DRI = dynamic range increase, zu deutsch etwa: Dynamikbereich-Erweiterung
HDR = high dynamic range, zu deutsch: großer Dynamikbereich
Die "Dynamik" eines Fotos ist der Helligkeitsumfang, also die Differenz zwischen den hellsten und den dunkelsten Stellen. Seit jeher ist eines der größten Probleme, mit denen sich Fotografen aller Zeiten herumschlagen, der begrenzte Dynamikumfang fotografischer Materialien -- und die Tatsache, daß in der Natur vorkommende Kontrastumfänge den fotografisch darstellbaren Dynamikbereich oftmals um Größenordnungen übertreffen. Und digitale Bildsensoren liegen mit ihrem Dynamikbereich ungefähr in der gleichen Größenordnung wie die meisten Filmmaterialien -- das Problem bleibt uns also heute im Digitalzeitalter unverändert erhalten.
Aber im Digitalen hat man ja nun weitaus größere Möglichkeiten, Dinge mit ein paar Mausklicks nachträglich zu verbessern, was im Analogen gar nicht oder nur mit hohem Aufwand möglich war. Die im Analogen am häufigsten eingesetzte Methode, übergroße Motivkontraste einzufangen, sind Grauverlauffilter. Im Digitalen aber gibt's heutzutage andere, flexiblere Methoden.
DRI und HDR sind also Verfahren, mit Hilfe elektronischer Bildbearbeitung das Problem zu großer Motivkontraste und zu kleiner Wiedergabekontrastumfänge in den Griff zu bekommen. Die beiden Verfahren sind dabei in gewisser einander diametral entgegengesetzt, obwohl sie dasselbe Problem ansprechen.
DRI ist ein Sammelbegriff für mehrere verschiedene Verfahren. In der Regel ist damit gemeint, aus mehreren unterschiedlich belichteten, möglichst deckungsgleichen Aufnahmen desselben Motives ein Bild zu erzeugen, in dem die Schattenpartien aus einer reichlich, die Lichter aus einer knapper belichteten Aufnahme zusammenmontiert werden (wie Dennis bereits erläuterte). Man kann aber auch eine einzelne Aufnahme mittels DRI-Techniken bearbeiten, etwa um eine dynamikreiche Einzelaufnahme zu Papier zu bringen -- denn Papier hat einen noch geringeren Dynamikbereich als Film bzw. Sensoren. Ein Tontechniker würde so etwas "Dynamikkompression" nennen -- denn es geht darum, einen großen Dynamikbereich abzubilden auf ein Medium, welches nur einen kleineren Dynamikbereich darstellen kann. Im Audiobereich hat man nämlich im Prinzip dasselbe Problem: der Dynamikumfang natürlicher Geräusche und "richtiger" Musik (d. i. hier: die Differenz zwischen laut und leise) ist weit größer als was Tonbänder und Schallplatten wiedergeben können.
HDR ist ein Ausdruck der Firma Adobe und bezeichnet eine spezielle Funktion von Photoshop, welche neu mit der Version CS2 eingeführt wurde. Im engeren Sinne steht HDR für Digitalbilder mit 32 Bit Farbtiefe -- und damit für das Gegenteil von DRI, denn hier werden nicht große Dynamikumfänge komprimiert, um sie ans Medium anzupassen, sondern es wird stattdessen das Medium ertüchtigt, größere Dynamikumfänge einzufangen. Bisher üblich sind Bittiefen von 8 Bit und 16 Bit pro Farbkanal. Die neue Bittiefe von 32 Bit/Kanal bedeutet nicht etwa eine Erweiterung um das Doppelte im Vergleich zu 16 Bit ... sondern um das 65.000fache. Damit läßt sich schon etwas anfangen ...
Leider gibt es heute (noch) keine Digitalkamera, die Aufnahmen mit echten 32 Bit/Kanal erzeugen könnte. Um also 32-bit-Dateien zu erzeugen, braucht man -- genau wie bei DRI -- erst einmal mehrere deckungsgleiche, aber unterschiedlich belichtete Aufnahmen desselben Motives. Diese öffnet man dann alle zusammen in Photoshop CS2 und wendet sodann die HDR-Funktion an, die daraus automatisch eine Datei mit 32 Bit Farbtiefe errechnet.
Selbstverständlich gibt es heute (und auch in absehbarer Zukunft) kein Gerät, mit dem man 32-bit-Bilder direkt anschauen könnte. Monitore, Beamer und erst recht Papierabzüge können nach wie vor max. 8 Bit/Kanal darstellen. Das heißt, zur Ausgabe eines 32-bit-Bildes muß dessen Dynamikumfang am Ende doch wieder komprimiert werden, so daß letztlich dasselbe herauskommt wie bei den hergebrachten DRI-Techniken. Der Vorteil an HDR ist aber, daß man mit 32 Bit interner Farbtiefe extrem flexibel ist bei der Nachbearbeitung sowie bei der Durchführung der eigentlichen Kompression.
-- Olaf