Mir ist öfters aufgefallen, daß ich, wenn ich Bildbände von Fotografen in den Händen halte, manchmal zu mir selber sage "Wow, dazu hätte ich auch 'mal Lust..."
Kurze Beschreibung: Greg Friedler hat drei Bildbände herausgebracht ("Naked in New York", "Naked in LA" und "Naked in London", wo er Menschen einmal bekleidet und einmal unbekleidet fotografiert hat und diese Bilder nebeneinander präsentiert. Der Tenor des Buches (so habe ich es verstanden) ist, daß der Mensch nur durch seine äußere Erscheinung zum Menschen wird.
Andrew Einhorn hat in seinem Buch ("Naked happy Girls" Frauen bei seinen Shootings scheinbar wahllos geknipst. Da wirkt nichts gestellt, da läuft schonmal die Katze vor die Linse oder das Bild ist voller Bewegungsunschärfe (in der FC würde es als "unbrauchbar" gewertet werden).
Konkret: Wenn man nun einen Stil oder ein Projekt eines anderen Fotografen "imitiert" oder "kopiert", ist das eher einfallsreich oder einfallslos? Seid 'mal ganz ehrlich, soetwas habt ihr doch auch schon gemacht, oder etwa nicht? Wie seht ihr das?
(Achtung FC- Member: Dieser Beitrag läuft dort auch, und zwar im Akt- Forum. Also nicht wundern, wenn er bekannt vorkommt...)
Zum einen kann es ungeheuer lehrreich sein, wenn man versucht, eine Aufnahme rein technisch nachzustellen. Dazu muß man das Bild genau analysieren, um festzustellen, (falls nicht angegeben) mit welchem Objektiv, welcher Zeit, welcher Blende, welcher Beleuchtung, und welchen sonstigen Effekten der Fotograf gearbeitet hat. Ich finde, das wird viel zu wenig gemacht. Da muß man sich nur mal die hiesige Galerie zu anschauen... /ninja.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ninja.gif" />
Zum anderen empfinde ich das "Nachmachen" als eine unheimlich starke Kreativ-"Spritze", wenn man mal gerade keine eigenen Ideen hat. Durch das Nachmachen komme ich auf immer neue Ideen, und lande schließlich vollkommen woanders. Und dann bin ich genau da, wo ich eigentlich hinwollte, es aber vorher nicht wußte. /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />
Finde ich auch ganz normal, dass man sich inspirieren lässt. Das gilt doch in der gesamten Kunst, auch z.B. in der Musik. Da werden eben bestimmte Stilrichtungen geprägt.
Ich finde das auch ganz normal, nur dann nicht, wenn exakt die gleiche Situation nachgestellt wird. Ich verstehe diese Fotobände, Ausstellungen usw. als Anregung für eigene Ideen zu entwicklen und nicht als "Kopiervorlage". Udo
Zitat von udoIch finde das auch ganz normal, nur dann nicht, wenn exakt die gleiche Situation nachgestellt wird. Ich verstehe diese Fotobände, Ausstellungen usw. als Anregung für eigene Ideen zu entwicklen und nicht als "Kopiervorlage".
Gerade das halte ich an sich für absolut legitim. Wenn man es für sich macht, sowieso, wenn man es präsentiert, gehört eben das Original zitiert.
Aus einer direkten 1:1-Kopie kann man viel lernen. Das bedeutet natürlich eine intensive Beschäftigung mit der Sache an sich, und überfordert somit diejenigen, die ohne Köpfchen einzusetzen "einfach nur schöne Bilder" machen wollen.
Eine 1:1-Kopie nach einer Vorlage anzufertigen, ohne die Parameter zu kennen, ist schon eine Kunst für sich. Natürlich befriedigt das nicht hinsichtlich eigener Kreativität, aber es schult den Umgang mit der Technik. Falls es noch nicht aufgefallen sein sollte: Jeder "Star"-Fotograf beherrscht seine Technik blind und perfekt. Das sollte einem als "Nicht-Star"-Fotografen zeigen, daß fehlende technische Finesse mehr oder weniger nur zufällig gute Ergebnisse zulässt. Wie gesagt, mit Kopieren lernt man sein Werkzeug besser kennen und einszusetzen. Vorzeigen wird man so was wohl kaum.
Weiterhin kann das exakte Nachstellen einer faszinierenden Aufnahme auch zeigen, warum etwas so oder so "gemacht" wurde, und daraus kann man dann wieder eigene Wege und Techniken entwickeln, in dem man etwas gezielt anders macht, oder einen Weg noch weiter geht.
Was natürlich nicht geht, ist ein Werk zu kopieren und als das eigene auszugeben. Aber ich glaube nicht, daß das Niveau hier im Forum so unterirdisch ist, daß man das irgendwie erwähnen muß, das ist selbstverständlich.
Hmm. Wenn es schlechte Kopien sind lernt man im besten Fall etwas. Wenn es super gute Kopien sind ist man lediglich ein genialer Fälscher. Wenn im Prozess des Nachahmens etwas Neues entsteht ist man auf den richtigen Weg.. Die Themen nicht weniger Kompositionen von J.S.Bach hat er auch nur von anderen Komponisten übernommen, und dennoch sind seine "Cover-Versionen" genial.. /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />
In China ist das Kopieren Bestandteil der Kultur. Man lernt von seinem Meister. Es ist die größte Auszeichnung, wenn man seinen Meister so gut kopieren kann, das andere die Werke nicht mehr unterscheiden können.
In nahezu allen Kunstrichtungen beginnen die Künstler mit dem Kopieren, um dann, wenn sie es beherrschen, sich selbst zu entwickeln und eine eigene Richtung finden.
Viele alte Gemälde von Schülern wurden lange Zeit ihren Vorbildern zugeschrieben. Viele Musiker haben anfangs ihre Idole kopiert um später selbst einen eigenen Stil zu entwickeln und selbst zum Idol zu werden.
Das Kopieren anderer um selbst besser zu werden, ist IMHO höchst ehrenvoll.