RE: "Überschärfen"...

#1 von quickmick59 ( gelöscht ) , 15.03.2005 22:12

Hallo zusammen,

ich hab mal wieder eine ganz banale Frage:

um wieviel wird hier eigentlich geschärft?

Hintergrund:

Die Dynax 7D liefert ja nun ein sehr gutes Ausgangsmaterial zur Bildbearbeitung. Eines der üblicher Weise angewandten Mittel ist USM (unscharf maskieren). Ich arbeite mit PS 7.0.

Könnt ihr mir verraten, mit welcher Grundeinstellung ihr beim Schärfen arbeitet?

Gefragt ist nach Stärke, Radius und Schwellenwert.

Mein Workflow bei grösseren Serien ist Umwandlung des MRW in TIFF. Anschließend Schärfung und Tonwertkorrektur (alles mit den "Auto"-Funktionen).

Bei guten Einzelbildern erfolgt eine "Einzelbehandlung". Aber bei den Serien würd ich schon wissen wollen, ob ihr eine "Standard"-'Schärfebehandlung habt oder auch hier individuell auf das Bild bezogen arbeitet?

Gruß
Michael



quickmick59

RE: "Überschärfen"...

#2 von Daniel Kuhne ( gelöscht ) , 15.03.2005 23:30

Hi Michael!

Für mich hat sich folgende Einstellung als sehr gut in 90% aller Fälle erwiesen:

1x USM / 100% / Radius 0,3 Pixel / Schnellenwert: 0
1x USM / 100% / Radius 0,3 Pixel / Schnellenwert: 0
dann "undo" und "verblassen 50%" ... (gut, geht beim zweiten wohl auch mit Schnellenwert... in der Aktion habe ich es mir aber so angelegt)

Wenn man nicht gerade sehr feine Linien (wie z.B. schwarze Haare auf hellem Grund) hat, treten noch keine Kontrastränder auf, und man hat die bestmögliche Schärfung erreicht.



Daniel Kuhne

RE: "Überschärfen"...

#3 von Dennis , 15.03.2005 23:55

Dazu kann man keine allgemeine Antwort geben, denn Du mußt auf die Ausgabe hin Schärfen. Und zwischen einer Ausgabe auf Monitor, im Offsetdruck oder als Foto liegen Welten, und genauso muß man unterschiedlich Schärfen. Ebenso kommt es auf die Pixelzahl an. Bei einem Offsetdruck mit Radien von 0,3 zu schärfen ist Schwachsinn, das siehst Du gar nicht. Da sollten es eher 1-1,5 oder sogar mehr sein, je nach Raster/Ausgabegröße. Mit so einem Radius ist dann allerdings ein Bild für die Bildschirmausgabe ziemlich versaut. Am Monitor kann man es ja gleich kontrollieren, beim Druck sieht man das erst später. Auch der Schwellenwert ist individuell zu regeln. Mit einem Wert von 0 wirst Du schön das Rauschen verstärken, das geht nur bei ganz glatten Bildern.

Grundsätzlich mit Schwellenwert 0 beginnen, Stärke 200% oder so, Radius je nach Medium (Monitor 0,3-0,5, Foto 0,5-1, Druck 1-2). Dann die Stärke bis zum gewünschten Effekt regeln. Dann den Schwellenwert so lange erhöhen, bis der beste Kompromiss zwischen glatten Flächen und scharfen Kanten erreicht ist. Bei Monitorausgabe auf Sicht in 100% schärfen, bei Fotoausgabe leicht übertreiben, bei Druckausgabe deutlich übertreiben, oder in 50%-Ansicht knackig schärfen.



Dennis  
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RE: "Überschärfen"...

#4 von Raymond , 02.10.2006 15:08

Hi,

ich hol dieses alte Thema nochmal nach vorn, weil ich mich gerade durch die Rubrik EBV durchlese:

Ich geh ähnlich wie Dennis vor, ich stell als erstes den Radius passend ein, dabei geh ich nach einer einfachen Faustformel vor: Druckauflösung durch 200.

Also für den Monitor: 96dpi/200 = 0,4-0,5
Für den Druck: 300dpi/200 = 1,5
und so weiter.. natürlich dreh ich da auch noch ein bisserl dran rum um zu gucken wie es zum jeweilgen Bild passt - aber fürs erste sind diese Faustregelwerte ganz gut.

Die Stärke steht erstmal auf einem Wert zwischen 100% und 200% - dann seh ich mir den Schwellenwertregler an, hier wird die Einstellung auch irgendwo zwischen 0 und 10 zum liegen kommen (selten höher) das hängt von der ISO-Zahl ab mit der das Bild gemacht wurde (oder ganz einfach wie doll es rauscht) ich suche eine ebenmäßige Fläche im Bild und versuche den Wert so einzustellen das das Rauschen nicht zu sehr (am besten garnicht) mitverstärkt wird. Dabei soll der Wert aber nicht so groß werden das die USM gar keinen Effekt mehr hat (bei stark verrauschten Bildern könnte das passieren).

Nun such ich mir in der 100%-Ansicht einen Bereich des Bildes indem viele harte Kanten zu sehen sind, und möglichst irgendeine strukturierte Oberfläche - jetzt dreh ich am Stärkeregler, solange bis es mir gefällt.
Immer mal wieder den "Preview"-Knopf an und ausmachen um sich das Original anzusehen - und wichtig - nicht übertreiben. Auf Doppelkanten und Halos achten - das will man nicht haben.

Das wars dann schon.

ciao,
Robert



 
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RE: "Überschärfen"...

#5 von tatatu , 02.10.2006 15:51

ZITAt (Raymond @ 2006-10-02, 15:08) Auf Doppelkanten und Halos achten - das will man nicht haben.[/quote]
Für Photoshop gibt es zwei Plugins, mit denen sich Halos wunderbar kontrollieren lassen: Focal Blade [Photo Wiz] und Intellisharpen II [Fred Miranda]. USM nutze ich selten; wenn überhaupt, dann meist für selektives Schärfen [sofern die Auswahl keine Spitzlichter enthält].
Ich schaue mir die Bilder zusätzlich auch immer in 50% Vergrößerung an [für RGB-Belichter bei 300dpi], da man hier den realen Effekt der Schärfung besser beurteilen kann [Bilder werden dann eher so groß dargestellt, wie das Ergebnis... was zwar eigentlich 33% wäre, bzw. noch kleiner, aber gerade Werte (25%, 50%, 75%) liefern eine bessere Darstellung]. Um Artefakte zu vermeiden, ist Kontrolle bei 100%-Ansicht aber Pflicht.
Beste Grüße.



tatatu  
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RE: "Überschärfen"...

#6 von 01af , 02.10.2006 18:31

Richtiges Schärfen ist eine Wissenschaft für sich. Wer wie Daniel ein und dasselbe Vorgehen "in 90 % aller Fälle" anwendet, hat sich seine Bilder wohl noch nie genauer angesehen. Will man mit einem einzigen Schärfungs-Durchgang auskommen, so wäre es völlig falsch, diesen nach der Rohdatenkonvertierung als erstes durchzuführen. Im Gegenteil, den macht man ganz zum Schluß, wenn das Ausgabemedium feststeht. Das heißt, man arbeitet mit der ungeschärften "Master"-Datei, macht seine Tonwertkorrekturen und dergleichen, und zum Schluß legt man davon mehrere Kopien an: eine für den Monitor, eine für die Ausbelichtung, eine für den Tintenstrahldruck, eine für den Offsetdruck usw. Jede der Kopien wird dann passend zum Ausgabemedium skaliert und dann geschärft; die Master-Datei bleibt ungeschärft und wird archiviert. Die geschärften Kopien muß man nicht archivieren; das würde auf die Dauer viel zuviel Speicherplatz fressen. Skalierung und Schärfung sind ja, von der Master-Datei ausgehend, bei Bedarf schnell wiederholt.

Man kann das aber auch noch wesentlich raffinierter machen. Bruce Fraser empfiehlt in seinem Buch "Real-World Image Sharpening with Adobe Photoshop CS2" (Peachpit Press) eine drei- bis vierstufige Schärfung. Wer gelernt hat, daß mehrfaches Schärfen strikt zu vermeiden sei, dem mag dies wie Blasphemie erscheinen ... doch der Autor hat sich wirklich etwas dabei gedacht. Und es funktioniert. Sehr gut sogar!

Die vier Stufen heißen:Schärfung nach Quelle (sharpening for source)Schärfung nach Bildinhalt (sharpening for content)Kreatives Schärfen (creative sharpening)Schärfung für Ausgabe (sharpening for output)Jede Schärfung wird auf eigenen Ebenen duchgeführt, niemals in der Bilddatei direkt. Man kann das geschärfte Bild mit all seinen Ebenen archivieren oder, wenn man nach dem dritten Schärfungsdurchgang mit dem Ergebnis zufrieden ist, zum Schluß die Ebenen vereinen, um eine kleinere Master-Datei zur Archivierung zu erhalten. Der letzte Durchgang, Schärfung für Ausgabe, wird in der Regel natürlich nicht archiviert. Alle Schärfungsschritte lassen sich gut automatisieren, um rasch hunderte von Bildern zu verarbeiten.

Schärfung nach Quelle dient lediglich dazu, die durch die Digitalisierung hervorgerufenenen Unschärfen zu kompensieren. Sie erfolgt mit mittleren bis hohen Beträgen (150 - 500 %) und kleinen bis mittleren Radien (0,3 - 1 Pixel), je nach Bildquelle. Je mehr Megapixel, desto kleiner der Radius. Je stärker das Anti-Aliasing-Filter der Digitalkamera, desto höher der Betrag. Liegt Bildrauschen vor, so kann es sinnvoll sein, vor der Schärfung eine der Stärke und dem Charakter des Rauschens angepaßte Rauschreduktion durchzuführen, evtl. mit Hilfe einer Flächenmaske, die die Kanten schützt. Besonders gescannte Bilder bedürfen oftmals einer Rauschreduktion. Größere Tonwertkorrekturen, falls erforderlich, sollten vorher durchgeführt werden, weil sie unter anderem auch die visuelle Schärfe beinflussen können. Wichtig ist, daß dieser erste Schärfungsdurchgang erstens auf auf die Luminanz und zweitens auf die Mitteltöne beschränkt bleibt -- dies erreicht man ganz einfach z. B. durch passende Ebeneneigenschaften der Schärfungsebene. Wer will, könnte dasselbe auch mit passenden Luminanzmasken realisieren, oder mit einer Runde durch den Lab-Farbmodus (aber nicht bei 8-bit-Dateien!.

Für die Schärfung nach Bildinhalt müssen die Bilder in zwei bis drei Gruppen kategorisiert werden: niederfrequente, ggf. mittelfrequente sowie hochfrequente Bilder. Und zwar sind die Ortsfrequenzen der Bilddetails gemeint. Niederfrequente Bilder haben viele Flächen und wenige Kanten; bei hochfrequenten ist's umgekehrt. Dieser Durchgang erfolgt prinzipiell durch eine Ebenenmaske, welche die Kanten freigibt und die Flächen schützt. Man wählt mittlere Beträge und den Radius anhängig vom Bildinhalt -- d. h. von der Frequenzklasse. Durch die Ebenenmaske kann man relativ heftig schärfen und erhält dennoch subtile (und nachträglich anpaßbare) Ergebnisse.

Kreatives Schärfen ist optional und naturgemäß nicht automatisierbar. Hier geht es darum, die Schärfung einzelner Bilddetails lokal zu verstärken oder abzuschwächen, je nach Bildabsicht. Ein typische Anwendung wäre zum Beispiel das gezielte Nachschärfen der Augen und evtl. des Haars und ggf. das Unterdrücken von Hautunreinheiten in einer Portraitaufnahme. Man kann auch den Eindruck von Tiefenschärfe verringern, das Bokeh verbessern und, in Grenzen, sogar die Tiefenschärfe vergrößern ... ganz nach Bedarf. Natürlich kann man all dies auch lassen -- wie gesagt, das ist optional.

Schärfung für Ausgabe ist nun wieder ein rein mechanistischer Prozeß, der unabhängig vom Bildinhalt und streng abhängig vom Ausgabemedium und seinen Parametern vorgegeben und somit hervorragend automatisierbar ist. Eine gute Faustregel besagt, man solle in dieser Phase Schärfungs-Halos erzeugen, die nach der Ausgabe etwa 1/100 Zoll breit sind -- auch die von Robert "Raymond" oben angegebene Faustregel zielt in diese Richtung. Man dividert also den dpi-Wert der Ausgabe-Daten durch 100 und erhält die Breite der anzustrebenden Halos in Pixel. Auf diese Weise sieht eine für den Druck bei 300 dpi geschärfte Datei am Monitor natürlich zum Fürchten aus -- doch das ist schon richtig so, auf dem Papier sieht's dann gut aus. Beachte aber, daß der USM-Parameter "Radius" und die Breite der resultierenden Halos nur lose miteinander korreliert sind.

Frasers Buch beschreibt die Grundlagen der digitalen Bildschärfung sehr ausführlich und geht auf jede der oben skizzierten Schärfungsphasen im Detail ein. Das Buch enthält jede Menge Photoshop-Aktionen, mit denen sich die Phasen automatisieren lassen. Diese Aktionen lassen sich im Prinzip natürlich auch auf andere gute Bildbearbeitungsprogramme übertragen, sofern sie über Ebenen und Ebenenmasken verfügen. Ich kann dieses Buch jedem, der mit Digitalbildern hantiert, nur allerwärmstens empfehlen ... es hat nur einen Nachteil: es ist (bisher) nur in englischer Sprache verfügbar.

-- Olaf



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RE: "Überschärfen"...

#7 von tatatu , 04.10.2006 22:07

ZITAt (01af @ 2006-10-02, 18:31) ...[/quote]
Guter Beitrag, vielen Dank. Das Buch scheint klasse zu sein. Muss ich mir mal zulegen.
Beste Grüße.



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RE: "Überschärfen"...

#8 von frank0465 ( gelöscht ) , 04.10.2006 23:20

Hallo,

hier auch noch einige gute Tips (hoffe ich jedenfalls /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" /> ) zum Thema schärfen:

http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=57525

Gruß
Frank



frank0465

RE: "Überschärfen"...

#9 von steffens , 05.10.2006 09:06

Der Link ist echt Klasse, vielen dank dafuer /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />



 
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