Die photokina 2010 bot Gelegenheit, nach zwei Jahren auch in diesem Thema mal wieder nachzufassen. So gibt es Erfreuliches und weniger Erfreuliches zu berichten. Zuerst die guten Nachrichten:
Das auf dem Stand getestete Exemplar des Sigma 1,4/50mm EX DG HSM funktionierte - wie schon bei meinem letzten Test - an meiner Minolta Dynax 9 mit SSM/ADI-Upgrade einwandfrei. (Bei der Kamera handelte es sich um das gleiche Exemplar, mit dem ich auch schon die beiden früheren Tests durchgeführt hatte.) Der AF war zwar nicht besonders schnell und vielleicht ein bißchen ruckelig, aber das mag auch an den Lichtverhältnissen auf der Messe gelegen haben. In jedem Fall war er nicht extrem langsam und das Objektiv wurde auch nicht bei jedem Antippen des Auslösers zunächst auf Unendlich gestellt, auch wenn das Motiv schon scharf war. Dieses Verhalten, das ich mit dem Exemplar des Objektivs auf der photokina 2008 noch beobachtet hatte, ist also nicht mehr vorhanden. Mit der Minolta Dynax 7 und Dynax 7 Limited kam ich zum gleichen Ergebnis. Die aktuelle Version des Objektivs funktioniert also auch mit Autofokus einwandfrei. An der Minolta 9000 AF funktioniert der Autofokus zwar nicht mehr, da die Kamera kein SSM unterstützt, aber die "|> o <|"-Schärfewaage im Sucher arbeitet ebenso korrekt wie die Blendenansteuerung und die Datenübertragung zwischen Objektiv und Kamera.
In dieser Form ist das HSM-Objektiv jetzt also voll praxistauglich auch an Minolta-Filmgehäusen mit SSM-Unterstützung und läßt sich mit manueller Fokussierung auch noch an älteren Gehäusen verwenden.
Um festzustellen, ob es sich dabei nur um Zufall handelte, habe ich das neue Sigma Apo 4,5-6,3/50-500mm DG OS HSM dem gleichen Test unterzogen. Auch hier ergaben sich an der Dynax 9 SSM, der Dynax 7 und der Dynax 7 Limited keine Auffälligkeiten, der Autofokus und die Blendenansteuerung arbeitete auch mit diesen Filmgehäusen einwandfrei. (Den Test, ob das Objektiv an der 9000 AF wenigstens mit manueller Fokussierung arbeitet, habe ich dummerweise vergessen, und das wäre ein wichtiger Test gewesen, da es sich um ein Objektiv mit integriertem Bildstabilisator handelt, welcher definitiv an der 9000AF nicht funktionieren kann, da sie die technischen Voraussetzungen dafür nicht mitbringt. Je nachdem, wie Sigma das implementiert hat, wäre es denkbar, daß dann auch das restliche Objektiv nicht funktioniert.)
Da Sigma angibt, daß der im Objektiv eingebaute Bildstabilisator ("OS" mit analogen Gehäusen nicht funktionieren würde, interessierte mich natürlich besonders, wie sich das in der Praxis bemerkbar machen würde. Nun, ich habe keine Aufnahmen mit dieser Kombination gemacht, aber die Stabilisierung des Sucherbildes war ganz deutlich sichtbar - eine ganz neue Erfahrung an einem Minolta-Gehäuse... ;-)
Sofern es also nicht gerade während der Aufnahme zu irgendwelchen unvorhergesehenen Problemen kommt, scheint Sigmas OS-Bildstabilisator durchaus auch mit Minolta-Filmgehäusen zu harmonieren.
Ich habe das allerdings nur an der Dynax 9 SSM, der Dynax 7 und der Dynax 7 Limited ausprobiert. An der 9000 AF kann der Bildstabilisator, wie gesagt, prinzipiell nicht funktionieren, da dieses Gehäuse nur über fünf Kontakte im Bajonett verfügt und der Bildstabilisator zwingend auf die Stromversorgung angewiesen ist, die über zwei der drei zusätzlichen Kontakte läuft. Ob der Bildstabilisator nur mit bestimmten neueren Gehäusen (wie den getesteten) funktioniert oder prinzipiell mit allen Gehäusen, die acht Bajonettkontakte besitzen (also ab der xi-Generation), muß noch geklärt werden.
Darüberhinaus wäre noch denkbar, daß der Bildstabilisator an Filmgehäusen generell nicht so effizient arbeitet, wie an DSLRs, denn im Rahmen unserer Diskussion bezüglich der Objektivschnittstelle hatten wir ja festgestellt, daß neuere DSLRs (inklusive der DSLR-A200) über eine Art Boost-Funktion verfügen, über die eine höhere Spannung an das Objektiv angelegt wird, als die Filmgehäuse dazu in der Lage sind. Das könnte, muß aber nicht, die Performance des Stabilisators beeinträchtigen.
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=260238
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=239204
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=248715
In jedem Fall lohnt es sich, hier weitere Tests mit anderen HSM-Objektiven (mit und ohne OS-Funktion) an anderen Filmgehäusen durchzuführen. Bitte berichtet dann unbedingt hier im Forum davon.
Und worin bestehen jetzt die schlechten Nachrichten?
Leider hat sich an der grundsätzlichen Situation mit Sigma immer noch nichts geändert. Der Supporter, auf der photokina auf diese doch eigentlich sehr positiven Testergebnisse hin angesprochen, zeigte sich immer noch desinteressiert. Unter völliger Nichtwürdigung dessen, was ich ihm gerade berichtet hatte, meinte er, die Dynax 9 SSM wäre nicht kompatibel mit dem Sigma 1,4/50mm EX DG HSM, später wollte er meine unterschiedlichen Testergebnisse vor zwei Jahren und jetzt auf unterschiedliche Firmware-Revisionen der Kamera zurückführen (ich weiß definitiv, daß das nicht der Fall ist, es gibt weltweit nur eine einzige Hardware- und damit auch Firmware-Revision der Elektronik für die Dynax 9 SSM und 9Ti SSM). Er meinte weiterhin, das Problem beträfe alle Gehäuse vor der DSLR-A200, mit der ein neues erweitertes SSM-Protokoll eingeführt worden wäre. (Einschub: Meint er die Boost-Funktion, auf die ich eben schon eingegangen bin?) Und darauf angesprochen, was denn nun bitte Kunden des Sigma 1,4/50mm EX DG HSM, bei denen sich Probleme zeigten, konkret machen sollten, meinte er, ihm wären keine unterschiedlichen Revisionen der Objektivchips bekannt, deshalb könne das Objektiv auch nicht aktualisiert werden und deshalb gäbe es auf der Sigma-Webseite auch keinen entsprechenden Servicehinweis (das war die Antwort auf meine Bitte, eine solche Notiz doch zu veröffentlichen, damit die Kunden informiert würden und ihnen endlich eine Lösung angeboten würde). Wenigstens riet er dann aber trotzdem dazu, sich im Falle eines Falles "zur Überprüfung des Objektivs" an den Sigma-Service zu wenden. Und diesem Rat möchte ich mich vorbehaltlos anschließen, denn auch wenn Sigma Deutschland offensichtlich von Sigma Japan chronisch schlecht oder gar nicht informiert wird, ein blinder Tausch des Chips gegen ein Ersatzteil aus aktueller Produktion sollte das Problem beheben (egal, ob Sigma nun selbst daran glaubt oder nicht), denn es liegt auf der Hand, daß die ehemals beobachteten Probleme nur von einem inkompatiblen Objektivchip und nicht von einer inkompatiblen Kamera herrühren konnten.
Die zweite schlechte Nachricht rührt daher, daß alle aktuellen (und alten) Sigma-Objektive offenbar Kompatibilitätsprobleme mit den neuen Sony SLT-A33, SLT-A55 und SLT-A55V Gehäusen zeigen können:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=27686
Immerhin ergibt sich damit aber endlich eine Möglichkeit, vor dem Kauf aktuelle alte von ganz neuen Objektiven zu unterscheiden - Sigma ist dazu angeblich selbst nach Nennung der Seriennummer nicht in der Lage - denn denen sind ja keine unterschiedlichen Chiprevisionen bekannt. Neue Objektive haben auf der Verpackung einen Aufkleber "a33, a55 compatible". Wer also auf Nummer Sicher gehen will, daß seine HSM-Objektive auch an den SSM-fähigen Minolta-Filmgehäusen funktionieren, sollte nur solche Exemplare kaufen, bei denen dieser Aufkleber auf der Verpackung prangt, auch wenn die Probleme mit SLTs vermutlich nicht direkt etwas mit den Problemen mit Minolta-Filmgehäusen zu tun haben.
Viele Grüße,
Matthias
EDIT: Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=25016