelegenheit, die Sache mal "bei Licht zu betrachten" statt sonst mit Zahnarztspiegel und abgewinkeltem Schraubendreher oder ähnlichen Hilfsmitteln. Einfach die 4 Schrauben der Verblendung ders Spiegelkastens lösen, diese abnehmen und die Bewegungsfreiheit genießen. Die Reste lassen sich nach dem Abschaben mit etwas Isopropanol und einem Wattestäbchen gut entfernen und das Ansetzen des neuen Dämpfers wird zum Kinderspiel. Um den Dämpfer nach der Platzierung noch etwas korrigieren zu können, kann man unappetitlicherweise die Klebefläche des Schaumgummistreifens etwas anlecken. Das verschafft je nach Einsatz ;-) so ca. 2-3 min Luft. Nachdem der Verdunstungsprozeß abgeschlossen ist, sitzt das gute Stück bombenfest.
Spiegelkastenblende wieder befestigen, weiter ...

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251900n1.jpg   f217t25337p251900n2.jpg   f217t25337p251900n3.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#14 von sven_hiller , 23.11.2009 20:53

6. Meine nächste Station war die Mattscheibe.

Diese hatte im Laufe der Zeit jede Menge Staub abbekommen, wohl aber nicht nur von der zugänglichen Seite im Spiegelkasten sondern auch auf der dem Prisma zugewandten Fläche. Erkennbar ist das daran, daß die Partikel scharf und klar im Sucherbild erscheinen. Das ist eigentlich nicht so leicht möglich, dachte ich mir, aber beim Zerlegen zeigte sich der Grund.
Das Prisma ruht auf einem Rahmen, an dessen innerer Stirnseite ein Schaumgummistreifen sitzt, welcher sich in einem ähnlichen Zersetzungszustand befand wie der Spiegeldämpfer. Er sollte ersetzt werden. Vielleicht ist, wie in meinem Fall, bei dem Satz Lichtdichtungen, den man sich besorgt hat, etwas Ersatzmaterial dabei, aus welchem man sich einen Streifen auf die entsprechende Länge kürzen kann.
Das gleiche trifft auf die Staubdichtungen des Prismengehäuses zu. Links und rechts an der unteren Innenkante, was sich auf dem entsprechenden Foto im Beitrag 5 ganz gut erkennen läßt. Die könnten ebenfalls seitlich am Prisma vorbei in den Mattscheibenhohlraum bröseln - also hier auch wieder reinigen und erneuern.


Die Oberseite der Mattscheibe ist geschützt durch einen "Condenser". Ich nehme an, es handelt sich um eine dicke Linse, welche die Mattscheibe vor Kondenswasser schützen soll? Die bewahrt die Mattscheibe wahrscheinlich auch vor mechanischen Schäden bei einem Säuberungsversuch.

Alle Arbeiten in der Nähe der Mattscheibe sollten mit der nötigen Vorsicht und Ruhe durchgeführt werden!

Die Stelle ist auch zugänglich wenn man nur den Prismendeckel abnimmt. Dazu muß nicht die ganze Kamera zerlegt werden. Aufpassen auf die Drähte um ein Abreißen nach Möglichkeit zu vermeiden.
Um heranzukommen, sind von oben nach unten folgende Teile zu lösen:

- Drähte links und rechts nach Möglichkeit entwirren um soviel Länge wie möglich freizugeben, um etwas Freiheit für die Platine zu haben
- Platine nach Lösen der zwei Halteschrauben anheben und soweit wie die Leitungen es zulassen aus dem Arbeitsbereich bewegen.
- U-förmige Halterung für das Prisma lösen (wieder zwei Schrauben) direkt unter der Platine
jetzt das Prisma aus dem Rahmen heben und irgendwie zur Seite legen, ggf. eine etwas erhöhte Ablage schaffen. Die Bewegungsfreiheit des Prisma ist begrenzt durch die Länge zweier Drähtchen, welche an einem auf das Prisma geklebten elektronischen Bauteil angelötet sind (blauer und schwarzer Draht).
- dünnen schwarzen Rahmen mit Sucherdurchblick herausheben
- Rahmen mit der Zeitskala mithilfe eines Zahnstochers herausheben

Jetzt kann man den Hohlraum mit einem Blasebalg trocken reinigen. Ich habe mir zu diesem Zweck in der Apotheke einen großen Ohrreiniger für EUR 6,50 besorgt. Der hat einen lang auslaufenden rüsselförmigen Auslaß und eignet sich sowohl zum Pusten als auch zum Saugen durch Komprimierung und ruckartiges Loslassen. Die sehr weiche Gummispitze des Teils ist nicht in der Lage, irgendeine Oberfläche zu beschädigen.

Nach der Reinigung probeweise durch den ggf. wieder provisorisch montierten Sucher schauen, ob noch Schmutzpartikel vorhanden sind. Mir ist es nicht gelungen, durch bloße Sichtprüfung ohne Hilfsmittel den noch vorhandenen Staub zu erkennen. Es helfen auch ein 50iger in Retrostellung vorm Auge sowie eine Taschenlampe, welche direkt auf den Spiegel gerichtet ist. Ultimative Sicherheit über den Reinigungserfolg bringt aber nur der Sucher!

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 f217t25337p251903n1.jpg   f217t25337p251903n2.jpg   f217t25337p251903n3.jpg   f217t25337p251903n4.jpg   f217t25337p251903n5.jpg   f217t25337p251903n6.jpg   f217t25337p251903n7.jpg 

sven_hiller  
sven_hiller
Beiträge: 328
Registriert am: 09.06.2008


RE: Minolta XE-1: Dokumentation eines Rettungsversuchs

#15 von cbethge , 23.11.2009 21:05

ZITAT(sven_hiller @ 2009-11-22, 21:46) - Jetzt die Bajonettverkleidung. Sie ist unten mit 2 Schrauben und oben mit der Schraube unter dem roten Punkt fixiert. Der Haken an der Sache ist der rote Punkt. Ich habe keine Lösung gefunden, wie er unversehrt entfernt werden kann. Er besteht aus einer normalen Kreuzschlitzschraube, die in einem kleinen runden Rahmen sitzt. In diesen Rahmen ist ein kleiner Leichtmetallpunkt mit rot gefärbter Oberfläche eingeklebt. Meine Versuche führten zur seiner Zerstörung.
Vielleicht kennt jemand eine Quelle für ein passendes, vielleicht sogar originales Ersatzteil. Ich habe mir beim Zusammenbau ein Schräubchen aus einer alten Festplatte geborgt, um einen temporären Ersatz zu haben.[/quote]

Auf diesen Punkt habe ich schon gewartet, Du kannst mal hier nachlesen:
That Darn Red Screw Leider nur in Englisch!
Gruß Christian

PS: respektabe Leistung!


cbethge  
cbethge
Beiträge: 603
Registriert am: 19.10.2005


   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
| 2002- © so-fo.de | minolta-forum.de |
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz