ZITAt (sunyboy71 @ 2007-07-26, 14:33) Mein Problem ist mit Makro aufnahmen, es wird nur bestimmte stellen scharf dargestellt.
Ich bin am zweifeln /nea.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="nea.gif" /> , ich weis es nicht ob das objektiv defekt ist oder Kamera Einstellungen sind falsch?
Schauen Sie einfach die zwei fotos die ich kürzlich gemacht habe, bei tropfen ist ein linial[/quote]
So, nachdem die administrativen Aufgaben erledigt sind, erstmal ein herzliches Willkommen im Forum! /hi.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="hi.gif" />
Deine beiden Fotos sind zwar nicht wirklich scharf und gut belichtet, aber von den technischen Aspekten mal abgesehen, vermute ich aufgrund Deiner Schilderung, daß Du eher einem grundsätzlichen Mißverständnis aufsitzt:
Es ist (ohne mathematische Tricks) prinzipiell unmöglich, ein Foto komplett von vorne bis hinten scharf zu bekommen. Du kannst immer nur auf eine sog. Schärfeebene scharfstellen, die parallel zu der Film- oder Sensorebene in der Kamera verläuft (Ausnahme: Tilt-/Swing-Objektive oder Objektive mit variabler Objektfeldkrümmung - aber das führt hier zu weit). Das ist die Entfernung, die Du an der Skala am Objektiv einstellen bzw. ablesen kannst.
Davor und dahinter ist das Bild immer unscharf - das ist normal so, und das ist in der Regel auch eine gewollte Eigenschaft, mit der man mit etwas Erfahrung "spielen" kann. In der Regel will man ein Bild gar nicht von vorne bis hinten scharf haben. So kann man z.B. einen Menschen, den man portraitieren möchte, vor dem unscharfen Hintergrund "freistellen".
Natürlich setzt die Unschärfe vor und hinter dieser Ebene der Schärfe nicht schlagartig ein, sondern es gibt eine Zone des Übergangs, in der die Schärfe abnimmt. Diese Zone nennen man Schärfentiefe (manchmal fälschlicherweise auch als Tiefenschärfe bezeichnet), im Englischen 'depth of field' (DOF). Die Ausdehnung dieser Schärfentiefe hängt von zwei Parametern ab, der Blende und dem Abbildungsmaßstab.
Je weiter man die Blende im Objektiv aufblendet (größeres Loch, kleinere Blendenzahlen), desto kleiner ist die Schärfentiefe. Durch Abblenden (kleineres Loch, größere Blendenzahlen) kann man die Schärfentiefe deutlich vergrößern.
Bei größeren Abbildungsmaßstäben gibt es einen engen Bereich der Schärfentiefe, je kleiner der Abbildungsmaßstab jedoch wird, desto größer wird die Schärfentiefe. Wenn man einmal Makroobjektive, bei denen man u.U. direkt mit Abbildungsmaßstäben arbeitet, gedanklich außen vor läßt, dann läßt sich der Abbildungsmaßstab durch andere Parameter ausdrücken, mit denen man als Fotograf eher in Berührung kommt, nämlich der Brennweite eines Objektivs und der Entfernung der Kamera vom Motiv. Je weiter das Motiv (bei konstanter Brennweite) entfernt ist, desto kleiner wird der Abbildungsmaßstab und damit wird der Bereich der Schärfentiefe größer. Umgekehrt, wenn Du mit verschiedenen Brennweiten auf ein Objekt in gleicher Entfernung scharf stellst, dann wird die Schärfentiefe bei einem Objektiv mit längerer Brennweite (z.B. einem Teleobjektiv) kleiner sein als bei einem Objektiv mit kleiner Brennweite (Weitwinkelobjektiv).
Das bedeutet, daß Du im Nahbereich u.U. nur wenige Millimeter Schärfentiefe hast, im extremen Makrobereich sogar nur Bruchteile eines Millimeters. Durch Abblenden (größere Blendenzahlen) kannst Du die Schärfentiefe etwas ausdehnen (u.U. auch einige Zentimeter), aber es wird nie möglich sein, das Bild von vorne bis hinten scharf zu bekommen.
Das bedeutet übrigens auch, daß Du Makroaufnahmen immer vom Stativ machen solltest, denn aufgrund des großen Abbildungsmaßstabes machen sich schon kleinste Verwackelungen sofort negativ bemerkbar, und zweitens würde schon ein versehentliches Verschieben der Kamera um wenige Millimeter in Richtung Motiv (oder davon weg) das Motiv komplett aus dem Bereich der Schärfe fahren. (So stellt man im Makrobereich übrigens auch scharf: Durch Variation des Abstands zum Motiv, nicht durch Drehen am Entfernungsring.)
Ich vermute, Du hast Fotos gesehen, die mit Digiknipsen gemacht wurden und die waren von vorne bis hinten scharf, nicht wahr? Natürlich gelten auch hier die Regeln der physikalischen Optik, aber diese Kameras haben - im Vergleich zu einer DSLR - nur winzige Sensoren und die Objektive dementsprechend auch Brennweiten im Bereich weniger Millimeter (um die gleichen Bildwinkel abzudecken). Wie oben geschrieben, haben Objektive mit kurzer Brennweite einen deutlich größeren Bereich der Schärfentiefe als z.B. ein 50mm Objektiv und davon bleibt dann natürlich auch im Makrobereich noch mehr "übrig". Dafür haben solche kleinen Sensoren und kurzen Brennweiten andere Nachteile, etwa ein deutlich höheres Rauschen, eine niedrige Auflösung oder starke Verzeichnungen.
Mit dem vorhandenen Equipment solltest Du bei Makroaufnahmen also versuchen, auf Blende 8 oder 16 abzublenden, um den Bereich der Schärfentiefe so weit wie möglich auszudehnen. Abblenden auf Blende 32 ist in der Regel nicht sinnvoll, da dann Effekte der Lichtbeugung an der winzigkleinen Blendenöffnung so deutlich werden, daß zwar die Schärfentiefe weiter zunimmt, aber gleichzeitig die Beugungsunschärfe so stark steigt, daß auch der Bereich der Kernschärfe nicht mehr wirklich scharf bleibt.
Wenn Du stark abblendest, dann hat das natürlich noch eine andere Implikation: Um die gleiche Lichtmenge auf das Bild zu bekommen, wie zuvor, mußt Du entweder die Belichtungszeit entsprechend verlängern oder Du brauchst eine entsprechend stärkere Beleuchtung. In ersterem Fall ist wieder ein Stativ zwingend notwendig, um eine scharfe Aufnahme zu bekommen. Außerdem darf sich natürlich auch das Motiv nicht bewegen. Als zweiten möglichen Ausweg kannst Du z.B. ein Blitzgerät einsetzen. Ein Blitzgerät hat sogar noch den Vorteil, daß bei starker Abblendung der auf das Bild wirksame Dauerlichtanteil gegenüber dem Blitzlichtanteil so stark zurückgedrängt wird, daß die Aufnahme praktisch mit der Leuchtzeit des Blitzes und nicht mit der Verschlußzeit der Kamera (Synchronzeit) aufgenommen wird. Da die Leuchtdauer eines Blitzes um den Faktor 2 bis 500 kürzer als die kürzeste mögliche Verschlußzeit ist, bekommst Du so auf relativ einfache Weise scharfe und gut ausgeleuchtete Makroaufnahmen.
Viele Grüße,
Matthias