Zitat von thomas271157
Hätte es wohl lieber als Zitat bringen sollen, unter dem Namen Thomas Maschke!
Ausserdem habe ich es aus dem Dynax 9 Buch von ihm, das 1998 erschien.Habe darin wieder mal gestöbert,und dachte eigentlich ein gutes Thema,vor allen da ich Maschke mal persönlich kennen lernen durfte!Ich bin seither ein totaler Fan von ihm, der mir gute Tipps und Ratschläge gab!
Thomas,
als echtes Zitat kenntlich gemacht, wäre das auch absolut begrüßenswert gewesen,
aber als vermeindtlich eigener Text...
Weißt Du, ich bin ja nicht direkt betroffen, aber da ich persönlich auch schon etliche
Sachen veröffentlicht habe, weiß ich, daß es sehr (! weh tun kann, wenn man
plötzlich seine eigenen Texte durch Zufall irgendwo anders wiederfindet, ohne daß
auf den Ursprung hingewiesen wird. Man fühlt sich plötzlich auf eine gewisse Art
"hilflos" und "benutzt", seiner Gedanken oder gar Gefühle beraubt.
Dabei geht es nicht darum, daß die Information weitergetragen wird (denn schließlich
wollte man die ja mit anderen teilen, sonst hätte man einen Text ja nie geschrieben),
sondern darum, daß manche Leute solche Sachen nutzen und als ihre eigene Ergüsse
ausgeben, die fremde Arbeit also zur Profilierung benutzen, den wahren Autor dabei
aber mit Füßen treten.
In einem besonders schwerwiegenden Fall hatte jemand größere Teile einer
Diplomarbeit aus meinen Texten zusammengebaut, in einem anderen Fall hatte
eine Softwarefirma Teile ihrer Online-Support-Datenbank für Supportanfragen
mit etlichen meiner technischen Artikel gefüttert, in noch einem etwas weiter
gefaßten Fall hatte jemand eines meiner Programme als seines ausgegeben.
Das gab richtig Ärger.
Daneben gab es noch ein gutes Dutzend Vorfälle, wo meine Sachen in unautorisierter
Weise (und ohne die ziemlich eindeutigen Copyright- und Distributions-Vermerke in
jedem meiner Pakete zu beachten) in modifizierter Form weiterverbreitet wurden,
so daß es Unwissenden, die dann auf diese Pakete gestoßen sind, entweder nicht
mehr möglich war, auf den Ursprung rückschließen zu können, oder falls doch
(und fast noch schlimmer), mein Ruf durch fehlerhafte Änderungen oder Fehl-
interpretationen solcher Trittbrettfahrer gefährdet hätte sein können. Über
sowas kann ich gar nicht lachen, denn es ist für jemand, der über Jahre hinweg
zehntausend und mehr Stunden seiner Zeit in diverse Non-Profit-Projekte gesteckt
hat, wie eine Ohrfeige, wenn andere sich nicht damit zufrieden geben, daß sie die
Sachen schon kostenlos anwenden dürfen, sondern soweit gehen, die Arbeit auch
noch als die eigene auszugeben... Dagegen sind dann die vereinzelt bei eBay
auftauchenden Texte, die aus irgendwelchen alten Usenet-Artikeln oder aus
Wikipedia stammen, fast noch was zum Schmunzeln...
Findet man jedoch bei anderen Erwähnung, gibt es gar weiterführende Arbeiten,
denen die eigene Arbeit als Basis, als Informationquelle oder Inspiration gedient
hat, dann erfüllt einen das auch mit einem gewissen (positiven) Stolz; man weiß,
es war nicht alles umsonst, es hat /tatsächlich/ jemandem etwas genützt. Das
motiviert, das gibt den Antrieb, weiterzumachen... Es gibt eigentlich keine schönere
Form, sich bei jemand für seine Arbeit zu bedanken.
Warum ich von /meinen/ diesbezüglichen Erfahrungen schreibe? Weil Deine zwei
bekannt gewordenen Vorkommnisse hier im Forum die gleiche Grundeinstellung
zeigen, wie ich sie auch bei diesen Leuten vorgefunden habe, auch wenn es sich
zumindest bei Deinem letzterem Fall noch um eine relativ harmlose Variante
handelt - und meine Situation sicherlich auch noch eine andere ist als die eines
Schaffenden, der davon lebt. Ich möchte Dir eigentlich nur begreiflich machen,
daß man sowas einfach nicht tut, nicht nur, weil es nicht erlaubt ist, sondern auch,
weil Du jemand mit einer solchen Attitüde sehr verletzen kannst - und in diesem
Fall sogar noch jemanden, den Du, wie Du schreibst, persönlich kennengelernt
hast und verehrst... Wie paßt das zusammen?
Es ist doch sogar eine Ehre, wenn man einmal eine Chance bekommt, eine eigene
Arbeit auf der anerkannten Arbeit anderer aufbauen zu dürfen - dafür muß man
doch diese Vorbilder nicht verleugnen...
Ich frage mich, wie es zu sowas kommt. Ist es Neid, daß jemand anderes etwas
kann oder weiß, dessen man vielleicht selbst nicht fähig ist? Ich finde, Du solltest
sowas lieber als Ansporn verstehen, an Dir zu arbeiten, Deine Fähigkeiten, Deine
Technik zu verbessern. Denn ob es Fotografieren oder Schreiben oder sonsteine
Kunstfertigkeit ist, das fällt den wenigsten einfach so zu. Das ist harte Arbeit und
jahrelanges Training. Aber mit entsprechend viel Mühe kannst Du das auch
schaffen, und die Anerkennung, die Du dann bekommst, ist danach auch für
Dich viel befriedigender, als wenn Du im Innern weißt, daß Du Dich mit fremden
Federn geschmückt hast...
Abgesehen davon fällt sowas in Zeiten des Internets sowieso früher oder später
auf, und dann ist es nur peinlich und diskreditiert Dich, bis Dich niemand mehr
ernst nimmt - damit erreichst Du also mittelfristig nur das genaue Gegenteil von
dem, was vermutlich Deine Intention war.
Versteh's bitte nicht als Moralpredikt, sondern als konstruktive Kritik.
In diesem Sinne,
Matthias
PS. An dem Gesagten ändert sich auch nichts dadurch, daß Thomas Maschke (im
Gegensatz zu mir) seinen Lebensunterhalt als Autor/Journalist und Fotograf verdient.