ZITAt (stevemark @ 29. 4. 2008, 11.05 h) Ich beobachte bei praktisch allen älteren Minolta-Festbrennweiten, dass man mit der Alpha 700 nun die Objektive "ausreizt", d. h. im Gegensatz zur Dynax 7D werden nun die Objektive der limitierende Faktor. Bei einigen Objektiven ist das bei Offenblende sehr deutlich (AF 1,4/35 mm, AF 1,4/50 mm, AF 1,4/85 mm), bei anderen weniger (AF 2,8/20 mm, AF 2/35 mm, AF 2,8/24, AF 2,8/28 mm, AF 2/100 mm, AF 2,8/135 mm) sichtbar.[/quote]
Im Gegensatz zur Dynax 7D? Also, auch bei der stellen die allermeisten Objektive bei voller Öffnung den wichtigsten begrenzenden Faktor dar. Oder anders forumliert: bei Abblendung wird's deutlich besser. Natürlich tritt diese Begrenzung bei größerer Sensorauflösung deutlicher zutage.
Man muß sich von der Vorstellung freimachen, in einer Kette auflösungsbegrenzter bilderzeugender Komponenten (hier: Objektiv --> Sensor) sei die Auflösung des am Ende entstehenden Bildes gleich der Auflösung des schwächsten Gliedes jener Kette! Viele Leute glauben, in der Digitalfotografie sei die Detailauflösung entweder durch das Auflösungsvermögen des Objektives oder durch die Pixelzahl des Sensors definiert, je nachdem, ob die Auflösung des Objektives die des Sensors unter- oder überschreitet. Viele Leute glauben außerdem, ein stärkeres Objektiv könne auf einem gegebenen Sensor keinen Unterschied machen im Vergleich zu einem schwächeren, wenn schon das schwächere das Auflösungsvermögen des Sensors erreicht oder übertrifft.
Doch so einfach ist das nicht. Tatsächlich scheint der Unterschied zwischen einem stärkeren und einem schwächeren Objektiv auf jedem Sensor durch, einerlei ob der drei, sechs, zwölf oder noch mehr Megapixel. Und zwar deshalb, weil die "Kettentheorie" vom schwächsten Glied hier nicht zutrifft. Stattdessen verhält sich die Gesamtauflösung eines Systems aus hintereinandergeschalteten auflösungsbegrenzten Elementen etwa so wie der Gesamtwiderstand einer Schaltung aus parallel(! geschalteten Widerständen.
Also: 1/Rgesamt = 1/R1 + 1/R2
... einerlei, ob R für "Resistance" oder für "Resolution" steht.
Nehmen wir an, R1 stünde für die Auflösung des Objektives, und R2 für die des Sensors. Dann gilt, daß eine eine Erhöhung von R1 selbst dann die Gesamtauflösung verbessert, wenn es schon vorher größer war als R2. Eine Verbesserung der jeweils kleineren Auflösung ist allerdings effizienter, bewirkt also bei Erhöhung um denselben Faktor eine stärkere Erhöhung der Gesamtauflösung. Oder anders formuliert: Eine Verbesserung des schwächsten Gliedes bringt den größten Nutzen. Dennoch ist eine Verbesserung eines ohnehin starken Gliedes nicht völlig sinnlos.
Das heißt in der Praxis, selbst mit einer Drei-Megapixel-Kamera erzeugt ein besseres Objektiv ein schärferes Bild als ein gutes Objektiv, und ein noch besseres ein noch schärferes ... wenn auch mit einer Zwölf-Megapixel-Kamera die Unterschiede zwischen den Objektiven deutlicher sichtbar werden.
ZITAt (stevemark @ 29. 4. 2008, 11.05 h) Einige wenige Objektive haben leicht abgeblendet eine Auflösung, die offenbar besser ist als selbst der 12-MP-Sensor der Alpha 700 (z. B. das AF Apo 2,8/200 mm, das AF Apo 70-200 mm SSM, das AF Apo 80-200 mm oder das AF 4-4,5/28-135 mm).[/quote]
Aus dem oben gesagten folgt, daß so eine Aussage darüber, ob ein Objektiv besser oder schlechter auflöst als ein Sensor, in der Praxis problematisch ist. So etwas kann man eigentlich gar nicht so genau sagen. Denn dazu müßte man Unterschiede des absoluten Auflösungsvermögens der Objektive selbst mit den Auflösungen der von den Objektiven auf dem Sensor erzeugten Bilder vergleichen. Doch das Auflösungsvermögen der Objektive selbst ist dir ja gar nicht bekannt; im Gegenteil, du versuchst, aus der Auflösung der Bilder auf das Auflösungsvermögen der Objektive zurückzuschließen. Du hast quasi eine Gleichung mit zwei Unbekannten.
Du kannst aufgrund von Testaufnahmen auf ein und demselben Sensor also nur den Schluß ziehen, daß dieses Objektiv besser ist als jenes. Du kannst aber weder absolute Aussagen über die Objektivleistungen treffen noch Aussagen darüber, ob das Auflösungsvermögen des Sensors über- oder unterschritten wird. Letzteres kannst du allenfalls ganz grob abschätzen ... und da verschätzt man sich leicht.
ZITAt (stevemark @ 29. 4. 2008, 11.05 h) Wieder andere (z. B. das AF 1,4/50 mm und das AF 1,4/85 mm) erreichen erst auf f/5,6 abgeblendet eine hervorragende Auflösung.[/quote]
Das ist für so hochlichtstarke Objektive ganz normal.
ZITAt (stevemark @ 29. 4. 2008, 11.05 h) Zurück zum AF 2/35 mm. Ich selbst bin keineswegs enttäuscht von den Leistungen dieser Optik, auch digital, auch an der a700. Die Randunschärfe bei f/2 hat vermutlich mit leichter Bildfeldwölbung zu tun ...[/quote]
Wär vielleicht auch möglich, daß der Unendlichanschlag nicht so 100%ig stimmt ...
ZITAt (stevemark @ 29. 4. 2008, 11.05 h) Und, soviel vorweg, das AF 28-135 mm *ist* eine absolute Spitzenoptik.[/quote]
Das ist es definitiv. Beim Versuch Minoltas, das damals weltweit erste und brandneue Autofokus-System am Markt zu etablieren, spielte das AF 28-135 mm eine große Rolle für das Marketing und das Prestige Minoltas als Objektivhersteller. Sie hatten sich mit der Konstruktion und der Fertigung dieser Hochleistungsoptik richtig viel Mühe gegeben, und sie haben es außerdem unter Preis verkauft. Es war nicht billig, aber die Endmontage wurde von Hand durchgeführt, so daß die Fertigungskosten höher waren als der Verkaufspreis. Aber -- es ist mechanisch nicht allzu robust (damit es nicht zu schwer werde und damit die Fertigungskosten nicht noch höher geraten wären), und daher ist der Gebrauchtkauf eines abgeschrubbten Exemplars heute ein Glücksspiel. Oft gerät man an dejustierte oder dezentrierte Exempare, und dann ist die Leistung natürlich nicht mehr so toll wie damals, als das Objektiv neu war.
ZITAt (stevemark @ 29. 4. 2008, 11.05 h) Ich habe noch einiges an Daten im Compi, die ich sukzessive einstellen werde ...[/quote]
Stephan, an dieser Stelle einmal ein Kompliment für einen wirklich sauber durchgeführten 35-mm-Test! Die Belichtung aller Testaufnahmen ist sagenhaft gleichmäßig, was für die exakte Vergleichbarkeit sehr wichtig ist. Selbst wenn du für diese gleichmäßige Helligkeit ein wenig per Nachbearbeitung nachgeholfen haben solltest, wäre das in Ordnung. Außerdem mußt du die Aufnahmen mit affenartiger Geschwindigkeit gemacht haben -- der Schatten der Antennen auf den Dächern ist praktisch gleich auf allen Bildern. Es können kaum mehr als fünf Minuten vergangen sein zwischen den ersten und den letzten Aufnahmen, was eine gleichbleibende Beleuchtung gewährleistet. Nur im Hintergrund sind ein paar kleinere wandernde Schatten zu sehen (Schäfchenwölkchen?), die aber meines Erachtens keinen allzu großen Einfluß auf die Vergleichbarkeit haben. Wenn du die anderen Tests mit derselben Sorgfalt durchgeführt hast, dann freue ich mich schon jetzt sehr darauf, sie zu sehen.
-- Olaf