ZITAT(01af @ 2009-04-05, 9:28) Stephan, ich bewundere die Ausdauer und die Geschwindigkeit, mit der du immer wieder neue Testaufnahmen nicht nur anfertigst und auswertest, sondern auch noch online stellst. Das macht sicher eine Heidenarbeit ...[/quote]
Ja, aber auch ziemlich Spass - nicht nur das Testen an sich, sondern v. a. die zahlreichen Kontakte, die sich dadurch im Verlauf des letzten Jahres ergeben haben. Besonders zu Sony hat sich ein "direkter Draht" ergeben, den ich nicht mehr missen möchte und der es erst möglich macht, auch neuste/teuerste Objektive mit den alten Minolta-Rechnungen zu vergleichen (Sony stellt mir die entsprechenden Objektive jeweils kostenlos leihweise zur Verfügung, und ausgewählte Objektive-Vergleiche werden im Sony-Fotospiegel veröffentlicht).
ZITAT(01af @ 2009-04-05, 9:28) Doch beim neuesten 35-mm-Test ist mir eine Kleinigkeit aufgefallen. Als Bemerkung zu den Aufnahmen mit dem SAL 1,4/35 mm G bei f/5,6 schreibst du: "Finally, at f/5.6, the performance of the 1.4/35 mm becomes even. CAs are still quite strong." Das klingt, als erwartetest du, die chromatischen Aberrationen sollten bei Abblendung abnehmen. Doch nur der Farblängsfehler läßt sich durch Abblendung reduzieren; der Farbquerfehler (um den es sich hier handelt) bleibt bei allen Blenden gleich stark.[/quote]
Hm - bist Du Dir da sicher? Zumindest meine Praxis sagt da etwas anderes (siehe angehängtes Bild unten). Dazu folgendes Gedankenexperiment:
* Teilen wir die Objektivfehler (willkürlich) in 1) Farbquerfehler und 2) andere Fehler auf.
* Dann bewirkt 1), dass ein (idealer) weisser Punkt z. B. vom Sensor als zwei Punkte aufgezeichnet wird, nämlich als roter und als grünblauer.
* Und schliesslich bewirkt 2), dass die Form dieser Punkte beim Abblenden sich ändert (z. B. Koma, sphärische Aberrationen usw.); was bei f1.4 noch relativ "verschmiert" war, wird beim Abblenden immer "punktförmiger".
Summa summarum: ein breiter farbiger Streifen bei f1.4 wird mit zunehmendem Abblenden immer schmaler. Wiederum: Siehe Bild unten.
ZITAT(01af @ 2009-04-05, 9:28) Allenfalls die Charakteristik des Farbquerfehlers kann sich bei manchen Objektiven etwas wandeln. Durch den ansteigenden Kontrast wirken die komplementärfarbigen Farbsäume bei Abblendung manchmal etwas schärfer definiert, werden zugleich aber auch farbsatter. In der Summer beider Effekte bleibt das Ausmaß grundsätzlich konstant, und auch die einzustellenden Parameter bei deren Korrektur in der Bildbearbeitung bleiben über alle Blenden gleich.[/quote]
Eh voilà.
ZITAT(01af @ 2009-04-05, 9:28) Daß bei f/5,6 die chromatische Aberration "still quite strong" ist, ist also ganz normal und gar nicht anders zu erwarten. Und auch bei f/11 hat sie immer noch das gleiche Ausmaß.[/quote]
Ich werde es gleich in "still quite disturbing" ändern ...
ZITAT(01af @ 2009-04-05, 9:28) Insgesamt ist die schwache Leistung des SAL 16-35 ZA bei 35 mm sehr enttäuschend, und die guten Leistungen bei 16 mm und 20 mm vermögen nicht darüber hinwegzutrösten -- ich würde dieses Objektiv auch oft am langen Ende einsetzen wollen. Auf insgesamt höherem Niveau ist dieser Leistungsverlauf analog zum AF 17-35 (D) ... gut bei kurzen und mittleren Brennweiten, schwach am langen Ende. Solange es keinen Grund gibt anzunehmen, dein Testergebnis sei ein Ausreißer, ist dieses Objektiv für mich (vorerst) gestorben. Schade.
-- Olaf[/quote]
Ich habe auch zunächst angenommen, das Ergebnis könnte ein Ausreisser sein. Allerdings kamen mir dann bald an die MTF-Kurven in den Sinn, die Sony ja schon Monate im Voraus veröffentlicht hatte (und die jetzt bezeichnenderweise von der japanischen Website verschwunden sind). Auch dort zeigt sich bei 35mm Brennweite ab ca. 12mm Bildhöhe ein dramatischer Einbruch der Leistung (40LP/12mm Bildhöhe: gerade noch 15% Kontrast, ab 16mm Bildhöhe ca. 7% Kontrast). Auch die bei meinen Testbildern sichbare dramatische Verbesserung beim Abblenden kommt in den veröffentlichten MTF-Daten zum Zug: Wir haben bei f8 (immer noch bei 40LP) in den äussersten Bildecken sehr respektable 60% Kontrast! Weitere Tests haben ergeben, dass es sich dabei im Wesentlichen um Bildfeldwölbung handelt (ich hatte ja bereits in meinem ersten Test bei 16mm und 20mm ausdrücklich auf die wellenförmige Bildfeldwölbung hingewiesen). In der Reportagefotografie stört dies kaum. Für die Landschafts- und Architekturfotografie empfiehlt sich aber - sowohl bei 16mm als auch bei 20mm oder 35mm - an der A900 ein Abblenden auf f8 oder besser f11. vergessen wir nicht, dass das Zeiss 2.8/24-70mm auch bei starkem Abblenden in den Bildecken nicht wirklich scharf wurde; das 16-35mm hingegen sehr wohl. Aus diesem Grund - und wegen der weit praxisgerechteren Fassung - ist das 16-35mm für mich keineswegs "gestorben". Im Praxiseinsatz der Architekturfotografie hat es sich eindeutig bewährt, nicht zuletzt auch wegen der relativen Verzeichungsfreiheit und der geringen Vignettierung auf der "weiten" Seite (eindeutig besser als beim MinAF 2.8/20mm) - und dann war da noch das Bokeh, das mir selbst bei Offenblende sehr gut zu sein scheint.
Superweitwinkel sind ein Kompromiss, aber in der Summe aller Eigenschaften ist das ZA 16-35mm ganz sicher weit besser als die Vorgänger-Objektive; ich würde es als wohlüberlegt konstruiertes Arbeitsgerät bezeichnen. Ich bin mir bewusst, dass hier die einfachen "Schärfetests" nicht ausreichen, um das 'rüberzubringen, und deshalb werde ich in Kürze einen separaten, umfassenderen Eintrag für das Zeiss 2.8/16-35mm einrichten.
ZITAT(matthiaspaul @ 2009-04-05, 11:22) Hallo Stephan,
danke für Deinen Vergleich der Objektive bei 35mm - ein so schlechtes Abschneiden des Sony Alpha Carl Zeiss Vario-Sonnar T* 2,8/16-35mm ZA SSM am langen Ende bei 35mm Brennweite hätte ich wahrlich nicht erwartet, nicht bei einer Neukonstruktion in dieser Preisklasse, generell nicht bei einem Weitwinkelobjektiv von Zeiss und erst recht nicht nach Deinen bereits vielversprechenden Resultaten bei 17mm und 20mm neulich.[/quote]
Hauptsächlich durch Bildfeldwölbung verursacht, also im Reportage-Einsatz (bei f2.8) nicht wirklich störend. Siehe oben ...
ZITAT(matthiaspaul @ 2009-04-05, 11:22) Da fragt man sich, warum Sony diesen Brennweitenbereich überhaupt gewählt hat; ein hochkarätiges und vollformatfähiges 12-24mm oder 14-24mm Zoom hätte eigentlich viel besser ins aktuelle Programm gepaßt als ein 16-35mm Objektiv, würde es sich vom Brennweitenbereich doch nahtlos an das Sony Alpha Carl Zeiss Vario-Sonnar T* 2,8/24-70mm ZA SSM anschließen. Natürlich bringt das nur was, wenn man es dann auch beherrscht, ein solches Objektiv zu konstruieren, aber im Boot mit Zeiss, deren Weitwinkelobjektive ja hochgelobt sind, hätte ich vermutet, daß dies ein Heimspiel werden müßte.[/quote]
Daran ist hauptsächlich die deutsche Gemächlichkeit schuld - mir ist bekannt, welcher Zeitraum zwischen Sony-Auftrag an Zeiss und der Auslieferung vergeht. Er ist - nun ja - laaaaang. Offensichtlich hatte man sich 2005 bei Sony am damals noch führenden Canon 2.8/16-35mm orientiert; Nikons 2.8/14-24mm war zu der Zeit schlicht nicht existent.
Für mich persönlich ist übrigens Sony's "Zwei-Zoom-Lösung" (16-35mm plus 70-200mm) interessanter als die "Drei-Zoom-Lösung" von Nikon (14-24mm plus 24-70mm plus 70-200mm). Nicht zu vergessen, dass das Nikon-Telezoom bereits an der D3 einige Probleme hatte; and der D3x wird es mit Sicherheit überfordert sein.
ZITAT(matthiaspaul @ 2009-04-05, 11:22) Ich würde mir von Sony/Zeiss etwas Vergleichbares zum Nikon AF-S 2,8/14-24mm G ED wünschen, natürlich für Vollformat und auf ähnlich hohem Niveau. Das Nikon-Zoom ist diversen Berichten nach so gut, daß Canon-Fotografen z.T. auf abenteuerliche Adapterlösungen verfallen, um es auch an ihren Gehäusen nutzen zu können:
http://www.16-9.net/lens_tests/nikon_14_24...n14_24mm_a.html
http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=437915
http://www.davidclapp.co.uk/nikon1424.php
http://www.16-9.net/nikon_g/
(Übrigens auch eine Idee, die für das A-Bajonett in Frage käme, der Nikon-auf-Canon-Adapter ist 2,50mm dick, für Nikon-auf-Sony müßte er noch exakt 0,50mm dünner werden.)
Viele Grüße,
Matthias[/quote]
Ja, ein Vergleich des Nikon mit dem Zeiss (beide am Sony 24 MP Sensor) wäre interessant und wichtig. Bisher habe ich mich bewusst sehr zurückgehalten, was andere Hersteller als Minolta / Sony / Zeiss angeht; aber vielleicht nimmt ja mal jemand anders hier das Projekt in Angriff?!?
Gr Steve
BTW: als nächstes sollte der Vergleich "Zeiss 1.4/85mm vs MinAF 1.4/85mm" online gehen. Nächste Woche vielleicht; die Daten sind bereits auf der Festplatte. Hier zeigen sich i. a. eher kleine, aber feine Unterschiede, welche die (leicht) unterschiedlichen Design-Philosophien bei Zeiss und Minolta gut veranschaulichen.
EDIT: Sorry, ich vergass, das Bild anzuhängen. Was hiermit geschehen ist
[EDIT: Zitat repariert durch Moderator.]