Dharamsala ist ein kleines Nest im nordindischen Gliedstaat Himachal Pradesh, das auf etwa 1200 müM am Fusse des Himalaya liegt. In den steilen, bewaldeten Abhängen oberhalb von Dharamsala, auf fast 1800 müM, liegt McLeod Ganj, eine ehemalige britische "Hill Station". Dahinter türmen sich die teils über 5500m hohen Gipfel des Dhalaudhar. Hinter dieser ersten Kette des Himalaya liegen die ersten tibetisch geprägten Täler wie das Zanskar Valley oder das Lahaul.
Dharamsala wäre eine unbedeutende Randnotiz der Geschichte geblieben, hätten nicht die chinesichen Invasoren 1959 während des Lhasa-Aufstandes den 14. Dalai Lama von Tibet faktisch zur Flucht gezwungen: Die damalige indische Regierung bot daraufhin dem Dalai Lama das ehemalige britische Resort an, um dort eine Exilregierung aufzubauen. Obwohl die von Chinesen dem Erdboden gleichgemachten grossen tibetischen Klöster hauptsächlich in Südindien wiederaufgebaut wurden - von ca. 6000 Klöstern in Tibet wurden ganze zehn von den Chinesen nicht zerstört -, residiert der Dalai Lama nach wie vor in McLeod Ganj.
McLeod ist weitgehend eine indische Siedlung - man sollte sich da keine Illusionen machen. McLeod ist aber auch ein wichtiges Zentrum des tibetischen Buddhismus, und man darf getrost davon ausgehen, dass dieser den chinesichen Kommunismus überleben wird.
Am 15. Juni flog ich in Zürich ab, um während der folgenden 15 Tage die tibetischen Feiern aus Anlass des 80. Geburtstages von Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai Lama, zu dokumentieren. Die Bilder dienen zur Illustration eines über 300seitigen Buches, das von den tibetischen Organisatoren herausgegeben wird. Aus diesem Grund hatte ich - im Gegensatz zu den zahlreichen Agentur- und Pressefotografen aus aller Welt - die Möglichkeit, auch "hinter den Kulissen" und teils sehr nahe am Geschehen zu fotografieren.
Jeder, der schon mal in der unmittelbaren Nähe einer wichtigen Persönlichkeit fotografiert hat, weiss, dass da eine ziemliche Energie in der Luft liegt.
Ich entschied mich aus verschiedenen Gründen, auf die bewährten A900-Gehäuse zu setzen (und nicht auf die A7II oder auf Nikons D800/810)). Mit dabei waren ausserdem das 2.8/20mm, das 1.4/85mm und das 2.8/200mm APO. Im Gegensatz zu den Agentur-Fotografen, die mit Einbeinstativen und 100-400mm Zooms arbeiteten, war ich damit leichter und flexibler.
In den folgenden Beiträgen möchte ich einige Eindrücke von den Feierlichkeiten und Zeremonien geben, aber auch über technische Aspekte berichten und - gelegentlich - kulturelle und spirituelle Aspekte beleuchten.
Gr Steve
Bilder:
* Junger Strassenhändler aus Kaschmir
* Hauptgasse von McLeod Ganj, im Hintergrund ein kleiner buddhistischer Tempel
* Gebäude der Central Tibetan Administration
* Tibetan Medical Institute (Men Tsee Khang)
* Detail des Tempels
* Blick über die Straße