Hallo,
meine Hoffnung, das jetzt irgendwer wenigstens einen Schaltplan herausrücken würde, scheint sich nicht zu erfüllen. Stellen wir die Spekulationen über imaginäre Kondensatoren und vagabundierendes Fett zunächst einmal zurück und wenden uns dem zu, was man ohne Schaltplan und Zerlegen der Kamera sagen kann.
Das Problem beim Benutzen der Kamera ist, daß gelegentlich der Spiegel zwar noch bewegt wird, nicht aber der Verschluß. Man hört den Spiegelschlag und denkt, alles sei in Ordnung, hat aber keine Aufnahme auf dem Film. D'accord?
Nun meine Thesen dazu:
1. Ich behaupte, daß ein negativer Zusammenhang zwischen der anliegenden Spannung und der Wahrscheinlichkeit dieser Verschlußaussetzer besteht. Bei genügend niedriger Spannung lassen sie sich in Serie prodzieren, bei ausreichend hoher sinkt ihre Wahrscheinlichkeit zumindest so weit ab, daß man sie vernachlässigen kann. Welche Stromquelle man benutzt, dürfte dafür gleichgültig sein.
2. Interessant wird das erst, wenn man sich der Anwendung in der Praxis zuwendet. Ich denke, daß man im allgemeinen mit einer flachen Entladungskurve besser bedient ist. Zink-Kohle-Batterien kämen demnach sicher auch in Frage, aber ich habe nicht ausprobiert, was dann bei kurzfristiger starker Belastung passiert.
Diese Ausagen beruhen allerdings vorwiegend auf 2500 - 3000 Probeauslösungen an einem einzigen Gehäuse - überwiegend ohne Objektiv und bei abgeschaltetem Autofokus. Ich habe auch kein Protokoll geführt, und von den beiden Multimetern, die ich zur Verfügung hatte, liefert das eine mit Sicherheit zu hohe Werte, und dem zweiten traue ich auch nicht, so daß ich lieber auf konkrete Zahlenangaben verzichte. Mir ging es eben nur darum, ob und wie ich dieses eine Gehäuse weiter verwenden kann. Ging denn auch für bis jetzt etwa 570 Aufnahmen ohne Ausfall. Um nicht ganz untätig zu erscheinen, habe ich sehr zum Ärger meiner Frau am Wochende aber noch meine beiden schon seit Jahren außer Dienst gestellten anderen 9000er ausgegraben, auf Funktion getestet (als Hommage mit Zink-Kohle-Batterien) und dann meinen Fundus an vielleicht noch irgendwie verwendbaren Batterien genutzt, um Batteriesätze hinzubekommen, mit denen die beiden Kameras gerade noch zu funktionieren schienen. Leider habe sich nur Alkali-Batterien gefunden; die interessierende Fehlfunktion ließ sich an beiden Gehäusen vor den rien ne va plus einige Male produzieren.
In der Praxis hat sich der Fehler bei mir zweimal auf Reisen eingenstellt, so daß ich ich seine Ergebnisse nacher auf Folgen von Filmen beobachten konnte. Zumindest in diesen Fällen hat er sich sozusagen eingeschlichen - etwa zuerst zwei Filme mit je einem Ausfall, dann zwei mit je zwei schwarzen Aufnahmen, beim nächsten vier... 2006 hatte ich allerdings eine Abweichung von diesem Schema: Gegen Mitte der Reise gab es zwei Filme mit je einem Ausfall, am eine Abfolge über fünf Filme. Ich hatte damals die Angewohnheit, die Akkus (relativ neue mit hoher Kapazität, über den Innenwiderstand brauchte man sich wohl noch keine Gedanken zu machen) aus einer Digitalkamera vor dem Aufladen in der 9000 zu verwenden - die war ja eigenlich ganz anspruchslos, und das Menetekel mit dem verschmierten Verschluß war irgendwann in 2005 in Erscheinung getreten, ohne daß sich inzwischen etwas getan hatte. Ich habe über das Akku-Tauschen nicht Buch geführt, aber der Gedanke liegt nahe, daß ich die in der Mitte der Reise beginnende Ausfallserie unwissentlich durch ein Wechseln der Stromquelle unterbrochen habe. Im ersten Fall - der nun schon lange zurückliegt - ist die Fehlerzahl sehr viel schneller angestiegen. Auf dem letzten Film waren, wenn ich nicht recht erinnere, 19 schwarze Aufnahmen. Damals habe ich überwiegend Alkali-Battereien sowie NiCd- und vielleicht auch schon NiMH-Akkus mit niedriger Kapazität benutzt; was gerade in der Kamera war, als das Unglück passierte, weiß ich nicht mehr. Ich errinnere mich aber daran, daß der Fehler bei schnellen Bildfolgen gehäuft und über geschlossene Blöcke von bis zu vier Bildern in Folge auftrat. Das war für mich seinerzeit der Anstoß für die Vermutung, die Sache habe etwas mit der Stromversorgung zu tun. Nun gut, ich mußte je nicht unbedingt mit diesem Gehäuse weiterarbeiten - also habe ich es ohne weitere Untersuchungen in den Ruhestand versetzt.
Der Befund scheint mir jedenfalls nicht zur irgendeiner Art von Blockade- und Losreiß-Theorie zu passen. Damit will ich nicht behaupten, daß der Verschluß nicht noch an anderen Stellen als an den Lamellen durch die ominöse Substanz beeinträchtigt wird - aber zumindest im Falle meiner Kameras eher in den Sinne, daß eine etwas höhere Spannung zum Auslösen des Verschlusses nötig ist. Das schließt natürlich nicht aus, daß bei einem anderen Body tatsächlich eine zeitweilige Blockade auftritt - man hätte dann wohl eine geschlossene Reihe von schwarzen Aufnahmen und danach eben wieder normale in ebenfalls geschlossener Reihe. Vielleicht meldet sich ja jemand, der eine solche Abfolge schon einmal beobachtet hat.
Nun zu meiner Elko-Hypothese. Ich hatte ja nun mehrfach Gelegenheit, Verschlußlamellen zu reinigen, bin aber eigentlich nie auf die Idee gekommen, daß die zu entfernende Masse Fett sei. Sie sieht m. E. nicht so aus und läßt ich auch zu schlecht mit Isopropyalkohol lösen, wie ich ihn zumindest in den letzten Fällen verwandt habe.
Wenn das bekannte Schadensbild schon Anfang der 90er Jahre aufgetreten ist, scheint mir das nicht weiter verwunderlich. In den 80er Jahren sind nach meinem Eindruck große Mengen von auslauffreudigen Elkos verbaut worden. Ich denke da z. B. an Audioprodukte einer namhaften Firma, die viel später die Reste eines Kameraherstellers aufgekauft hat. Fünf oder sechs Jahre Lebensdauer waren doch eigentlich schon ganz gut. Damals dachte ich noch, das sei gezielter Einsatz zwecks Unsatzsteigerung, inzwischen meine ich eher, daß damals niemand vorhersehen konnte, wie lange damals eingekaufte Elkos halten würden.
Die Menge, in der die problematische Substanz auftritt, ist in der Tat etwas reichlich. Mein Lösungsvorschlag: als die Kamera in den frühen 80ern entwickelt wurde, dachte man eher an die Gefahr von "austrocknenden" als die von auslaufenden Elkos. Das einfachste Mittel, auf Dauer eine ausreichend hohe Kapazität zu sichen, war ein überdimensionierter Kondensator, der außerdem nur minimale Mehrkosten verursachte. Bei einer Kamera mit dem Anspruch der 9000 wird Minolta die wohl in Kauf genommen haben. Aus der Zeit, in der ich mich unfreiwillig mit der Frage befassen mußte, welche Elkos Minolta in die Xnnn-Kameras verbaut hat, ist mir außerdem der Eindruck verblieben, daß man so ungefähr alles genommen hat, was gerade (günstig?) zu haben war, wenn es nur in den zur Verfügung stehenden Raum paßte. In der 9000, die ja ziemlich lange gebaut wurde, könnten sich also ganz unterschiedliche Kondensatoren finden.
Wie sich ausgelaufene Elektrolyt-Flüssigkeit verhält, hängt u.a. von der Art des Austritts, der Viskosität der Flüssigkeit und der Angriffsrichtung der Schwerkraft ab. Mit der Alterung des Kondensators wird sie langsam zäher werden, nach dem Autritt aus dem Gehäuse wird sich dieser Prozeß beschleunigen. Im Endstadium wird sie gar nicht mehr fließen.Plastischer ausgedrückt: ich rechne in dem hier interessierenden Fall mit einer Art Sirup, der immer dicker wird und schließlich fest wird. Die Schwerkraft kann bei einer Kamera natürlich in ganz unterschiedlichen Richtungen angreifen, und in den Innereien einer Kamera wird das Fließen ohnehin nur über Zwangswege erfolgen können. Wenn der Kondensator tatsächlich existiert, müßte er also in der Nähe des Verschlusses eingebaut sein. Gegen lange Fließwege im Gehäuse spricht auch, das sonst mit Kurzschlüssen zu rechnen wäre, für die ich wenigstens keine Anzeichen bemerkt habe. Die Verschmutzungen an den Verschlußlamellen sind bei meinen Kameras immer nur aufgetreten, wenn sie für längere Zeit nicht benutzt worden waren; die Masse hatte also die nötige Zeit, zum "Ziel" zu fließen und dort fest zu werden. Leider kann ich nicht mit Sicherheit sagen, in welcher Lage sich die Gehäuse jeweils befanden. "Auf dem Kopf" haben sie aber sicher nicht gelegen, eine Anordnung des vermuteten Kondensators unter dem Verschluß ist also unwahrscheinlich.
Unterstellt man, daß es sich bei der Masse auf den Lamellen um Fett handelt, stellt sich die Frage, woher in einer Kamera so viel Fett kommen soll. Mir fallen bisher nur zwei Möglichkeiten ein: es gab irgendwelche mit Fett gefüllten Lager, aus denen es ausgelaufen ist, oder man hat bei Minolta großzügig Fett als Montagehilfe verwandt. Im ersten Fall müßte es sich so weit verflüssigt haben, daß es aus den Gehäusen heraus gelangte, und später so stark verfestigt haben, daß es harzartig wirkte. Bei Erreichen der Verschlußlamellen müßte es außerdem schon so fest gewesen sein, daß es sich nicht flächenhaft auf ihnen ausdehen konnte. Ich kenne mich mit Fetten nicht näher aus, aber sehr überzeugend finde ich das nicht. Was den zweiten Fall angeht, so müßte man eigentlich schon beim Öffnen des Gehäuses allenthalben verharztes Fett vorfinden; ich kann mich aber an einen solchen Befund nicht erinnern.
Mit freundlichen Grüßen
RK50