Nachdem Gott, die Welt und das Forum hier über die digitale Fotografie im allgemeinen und die Dynax 7D im speziellen rauf und runter diskutiert, dachte ich mir, ich muß mal wieder einen analogen Schwerpunkt dagegen setzen.
Durch den Tip eines Arbeitskollegen und diversen Postings im Apug-Forum kam ich auf die Idee, selbst aiuch einmal die sogenannte "Standentwicklung" auszuprobieren.
Was ist das? /blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" />
Im Prinzip kennt man zwei Arten der Negativ-Entwicklung: Kippentwicklung und Rotationsentwicklung. Die Rotationsentwicklung ist meistens schneller und kommt mit weniger Entwicklerlösung aus, die Kippentwicklung liefert aber meistens einen Tick kantenschärfere und ausgeglichenere Bilder, ist aber umständlicher, weil manueller. Die dritte Art der Entwicklung ist die sogenannte Standentwicklung. Wie der Name schon sagt, steht die Entwicklerdose samt Film und Entwicklerlösung während der ganzen Entwicklungszeit und wird nicht bewegt.* Damit bildet sie also das extreme Gegenstück zu der Rotationsentwicklung, wo sich die Entwicklerdose ja ständig dreht. Bei der Standentwicklung arbeitet man eher mit höheren Verdünnungen und kommt so zu Entwicklungszeiten, die locker an 1 Stunde (oder sogar noch darüber hinaus) gehen. Wozu das ganze? Schärfefanatiker behaupten, erst mit der Standentwicklung bekommt man wirklich das letzte Quentchen Schärfe aus dem Film gequetscht. Außerdem kann man mit der Standentwicklung auch kontraststarke Negative etwas abmildern.**
Ich habe heute nun mit meiner Kowa Six Mittelformatkamera*** zwei Agfa APX 100 belichtet. Den ersten habe ich ganz normal in Rodinal 1+25 in 8:00 entwickelt, den zweiten habe ich mittels Standentwicklung in Rodinal 1+50**** in 45:00 entwickelt (ich habe einmal ganz am Anfang gekippt und einmal nach 20 Minuten - mehr nicht). Die Fotos habe ich bei mir im Stadtviertel innerhalb von 20 min aufgenommen, so daß die Lichtverhältnisse gleich blieben. Auf dem Hinweg habe ich Film 1 belichtet, auf dem Rückweg dieselben Motive mit Film 2. Kunstwerke sind keine dabei, sollte ja aber auch nicht sein. Stattdessen habe ich darauf geachtet, daß ich Motive mit hohem, normalem und geringem Kontrast habe. Außerdem habe ich noch geschaut, daß ich möglichst feine Strukturen im Bild habe, um die Schärfe zu testen (bei nur 12 Bildern auf dem Film gar nicht so einfach). Beide Filme sind gerade trocken und liegen bei mir auf dem Leuchtpult. Der erste Eindruck: trotz der 45 min ist der Standfilm nicht überentwickelt. Ich hatte es selbst nicht geglaubt, bis ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Auf dem Leuchtpult ist trotz der Negativgröße erst mal kein Schärfeunterschied auszumachen - das hätte mich aber andererseits auch etwas verwundert. Bei den kontraststarken Negativen meine ich jedoch tatsächlich ein etwas ausgeglicheneres Negativ erkennen zu können. Dies könnte ja aber auch an der doppelten Verdünnung des Entwicklers liegen.
Klarheit wird letztendlich erst der Abzug in der Dunkelkammer bringen. Leider komme ich aber erst Sonntag abend dazu. Ich wollte aber vorab schon mal den ersten Teil des Beitrags posten, um anderen hier im Forum, die vielleicht auch schon Erfahrung mit der Standentwicklung haben, die Gelegenheit zu geben, darüber zu berichten. Oder denjenigen, die das noch nicht probiert haben und interessiert sind, am Wochenende Gelegenheit zu geben, es auch mal auszuprobieren.
Am Montag mehr zu dem Thema...
* Im Prinzip. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> Details siehe oben.
** Dadurch, daß die Entwicklerlösung steht, verarmt der Entwickler lokal an den Stellen des Negativs sehr stark, wo viel Licht draufkam. Dadurch wird die Entwicklertätigkeit an diesen lichtintensiven Stellen per se abgebremst. Durch die lange Entwicklungszeit hat außerdem der Entwickler genug Zeit, um an den hellen Stellen des Negativs, wo also kaum Licht auf den Film fiel, weiterzuarbeiten. Das Ergebnis sind insgesamt etwas ausgeglichenere Negative.
*** Mittelformat deshalb, weil man hier leichte Qualitätsunterschiede, die auf die Entwicklung zurückzuführen sind, besser erkennen sollte.
**** Tippfehler wurde korrigiert! Und noch eine Info: Ich habe nicht 1+100 verwendet, weil ich in diversen Foren gelesen habe, daß man bei MF-Filmen mindestens 3, besser 5 ml Entwickler in der Entwicklerlösung haben sollte. Bei 1+100 und einer Gesamtlösungsmenge von 485 ml in der Jobo 1520 wäre ich bei 4,8 ml Rodinal gelandet. Also ziemlich an der Kante... Und da ich mich an das Thema erst rantaste, wollte ich lieber auf Nummer Sicher gehen.