In den Spielwarengeschäften gibt es billige Analogkameras für (kleinere) Kinder, die sich durch kindgerechtes Design, überwiegend schlechte Qualität und eben die Notwendigkeit eines Negativ-Entwicklungsprozesses auszeichnen. Das digitale Zeitalter ist aber angebrochen. Digicams gibt es inzwischen für jede Zielgruppe, egal ob die Kamera nun besonders leistungsfähig, besonders klein, chic, spritzwassergeschützt oder wasserdicht sein soll. Zum fotografieren lernen sind Digicams meiner Meinung nach eigentlich gut für Kinder geeignet. Das Ergebnis kann sofort (auf dem Monitor) bzw. spätestens abends am PC/Fernseher betrachtet werden. Damit ergibt sich eine Unmittelbarkeit des Erlebens, weil Kinder nicht unbedingt für mehrtägige Wartezeiten auf Papierabzüge zu begeistern sind. Da keine Materialkosten für Film+Entwicklung anfallen, muß der Experimentiertrieb nicht gebremst werden. Die Fotoqualität der billigeren Digicams ist nicht unbedingt schlechter als die der sogenannten analogen Kinderkameras und für die ersten 9er Abzüge/Ausdrucke allemal geeignet, die stolz an die Kinderzimmerwand gehängt werden. Aber entweder täuscht mein Eindruck, oder es gibt tatsächlich keine Digicams im Handel, die auf die Zielgruppe Kinder zugeschnitten sind?
Eine kindertaugliche Kamera sollte ein (vielleicht buntes?) robustes Gehäuse haben, mit wenigen griffigen Bedienelementen ausgestattet sein, auf Bildschirmmenus verzichten und preislich in einer Region liegen, die bei Verlust oder Linsenbruch nicht gleich zum elterlichen Drama führt. Ob das für die Industrie uninteressant ist? Eltern kaufen teure Legokästen, Funkfernsteuerautos und Gameboys - also müßten sich auch solche Geräte gut absetzen lassen. Auch in Fachzeitschriften ist mir bisher noch kein Artikel über den Weg gelaufen, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Fotospecials für Steinpilzzammler und Höhlenforscher findet man eher :-) Haben Fotografen keine Kinder?
Ich habe ca. 40 Euro ausgegeben und meiner Tochter zum 5. Geburtstag eine einfache Digicam (aito) gekauft. Ältere kleine CF-Speicherkarten waren eh im Haushalt vorhanden. Wollte einfach mal ausprobieren, was dabei herauskommt. Ich bin erstaunt, welche Motive sie sieht. Das Gerät ist wirklich einfach gehalten, hat aber immerhin einen Monitor. Sie kann es selbständig einschalten und den Blitz ein- und auschalten. Damit hört es aber fast schon auf, weil die Kamera eben nicht für Kinder gemacht ist - man müßte lesen können und englisch verstehen, um weitere Funktionen über das Menu aufzurufen. Immerhin funktioniert das Gerät nach einem viertel Jahr noch und liegt nicht in der Ecke.
Ist das Thema wirklich uninteressant, habe ich nicht ausreichend gesucht, oder hat die Industrie die Zielgruppe Kinder wirklich noch nicht entdeckt?