[EDIT: Andere haben die Frage inzwischen ja auch schon sehr gut beantwortet - da ich die Antwort noch von heute nacht im Editor hatte, schicke ich's trotzdem ab - irgendwie zu schade zum Verwerfen...]
ZITAt (nepu.muk @ 18.07.2006 - 0:24) Es ist nur so: Ich dachte, das die Synchronisationszeit nur insofern eine Rolle spielt, als dass es die kürzeste Verschlusszeit der Kamera ist, bei der eine Zeit lang der gesamte Verschluss offen "steht". In dieser Zeit kann jetzt also der Blitz einmal zünden und gut is'.
Und so ein Elektronenblitz brennt doch nur so 1/40000 - 1/250 Sekunden, wenn ich Wikipedia und der Metz-Webpage glauben darf.[/quote]
Das hängt vom Modell des Blitzgerätes ab und auch von der Intensität des Blitzes (je stärker, desto länger) - allgemein spricht man von 1/500s bis 1/50.000s. Die Leuchtdauer der Minolta-Blitzgeräte liegt zwischen 1/500s und 1/30.000s, also ähnlich wie die Angaben bei Metz. In manchen Bedienungsanleitungen der Blitzgeräte sind die Leuchtdauern bei unterschiedlichen Leitzahlen aufgelistet.
ZITATDas nun mit meinem hoffentlich korrekten Wissen über TTL-Blitzbelichtungsmessung
(Der Blitz zündet, die Messung sagt "Danke, lieber Blitz, es ist genug." und schaltet ihn ab.)[/quote]
Korrekt. Mit TTL-Blitzbelichtungsmessung beziehst Du Dich allerdings nur auf die klassische TTL-OTF (through the lens- off the film) Meßmethode, die bei Minolta auch AutoFlash-Direktmessung genannt wurde. Das ist typischerweise auch das, was man meint (e), wenn man einfach von "TTL" (im Kontext Fotografie und speziell Blitzfotografie) redet (e).
Man muß aber aufpassen mit der Bezeichnung, denn auch die moderne Vorblitzmessung ist eine Messung durch die Linse - deshalb oft P-TTL (preflash-through the lens) genannt. Und die funktioniert deutlich anders (wobei es da auch noch signifikante Unterschiede zwischen Vorblitzmessung an analogen und digitalen Kameras gibt).
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=165614
ZITATDie errechnete Blendenöffnung, bzw. diejenige, die der kleine Schieber hinten am Blitz für eine bestimmte Entfernung angibt, kann ich auch gern vergrößern, weil dann doch der Blitz kürzer brennen müsste.[/quote]
Du meinst, wenn Du die Blende weiter aufmachst, kannst Du, um die gleiche Blitzbelichtung zu erzielen, die Leitzahl des Blitzes entsprechend reduzieren? Ja, das ist soweit korrekt.
Ich weiß nicht so genau, worauf Du hinauswillst, aber es kündigen sich trotzdem mehrere Fallstricke an:
Du mußt Dir den Film als Lichtsammler vorstellen. Dem ist es völlig "egal", ob er ganz kurz ganz viel Licht abbekommt, oder lange ganz wenig. Wenn Du Dir den Blitzverlauf im Zeitdiagramm vorstellst, dann ist das Integral, die Fläche unter der Kurve, das Ausschlaggebende (wenn wir ein paar Besonderheiten von Film wie z.B. den Ultrakurzzeiteffekt mal außen vorlassen).
Deswegen spielt bei einer reinen Blitzaufnahme (also ohne Dauerlichtanteil, d.h. bei Nacht) die Verschlußzeit auch praktisch keine Rolle. Wenn der Verschluß auf ist, aber kein Licht "da", dann bleibt der Film unbelichtet, auch wenn der Verschluß 10 Minuten lang auf ist. Wenn Du irgendwann (völlig egal wann) während der Zeit, in der der Verschluß komplett offen ist, kurz blitzt, dann sorgt das für die Belichtung des Bildes, auch wenn der Blitz viel kürzer als die Verschlußzeit ist.
Einzige Einschränkung: Die Verschlußzeit kannst Du nicht kürzer als die X-Synchronisationszeit werden lassen. Denn in dem Moment, wo die Zeit kürzer werden würde, gäbe es keinen Moment mehr, in dem der Verschluß komplett offen ist, sondern es würde nur noch ein mehr oder weniger breiter Spalt über's Bild laufen. Egal, wann Du dann während dieses Spaltlaufs den Blitz zünden würdest, der Blitz wäre im Vergleich zur Verschlußzeit immer noch so kurz, daß Du nur einen kleinen Teil des Bildes belichten würdest, nämlich gerade das Teilstück, das sich in diesem Moment unter dem durchlaufenden Spalt befindet. Da eine solche nicht steuerbare Teilbelichtung keinen Sinn ergibt, darf man bei Blitzaufnahmen in Verbindung mit Schlitzverschlüssen keine Zeiten einsteuern, die kürzer als eben diese von der Mechanik des Verschlusses vorgegebene X-Synchronisationszeit sind.
ZITATSo dass sich eine korrekte Belichtung auch bei Offenblende ergäbe.[/quote]
Wenn Du in gleichem Maße die Leitzahl reduzierst, ja. (Siehe oben.) Wobei das irgendwo Grenzen hat (s.u.).
ZITATNun höre ich aus den anderen Threads zum Thema HSS aber immer wieder in aller Deutlichkeit heraus, dass gerade bei Portraits, also "offenblendefavorisierenden" Aufnahmen, HSS überaus nützlich ist.[/quote]
Das liegt daran, daß Du den Dauerlichtanteil bei Deiner Überlegung nicht berücksichtigt hast. Wenn es auch ohne Blitz schon hell ist, dann ist eben auch die Verschlußzeit wichtig, weil Du über die Zeit-Blendenkombination die Lichtmenge bestimmst, die auf den Film kommt. Wenn Du also in Deinem Portraitszenario aufblendest, muß - willst Du eine Überbelichtung verhindern - die Verschlußzeit entsprechend kürzer werden. Bei Tageslicht kommst Du dann schnell an die Grenze der Blitzsynchronisationszeit, die Du nicht unterschreiten kannst, willst Du zusätzlich mit TTL-OTF auch noch Aufhellblitzen. Du würdest gegen den "Anschlag" Synchronzeit fahren und überbelichten. Also brauchst Du einen Trick, noch kürzere Zeiten als die X-Synchronisationszeit zu steuern. Und genau da kommt HSS ins Spiel. Der Blitz feuert dann in extrem kurzen zeitlichen Abständen so viele kleine Blitze ab, daß es wie ein Dauerblitz erscheint, der für einen Blitz untypisch lange dauert, nämlich deutlich länger als die Blitzsynchronisationszeit (zumindest aber länger als die Verschlußzeit). Da die Intensitätskurve eines solchen Blitzes im Zeitdiagramm flach verläuft (zumindest wenn man den Mittelwert bildet), nennt man das auch flat flash. Damit erzeugst Du quasi eine künstliche Dauerlichtsituation und deshalb sind auch Verschlußzeiten, die unterhalb der X-Synchronisationszeit liegen, plötzlich kein Problem mehr. Allerdings funktioniert das nur bei deutlich reduzierter Leitzahl und - genau wie bei echtem Dauerlicht - hat die Verschlußzeit auch wieder einen Einfluß auf die Belichtung.
Viele Grüße,
Matthias