Jetzt entwickle ich schon jahrelang Gott-weiß-wieviel S/W-Filme und hatte gestern aber einen Super-Gau, der mir so auch noch nicht passiert ist. Zwei APX 100 in "idiotensicherem" Rodinal 1+50 entwickelt - und die beiden Filme waren ... komplett blank. Noch nicht mal die Filmbeschriftung an der Perforation war sichtbar. Dies deutet wenigstens schon mal eindeutig darauf hin, daß der Entwickler "defekt" war. Das zeigte sich schon beim Ausgießen des Entwicklers aus der Dose, da die Flüssigkeit komplett klar war und nicht wie sonst üblich blau-lia. Aber Rodinal? Der ist doch normalerweise unkaputtbar? Kurz ein paar Tropfen Rodinal in die Verschlußkappe gegeben, mit Wasser aufgefüllt, belichteten Filmschnipsel reingehalten. *peng* Sofortige Reaktion!? Der Entwickler selbst kann es also nicht gewesen sein.
Okay, weiter im Text... Einen weiteren Film (T-Max 3200) habe ich mit Xtol 1+1 entwickelt. Der Film war auch nicht 100%ig okay, sondern etwas flau. Auch hier ergab der Entwickler-Schnelltest eine positive Reaktion.
Was war also schiefgelaufen an der Sache? Ganz einfach: Das verwendete Wasser. Ja, glaubt mir's!
Ich hatte nämlich beide Entwicklerlösungen mit dem Rest aus einem Brita-Wasserfilter[1] angesetzt. Warum? Ganz einfach: Weil die Plörre grad in Griffweite war. Als ich einen halben Testfilm mit frisch angesetztem Filterwasser entwickelt habe, war das Ergebnis wieder Null. Die andere Hälfte des Testfilms habe ich mit stinknormalem Wasser direkt aus dem Wasserhahn angesetzt. und da war alles einwandfrei!
Ich war danach ziemlich baff. Denn das Ergebnis war eindeutig. Nur: Wie kann ein Wasserfilter die Filmentwicklung stören? Ich habe gegoogelt und auch auf der Website des Herstellers nachgeschaut, aber nichts in Richtung "Filmentwicklung mit Filterwasser" gefunden. Allerdings fand ich auf der Website von Brita, daß der auf Ionentauscherbasis/Aktivkohle funktionierende Filtereinsatz mit Silber "imprägniert" ist. Ich vermute jetzt mal stark, daß der ganze "Unfall" bei meiner Filmentwicklung darauf beruht. Entweder gelangt etwas Silber in die gefilterte Wassermenge und verbraucht schon in der angesetzten Lösung den Entwickler (bei Rodinal 1+50 ist wirklich nicht viel Entwickleragens drin) oder es gelangen Filterbestandteile (Ionentauscher, Aktivkohle, Komplexbildner) ins Filterwasser und zerstören oder maskieren den Entwickler.
Also: Aufgepaßt bei Wasserfiltern und S/W-Filmentwicklung!
[1] Alles, was hier bzgl. der Wasserfilter gesagt/vermutet wird, gilt wohl auch für andere Hersteller.
"Das mit dem Leben habe ich nicht so drauf. Ich sehe lieber anderen dabei zu." (Frank Goosen, So viel Zeit)
Also wenn bei so einem Filter tatsächlich ausreichende Mengen Silberionen ins Wasser gelangen, dass das die 10ml Rodinal komplett aufbraucht, würde ich mir bei der Benutzung des Filters ernsthafte Sorgen um meine Gesundheit machen. Immerhin soll das Ding dafür gedacht sein, das Wasser auch zu trinken und wenn man sich nun jahrelang nur von schwermetallverseuchtem Wasser ernährt... Halte ich mal für relativ unwahrscheinlich, auch wenn ich nicht genau weiß, wieviel Silber tatsächlich dafür notwendig wären.
Tja, ich bin genauso überrascht wie Du. Fakt ist aber, daß Rodinal oder auch Xtol angemischt mit dem filtrierten Wasser zum Tod des Entwicklers führen und daher die Negative komplett klar sind (ohne Beschriftung). Die Theorie mit dem Silber war zugegebenermaßen erst mal nur eine Vermutung von mir, vielleicht ist der Grund ja auch ein anderer. Aber es ist auf jeden Fall der Filter bzw. das, was als Filtrat rauskommt. ardon:
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ZITAt (ingobohn @ 2008-08-04, 9:11) Tja, ich bin genauso überrascht wie Du. Fakt ist aber, daß Rodinal oder auch Xtol angemischt mit dem filtrierten Wasser zum Tod des Entwicklers führen und daher die Negative komplett klar sind (ohne Beschriftung). Die Theorie mit dem Silber war zugegebenermaßen erst mal nur eine Vermutung von mir, vielleicht ist der Grund ja auch ein anderer. Aber es ist auf jeden Fall der Filter bzw. das, was als Filtrat rauskommt. ardon: [/quote]
Eine Beeinflussung des Ergebnisses könnte ich noch nachvollziehen, aber das der Entwickler absolut keine Wirkung mehr zeigt (Negative komplett klar) ist sehr erstaunlich...
Es ist ja nicht zwingend Silber erforderlich um die Reagenz in XTOL bzw Rodinal abzubauen oder? Meine erste Idee wäre wohl dass das Milieu komplett gekippt sein könnte. Sprich dass das Wasser aus dem Filter den Ansatz "neutralisiert". Ist auf jeden Fall ein interessanter Hinweis…
Mark
Der Optimist ist meist genauso im Irrtum wie der Pessimist, aber er ist glücklicher dabei.
Hm, interessanter Tipp! Wenn ich jetzt nur noch ein paar pH-Stäbchen hätte, um den pH-Wert zu messen. Muß ich mal heute abend in den Schubladen kramen. Auf jeden Fall bin ich immer noch baff erstaunt, daß so ein simpler Wasserfilter eine so große Wirkung hat. Wenn ich nicht deshalb 2 Filme verloren hätte, wäre das ja sogar noch eine wissenschaftlich-sportliche Angelegenheit.
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Danke für Deine Mühe - aber der Titel ist ein wenig zu reißerisch geraten.
Da ich in dem Forum keinen Account habe, die Antwort hier: - Der verwendete Filter war recht frisch, so ca. 2-3 Tage alt. Daran kann es also auch nicht liegen (keine Übernutzung). - Auf der Brita-Website wird übrigens gesagt, daß minimalste Silberspuren ins Filterwasser gelangen, die Menge aber unter der bedenklichen Grenze liege. - Leider habe ich keine pH-Stäbe mehr. Vielleicht ist ja der Entwickler auch gekippt, weil der pH-Wert des Wassers in Richtung sauer verschoben wurde (ich weiß nicht, um wieviele Einheiten man "schieben" muß, um den Entwickler zu "zerstören".) - Das Problem mit Blei im Wasser kann es auch nicht sein, denn dann dürfte ich auch keine Filme entwickeln können, die ich mit Wasser direkt aus dem Wasserhahn (also unfiltriert) angesetzt habe. - Ein Film enthält nur 100 mg Silber? Das halte ich für ein Gerücht. Ein Film enthält viel mehr. Ich meine sogar mal was von alten, klassischen Filmen von efke/foma (?) gelesen zu haben, die mehrere Gramm Ag enthalten.
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QUOTE (ingobohn @ 5. 8. 2008, 7.41 h) Auf der Brita-Website wird übrigens gesagt, daß minimalste Silberspuren ins Filterwasser gelangen, die Menge aber unter der bedenklichen Grenze liege.[/quote] Eben. Erstens sind die Silbermengen im Filterwasser wirklich mikroskopisch klein. Und zweitens interessiert es den Entwickler nicht die Bohne, ob da etwas Silber im Wasser umherschwimmt. Silbersalze sind es, um die er sich schert. Metallisches Silber hingegen ist ihm schnuppe -- zumal davon spätestens nach der Hälfte der Entwicklungszeit ohnehin ein paar hundert Milligramm bis einige Gramm zugegen sind.
Ich bin überzeugt davon, daß der Fehler ganz woanders liegt und mit dem gefilterten Wasser rein gar nichts zu tun hat. So gab es z. B. einmal den Fall, daß Kodak eine Charge S/W-Filme verkauft hat, die aufgrund eines Produktionsfehlers nicht die geringste Lichtempfindlichkeit besaßen. Man hätte genauso gut ein Stück Pappe in die Kamera einlegen können. Die Zahl der Beanstandungen seitens empörter Anwender belief sich auf -- null komma null. Nicht ein einziger hat sich sich beschwert! Kodak hielt fein die Klappe, und alle, die einen glasklaren Filmstreifen aus ihrem Entwicklungstank zogen, dachten, sie selber müßten wohl irgend etwas falsch gemacht haben ...
Das soll nicht heißen, daß fehlproduzierte Filme auch hier der Grund sein müßten. Das soll nur heißen, daß der Grund für eine mißlungene Filmentwicklung unter Umständen in einer gänzlich unvermuteten Richtung zu suchen sein könnte. Vielleicht ist's ja doch das Filterwasser ... aber gewiß nicht dessen Silbergehalt.
Ach, noch etwas: Ingo, hast du denn mit dem fraglichen Filterwasser schon einmal eine Tasse Tee zubereitet? Wie schmeckt denn der? Ist dir bekannt, daß Schwarzer Tee ein recht brauchbarer Säureindikator ist? Gib einmal einen Spritzer Zitrone hinein, dann siehst du's.
-- Olaf
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.
Hm, an einer defekten Filmcharge kann es nicht liegen. Erstens habe ich aus derselben Charge gleich danach (wie oben schon beschrieben) einen Film probebelichtet und mit "normalen" (i.e. unfiltriertem Wasser) aus dem Wasserhahn entwickelt und alles war bestens. Und zweitens weil ich Tage zuvor schon einen Film aus der Charge verwendet habe, der auch einwandfrei entwickelbar war.
Die Anmerkung bzgl. Silber bzw. silbersalzen ist natürlich völlig richtig. Denkfehler.
Hm, aber irgendwie muß es am Filtrat liegen. Hahnenwasser führt zu einwandfreien Entwicklungsergebnissen, Filtrat nicht.
Tee mit dem Wasser gemacht? Nein, ich kippe das für gewöhnlich eigentlich immer in meine Espressomaschine. Aber fürs Forum brühe ich mir doch sogar mal gleich eine Tasse Tee. Du meinst also, wenn ich mit dem Wasser Schwarztee aufbrühe ich ich so seltsame Flocken bzw. Hautbildung habe, dann ist das Filtrat zu sauer?
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QUOTE (ingobohn @ 5. 8. 2008, 16.57 h) Du meinst also, wenn ich mit dem Wasser Schwarztee aufbrühe und ich so seltsame Flocken bzw. Hautbildung habe, dann ist das Filtrat zu sauer?[/quote] Nein, keine Flocken oder dergleichen. In Gegenwart von Säure wird Schwarzer Tee einfach nur deutlich heller als gewöhnlich. Bekommst du hingegen Flocken oder eine ungewöhnliche Haut auf dem Tee, dann stimmt irgend etwas ganz anderes nicht, und ich würde mir um meine Gesundheit ernsthafte Sorgen machen, wenn ich von den Filtrat trinke ...
-- Olaf
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.
Ich habe "ganz gute" Kontakte zur Wasserwirtschaft in unserem Unternehmen. Ich werde mal versuchen, über diese Kollegen etwas herauszufinden - vielleicht haben die ja eine Idee.
Ich kann nur nicht versprechen, dass die Lösung morgen parat ist.
ZITAt (01af @ 2008-08-05, 19:22) ZITAt (ingobohn @ 5. 8. 2008, 16.57 h) Du meinst also, wenn ich mit dem Wasser Schwarztee aufbrühe und ich so seltsame Flocken bzw. Hautbildung habe, dann ist das Filtrat zu sauer?[/quote] Nein, keine Flocken oder dergleichen. In Gegenwart von Säure wird Schwarzer Tee einfach nur deutlich heller als gewöhnlich. Bekommst du hingegen Flocken oder eine ungewöhnliche Haut auf dem Tee, dann stimmt irgend etwas ganz anderes nicht, und ich würde mir um meine Gesundheit ernsthafte Sorgen machen, wenn ich von den Filtrat trinke ...
-- Olaf [/quote] Richtig. Habe gestern den Test gemacht. Der Schwarztee wurde nach einem Tropfen Essig einfach heller - so bis ins braun-orange rein. Aber er blieb klar und ohne Flocken. Also insofern "Entwarnung".
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ZITAt (mick @ 2008-08-05, 20:17) Ich habe "ganz gute" Kontakte zur Wasserwirtschaft in unserem Unternehmen. Ich werde mal versuchen, über diese Kollegen etwas herauszufinden - vielleicht haben die ja eine Idee.
Ich kann nur nicht versprechen, dass die Lösung morgen parat ist.[/quote] Übermorgen reicht auch. Im Ernst: das würde mich sehr interessieren. Ich bin nach wie vor ratlos, was es sein könnte.
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Ach so - als Antwort auf den S/W-Forumsbeitrag: Nein, Entwickler und Fixierer wurden nicht vertauscht. Ich habe ja - wie oben schon beschrieben - auch nach den zwei mißglückten Filmen noch Gegentests mit Filmschnipseln bzw. Probefilm gemacht. (Irgendwie habe ich das Gefühl, daß manche Autoren von Beiträgen im S/W-Forum sich gar nicht hier meinen Eingangsbeitrag durchgelesen haben. Ich gebe zu, daß die Thematik etwas verwirrend/überraschend/komplex ist, aber gerade deshalb sollte man erst genau die Beiträge lesen, bevor man Mutmaßungen anstellt.)
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