Zitat von Helios
Fest steht, dass die Schärfentiefe nur von Blende und Abbildungsmaßstab abhängt.
Nein, zu allererst hängt die Schärftentiefe (DOF, depth of field) von einem zuerst zu definierenden zulässigen Zerstreuungskreisdurchmesser (COF, circle of confusion) ab. Dieser ist keinesfalls fest, und ändert sich mit dem Aufnahmeformat und dem Ausgabeformat, er hängt also alleine vom später angestrebten Vergrößerungsfaktor ab. Insofern müßte man eigentlich für jedes Ausgabeformat eine andere DOF-Tabelle erstellen (bei gleichem Bildformat). Die bei KB verwendeten COF's sind teilweise bei den Herstellern unterschiedlich, da man eben unterschiedliche Ausgabeformate, Betrachtungsabstände und Auflösungsvermögen des Auges unterstellen kann. Im Mittel liegt er aber bei 0,03mm. Es ist aber zB auch eine altbekannte Regel, daß man, wenn man einen großen Abzug plant, die Blende eine Stufe weiter schließen soll, als die Objektivskala angibt.
Unterstellt man einer Digi, daß mit ihr gleich große Abzüge gemacht werden sollen, wie mit einer KB-Kamera, dann muß zunächst mal wegen des wesentlich kleineren Bildformates auch der COF schrumpfen, und zwar um genau den Faktor, der das Verhältnis Chip-Format : Digi-Format angibt. Hier muß man sich aber noch einigen, da CCDs in der Regel das Format 4:3 haben, während KB ja 3:2 hat, auf welche Kante oder Diagonale man diesen Faktor bezieht. Das heißt, zunächst müßte eigentlich wegen des kleineren COF's die DOF auch kleiner sein.
Da nun aber eine Digi eine kürzere Brennweite verwenden muß, um auf den gleichen Sehwinkel zu kommen, ergibt sich daraus ein kleinerer Abbildungsmaßstab. Und jetzt kommt der Haken bei der Sache: Die obige Aussage von Dir ist nur bei Gegenstandsweiten gültig, die kürzer als ein Viertel der Hyperfokalweite für die kürzeste Brennweite sind. Da aber diese Gegenstandsweite im Gegensatz zu Brennweite, Abbildungsmaßstab und COF konstant bleibt, kommen wir in den Bereich, wo die Brennweite sehr wohl einen Einfluß auf die DOF hat. Und da wir hier im Bereich sehr kurzer Brennweiten arbeiten, ist die DOF entsprechend groß.
ZITATAuf Grund kleinerer Sensoren und des damit verbunden Grob-Faktors, sind die in kompakten Digitalkameras eingebauten Objektive extreme Weitwinkel.[/quote]
/huh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="huh.gif" /> Grob-Faktor? /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />
Was soll das denn sein. Und extreme Weitwinkel sind es nur auf KB bezogen. Bei meiner RB67 ist 50mm ein extremes Weitwinkel. Man kann das nur innerhalb eines Systems betrachten, eine Brennweite ist nie ein Weitwinkel oder Tele.
ZITATDurch diese Vergrößerung müssten sich doch auch die Unschärfekreise vergrößern und damit die Schärfentiefe gleich bleiben.[/quote]
Nein, damit die DOF im Abzug gleich bleibt (das ist ja das Ziel), müssen die COF's im Bild (Film, Chip) kleiner sein, und zwar um den Betrag des Formatfaktors.
ZITATEr fotografiert eine Szene vom gleichen Standpunkt aus mit einem Weitwinkel und einer höheren Brennweite. Anschließend vergrößert er einen Ausschnitt aus dem ersten Bild, sodass es sich genau mit dem zweiten Bild deckt. Der Ausschnitt und das zweite Bild sind technisch identisch. (Er bezieht das hauptsächlich auf die Perspektive, aber ich habe es so verstanden, dass es auch für die Schärfentiefe gilt.)[/quote]
Nein, das gilt nur für die Perspektive, und nicht für die DOF. Denn bei gleicher Gegenstandsweite und unterschiedlicher Brennweite erhältst Du unterschiedliche Abbildungsmaßstäbe, was ja lt. Deiner obigen Aussage zu unterschiedlicher DOF führt.
Was Du wahrscheinlich meinst, ist ein Experiment, wie jenes hier:
http://www.luminous-landscape.com/tutorials/dof2.shtml
"In fact, if the subject image size remains the same, then at any given aperture all lenses will give the same depth of field."
Leider erzählt der große Meister hier nur die halbe Wahrheit: Wenn Du jetzt mal über die Größenverhältnisse die Gegenstandsweite schätzt, dann wirst Du sehen, daß Du hier noch im Bereich kleiner viertel Hyperfokalweite bist. Und da ist seine Aussage in soweit richtig, als daß die tatsächlichen Fehler vernachlässigbar klein sind. Hätte er jetzt auf ein weiter entferntes Objekt fokussiert, zB die Baumgruppe im Hintergrund, dann hätte er feststellen müssen, daß die DOF sehr wohl von der Brennweite abhängt.
Im Endeffekt sind wir jetzt aber doch wieder bei den Abbildungsmaßstäben, denn wenn wir Personen oder andere Gegenstände aufnehmen, sind wir automatisch im unkritischen Bereich von ca. 1:15 bis 1:80 bei KB. Bei einer Digi benötigen wir aber wesentlich kleinere Abbildungsmaßstäbe auf Grund des kleineren Bildformates. Bei gleicher Gegenstandsweite und kleinrem Abbildungsmaßstab brauchen wir eine kürzere Brennweite. Bei gleicher Blende und kürzerer Brennweite erhalten wir eine kürzere Hyperfokalweite, d.h. unsere Gegenstandsweite wandert aus dem Bereich kleiner 1/4 alte Hyperfokalweite in den Bereich größer 1/4 neue Hyperfokalweite. Und die Auswirkung der Brennweite auf die Schärfentiefe ist bei kurzen Brennweiten wesentlich dramatischer, als bei langen Brennweiten.
ZITATKlar spielt der Unschärfekreisdurchmesser eine Rolle, aber die Brennweite ist doch etwas dramatischer![/quote]
Nur nochmal als Denkanstoß:
Es gibt keine Schärfentiefe.
Der Anfang aller DOF-Berechnungen ist das Maß an Unschärfe, das ich zu akzeptieren bereit bin. Es gibt natürich nicht-optische Grenzen für die Schärfe: Die Struktur des Filmes oder Chips. Das Negativ oder das Digi-Bild ist ja nur eine Zwischenstufe. Das, worin sich die DOF bemerkbar macht, ist das ausgegebene Bild. Wenn Du einen Kontaktabzug mit einem 9x13 und einem 30x45 Abzug vergleichst, wirst Du bei gleichem Negativ große Unterschiede in der DOF feststellen. Du hast nämlich bei allen drei Formaten andere COF's.
Weiterhin muß man immer bedenken, daß die Blendenzahl nur die Lichtstärke angibt, und mit der DOF grundsätzlich nichts zu tun hat. Die Blendenzahl gibt das Verhältnis von Eintrittspupille zu Brennweite an, und definiert somit den Kegel des einfallenden Lichtes. Die DOF hängt aber von dem Winkel ab, unter dem der Strahlenkegel auf die Filmoberfläche trifft, und der wird durch die Austrittspupille definiert. Eintritts- und Austrittspupille werden im Pupillenverhältnis in Relation zueinander gesetzt, nur wenn das bei zwei verschiedenen Optiken gleich ist, sind die Blenden DOF-mäßig vergleichbar. Das ist aber selten der Fall, insbesondere wenn man ein WW mit einem Tele vergleicht, wird man sehr unterschiedliche Pupillenverhältnisse vorliegen haben. Dann ist zwar F8 belichtungsmäßig gleich (wenn man vom Lichtschwund durch Absorption und Reflexion absieht), aber DOF-mäßig ganz unterschiedlich.