Ein erster Tageslicht-Test fällt (wie eigentlich erwartet) ernüchternd aus:
Zugegebenermaßen waren die heutigen Bedingungen mit extrem wechselnden Lichtbedingungen und 'ner guten Mütze voll Wind nicht ideal, lassen aber die Tendenz erkennen, daß die damaligen Testberichte nicht ganz daneben lagen. Das optische System dieses Schiefspieglers leidet offenbar unter einigen (Kinder-?) Krankheiten.
Fokussierung:
Die motorische Fokussierung ist eine Zumutung! Langsam und unexakt mit "hüpfendem" Bild beim Richtungswechsel fällt ein genaues Anfahren des Fokuspunkts sehr schwer. Durch die kleine Blende (F11) ist ein Einsatz der Sucherlupe zur Kontrolle an der Dynax 7D kaum möglich, so dunkel wird der Sucher dann. Beim Durchfahren des gesamten Fokuswegs ändert sich zudem der Bildausschnitt, so daß das Stativ wieder neu ausgerichtet werden muß. Bei offenem Gehäusedeckel machte der Prismenschlitten eigentlich einen ganz guten und recht präzisen Eindruck. Schade, daß der Eindruck täuscht, denn hier liegt wohl mit der Fertigungspräzision so Einiges im Argen. (Ich werde vielleicht bei Gelegenheit mal nachschauen, ob man da etwas verbessern kann...)
Handhabung:
Zunächst einmal das Gute: Das (Leichtmetall-) Gehäuse ist leichter als es aussieht und der Motor ist so leise, daß man ihn kaum hört. Jede Dynax ist da lauter. Die Fokustasten sind etwas beliebig positioniert und leicht verwechselbar, wenn man sie mal aus der Hand gelassen hat. Der breite Blendenring ist hakelig, aber die Blende gibt ein schönes Bild ab.
Bedingt durch die Gehäuseform und den Strahlengang muß man "schief" zielen - das ist wirklich gewöhnungsbdürftig! Entweder man schaut von schräg oben hinein oder von schräg seitlich. Das macht besonders viel Spaß (und war in der Makowski-Patentschrift wohl ausdrücklich als Beobachtungs-Anwendungszweck geplant! weil man nie genau weiß, wo man hinzielt... Ist das Telespect auf einem Stativ montiert, so muß man von oben hineinschauen, was einen schön krummen Rücken macht.
Glücklicherweise ist der "Ableger" des Telespects abgeschrägt, denn so paßt es tatsächlich (wider Erwarten) am Ballengriff des VC-7D vorbei, so daß das Objektiv 360° um die Dynax 7D geschwenkt werden kann.
jetzt zum interessanten Teil...
Bildqualität:
Nun ja, was soll ich sagen ... eigentlich wie erwartet. Nicht so dolle. Leider. Aber erst mal ganz von vorne:
Da ich momentan kein langes AF-Teleobjektiv habe (bei 300mm ist Schluß, da ich momentan nicht mehr brauche), sollte ein 500mm RF-Rokkor 1:8 (Spiegelteleobjektiv) als Referenz dienen. Im Verlauf der Aufnahmen stellte sich heraus, daß BEIDE (optisch unterschiedlichen) AF/MF-Adapter beim 500mm RF lustige helle Flecken in Bildmitte produzieren können! Also mußte ich zur Adaption den umgebauten MF-Zwischenring nehmen, was eine Einschränkung auf einen Entfernungsbereich von etwa 20m bedeutete.
Im direkten Vergleich macht das RF-Rokkor klar die besseren Aufnahmen. Allerdings ist das Sucherbild beider Objektive kaum unterschiedlich: Bei beiden konnte ich die Spinnweben an Nachbar's Kamin im Sucher deutlich erkennen (und mit dem Telespekt nach ein paar Mal hin und her auch "treffen"...). Trotzdem sind die Spinnweben eigentlich nur bei den Aufnamen des RF Rokkors zu sehen!
Aufnahmen von Dachpfannen lassen den Schluß zu, daß die Schärfe nicht gleichmäßig über das Bild ist, sondern es nur eine schmale Schärfeebene gibt, die bei Stativeinsatz des Telespects vertikal zu suchen ist.
Weit Abblenden bingt nicht viel - unter Umständen sogar das Gegenteil! Recht scharfe Aufnahmen gelingen mit F16, wobei zwingend mit Offenblende, also F11, fokussiert werden sollte. Weiteres Abblenden auf F22 oder F32 kann je nach Objekt noch etwas bringen, aber ab F32 ist ein vielleicht konstruktives Problem dieses Schiefspieglers sichtbar: Es kommt zu einem hellen Streifen in Bildmitte! Da ein testweises Abdecken des Objektivs keine Verbesserung brachte, müssen diese bildbeeinflussenden Störungen durch Reflexionen im Objektiv verursacht werden! Also muß ich wohl bei Gelegenheit einen Testfilm belichten um auszuprobieren, ob das ein Phänomen ist, was nur bei DSLR zum Tragen kommt.
Aber in Sachen Bokeh sticht das Telespect das RF-Rokkor aus: Die Unschärfebereiche sind angenehm ruhig - eben genau wie von einem "Schiefspiegler" erwartet. Farbfehler, CAs o.ä. sind dem Telespect prinzipbedingt ebenfalls fremd. Eigentlich gerade in Zeiten der digitalen Spiegelreflex-Kameras sehr schade, daß die Entwicklung in einer Sackgasse endete ... wer weiß, was mit kontinuierlicher Weiterentwicklung daraus geworden wäre...
Fazit:
Das Telespect ist etwas für Spezialisten / Technik-Freaks und Kuriositäten-Sammler. Sensationen in Sachen Bildqualität sind nicht zu erwarten - allerdings waren die Testbilder wiederum nicht so schlecht, wie ich es befürchtet hatte. An das 500mm Minolta RF-Rokkor 1:8 kam das Telespect (das Bokeh mal ausgenommen) aber nicht ran. Irgendwo müßte ich aber noch eine Danubia-"Wundertüte" rumfliegen haben, da fällt der Vergleich dann vielleicht positiver für das Telespect aus .
Die Handhabung ist sicherlich ungewohnt, aber durch den schiefen Einblick, die "Such-mich-Fokustasten", die unpräzise Fokussierung und das dunkle Sucherbild kann man manchmal verzweifeln. Und in der Fototasche verbraucht des Telespect glatt den Platz von zwei Ofenrohren!
Würde ich es noch einmal kaufen:
Nein, denn ich habe es ja schon . Aber wenn ich es nicht hätte, würde ich keine Sekunde zögern es sofort wieder zu kaufen! Es paßt halt prima in mein "Kusiositätenkabinett", ist technisch - auch oder gerade als Sackgassen-Produkt - für mich höchst interessant und ich werde sicherlich noch ein paar "Sessions" damit machen, weil es alleine schon was die genaue Fokussierung angeht den Fotografen ziemlich fordert.
(EDIT: Hier ist beim Tippfehler-Korrigieren etwas verschütt gegangen. Das ich die bestimmt total ausgefeile Formulierung des Schlußsatzes nicht mehr parat habe mache ich es jetzt kurz und schließe mit...)
Selbst wenn es optisch nicht erste Sahne ist - ich möchte es genausowenig missen wie das 40-80mm Minolta Zoom Rokkor!
Aber empfehlen kann ich es guten Gewissens leider nicht. ardon: