Immer wieder wird gefragt, wie gut der gehäuseintegrierte Bildstabilisator "Anti-Shake" der Konica-Minolta Dynax 7D (und 5D) eigentlich ist. Dazu gibt's allerlei Aussagen und Behauptungen. Die Bedienungsanleitung der Dynax 7D läßt sich nicht herab, eine konkrete quantitative Aussage über die Effektivität des AS zu treffen ... doch die einhellige Ansicht in Fachkreisen geht dahin, daß es wohl etwa zwei bis drei Zeitstufen sein dürften. Das heißt, wer aufgrund von Brennweite, Abbildungsmaßstab und persönlichem Zitterfaktor beispielsweise mit 1/60 s eine Aufnahme mit gerade noch akzeptabler Schärfe hinbekommt, erhält mit aktiviertem AS unter denselben Umständen in etwa die gleiche Schärfe bei 1/15 bis 1/8 s. Damit kann man schon etwas anfangen.
Besonders von Anhängern der optischen Bildstabilisatoren kommt oft der Einwand, daß ein gehäuseintegrierter Bildstabilisator zwar eine schöne Sache sei, aber gerade mit langen Brennweiten prinzipbedingt am wenigsten effektiv wäre. Denn je länger die Brennweite und je größer die Abbildung, desto längere Wege müsse der stabilisierte Sensor zum Ausgleich der Wackelbewegungen zurücklegen und desto eher stoße er dabei an seine Grenzen, sowohl hinsichtlich der Geschwindigkeit als auch der Strecke, um die er sich maximal bewegen kann. Das heißt, ein gehäuseintegrierter Bildstabilisator nütze im Gegensatz zum optischen dann am wenigsten, wenn man ihn am nötigsten braucht: bei langen und längsten Brennweiten nämlich.
Hier habe ich nun ein ganz praktisches Anwendungsbeispiel, welches solchen Unkenrufern ein für allemal den Wind aus den Segeln nehmen dürfte. Man schaue sich einmal folgende Freihand-Aufnahme an:
http://www.ulrix.de/pool/as.jpg' target='_blank
Dieses Bild entstand heute abend, Mi. 2. 11. 2005, 20.22 h MEZ, mit einer Dynax 7D und dem AF Apo 1:4,5-6,7/100-400 mm bei längster Brennweite, voller Öffnung und aktiviertem Anti-Shake aus freier Hand. Es war stockdunkel; die Szenerie wurde ausschließlich von der Leuchtreklame und dem spärlich beleuchteten Innenraum erhellt. Die Belichtungszeit bei ISO 3200/36° betrug 1/15 s ... und das Bild ist blitzscharf! Die Aufnahmeentfernung betrug etwa 100 - 120 m. Man beachte die zwei 100-%-Ausschnitte: insbesondere an der Leuchtreklame und am Kühlergrill des Ford Focus C-Max ist die Schärfe gut zu erkennen.
Nach landläufig bekannter Faustregel soll man bei Freihand-Aufnahmen mit Kleinbildkameras eine Belichtungszeit nicht überschreiten, die in Sekunden dem Reziprokwert der Brennweite in Millimetern entspricht. 400 mm an der Dynax 7D entsprechen 600 mm an einer Kleinbildkamera, und so hätte ich gemäß dieser Regel höchstens 1/600 s belichten dürfen ... oder sagen wir großzügig 1/500 s. Ich bin aber mit 1/15 s zurechtgekommen. Das heißt, der gehäuseintegrierte Bildstabilisator hat mir fünf volle Zeitstufen Reserve verschafft! Und das bei 600 mm Kleinbildäquivalent! Von wegen AS funktioniert nicht gut mit langen Brennweiten! Natürlich habe ich mich besonders auf eine feste Standposition, eine kontrollierte Atmung und eine sanfte Auslösung konzentriert. Aber ich stand frei, ohne Anlehnen oder Auflegen.
Das Foto wurde nachträglich mittels Gradationskurven in den Schatten aufgehellt, damit die Bildschärfe in den dunklen Partien besser zur Geltung kommt. Dies verstärkt zwar das ohnehin schon starke Rauschen (ISO 3200/36°!, aber egal -- es geht hier um die Schärfe, nicht um das Rauschen. Außerdem habe ich noch die beiden 100-%-Ausschnitte einkopiert. Es fand keinerlei Nachschärfung oder Rauschunterdrückung statt! Die JPEG-Kompression hat allerdings einen Teil des Rauschens gnädig glattgebügelt.
Also, ich bin von der Leistungsfähigkeit des Anti-Shake sehr beeindruckt! Daß man Straßenszenen in stockdunkler Nacht aus freier Hand mit 600 mm Kleinbildäquivalent bei Blende 6,7 aus freier Hand aufnehmen kann, hätte ich ihm bei allem markenloyalen Wohlwollen vorher nicht zugetraut.
-- Olaf